Konzert von Felix Martin Musicals & More
Felix Martin: Von Fürsten, Grafen und dem King
Felix Martin war am 16.09.06 der dritte Musicalstar in Concert, der in spätsommerlicher Hitze seine rund 400 Fans im Ebertbad in Oberhausen zum Schwitzen brachte. Herr Martin hielt sich an die gesteckten Ziele seiner Vorgänger Thomas Borchert und Maricel und präsentierte rund 3 Stunden lang sein Solo-Programm »Musicals & More« mit routinierter Zwischenmoderation. Wie der Titel schon erahnen ließ, verwöhnte Martin seine Fans in Begleitung seiner versierten Pianistin Marina Komissartchik, die selber auf eine achtjährige Musicalerfahrung allein im Orchester des Hamburger Phantom der Oper zurückblicken kann, mit einer bunten Auswahl aus seiner Musicalkarriere. Das Programm war nicht mehr ganz neu, war es bereits das fünfte mal, dass Martin zu diesem Soloabend einlud, doch für die Premiere in Nordrhein-Westfalen wurde die Show modifiziert und die Titel aus Grease und der West Side Story mussten Platz machen für aktuellere Neuerungen. Bereits direkt nach dem Opener »Wer versteht, was Liebe ist« aus Webbers Aspects Of Love, für dessen Interpretation als >Alex< Felix Martin den Image (International Musical Award Germany) erhielt, bat der Künstler um Verständnis für einen freilaufenden Fotografen, der die Bilder für das Booklet der CD schiessen sollte, die genau an diesem Abend Live aufgezeichnet wurde. Mit der Aussicht auf neues Futter für den heimischen CD-Player ihres Idols sahen die meist weiblichen Fans gerne über diese permanente kleine Störung hinweg.
Bestens gelaunt spannte Felix Martin dann sogleich einen bunten Bogen aus seinem Musicalrepertoire: da hiess es »Willkommen, Bienvenue, Welcome« aus Cabaret, bevor im Medley die Geschichte von Les Miserables aus der Sicht von >Marius< mit dem ergreifenden Höhepunkt erzählt wurde, bei dem im Ebertbad nur »Dunkles Schweigen an den Tischen« herrschte. »Die Musik der Dunkelheit« aus dem Phantom der Oper war ebenso greifbar wie Mozarts »Gold von den Sternen« und - »Wie kann es möglich sein?« – stand dem ehemaligen Fürsten Colloredo im Publikum auch sein Erzfeind alias Yngve Gasoy-Romdal gegenüber, der beim schwedischen »Guldet Blev Till Sand« aus Benny Andersson und Björn Ulvaeus Kristina fran Duvemala anerkennen musste, dass er jedes Wort in seiner Muttersprache verstanden hatte. Die Fans waren kaum mehr zu halten, als Felix Martin aus seinem Requisiten-Reisekoffer, der wie ein roter Faden die Show durchzog, endlich die ersehnten spitzen Zähne hervorzauberte und als Graf Krolock »Die unstillbare Gier« seiner Fans mit gleich drei Songs aus Tanz der Vampire befriedigte. Eine Federboa sorgte anschließend noch für einen »Sweet Transvestite« mit Elton John-Brille aus der Rocky Horror Show.
Diesem ausgedehnten Musicalteil stand im Wechsel immer wieder der »& More«-Part des Abends gegenüber. Als Überleitung diente Elvis mit einem Medley aus Rock und Balladen, doch auch wenn Herr Martin als 21 jähriger für die Show »Elvis – Stationen einer Karriere« gleich zu Beginn seiner Karriere den Publikumspreis »Daphne« erhielt, war es an diesem Abend doch zu sehr Martin und nicht der echte King, der zu »Are You Lonesome Tonight« schließlich seine goldenen Schals verschenkte. Als Inge Meysel in passabler Stimmenimitation eine Stippvisite machte, war dies eher etwas für die eingeweihten Kenner dieser Konzertreihe. Ein Schuss ins Schwarze waren dann wieder die pointierten Schlager von Udo Jürgens wie »Das Weichei«, bei dem sich Felix als Sissi-Film-Flenner outete oder das »Alles, was gut tut«, das er gleich im Chor mit seinem Publikum anstimmte. Schon lange schien der »Moon River«, bevor Felix Martin in der deutschen Version von »Mr. Bojangles« seinen Hut nahm. Bis dahin hatte der stimmstarke Star ganze vier Oberhemden restlos durchgeschwitzt, den Fans aber so manche Gänsehaut verschafft – was will man mehr?
© Text & Fotos by Stephan Drewianka; dieser Artikel ist ebenfalls in der Fachzeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe 06/06, November-Dezember 2006 erschienen
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