Zwischen Südsee und Saarland: Anne Weltes Heimweh nach Püttlingen
Hohe Wellen, schöne Stimmen und ein Freund auf der Flucht
Wurde ja auch Zeit, dass sie mal wieder festen Boden unter die Füße bekam. Nach fünf Wochen auf schwankenden Planken hatte sich Anne Welte einen längeren Landurlaub redlich verdient. Den nutzte die Saarländerin dazu, sich Freunden und Fans in ihrer Heimatstadt Püttlingen in Erinnerung zu rufen. In der dortigen Stadthalle präsentierte die Künstlerin mit „Meine Lieder sind mein Leben“ ihr aktuelles Programm. Es war eine klangvolle, Genre übergreifende Reise durch die Welt von Musical, Chanson und Operette. Und von Reisen versteht Frau Welte ja etwas…
Gut, das mit den „schwankenden Planken“ ist ein klein wenig übertrieben. Das waren schon zwei ziemlich dicke Pötte, mit und auf denen die Aktrice aus dem kleinsten deutschen Bundesland den Südpazifik unsicher gemacht hatte. Es kam ganz dicke: Ein Engagement auf der MS Columbus 2 führte von Papeete nach Sydney durch die bei Regen und Sturm gar nicht mal so malerische Südsee – Zyklon „Gerry“ und zwei Solokonzerte an Bord inklusive. Und dann kamen ihre in Auckland an Bord gestiegenen Freunde mit ins Spiel.
Mit Freunden auf hoher See
„Anne Welte & Friends“ ist ja inzwischen eine fest etablierte „Marke“. Ende 2012 war die zehnte Auflage dieser beliebten Gala-Reihe in der Neunkirchener Gebläsehalle über die Bühne gegangen – unter stimmstarker Mitwirkung von Sabrina Weckerlin, Kevin Tarte und Sascha Krebs. Nr. 11 folgt am 3. November 2013. Gleiche Welle, gleiche Stelle. Und für die „MS Europa“, die die Tasmanische See durchpflügte, hatte das „Püttlinger Mädsche“ eine orchestral etwas abgespeckte Mobil-Version davon zusammengestellt. Unterstützt und begleitet von ihrem Haus- und Hof-Kapellmeister Achim Schneider gab’s eine volle Packung Sang und Klang. Als „Friends“ komplettierten Marc Clear und Marysol Ximenez Carrillo die Besatzung. Und keiner wurde seekrank…. Es ging sogar ganz ohne Fehlalarm ab.
Beim letztjährigen Heimspiel in Neunkirchen hatte ein solcher für Verwirrung gesorgt, und einen ganz besonders erschreckt. Das Publikum war mehrmals über Lautsprecher aufgefordert worden, den Saal wegen eines technischen Defektes zu verlassen. Während die meisten Besucher gelassen sitzen blieben und der weiteren Dinge harrten, die da kommen würden, ging Sascha Krebs auf Nummer sicher, schnappte sich in der Garderobe seine Jacke und verließ fluchtartig den Saal. Man(n) kann ja nie wissen…. Einem Feuerwehrmann gelang es jedoch, den durchs Foyer (s)türmenden Künstler wieder zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass die Lage sicher sei. Aus dem eigentlich just für diesen Zeitpunkt vorgesehenen Duett mit Kevin Tarte wurde deshalb nix. Der Amerikaner musste die Elvis-Nummer alleine singen.
Kinderlieder und Babysitter
Das tat das inzwischen physisch in die Halbfliegengewichts-Klasse gewechselte vokale Heavy-Weight jüngst beim Heimspiel in Püttlingen (fast) einen ganzen Abend lang. Auch viele alten Freunde, Verwandte, Weggefährten, Berufskollegen und selbst solche, bei denen sie früher Babysitter gespielt hatte, hatten sich unter das Publikum gemischt und feierten die Sängerin zum Schluss mit stehenden Ovationen. Als Overtüre gab’s Bandsalat, also Musik vom Band. Eine Einspielung mit Kinderliedern, die Anne Welte als Vierjährige gesungen und die ihre Eltern damals mit dem Kassettenrekorder aufgenommen hatten.
Wo sind die 55 Kilo?
Beginnend mit „Ich lass die Musik nicht vorbei“ folgte ein bunter Regen sehr persönlicher Songs ganz unterschiedlicher Provenienz. Und zwischendurch immer mal wieder die ein und andere Anekdote. Beispielsweise darüber, wie es dem gesamten Publikum während eines vorangegangenen Kreuzfahrt-Konzerts speiübel geworden war. Aber das ist eine andere Geschichte. Auch zu persönlichen Fragen blieb die ranke und schlanke Gastgeberin keine Antwort schuldig. Ausgenommen die, wie sie es geschafft hättet, 55 Kilogramm (!!!) abzuspecken. Dieses Geheimnis will „die“ Welte in einem Buch, an dem sie derzeit eifrig arbeitet, lüften. Die Chance, jemals wieder als Madame Thenardiér, Mrs. Fezziwig oder Vampir-Wirtin Rebecca gecastet zu werden, hat sie sich freilich damit verscherzt.
© Text: Jürgen Heimann; Fotos: Roger Paulet