Musical AIDA © Stage Entertainment
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Musical Aida Premiere in Essen: Große Gefühle, Dramatik und eine Brise Komik


Musical Aida ist optisch und musikalisch ein Hochgenuss


Maricel macht Amneris zum Star der Show im Musical Aida


Kasumba & Edenborn: Ein Tandem mit viel Potenzial


Kristian Vetter - ein bärenstarker Bösewicht


CD-Aufnahme der Essener Aida Produktion geplant: Die Titel der Aida Songs in Deutsch

Lesen Sie auch unsere Berichte über die Aida Musicals im Colosseum Theater Essen (2003-2005), in Scheveningen/NL (2001) und auf der Freilichtbühne in Tecklenburg (2009)!


Backstage hinter den Kulissen des Musicals Aida im Colosseum Theater Essen


Geschichte und Handlung des Musicals Aida

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Musical Aida im Colosseum Theater Essen

Probenstart des Musicals Aida in Essen: Eindrucksvolle vokale Appetit-Happen

Bis zur Deutschland-Premiere des Broadway-Hit Musicals Aida am 5. Oktober 2003 wird im Colosseum-Theater noch viel Schweiß fließen.

Schluss mit lustig - jetzt wird’s ernst. Die nächsten acht Wochen dürften verdammt hart und anstrengend werden - für alle. Hinter den dicken, denkmalgeschützten Mauern des ehrwürdigen Essener Colosseum-Theaters wird im Akkord transpiriert -  bei Handwerkern und Künstlern. Die Kaiserin hat abgedankt  und einer bezaubernden, nubischen Prinzessin Platz gemacht. Es lebe AIDA! Bereits am 5. Oktober 2003 soll die mit Spannung erwartete Deutschland-Premiere des Broadway-Hit Musicals über die Bühne gehen- in deutscher Sprache, versteht sich. Da bleibt nicht mehr allzuviel Zeit für die internationale, 41-köpfige Cast, das hochkarätig besetzte Kreativteam und auch die Handwerker, die derzeit durch den Kulturpalast wuseln, um das Feld zu bereiten und alle Umbauarbeiten termingerecht zu vollenden.

Gut gelaunt und voller Tatendrang

Am Montag dieser Woche (11. August 2003) war offizieller Probenstart. Angeführt von Regisseur Robert Falls präsentierte sich das große Ensemble vor einem stattlichen Medienaufgebot gut gelaunt und voller Tatendrang. Ihm gehören Darsteller aus Deutschland, Schweden, Holland, der Schweiz, Italien, den USA, England und Brasilien an. Darunter etliche bekannte Namen, aber auch viele (noch) unbekannte Vertreter der Zunft, für die die Inszenierung an der Ruhr aber der große Durchbruch bedeuten dürfte. Nachdem die obligatorische, große Probenstart-Torte verteilt und verzehrt ist, geht’s jetzt ans Eingemachte. Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich nun mal den Schweiß gesetzt.

Schon einmal heimlich geübt

Dass Elton Johns eingängige und packende Partitur bei „AIDA made in Germany“  adäquat und mitreißend umgesetzt wird, darf als sicher gelten. Einige eindrucksvolle, vokale Kostproben servierte die Cast, begleitet von Ethan Popp am Flügel, bereits vorab. Und spätestens dabei wurde offenkundig, dass die Künstler an diesem Tag nicht zu ersten Mal die Köpfe zusammengesteckt, sondern schon zuvor „heimlich“ und emsig geübt hatten. „The Gods love Nubia“, jener gospellastige Showstopper, der zu den schönsten Songs des Stücks überhaupt zählt und gleichzeitig die einzige wirklich große Ensemblenummer ist, zeigte, mit welche Hingabe sich die Akteure mit dem genialen Kompositions- und Stilmix des geadelten Brillenfreaks von der Insel identifizieren. Sir Elton John hat in dem Werk neben Gospel und Rock auch Pop- , Reggae- und Soulelemente auf pfiffige und intelligente Art miteinander verwoben. Dabei heraus kam eine ganze Palette veritabler Ohrwürmer. Die Lyrics steuerte kein Geringerer als Tim Rice bei.

Eine ziemlich freie Übersetzung durch Michael Kunze

Aber auch auf deutscher Seite hatten die Verantwortlichen „schweres Geschütz“ aufgeboten. Die  Übersetzung ins Germanische wusste man bei Michael Kunze von Anfang an in den besten Händen. Und der Erfolgs-Librettist lieferte gar zwei Übersetzungen ab - eine traditionelle, mehr oder weniger 1:1-Basierende, und eine etwas freiere, großzügiger gehaltene und sich vom Originaltext lösende Version. Die Produzenten entschieden sich für Letztere, was insofern erstaunlich ist, da hier ja auch Disney mit im Boot sitzt, und die „Company“  steht ja nicht unbedingt in dem Ruf, zu „Experimenten“ dieser Art zu tendieren.

Die Messlatte hängt hoch

Über weitgehende Freiheiten bei der Interpretation der einzelnen Songs berichten auch die Künstler. „Man muss hier nicht stur vom Notenblatt singen, sondern kann und darf sich selbst einbringen und zu einer individuellen Umsetzung finden“, sagt beispielsweise Maricel, die  zuletzt als Mozart-Gattin Constanze in der Neuen Flora in Hamburg zu sehen war und jetzt bei AIDA mit der Rolle der „Amneris“ betraut wurde. „Und genau  wegen dieser Spielräume macht das ganze so einen tierischen Spaß“, schwärmt die Hannoveranerin. Sie ist die Gegenspielerin  der anmutigen Titelheldin, die von der gebürtigen Uganderin Florence Kasumba verkörpert wird. Die 26-jährige, die noch im vergangenen Jahr bei „Jesus Christ Superstar“ in Bad Hersfeld als eine unter vielen auf der Bühne stand und zuletzt bei „Mamma Mia“ in Hamburg mitwirkte, hatte sich in einem langwierigen Ausleseprozeß schließlich als Nr. 1 durchsetzen können und weiß natürlich um die Größe und Schwierigkeit ihrer Aufgabe. Heather Headley hat am Broadway  die Messlatte für diese Rolle ja verdammt hoch gehängt. Oceana (alternierend) sowie Dominique Aref und Ana Milwa Gomes sind die anderen AIDAs.

Musical Aida: Schreckliches Ende einer romantischen Liebe

AIDA zählt zu den schönsten Liebesgeschichten der Menschheit und basiert auf einer uralten Legende aus der Zeit um 1550 vor Christus. Weil die  als Sklavin nach Ägypten verschleppte und ihr zum Geschenk gemachte nubische Prinzessin Aida ihr den Bräutigam Radames (Mathias Edenborn) ausspannt, nimmt die Pharonen-Tochter Amneris fürchterliche und tödliche Rache. Schreckliches Ende einer großen, romantischen Liebe über alle Rassengrenzen hinweg: Giuseppe Verdi hatte den Stoff bereits in seiner gleichnamigen Oper verwurstelt, die 1871 anlässlich der Eröffnung des Suez-Kanals uraufgeführt wurde. Aber bis auf den Titel hat die moderne Adaption von Elton John und Tim Rice kaum etwas damit gemein. Selbige „kommt als Meisterwerk des 21. Jahrhunderts ( n. Chr.) daher“, verkündet der PR-Apparat. Zu dick aufgetragen scheint das jedenfalls nicht. Im New Yorker Palace Theater hat das Stück ziemlich abgeräumt und inzwischen über 1,8 Millionen Besucher angelockt. Es erwies sich auch in niederländischen Scheveningen als Renner. Die Broadway-Inszenierung heimste allein vier Tony Awards ein, für den Soundtrack setzte es einen Grammy.

Die Erwartungen sind groß

Insofern sind die Erwartungen, die die  Stage-Holding in den Elisabeth-Nachfolger setzt, auch hoch - nicht allein auf Grund der beträchtlichen Investitionskosten, die der Umbau und die Erweiterung des Theaters um 200 Sitzplätze erfordern. Sie braucht nach dem „Sissi“-Erfolg einen weiteren Bestseller an jenem Standort, an dem sie anno 2001 mit der Kaiserin ihren deutschen Siegeszug eröffnete. Vieles wird natürlich auch von der Vermarktung abhängen, aber auf diesem Feld sind Joop van den Endes deutsche Statthalter ja Meister.

Nichts aus der Mottenkiste, sondern etwas Modernes

Viele assoziieren den Namen Aida immer noch und ausschließlich mit der Verdi-Oper, was sich, wenn da nicht massiv gegengesteuert wird, als Rohrkrepierer erweisen könnte. Beim Musical Mozart in Hamburg hatte sich unter der Ägide des in Konkurs gegangenen Konkurrenten Stella ein vergleichbares  Problem als schließlich unlösbar gezeigt. Der Titel ließ etwas ganz anderes vermuten als der Inhalt. Andererseits: Der Name Elton John lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass man es auch hier in Essen doch mit etwas ganz anderem als einem klassischen, opernhaften Werk aus der Mottenkiste zu tun hat.

Hochkarätiges Kreativteam

Trotzdem oder gerade weil: Die besten Köpfe aus dem Kreativ-Lager des internationalen (Musik)-Theaters waren der Stage-Holding gerade gut genug, um das alte Ägypten in den Ruhrpott zu transferieren: Der 1999  für seine Inszenierung von Artur Millers „Death of tha Salesman“ (Tod eines Handlungsreisenden) mit dem Tony Award ausgezeichnete Regisseur Robert Falls,  Choreograf Wayne Cilento, der schon  bei der Erstellung von Musik-Videos und TV-Auftritten mit Stars wie Liza  Minelli, Billy Joel, Donna Summer oder Who-Gründer Pete Townshend zusammenarbeitete, sowie Paul Bogaev; der musikalische Direktor.  Letzterer hatte auch bei dem Oscar-gewürdigten Kino-Schlager „Chicago“ seine Hand im Spiel. Punkte auf der Habenseite steuern Bob Crowley mit seinem phantasievollen Bühnenbild und Natasha Katz (Lichtdesign) bei. Bei  einer solch geballten Ladung an Kompetenz sollte eigentlich  nichts schief gehen können. 

© Jürgen Heimann


Musical Aida Premiere in Essen

Große Gefühle, Dramatik und eine Brise Komik

Vergoldet von der Sonne Nubiens, veredelt von Elton John: Das Musical Aida ist wie Romeo und Julia am Nil. Über Essen strahlt die Sonne Nubiens. Der Ruhrpott hat eine neue Kaiserin - und das ist eine afrikanische Sklavin. Deren Lebenserwartung ist zumindest in der Geschichte, wie sie im Colosseum-Theater ungemein spannend und farbenfroh erzählt wird, nicht so hoch wie die der gekrönten Vorgängerin. Aber das muss  ja , bezogen auf die erhoffte Laufzeit, nichts heißen. Die Dame, um die sich die der Inszenierung zu Grunde liegende Legende rankt, heißt, wie das Stück auch – Aida. Black ist beautiful - Aida auch. Wie die bessere Hälfte des österreichischen Regenten stirbt auch sie schließlich eines gewaltsamen Todes – allerdings nicht verhärmt und einsam, sondern vorzeitig, in der Blüte ihres kurzen Lebens stehend, vereint mit und in den Armen ihres Geliebten. Und das auch ein paar Jährchen früher - rund 1.500 Jahre vor unserer christlichen Zeitrechnung.

Mit dem Disney-Epos, das bis auf den Namen und das Grundmotiv wenig mit der gleichnamigen Verdi-Oper gemein hat, ist es der Deutschen Stage Holding gelungen, ein adäquates Nachfolgestück für Elisabeth zu platzieren, eines, das sich als kaum weniger attraktiv, hochklassig und zugkräftig erweisen dürfte. Der Vorhang hatte sich noch gar nicht gehoben, da hatte das Musical Aida bereits einen ersten Zuschauerrekord eingefahren: Über 14 Millionen Menschen sahen zu – allerdings im Fernsehen, bei Gottschalks Thommy. In „Wetten, dass ...“  in Karlsruhe präsentierte das Ensemble am Vorabend der Premiere einige Szenenausschnitte, um unmittelbar danach wieder gen Essen zu eilen. Nach dem offiziellen Startschuss am 5. Oktober 2003 steht fest: Die kurzweilige und packende Inszenierung wird im Gegensatz zur Titanic garantiert nicht vorzeitig untergehen und dürfte, wie bereits am Broadway und in den Niederlanden, zum Kassenschlager werden. Das Musical Aida (Regie: Robert Falls/Keith Batten) muss man erlebt haben!

Musical Aida ist optisch und musikalisch ein Hochgenuss

Die stimmige Show des Musicals Aida ist sowohl optisch als auch musikalisch ein Genuss. Dafür garantieren schon allein  die 22 eingängigen Hit -Songs von Sir Elton John. „Sie gehören zu den Besten, die ich je geschrieben habe“, sagt der Komponist selbst. Mal treibend, rockig und fetzig, mal balladenhaft, verhalten, die Melodien gehen unter die Haut – und in die Beine. Aber nicht nur ausgewiesene Fans des geadelten Brillen-Freaks kommen hier auf ihre Kosten. Mag die Story auch uralt sein, die Partitur ist es nicht. Sie besteht aus einer Aneinanderreihung von Ohrwürmern. Selbige, exzellent orchestriert von Paul Bogaev und perfekt umgesetzt von einem bestens aufgelegten Orchester unter der Leitung von Bob Edwards, klingen noch lange nach dem Schlussvorhang nach. Sie dienen in erster Linie dazu, die Handlung voran zu treiben, nicht sie zu ersetzen. Die modern erzählte Story von Romeo und Julia im Schatten der Pyramiden basiert auf einer Erzählung des französischen Ägyptologen Auguste Mariette Bay. Die beiden Protagonisten durften eigentlich nicht zusammen kommen, taten’s aber dennoch - und erstickten in einem Sandgrab. Aber das war kein Unglücksfall, sondern der Vollzug eines Todesurteils.

Opulent, aber nicht überladen

Die (ziemlich freie) Übersetzung der Originaltexte von Tim Rice ins Deutsche stammt von Michael Kunze. Germaniens erfolgreichster Librettist hat auch dabei wieder ganze Arbeit geleistet. Die Bühnenbilder und Kostüme (Bob Crowley) sind märchenhaft schön und eindrucksvoll, das Lichtdesign (Natascha Katz) stimmungsvoll, atmosphärisch bestechend, aber nie aufdringlich oder gar überladen. Die junge, international besetze Cast (41 Künstler aus acht Nationen) zeigt sich voller Dynamik, was sich vor allem in der Umsetzung der ungemein packenden Choreografie von Wayne Cilento offenbart. „Aida“ beweist, dass es keiner vordergründigen Effekthascherei bedarf, um eine Geschichte wie diese so zu erzählen, dass sie nahe geht und emotional berührt. Die Technik ist hier dezent eingesetztes Mittel zum Zweck und eben nicht Selbstzweck. Dennoch wirkt die Show opulent, ohne andererseits überfrachtet zu erscheinen. Sie nimmt gefangen, hat keine Durchhänger und macht, trotz des tragischen Ausgangs der Geschichte, einfach Spaß. Mehr kann man eigentlich nicht verlangen.

In der altägyptischen Abteilung eines nicht näher beschriebenen Museums der Neuzeit begegnen sich zu Beginn des Stücks zufällig zwei junge Leute. Und sie sehen jenen beiden Liebenden von vor 3000 Jahren, von denen das Stück in Folge erzählt, verblüffend ähnlich. Eine Statue erwacht zu Leben und beginnt zu singen: „Jede Geschichte handelt von der Liebe“. Die Wände des Museums verwandeln sich, simsalabim, in eine Landschaft im Nildelta - und wir befinden uns im Ägypten des Jahres 1550 vor unserer Zeitrechnung, als die Armeen des von Expansionsgelüsten und Eroberungsdrang getrieben Pharao die Völker ringsum unterjochten und ausbeuteten. Die Statue entpuppt sich als Amneris, die Tochter des gottgleichen Herrschers, der ihr Dauer-Verlobter, ein gewisser Radames, einst Hörner aufgesetzt hatte.

Radames war kein unbedeutendes Kerlchen, sondern der militärische Führer der alles plattwalzenden ägyptischen Kriegsmaschine. Und er war strategisch äußerst geschickt und erfolgreich. Dummerweise verliebt er sich in Aida, eine nubische Prinzessin, von der er aber nicht weiß, dass sie eine solche ist. Er verschleppt sie als Sklavin aus ihrer Heimat und macht sie seiner Verlobten zum Geschenk. Die tiefen Gefühle der beiden zu- und füreinander entwickeln sich erst allmählich, aber dann mit finaler Wucht. Erst fängt es ganz langsam an, aber dann...

Der Erwartungs-Druck, der vor allem auf den beiden jungen Protagonisten Florence Kasumba und Mathias Edenborn lastet, ist enorm. Warum sie sich hier und jetzt unbedingt an den großen Broadway-Vorbildern messen lassen sollten, ist nicht ganz verständlich. New York ist weit weg, und unter der deutschen Zielgruppe dürfte das Stück in den USA nur ein verschwindend geringer Prozentsatz gesehen haben. Insofern ist es auch müßig und überflüssig, Parallelen oder personelle Vergleiche zu ziehen. Die Essener Inszenierung soll schließlich dem deutschen Publikum gefallen - und nicht dem Musical Jet-Set. Und sie wird es.


Maricel macht Amneris zum Star der Show im Musical Aida

Trotz des klassischen Liebes-Sujets ist Aida in Essen eher ein Stück über zwei gegensätzliche starke Frauen, die Nubierin auf der einen, und die Pharaonen -Tochter auf der anderen Seite. Es ist aber letztere und weniger die Titelheldin, die am nachhaltigsten abräumt. Durch Maricel gewinnt diese Figur das mit am Abstand stärkste Profil. Stimmlich wie von der Darstellung her ist die Hannoveranerin bestechend und die dominierendste Persönlichkeit auf der Bühne. Maricel macht ihre Amneris zum unbestrittenen Star der Show im Musical Aida: Verwöhnt, verzogen, selbstverliebt, ein klein wenig unterbelichtet und nur auf modische Äußerlichkeiten fixiert.

Ihre turbulente Modenschau („Mein Sinn für Stil“/“My strongest suit“) ist einfach zum Brüllen und das urkomischten Element der gesamten Aufführung. Man hätte sich noch mehr von diesen comedyhaften Einfällen gewünscht, ebenso wie von der grandiose Gospel-Hymne zum Finale des erste Aktes, die die Sonne Nubiens aufgehen ließ. Amneris zeigt sich mal komisch, mal verletzlich, mal arrogant, mal weinerlich und ein klein wenig schwer von Begriff, das aber stets in feinen Dosierungen. Erst ganz allmählich (und zu spät) reift die Erkenntnis, dass es auch jenseits von Schminke und teuren Klamotten noch Bedeutungsvolles und wirklich Wichtiges im Leben gibt. Als sie kurz vor der geplanten Hochzeit dahinter kommt, dass „ihr“ Radames mit der schwarzen Perle angebandelt hat, verurteilt sie die Beiden dazu, gemeinsam zu sterben. Sie schüttet viel Sand in deren Lebensgetriebe. Immerhin erweist sich die Blondine nach der Thronbesteigung – Papi war von Radames Vater Zoser vergiftet worden – als weise Herrscherin, was ihr niemand zugetraut hätte.

Kasumba & Edenborn: Ein Tandem mit viel Potenzial

Die junge Florence Kasumba verleiht der Titelrolle viel Würde und Authentizität, agiert überzeugend und besticht durch eine umwerfende Mimik. Ob als Prinzessin oder Sklavin, sie bewahrt majestätische Haltung. Ihr Bühnen- Boyfriend Radames (Mathias Edenborn) hat viel vokale PS, kämpft aber noch mit der Aussprache. Ob als (sympathischer) Krieger ohne Furcht und Tadel oder als Lover, bei den Dialogen wirkt er noch etwas unsicher, was etwas auf Kosten der Glaubwürdigkeit geht. Doch der Schwede wird sicherlich noch mit dieser schwierigen Aufgabe – es ist seine erste große Hauptrolle in Deutschland – wachsen. Er und seine Partnerin haben viel Potenzial.

Kristian Vetter - ein bärenstarker Bösewicht

Unter den Herren der Schöpfung macht Kristian Vetter die mit Abstand beste Figur, stimmlich wie darstellerisch. Sein Zoser, der Papi von Radames, ist der am stärksten und glaubwürdigsten ausgebildete Charakter. Der auf böse und gemeine Rollen abonnierte dänische Rock-Tenor gibt dem intrigenhaften, skrupellosen Strippenzieher, der seinen Bub (als Marionette) unbedingt auf dem Pharao-Thron sehen möchte und dabei über Leichen geht, ein herrlich fieses, gnadenlos überzeugendes Gesicht. Die anderen Rollen sind weniger entwickelt. So erhalten Lutz Ulrich Flöth (als siechender Pharao), Joel Karie (Radames’ Haus-Faktotum Mereb) und Daniel White (Aidas Vater und König von Nubien) nur wenig Gelegenheit, ihre Begabungen durchscheinen zu lassen.


CD-Aufnahme der Essener Aida Produktion geplant

Die Aida Songs in Deutsch

Die deutsche Aida Übersetzung stammt von Michael Kunze. Der Erfolgs-Librettist lieferte zwei Versionen ab, eine, die sich dicht am Original orientierte, und eine etwas freiere Fassung. Die Produzenten entschieden sich für letztere. Nachfolgend die deutschen Titel. Die Entsprechungen von der Original-Broadway-Aufnahme jeweils in Klammern. Auch von der Essener Produktion ist eine Cast-CD erschienen.

1. Akt:

Jede Geschichte handelt von der Liebe  (Every story is a love story)
Wer viel wagt, der gewinnt  (Fortune favors the brave)
Ein fernes Land  (The past is another land)
Eine Pyramide mehr  (Another Pyramid)
Ich kenn dich (How I know you)
Mein Sinn für Stil (My strongest suit)
Wer viel wagt (Reprise)
Von einem Traum entführt (Enchantment passing through)
Mein Sinn für Stil  (Reprise)
Manteltanz  (Dance of the robe)
Nicht ich, ich nicht  (Not me)
Durch das Dunkel der Welt (Elaborate Lives)
Die Sonne Nubiens (The gods love Nubia)

2. Akt:

Einen Schritt zu weit (A step too far)
So einfach, so schwer (Easy as life)
Wie Vater, so Sohn (Like father, like son)
Radames Brief (Radames letter)
Ich kenn dich (Reprise)
Sind die Sterne gegen uns (Written in the stars)
Die Wahrheit (I know the truth)
Durch das Dunkel der Welt (Reprise)
Von einem Traum entführt (Reprise)
Jede Geschichte handelt von der Liebe (Reprise)

© by Jürgen Heimann

Lesen Sie auch das große Interview mit Hauptdarstellerin Florence Kasumba!

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