Wicked von Gregory Maguire
Romanvorlage zum Musical Wicked von Gregory Maguire
Unter dem September-Terroranschlag in New York hatte auch der Broadway massiv zu leiden. Zurückgehende Besucherzahlen in den Theatern liessen so manches Erfolgsmusical um die Existenz bangen und auch die Broadway-Premiere des deutschen Erfolgsstückes “Dance Of The Vampires” war schon nach zwei Wochen (auch aufgrund vernichtender Kritiken) sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden. Es wurde Zeit für einen echten Hit und den konnte das Stück “Wicked” mit der bezaubernden Musik von Stephen Schwartz verzeichnen. Doch nicht nur die Musik allein macht einen handfesten Broadway-Hit aus, sondern natürlich auch die Handlung: Gregory Maguire lieferte die Romanvorlage zum Musical Wicked mit dem Untertitel “The Life And Times Of The Wicked Witch Of The West”.
Gut oder Böse - Die Hexen aus dem Musical Wicked
Erfahrene Musicalveteranen werden bei der bösen Hexe des Westens natürlich sofort an das grüne Monster mit ihren fliegenden Affen aus dem Klassiker Der Zauberer von Oz denken, die durch Dorothys Eingreifen mit einem Eimer Wasser buchstäblich dahingeschmolzen ist. Doch war die böse Hexe wirklich so böse wie der Zauberer von Oz immer behauptet hat? Warum war sie so versessen auf Dorothys rote Slipper, die sie von G(a)linda, der guten Fee des Nordens, geschenkt bekam, nachdem Dorothys Haus auf die Hexe des Ostens - der Schwester der Hexe des Westens - gefallen war und so die unterdrückten(?) Munschkin-Zwerge befreit hat?
Denn wie im richtigen Leben trügt der äussere Schein so oft: Elphaba oder Elfie - so der Name der nach dem Genuss eines zwielichtigen Liebeselexiers von Mamma Melana leider mit grüner Hautfarbe geborene Mädchen, hat es nicht leicht auf der Hochschule von Shiz, weil sie nun mal anders ist und auf gruftig-schwarze Klamotten steht. Ihre Zimmerpartnerin Galinda, versnobt und mit Barbiekleidern immer im Mittelpunkt des (männlichen) Interesses, hat es anfangs auch nicht leicht, ihren guten Ruf in Elfies Anwesenheit zu wahren. Doch die erste Liebe schweisst die Mädels schnell als beste Freundinnen zusammen, selbst als Elfies Schwester Nessarose ebenfalls an der Schule aufgenommen wird, die ohne Arme geboren auch nicht gerade unter die Kategorie normal fällt.
Aber Elfie hat gar nicht so sehr die jungen Männer im Sinn, sondern interessiert sich vielmehr für die Naturwissenschaften und ihr Biologie-Lehrer, Doktor Dillamond (seines Zeichens ein ZIEGENBOCK) hat interessante Theorien zum Unterschied von TIEREN (die sprechenden Exemplare mit Seele) und Tieren (den dummen Schafen, die auch schon mal für ein Festbankett geschlachtet eine nette Mahlzeit abgeben) aufgestellt. Doch die TIERE verschwinden langsam unter der neuen Herrschaft des tyrannischen Zauberers von Oz, der die kindliche Kaiserin mit seinem Ballon glatt vom Thron verstossen hat. Kurz vor seinem Durchbruch wird Doktor Dillamond plötzlich brutal ermordet. Galindas Nanny war Zeuge des Verbrechens, doch faselt sie nur noch unverständliches Zeug zu unbelebten Gegenständen. Und so machen sich Elfie und & Co. daran, die verschwörerischen Machenschaften im Lande Oz aufzuklären: was hat Schulleiterin Madame Morrible mit ihrem unbeseelten mechanischen Tick-Tock Diener mit dem Mord zu tun? Oder geht es sogar um weiterreichende politische Intrigen, die Elfie als Freiheitskämpferin erst viele Jahre später aufdecken kann?
Wicked - Ein Fantasy-Politik-Thriller von Gregory Maguire
Was zunächst wie ein neuer Harry-Potter-Roman beginnen mag, ist alles andere als ein leicht zu lesender Kinderroman. Autor Gregory Maguire wurde nicht umsonst von Kritikern zu seinem Fantasy-Politik -Thriller mit Psychologiestudie beglückwünscht, der seinen Platz zwischen Der Hobbit und Alice im Wunderland redlich verdient hat. Ohne von der Urgeschichte von Oz abzuschweifen, erzählt Maguire eine faszinierende Vorgeschichte voller Magie und überraschender Wendungen, gewürzt mit einer gehörigen Portion Humor und Sex. Doch als leichte Kost für den kleinen Lesehunger zwischendurch ist Wicked eben nicht geeignet: Durch das hohe Niveau des Stoffes und die blumige Erzählweise ist der 406 seitige englische Roman mit seinen vielen ausschmückenden, ungewöhnlichen Vokabeln für den Durchschnittsdeutschen mit Schulenglischkenntnissen ohne Wörterbuch nur schleppend zu verstehen.
Fazit: Trotz der schwer verständlichen englischen Sprache sollte man sich den Lesespass nicht verderben lassen: Wicked im Original hat wesentlich mehr Tiefganz zu bieten als das Broadway-Musical, für das der Stoff wesentlich vereinfacht werden musste.
Gregory Maguire: Wicked
Taschenbuch: ISBN 0-06-074590-8, ReganBooks, Neuauflage mit Fotos aus der Broadway-Produktion, 2004
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© by Stephan Drewianka, Musical-World.de
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