Eine, die’s drauf hat: Maricels Coming-Out als Songwriterin und Pop-Lady
Mit der CD Stärker hat die Pharaonentochter aus Hannover ein bestechendes Debüt CD-Album vorgelegt
Mit der Pop-Musik kokettiert hatte Maricel schon, bevor sie das Musical für sich entdeckte bzw. das Musical sie. Und dieser Flirt ist offenbar langlebig. Womit die Stichhaltigkeit jenes weisen Wortes, dem zu Folge alte Liebe nicht rostet, wieder einmal bewiesen wäre. An der Leine geboren, am Ruhrpott-Nil geadelt, geht die Pharonentochter aus Hannover unbeirrt ihrer eigenen Weg. Und der schließt Abkürzungen, aber auch Um- und Seitenwege mit ein. Für den ägyptischen Königshof, der ab dem 24. Juli dieses Jahres ja nicht mehr in Essen, sondern irgendwo anders in Deutschland residiert, wäre ein Entweder-Oder so oder so ein herber Verlust. Aber vielleicht kann und darf es ja auch ein Sowohl-als-auch sein.
Maricel, als „Amneris“ gesanglich und schauspielerisch eine der tragenden personellen Säulen der Aida-Produktion im Colosseum, schuftet noch auf einer anderen Baustelle. Die blonde Vollblut -Künstlerin geht fremd und ist auf dem besten Wege, sich jenseits der Theaterbühne noch ein weiteres Betätigungs- und Ausdrucksfeld zu erschließen. Dass sie im zarten Alter von 13 bereits ihren ersten Song schrieb, es später mit ihrer Single „Still waiting“ sogar zu einem regionalen Nr-1-Hit der ffn-Hörercharts brachte, ließ bereits erahnen, wohin die Reise, deren Ziel erst einmal der Weg ist, (noch) gehen könnte.
Maricel CD Stärker: Packende Live-Performance
Als Songwriterin hatte das attraktive Energiepaket in diesen Tagen ihr Coming-Out, um dieses vor Freunden, Fans, Weggefährten und Bewunderern im Rahmen eines familiären Showcase zu zelebrieren. Dies bezeichnenderweise an der Stätte ihres bisher größten Triumphs – in der Altendorfer Straße in Essen. Im intimen Studiotheater des prächtigen, denkmalgeschützten Musenbaus ließ die stimmgewaltige Norddeutsche die Sphinx aus dem Sack und verriet - „with a little help from her friends“ in Gestalt einer hervorragenden sechsköpfigen Live-Band, des Kölner Jungstimm-Wunders Oliver Nagy und des Leine-Rappers Jonny Bockmist - woran sie in den vergangenen Monaten so emsig und unermüdlich hinter verschlossenen Türen gearbeitet hatte.
Ambitionierte deutschsprachige Texte
Die Bemühungen mündeten in einem handwerklich sauber und solide produzierten Solo-Album – durch und durch made by Maricel. Keine Cover-Stücke, kein steriles, synthetisches Hauruck-Trallala vom Fließband, sondern eine (ausgereifte) Konzeptscheibe voller ambitionierter, eingängiger Titel mit anspruchsvollen, natürlich ebenfalls aus eigener Feder stammenden, deutschen Texten. Die tragen überwiegend autobiografische Züge, sind eine Reflektion aus Erlebtem, aber auch Fiktivem.
Der CD Silberling heißt so, wie er ist: Stärker – als vieles, was derzeit über die Theken der CD-Shops wandert oder sich auf den Plattentellern der Radio-DJ’s dreht. Nicht nur etwas für passionierte Maricel-Fans. Die Zielgruppe ist da schon wesentlich breiter. Und nicht nur der Titel-Track hat Hit-Potenzial. Weitere Anspiel-Tipps: „Weg von Dir“, „Verzeih mir“, „Gemeinsam einsam“.
Die zwölf Stücke, bei denen Produzent Moritz Bintig durchgehend als Co-Autor mit im Boot war, gehen ab – oder machen nachdenklich; flotte, originell und zeitgemäß arrangierte Up-Tempo-Nummern wechseln mit melancholischen, tiefgründigen Balladen und eröffnen der Sängerin die Möglichkeit, ihre immense vokale Bandbreite auch auszureizen. Mal zeigt sie sich zart, und zerbrechlich, mal frech und burschikos. Die Stücke tragen die Handschrift einer modernen, emanzipierten und selbstbewussten jungen Frau und gestatten Einblick in ihre Gefühls- und Erfahrungswelt.
Maricel CD ist kein Nischenprodukt
Herausgebracht hat die Hannoveranerin Maricel die klingende CD Perle im Eigenverlag. Das Werk ist deshalb (vorerst) auch nur über sie selbst bzw. ihren Fanclub zu beziehen. Info und Kontakt: Tina Söchtig, Alte Stöckener Str. 12, 30419 Hannover - maricel-fc(at)web(dot)de.
Das Werk hebt sich wohltuend vom kurzlebigen und den Massengeschmack bedienenden gekünstelten Retorten-Einerlei dieser Tage ab, ist aber trotzdem kein Nieschenprodukt. Deshalb wird es, auf welchen Pfaden auch immer, seine Abnehmer finden. Um Staub anzusetzen, ist es zu schade – und zu gut. Eine Einordnung fällt angesichts des stilistischen Cross-overs freilich schwer, zumal die Künstlerin ziemlich ungeniert mit verschiedenen Stilen und Ausdrucksformen experimentiert hat. Aber wenn’s denn schon eine Schublade mit Etikett sein muss: Nennen wir es eine musikalische Kreuzung zwischen Jule Neigel und Justin Timberlake.
Und dass Maricel damit auf der richtigen Frequenz funkt, bewiesen die Reaktionen des Publikums. Das war kein Höflichkeitsapplaus. Er war verdient und kam von Herzen.
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