Musical Tanz-Show Miami Nights: Tourauftakt in München, dann geht’s nach Düsseldorf
Auf flotten Sohlen mit Hits und Witz durch die 80er Jahre
Düsseldorf wird vorübergehend wieder „Salsa Town“. Mit Miami Nights kehrt Anfang Dezember das erfolgreichste Tanz-Musical der letzten Jahre in der (auf Tourneetauglichkeit getrimmten und überarbeiteten) Original-Inszenierung an seinen Ursprungsort zurück. The Rhythm is gonna get you! Im hiesigen Capitol-Theater hatte im Frühjahr 2002 der Siegeszug dieses turbulenten Party- und Gute-Laune-Stücks begonnen. Die Eigenproduktion des Hauses lockte dort eine halbe Million Besucher an und lief mit fünffacher Verlängerung bis zum Januar 2004, um in Folge ein mehrmonatiges Auswärtsspiel in Wien zu geben. Und danach wurde es erst einmal still im Roy Fire und Konsorten - er und die Seinen brauchten wohl mal eine schöpferische Pause. Die währte bis zum Sommer dieses Jahres: Die Tecklenburger Freilichtspiele weckten die knallbunte Kultshow aus dem Backstage-Schlaf und hievten den seiner Zeit vor allem ob seiner rasanten Choreografie mehrfach ausgezeichneten Bühnenspaß als Open-Air-Inszenierung auf den Spielplan. Die Publikumsresonanz mag sie selbst überrascht haben. Und jetzt heißt es: Back to the roots!
In der Erkrather Straße in Düsseldorf bereiten sich die Künstler derzeit auf eine große, mehrmonatige Europa-Tournee vor, die, zum Warmwerden, am 6. November im Deutschen Theater in München beginnt. Regie bei dieser mit viel Detailliebe gestrickten, frech-witzigen Hommage an die Tanzfilme der 80-er führt wiederum der Wiener Alex Balga. Als Choreografin konnte Produzent Thomas Krauth erneut Natalie Holtom gewinnen. Musikalischer Leiter ist Heribert Feckler. Es geht um Liebe, Eifersucht, Intrigen Ehrgeiz und 10.000 Dollar Preisgeld, das den Gewinnern eines großen Tanzturniers winkt. Von der Ur-Besetzung sind nur noch wenige Künstler der ersten Stunde übrig geblieben: Shane Morley, Matthew David Huet, Ferdi Antersijn und William Centurion. Die Verantwortlichen haben für diese mobile MN-Version 30 junge Talente aus über 800 Bewerbern gecastet. In den Hauptrollen werden Patricia Meeden (Laura Gomez), Felix Maximilian (Jimmy Miller) Natacza Boon (Jessica Diamond) und Henrik Wagner (Roy Fire) zu erleben sein.
Dem turbulenten Gute-Laune-Musical glückte an der Isar ein Bilderbuchstart - Von Miami Vice zu Miami Nights
Seinen alten Kumpel und Mitstreiter Rico Tubbs hatte der Drogendfahnder nicht dabei, aber auch so war der Fall für Detective James „Sonny“ Crocket klar und schnell gelöst: „Eine großartiges Show und ein wunderbares Ensemble mit einer unglaublichen Energie!“ Er habe zwar kein Wort (Deutsch) verstanden, hätte aber trotzdem einen Riesenspaß gehabt, gestand der TV-Bulle i.R. Und er fühlte sich im Deutschen Theater in München daheim wie auf dem Ocean Drive. Gut, zwischen Miami Vice und Miami Nights liegen (thematisch) Welten, doch der Schauplatz ist immerhin derselbe – die von tropischem Klima gesegnete Metropole im Süden des Sunshine-State.
Während in der Kultserie aus den 80-er Jahren die blauen Bohnen flogen, tun es hier die Beine. Als verbindendes Element kommen die Hits und die Mode aus dieser Dekade hinzu. Insofern ist die Kurve zu den tatsächlichen und fiktiven Gemeinsamkeiten schnell genommen. Don Johnson, der inzwischen auch schon 57 Lenze auf dem Rücken, sich aber seit seinen abenteuerlichen Tagen als Undercover-Agent physiognomisch kaum, vom textilen Outfit aber erheblich verändert hat, hatte sich Mitte vergangener Woche unter die 1600 Premierengäste in der Schwanthalerstrasse 13 gemischt, um in dem zweitgrößten Theater der Isar-Stadt dem Revival des von Alex Balga neu inszenierten Salsa-Spektakels beizuwohnen.
Ein Rhythmus, bei dem jeder mit muss
Neben ihm hatte sich auch eine ganze Armada weiterer „Promis“ in den Sesseln des Hauses bequem gemacht, sich die schrille, knall-bunte Gute-Laune-Orgie rein zu ziehen. Und der auf Tourneetauglichkeit getrimmten Produktion glückte ein furioser Start, wie die Reaktionen des Publikums und der Kritiker beweisen. “Um diese Nächte beneidet uns die Welt“, titelte ein großes Boulevard-Blatt gar. Angesichts des Potentials an Hits wie “What A Feeling", "Time After Time", "The Rhythm Is Gonna Get You", "I Wanna Dance With Somebody" oder "Let´s Dance" und der rasanten, abwechslungsreichen Choreografie von Natalie Holtom findet selbst der verstockteste Besucher schnell Zugang zum Stück. Da fällt es schwer, sich dem beschwingten und witzigen, als freche Hommage an die großen Tanzfilme der 80er konzipierten musical-ischen Parforce-Ritt zu verschließen. Spätestens nach 10 Minuten sieht sich der Gast unentrinnbar im Zauber und der Rasanz dieser Show verstrickt. Dies auch, weil die Songs, für die Heribert Feckler, der musikalische Leiter, die Arrangements geschrieben hat, noch fetziger und treibender daher kommen als seinerzeit im Original. Die preisgekrönte Choreografie ist eine „scharfe Soße“, wie „Salsa“ wörtlich übersetzt ja heißt. Ein trefflicher Mix aus verschiedenen Stilen. Neben Salsa flocht Natalie Holtom geschickt Elemente des Cha-Cha-Cha, Mambo, Rumba, Tango, Jazz-Dance und Rock’n Roll mit ein.
Keine Botschaft, aber viel Tempo und Charme
Das Tanz-Musical Miami Nights will keine inhalts- und bedeutungsschweren Botschaften transportieren und ist, gemessen an solchen von den Damen und Herren Rezensenten gerne als qualitative Gradmesser bemühten Kriterien recht einfach gestrickt. Aber gerade das und der Verzicht auf krampfhaft erzeugten Anspruch macht auch den Charme dieses beschwingten und temporeichen Bühnenfestes (Buch: Marcus Haseloff) aus. Es bereitet Spaß und garantiert kurzweilige, vergnügliche, sorgenfreie Unterhaltung. Was will man/frau mehr? Inhaltlich geht es „nur“ um die Tanzmeisterschaften von Miami, die zu gewinnen die Parkett-Artisten und die Schulen, denen sie entstammen, alles daran setzen. Eine Lovestory zwischen dem Champion und einem kubanischen Aschenputtel, das sich zur strahlenden Salsa-Queen mausert, inklusive. Romantik, Liebe, Herz, Schmerz, übersteigerter Ehrgeiz und Eifersucht sind die weiteren Zutaten. Dass alles ein gutes Ende nimmt, versteht sich von selbst.
Der Miami Nights Stern war im März anno 2002 aufgegangen, als das Capitol-Theater in Düsseldorf dieses Musical als Eigeninszenierung auf den Spielplan setze und es in Folge ob der enormen Resonanz nicht weniger als fünfmal verlängern musste/durfte. Das Ganze entpuppte sich als veritabler Kassenschlager. Mehr als eine halbe Million Besucher ließen sich weiland in der Erkrather Straße von dem Stück, das anschließend, bevor es in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde, noch mehrere Wochen lang in Wien zu erleben war, mitreißen. Produzent Thomas Krauth war ob dieses Echos selbst (angenehm) überrascht. Die Tecklenburger Freilichtspiele präsentierten dann in der diesjährigen Saison eine eigene, natürlich auf dem Original basierende Version – und erlebten das gleiche blaue Wunder. Die eigentlich als Zweitstück der Aufführungsperiode konzipierte Bühnenparty wurde zum Besuchermagnet.
Starkes Ensemble beim Tanz-Musical Miami Nights
Und jetzt die Neuauflage. Neues Spiel, neues Glück. Bühnenbild und Dialoge sind gegenüber der Ursprungsinszenierung noch einmal überarbeitet worden, was dem Endresultat nicht zum Nachteil gereicht. Hinzu kommt eine völlig neue und junge Cast, die das Stück durch ihren prickelnden Enthusiasmus mit Leben und Dynamik füllt. Mit Patricia Meeden als rassige Latino-Prinzessin „Laura Maria Conzuela Martinez Montoya Gomez“, Felix Maximilian als Turnier-Favorit „Jimmy Miller“, Henrik Wagner als whiskyverliebter, abgehalfterter Titelverteidiger „Roy Fire“ sowie Natacza Soozie Boon als Zicken-Queen „Jessica Diamond“ sind die Hauptrollen glänzend und mit Gespür besetzt. Was übrigens auch und ohne Abstriche für alle anderen Parts gilt, wobei nicht zuletzt Isabel Dörfler als überdrehte Miller-Mama „Betty“, Marc Seitz und Nina Weiß als „Traumpaar Nr. 2“ Andy und Sarah der besonderen Erwähnung bedürfen. Als Tanzlehrer „Mr. Bob“ begegnen wir hier auch „Alt-Meister“ Tom Zahner wieder, der sich diesen Job mit Heiner Dresen teilt.
© by Jürgen Heimann
Alles zum Tanz-Musical Miami Nights bei Sound Of Music!