Das Phantom der Oper: Die Besetzung
Gerard Butler (Das Phantom)
Das Phantom der Oper spielt im Jahre 1870 und handelt von einem entstellten musikalischen Genie, das die Opera Populaire terrorisiert. Es verliebt sich in die junge Sopranistin Christine und setzt nun alles daran, sie zum neuen Star der Oper aufzubauen. Dabei übt es eine fast unheimliche Macht über das Mädchen aus und bildet so ihre Stimme aus. Für die Rolle des Phantoms war es entscheidend, einen Schauspieler mit einer einzigartigen charismatischen Intensität zu finden. „Er durfte nicht zu glatt oder geschniegelt sein, bei ihm musste auch eine gewisse Rohheit und Gefahr durchschimmern. Und natürlich musste er auch eine fantastische Stimme haben!“ so Lloyd Webber. Die Filmemacher fanden all diese Eigenschaften in Gerard Butler, bekannt vor allem für seine Rolle in Lara Croft Tomb Raider - Die Wiege des Lebens. „Gerry Butlers Stimme lässt sich am besten als die eines Rock’n’Roll-Tenors beschreiben,“ lobt Lloyd Webber. Butler (Jahrgang 1969) hatte sich erst relativ spät - im Alter von 26 Jahren - für eine Karriere als Schauspieler entschlossen. Der gebürtige Schotte hatte anfangs Jura studiert und wollte Rechtsanwalt werden. Als er aber eine Theaterinszenierung von Irvine Welshs „Trainspotting“ in Edinburgh sah, war er so begeistert, dass er sich zu einem Karrierewechsel entschloss. „Ich dachte mir: Das will ich auch machen! Und tatsächlich, ein Jahr später stand ich dann auf der Bühne in Edinburgh und hab die Hauptrolle in ‚Trainspotting’ gespielt.“ Zu seinem Karrierewechsel erklärt Butler: „Ich will niemandem etwas vormachen. Eine Woche vor dem Abschluss meiner Rechtsanwaltsausbildung wurde ich von meiner Kanzlei gefeuert. Sieben Jahre Ausbildung umsonst! Mein Chef wusste, dass ich nie einen verantwortungsvollen Anwalt abgeben würde. Das war eine ziemlich verrückte Zeit in meinem Leben und ich hab damals viel gefeiert. Gefeuert zu werden war ein unangenehmes Erwachen, doch am nächsten Tag habe ich mich entschlossen: Okay, du hast bis jetzt dein gesamtes Leben vermasselt, warum versuchst du jetzt nicht mal, deine Träume zu verwirklichen? Und genau das habe ich getan.“ Genau diese Leidenschaft und Entschlossenheit war es, was Schumacher so an Butler begeisterte. „Ich hatte Gerry Butler in Wes Cravens ‚Dracula’ gesehen. Er hatte so eine intensive Präsenz und Ausstrahlung. Ich wollte ihn unbedingt treffen“, erinnert sich Schumacher. „Er ist ein wunderbarer Schauspieler und ich war mir sicher, dass er ein umwerfendes Phantom abgeben würde.“
Butler hatte das Musical noch nie gesehen, als Schumacher ihn fragte, ob er möglicherweise an der Rolle des Phantoms interessiert wäre. Also besorgte er sich das Album zum Musical und ließ Lloyd Webbers Melodien im Hintergrund laufen, während er das Drehbuch zum ersten Mal las. „Das hat mich einfach umgehauen. Als ich auf der letzten Seite des Drehbuches angekommen war, kamen mir die Tränen“, erinnert sich der Schauspieler, der das Musical mittlerweile sowohl in London als auch am Broadway in New York gesehen hat. „Ich konnte mich wirklich mit der Figur des Phantoms identifizieren, mit seiner Leidenschaft, seinem Verlangen, seiner Kunst, aber auch seinem Schmerz und der Einsamkeit, die er sein gesamtes Leben verspürt hat.“
„Meiner Meinung nach hat das Musical deswegen so eine extreme Wirkung auf die Menschen, weil sich die Zuschauer mit dem inneren Schmerz des Phantoms identifizieren“, glaubt Butler. „Je älter man wird, desto mehr Erinnerungen und Verwundungen schleppt man mit sich herum. All die Dinge, die man nicht loslassen möchte und die man geheim hält, weil man fürchtet, dass die Welt einen verabscheuen wird, wenn sie davon erfährt.“
Hinter der berühmten Maske des Phantoms verbirgt sich eine groteske Missbildung, die dazu geführt hatte, dass er als Kind von seiner Familie verstoßen und in einer Freak Show auf Jahrmärkten ausgestellt worden war. Um seine Rolle besser zu verstehen, beschäftigte sich Butler eingehend mit physischen Missbildungen. Doch nichts konnte ihn besser auf die Gefühlswelt des Phantoms vorbereiten, als selbst mit diesen Missbildungen gezeichnet zu sein. Die Visagisten brauchten jedes Mal viereinhalb Stunden, um das Make -Up aufzutragen und ihn in das missgebildete Phantom zu verwandeln. „Jedes Mal wenn ich aus der Maske kam und durchs Filmstudio lief haben mich alle angestarrt. Da konnte ich wirklich nachvollziehen, wie einen das verletzen und wütend machen kann. Am liebsten hätte ich geschrien: Was wollt ihr? Was starrt ihr mich so blöd an? Die Missbildung des Phantoms symbolisiert, dass wir alle eine schöne und eine hässliche Seite haben. Dass Schönheit und Hässlichkeit sich nicht trennen lassen – genau das ist für mich der Kern dieser Geschichte.“
Emmy Rossum (Christine Daae)
Die in New York aufgewachsene Emmy Rossum wurde im selben Jahr (1986) geboren, in dem auch Das Phantom der Oper seine Uraufführung feierte. In ihr fanden Joel Schumacher und Andrew Lloyd Webber eine junge Schauspielerin, die eine kindliche Unschuld ausstrahlen und gleichzeitig eine voll ausgebildete Gesangsstimme vorweisen konnte. Rossum trat im Alter von sieben Jahren dem Kinderchor der New Yorker Metropolitan Opera bei und stand seitdem regelmäßig auf der Bühne des berühmten Opernhauses - Seite an Seite mit den größten Stars der Opernwelt. „Die Ausbildung, die ich an der Met genossen habe, war sehr wertvoll für diesen Film. Ohne sie hätte ich diese Rolle nicht meistern können. Die Disziplin, die jeder Sänger braucht, habe ich dort gelernt“, so Rossum.
Im Alter von zwölf stand sie für den Fernsehfilm Only Love erstmals vor der Kamera. Mehrere kleine Fernseh- und Filmrollen, u.a. auch als junge Audrey Hepburn in The Audrey Hepburn Story, folgten, bis sie schließlich ihren ersten Kinodurchbruch als ermordete Tochter von Sean Penn in Clint Eastwoods packenden Thriller Mystic River feierte. Kurz darauf folgte die weibliche Hauptrolle an der Seite von Jake Gyllenhall in Roland Emmerichs The Day After Tomorrow. Um sich auf ihre Rolle vorzubereiten, nahm Rossum Tanzunterricht und besuchte die berühmte Garnier Oper in Paris, an die die Opera Populaire angelehnt ist. In Paris besuchte sie zudem das Musée D’Orsay, um sich dort Degas’ Gemälde von Ballett- Tänzerinnen anzusehen, deren Vorbild zum großen Teil die Ballerinas der Garnier Oper gewesen waren. „Für mich bestand die größte Herausforderung darin, meinen Gesang in Einklang zu meiner Schauspielerei zu bringen. Mein Gesang durfte nicht künstlich und mein Schauspiel durch das Singen nicht hölzern wirken.“
Patrick Wilson (Raoul de Chagny)
Bevor Patrick Wilson von Joel Schumacher und Andrew Lloyd Webber für die Rolle des Grafen Raoul ausgewählt worden war, hatte der 31-jährige nur wenig Filmerfahrung. Seine Welt war der New Yorker Broadway, an dem er in Musicals wie Oklahoma! und The Full Monty Erfolge feierte. Er hatte nur wenige Male vor der Kamera gestanden, darunter u.a. in der HBO Miniserie Angels in America sowie an der Seite von Dennis Quaid und Jason Patric in The Alamo.
Da Wilson schon viel Gesangserfahrung hatte, schien die Rolle von Raoul keine all zu große Herausforderung für ihn, doch Wilson betont: „Die Rolle erforderte viel mehr Dynamik als ich erwartet hatte. Ich musste ohne Sattel auf einem Pferd reiten – diese Erfahrung kann man wirklich mit keiner anderen vergleichen, aber ich wollte keine halben Sachen machen, sondern diese enorme Lust nach Leben, die die Leute damals zu haben schienen, wirklich verinnerlichen. Damals haben die Leute viel dramatischer gelebt, denn man ist ja auch viel früher gestorben. Wenn man damals seine große Liebe gefunden hat, dann hat man auch dafür gekämpft.“
Miranda Richardson (Madame Giry)
Miranda Richardson ist eine der vielseitigsten und erfolgreichsten britischen Schauspielerinnen. Ihre Theaterkarriere begann mit 17, als sie, wie viele erfolgreiche britische Schauspieler, eine Schauspielausbildung am Old Vic Theater in Bristol begann. Nachdem sie ihr Handwerk gelernt und einige Jahre in Theaterinszenierungen aufgetreten war, folgten Fernseh- und Filmrollen.
Regisseure und Kollegen haben Richardson oft als Vollblutschauspielerin bezeichnet, der es nicht so sehr auf den Ruhm als auf die Arbeit ankommt. Sie ist unvergesslich in Filmen wie Tom & Viv und Damage, für die sie beide Male für einen Oscar nominiert wurde. Ihr internationaler Durchbruch kam 1992 mit dem britischen Thriller The Crying Game.
Neben ihren dramatischen Fähigkeiten ist Richardson auch für ihr komisches Talent bekannt, u.a. für ihre Rolle in der Kult TV Serie Absolutely Fabulous.
Joel Schumacher über Miranda Richardson: „Von dem Augenblick an als ich Miranda in Geliebt bis in den Tod sah, zählt sie zu meinen absoluten Lieblingsschauspielerinnen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie großartig ich sie in der Rolle der Madame Giry finde. Sie verleiht der Figur ihre ganz spezielle Brillianz.“
Schumacher weiter: „Als ich sie zum ersten Mal traf, um mit ihr die Rolle der Madame Giry zu besprechen, hatte ich das Gefühl, ich sei derjenige, der hier vorsprechen musste und nicht sie. Sie hatte eine Liste von hundert Fragen über den Film und die Rolle, mit denen sie mich gelöchert hat. Das war großartig, so etwas ist mir noch mit keiner anderen Schauspielerin passiert!“
Richardson sagt über die Arbeit mit Schumacher: „Ich wollte unbedingt mit Joel zusammenarbeiten, besonders an so einem großen und barocken Film wie das Phantom. Ich liebe es, auf einem Filmset von solch riesigen Ausmaßen zu stehen und mich ab und zu in den Arm kneifen zu müssen, damit ich weiß, dass ich nicht träume.“
Minnie Driver (La Carlotta)
In der Rolle der temperamentvollen Diva La Carlotta stellt Minnie Driver ihr wunderbares Talent für Komik unter Beweis, das immer wieder in ihrer Karriere zum Vorschein gekommen ist. Ohne Rücksicht auf Verluste kreierte sie mit La Carlotta die Parodie eines Stars und zeigte damit einen Mut, den sie auch in ihrer Karriere und der Wahl ihrer Rollen immer wieder zu erkennen gegeben hat. Filme wie Grosse Point Blank, Ein idealer Ehemann und auch Good Will Hunting waren keine offensichtlichen Hits, sondern überzeugten – wie auch Driver – durch Intelligenz und Charme.
Driver hatte ihren Durchbruch als Kinodarstellerin in dem irischen Film Im Kreis der Freunde, in dem sie durch ihre Frische und Warmherzigkeit Aufsehen erregte. Seitdem hat sie sowohl in Großbritannien als auch in den USA gearbeitet und gehört mittlerweile zu den international bekanntesten britischen Stars.
Neben ihrer Karriere als Schauspielerin hegt Driver auch eine Leidenschaft für Musik und hat vor kurzem ihr erstes Album mit dem Titel „Everything I’ve got in my pocket“ und zehn von ihr geschriebenen Liedern veröffentlicht. Damit hat sie sich einen lang gehegten Traum verwirklicht, denn noch bevor dem Erfolg von Im Kreis der Freunde trat Driver als Jazz Sängerin in Londoner Clubs auf und hatte schon einen Plattenvertrag mit Island Records in der Tasche. Auf Grund ihres Erfolges als Schauspielerin hatte sie die Musikkarriere jahrelang auf Eis gelegt.
Im Phantom der Oper singt sie jedoch nicht selbst, sondern wird von einer Opernsängerin synchronisiert. „Für Carlottas Arien im Phantom braucht man eine ausgebildete Opernstimme. Ich kann nur davon träumen, meine Stimme so weit nach oben klettern zu lassen“, so Driver.
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