Premiere des Musicals „Big Fish“ am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Die Wahrheit hinter 36 fantastischen Geschichten
Edward Bloom liebt es, seinem Sohn Will fantastische Geschichten über Hexen, Nixen und Riesen in seiner Heimatstadt, dem Zirkus und dem Krieg zu erzählen, die er angeblich alle selbst erlebt hat. Als Will erwachsen ist und seine Verlobte Josephine heiratet, erzählt Edward auf der Hochzeitsfeier den Gästen weiter seine haarsträubenden Geschichten, die unmöglich wahr sein können, und Will trennt sich im Streit von seinem Vater, als dieser auch noch bekannt gibt, dass Josephine schwanger ist, was beide noch verheimlichen wollten. Als 4 Monate später Edward seine fortschreitende Krebserkrankung nicht mehr verbergen kann, kehren Will und Josephine zu Edward und seiner Frau Sandra zurück. Will findet bei der Recherche zur wahren Vergangenheit seines Vaters Unterlagen über ein Haus, dass Edward zusammen mit seiner ehemaligen Jugendliebe Jenny Hill in seiner Geburtsstadt gekauft hat. Wer ist der Handelsvertreter Edward Bloom wirklich? Hat Wills Vater vielleicht ein geheimes Doppelleben geführt? Will lässt alle unglaublichen Geschichten seines Vaters Revue passieren und findet in jeder einen wahren Kern, der ihm den echten Edward Bloom immer näherbringt.
Musical Big Fish nach dem Roman von David Wallace und dem Film von Tim Burton
Der Roman von Daniel Wallace wurde 2003 von Tim Burton verfilmt und von Andrew Lippa (Texte und Musik, Komponist von „The Wild Party“, „Addams Family“) und John August (Buch) 2013 als Broadway-Musical adaptiert. 2016 präsentierte die Bayerische Theaterakademie August Everding mit ihren Studenten die europäische Erstaufführung von „Big Fish“ in deutscher Übersetzung von Nico Rabenald, die nach Ludwigsburg und Heilbronn nun vom 09.03.19 bis 29.06.19 im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen zu sehen ist.
Bühne, Kostüme und Musik
Regisseur Andreas Gergen (u.a. „I Am From Austria“ in Wien, „Cats“ und „Rebecca“ in Tecklenburg) hat die Show konsequent weiterentwickelt und erzählt die berührende Vater-Sohn-Geschichte emotionsgeladen auf den zwei parallelen Erzählebenen der Realität und Fiktion in zwei Zeitschienen der Gegenwart und Vergangenheit, denen jeder Zuschauer problemlos folgen kann. Dabei beherrscht die Bühne von Sam Madwar eine zweiteilige Projektionsfläche, in der das Wohnhaus der Blooms als Silhouette ausgeschnitten ist und den ansonsten wenigen zusätzlichen Requisiten Platz bietet. Die Magie der Show entsteht durch den Einsatz stimmungsvoller, animierter Projektionen zusammen mit wundervollen Kostümen von Ulli Kremer. Danny Costello choreografiert für das Ensemble effektvolle Tanz- und Steppeinlagen, die zur abwechslungsreichen Partitur zwischen aktuellem Broadway-Sound auch Elemente aus Pop, Country, Marsch, Zirkus und Funk einwebt. Das Orchester unter der musikalischen Leitung von Heribert Feckler ist hinter der Bühne platziert, da aus dem Orchestergraben oftmals Nixen, Fische und weitere Fabelwesen hochgefahren werden.
Die Darsteller des Musicals Big Fish in Gelsenkirchen
Neben den hauseigenen Darstellern, bei denen u.a. Anke Sieloff als weissagende Hexe und Jugendliebe Jenny Hill, Oliver Aigner als beindruckender 3 Meter-Riese, sein Sohn Franz Aigner als pfiffiger junger Will, Sina Jacka als schwangere Josephine und Rüdiger Frank als kleinwüchsiger Zirkusdirektor Amos brillieren dürfen, setzt das MIR bei den Hauptrollen auf Gäste. Theresa Christal, die im MIR bereits als Maria Magdalena in „Jesus Christ Superstar“ und als Eliza Doolittle in „My Fair Lady“ in Bielefeld zu sehen war, und Benjamin Oeser („Matterhorn“ in St. Gallen) spielten das Ehepaar Sandra und Edward Bloom bereits als Studenten in München. Jetzt beherrschen beide den ständigen Wechsel zwischen jugendlicher Frische und gebeugtem Alter in Perfektion und zu jeder Sekunde glaubwürdig mit wunderschönen Gesangsstimmen. Dennis Hupka („Next To Normal“ und „Grimm!“ in Berlin) schließt als zweifelnder Sohn Will die perfekte Besetzung auch in schauspielerischer Sicht von „Big Fish“ ab.
Mit dieser berührenden Broadway-Show, die knapp 3 Stunden lang die Grenzen zwischen Realität und Fiktion aufhebt, hat das Musiktheater Gelsenkirchen einen ganz dicken Goldfisch an der Angel!
Artikel zum Musical Big Fish bei Sound Of Music!
Dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical Fachzeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe 99, 02-19, März-Mai 2019
© Text: Stephan Drewianka, Fotos: Karl & Monika Forster