Der Teufel mit den drei goldenen Haaren - Musicalpremiere des Brüder Grimm Festivals Kassel
Brüder Grimm Festival Kassel: Goldjunge findet drei goldene Haare in der Hölle
1813 schreiben die Gebrüder Grimm in Kassel rund 40 Märchen auf der Grundlage der Erzählungen der ansässigen Bäuerin Dorothea Viehmann nieder. Seit 2008 ehrt das Brüder Grimm Festival Kassel e.V. diese Märchen in modernen Variationen mit Musik. Auf der Insel Siebenbergen in der Karlsaue folgte auf „Cinderella“ und „Schneewittchen und die Piraten der 7 Berge“ schließlich „Lost – Hänsel und Gretel“. 2012 musste der Verein von der Blumeninsel weichen und fand für zwei Jahre im Botanischen Garten im Pakt Schönfeld eine Übergangsspielstätte mit den Stücken „Rapunzel – ein haarsträubendes Musical“ und „Rotkäppchen und der Wolf“. Durch Förderer der Stadt Kassel konnte 2014 die Seebühne im Park Schönfeld, ein schwimmendes Open-Air Theater vor einer Zuschauertribüne mit fast 400 Plätzen, mit „Rumpelstilzchen im Rausch des Goldes“ eingeweiht werden. Es folgten „Die Bremer Stadtmusikanten“, „Der gestiefelte Kater“, „Das tapfere Schneiderlein“ und „Die zertanzten Schuhe“. Für alle Märchen-Musicals war in kreativer Funktion Michael Fajgel vom Musical-Theater im Centrum TiC mit seinem Team involviert, das für seine witzigen Compilation-Musicals passend zu einer Musikrichtung wie Swing, Rock oder Jazz berühmt ist. Zwar wurden für einige Märchen-Musicals in der Vergangenheit auch komplett neue Musik komponiert, so gilt für den Großteil der Stücke, dass bekannte Songs passend in die Fabel-hafte Geschichte mit neuen, frechen, deutschen Texten integriert werden.
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren: Handlung
Vom 04.07. bis 11.08. spielt siebenmal wöchentlich das neuste Märchen-Musical „Der Teufel mit den 3 goldenen Haaren“ von Michael Fajgel (Buch, Übersetzung Liedtexte) auf der in diesem Jahr auf drei schwimmenden Plattformen vergrößerten Seebühne im Park Schönfeld.
Der mit goldener Haut geborene Georg wird nach einer Prophezeiung die Tochter des Königs heiraten, was König Justus der Unersättliche verhindert, indem er den Jungen in einem Korb auf dem See aussetzt. Der Junge wird vom Müller großgezogen und an seinem 18. Geburtstag erfährt er von seiner Bestimmung und zieht in die Welt hinaus. Dort trifft er den König, der ihn wiedererkennt und ihm erneut nach dem Leben trachtet, indem er ihm einen Brief zur Königen bringen lässt, in dem er den Überbringer dieser Nachricht zum sofortigen Tode verurteilt. Doch Georg trifft auf Räuber, die den geheimen Inhalt des Briefes umschreiben. Als Georg schließlich den Brief der Königen überreicht, tut diese, was im Brief geschrieben steht und verheiratet den Überbringer der Nachricht sofort mit der Prinzessin. Als der König heimkehrt, ist er außer sich vor Zorn und überredet Georg zum Beweis seiner Liebe eine Aufgabe zu lösen. Als Georg einwilligt, soll er dem König drei goldene Haare des Teufels bringen. Auf dem Weg zur Hölle begegnet er Bürgern, die insgesamt vor drei unlösbaren Problemen stehen und sie Georg mit auf den Weg geben. In der Hölle trifft er auf die Großmutter des Teufels, die der charmante Junge mit Komplimenten um den Finger wickelt und die ihm schließlich hilft, seine Aufgaben zu lösen...
Darsteller und Musik
13 Pop-und Rocksongs begleiten Georg auf seiner Abenteuerreise zum Glück, die von einer 4-köpfigen Band unter der Leitung von Harry Stingl flott aus der schwimmenden Mühle live gespielt werden. Ein Hoch auf die humorvolle Übersetzung bekannter Songs, die die Zuschauer schmunzeln lassen. Aus „A hard days night“ der Beatles wird „Ich bin es Leid“, „Der Tag fing gut an“ war einmal „I want to break free“ von Queen, Foreigners „I wanna know what love is“ wird „Bin gewiss“, Stings „Englishman in New York“ wird zum „Kind mit der goldnen Haut“, der Bootsmann zur Hölle schreibt „Boat on a river“ von Styx zum „Fährensong“ um und Queens „Killer Queen“ mutiert mit der Choreografie von Tanja Krauth zu „Ich hab`n kleinen Spleen“. Riet Hannah Bernard steckt die Darsteller in sehenswerte Kostüme in allen Primärfarben. Unter der Regie von Rüdiger Canalis Wandel gibt Inga Jamry neben der besorgen Müllerin die sexhungrige, da vernachlässigte, Königin, Annabelle Mierzwa überzeugt neben einer gutmütigen Räuberin und verzweifelten Bäuerin insbesondere als hilfsbereite Teufels Großmutter, Ana Ramirez weiß als Prinzessin Mirabell Dating-Apps bei der Prinzenwahl zu schätzen, Michael Chadim ist ein beschwipster Priester, überarbeiteter Diener und ratloser Schmied, Adrian Kroneberger verdingt sich als Räuber, Soldat und Teufel, der um drei Haare gebracht wird, Daniele Nonnis ist dritter Räuber in der Bande und König Justus, dem seine Unersättlichkeit auf der Fähre zur Hölle zum Verhängnis wird, Kevin Thiel spielt den Mann mit der goldenen Haut und der Prophezeiung und Thomas Wissmann ist Müller, mystischer Fährmann und verschmähter Prinzessinnen-fast-Bräutigam Baron Willibald.
Bei den passenden Zugaben „Highway to Hell“ von AC/DC und „Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle“ von Wolfgang Petry singen die gut unterhaltenen Zuschauer nach zwei kurzweiligen Märchenstunden lauthals mit – wenn das die Brüder Grimm und Dorothea Viehmann hören könnten!
Text und Fotos © Stephan Drewianka; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Fachzeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe 101, 04-19, Juli-September 2019
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