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Camelot - Musical bei den Bad Hersfelder Festspielen
Musical Camelot: Excalibur in der Stiftsruine Bad Hersfeld
Der Hunger nach Frieden und Verständigung unter den Menschen lässt König Arthur im sechsten Jahrhundert einen Aufruf an alle edlen Ritter zur Teilnahme an seiner Tafelrunde verfassen. Die Idee vom runden Tisch hatte Arthur mit seiner frisch angetrauten Gemahlin Guenevere und dem Zauberer Merlin, der kurz danach seiner magischen Fähigkeiten beraubt, für immer aus der Welt entschwand. Dem Ruf folgt auch Lancelot, ein recht eingebildeter Franzose, dessen ritterliche Fähigkeiten Guenevere bei einem Turnier auf die Probe stellen will, um den jungen Spund zu blamieren. Doch Lancelot besiegt die drei besten Ritter Arthurs und erweckt sogar seinen letzten Gegner durch ein Gebet wieder zum Leben. Guenevere und Arthur scheinen sich in Lancelot getäuscht zu haben und während Arthur Lancelot zum Ritter schlägt, erwacht bei Guenevere eine verbotene Liebe zu Sir Lancelot. Der illegitime Sohn Arthurs, Mordred, bringt den Skandal ans Licht und Guenevere auf den Scheiterhaufen. Lancelot verhindert die Hinrichtung in letzter Minute, doch müssen beide fliehen: Guenevere geht in ein Kloster und Lancelot flüchtet nach Frankreich. Zurück bleibt König Arthur an seiner zerbrochenen Tafelrunde, denn die Zeiten des Friedens sind endgültig vorbei.
Das My Fair Lady-Team Frederick Loewe und Alan Jay Lerner brachten die Musical-Version von Camelot am 3. Dezember 1960 mit Julie Andrews und Richard Burton in den Titelrollen an den Broadway. Trotz 4 Tonys, einer erfolgreichen Verfilmung von 1967 mit Richard Harris, Vanessa Redgrave und Franco Nero, die auch 3 Oscars erhielt, blieb das mittelalterliche Ritterspektakel immer im Schatten des sprachgestörten Blumenmädchens und wurde bei weitem nicht so populär. In Deutschland wurde Camelot 1981 am Badischen Staatstheater Karlsruhe in deutscher Version aufgeführt. Seit dem 11. Juni steht die romantische Liebesgeschichte auch in der malerischen Stiftsruine in Bad Hersfeld auf dem Spielplan.
Leider spielte das Wetter bei der Vorpremiere noch nicht mit, denn obwohl der Nieselregen kurz vor Vorstellungsbeginn um 21:00 Uhr pünktlich aufhörte, wurde es nach 160 Minuten mit nur knapp 9 Grad empfindlich kalt - da wünschte man Guenevere in ihrem luftigen Kleidchen beinahe das wärmende Scheiterfeuer. Auch schien die kühle Luft die Stimme von Publikumsliebling Yngve Gasoy-Romdal angegriffen zu haben, der besonders in den ausgedehnten Dialogszenen leicht heiser schien. Ansonsten gab es an den Gesangskünsten der Protagonisten nichts auszusetzen: Aris Sas (Alfred in Tanz der Vampire) gab mit kristallklarer Stimme einen überzeugenden Lancelot hoch zu Ross, auch wenn der stolze Gaul gegen Ende der Ballade “C´est Moi” vor Lampenfieber einige Pferdeäpfel fallen lies. Als Guenevere konnte Andrea Malek ebenfalls sehr für sich einnehmen.
Ritterstück in einer Klosterruine
Ein Ritterstück in einer Klosterruine aufzuführen, ist eine herrliche Idee. Wabernde Nebel und mystisches Licht tauchten die ehrwürdigen Wände der Stiftsruine beinahe ohne weitere Kulissen in einen überzeugenden Rahmen für das Musical. Auch die Kostüme rundeten das mittelalterliche Flair der Produktion gekonnt ab. Nur leider kann das altmodische Stück selber nicht wirklich fesseln. Im Jahr 1960 dienten Lieder wie “Ich wüßt´ gern, was der König tut heut nacht”, “Wo sind die Träume meiner Mädchenzeit” und “Was mag da wohl das Volk tun” eigentlich nur als schmückendes Beiwerk zur Charakterisierung der einzelnen Rollen und trugen selbst nur wenig zur Handlung bei (deutlich wird dies z.B. in der ersten deutschen Filmfassung von “Der König und ich”, bei dem vom Filmverleih alle Songs restlos herausgeschnitten wurden). Und ähnlich belanglos plätschern die Lieder vom Wonnemonat Mai und der stillen Liebe bei Camelot daher ohne wirkliche Ohrwürmer bereit zu halten, zudem die Ritterturnier-Sequenz eindeutig an das Ascot-Pferderennen aus My Fair Lady erinnert und auch König Arthus Meinung zu den geistigen Fähigkeiten von Frauen auf der Einstellung von Professor Higgins beruht. Leider reicht die einfache Dreicksbeziehung Arthur-Guenevere-Lancelot als Schauspiel nicht aus, das Publikum 2,5 Stunden restlos zu fesseln. Doch dank der erstklassigen Besetzung und der beeindruckenden Kulisse in Bad Hersfeld kann man über die Schwächen des Musicals selbst hinwegsehen und trotzdem einen unterhaltsamen Theaterabend unter freiem Himmel geniessen - wenn das Wetter mitspielt.
Den Regenschirm können Besucher der Stiftsruine dank des 1600 qm2 Regendaches, das bei Bedarf aufgespannt werden kann, zu Hause lassen, doch eine (Leih-)Decke für die Beine darf es kurz vor Mitternacht ruhig sein. Der Zuspruch des Publikums zu “Camelot” wird entscheiden, ob dieses Stück auch im nächsten Jahr wieder in Bad Hersfeld auf dem Spielplan steht, doch eine dreijährige Erfolgsstory wie zuvor bei Jesus Christ Superstar wird es sicherlich nicht geben...
Zur Person: Reinfried Schießler
Regie Camelot und Shakespeare For You
Der Theaterschauspieler und Regisseur erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Musikhochschule in Graz. An der dortigen Oper spielte er Rollen wie Gladhand in WEST SIDE STORY, José in DER MANN VON LA MANCHA, Grinsekatze in ALICE IM WUNDERLAND, Tasso in ALEXIS SORBAS sowie die Titelrolle in PINOCCHIO. Im NEXT LIBERTY Theater in Graz spielte er in zahlreichen Kinder- und Jugendstücken, u.a. den Werner in Felix Mitterers Stück ABRAHAM, den kleinen Bären in OH, WIE SCHÖN IST PANAMA, Robert Billings, DIE WELLE, Johnny in LINIE1 und Pickel in dem Stück KLASSENFEIND. In Wien stand er im Raimundtheater in dem Musical WAKE UP als Gefängniswärter und TV-Moderator auf der Bühne. Daneben ist er als freier Schauspieler und Regisseur tätig.
2004 gab er sein Regiedebüt in Deutschland mit der Uraufführung von Bonifatius – Das Musical am Schlosstheater Fulda, welches auch diese Saison wieder gegeben wird. Seine Karriere in Bad Hersfeld zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus: Neben seinen Schauspielengagements als Ludovico in DAS LEBEN DES GALILEI, Cléonte in Moliéres DER BÜRGER ALS EDELMANN, und Schuldknecht in JEDERMANN war er Produktionsdramaturg des Musicals JESUS CHRIST SUPERSTAR. In dieser Spielzeit ist er als Regisseur des Musicals CAMELOT tätig und führt Regie bei dem Stück, SHAKESPEARE FOR YOU, das in Eichhof zu sehen ist.
© Text & Premierenfotos: Stephan Drewianka (4), Musical-World.de; Bühnenfotos (4) mit freundlicher Genehmigung der Bad Hersfelder Festspiele
Alles zum Musical Camelot bei Sound Of Music!
In Bad Hersfeld tagen die Ritter der Tafelrunde
Yngve Gasoy-Romdal als König Arthur in Camelot
Yngve-Gasoy-Romdal bleibt den Bad Hersfeldern und ihren Gästen aus allen Teilen Deutschlands auch in der nächsten Saison erhalten. Nach drei erfolgreichen Staffeln der Webber’schen Rockoper Jesus Christ Superstar mit ihm in der Titelrolle wird der sympathische Norweger in der neuen Spielzeit vom 11. Juni bis 7. August 2005 erneut auf der Bühne der imposanten Stiftsruine stehen – als König Arthus. Als selbiger sitzt er in dem Musical Camelot den Rittern der Tafelrunde vor.
Intendant Dr. Peter Lotschak, der neben Reinfried Schießler wieder Regie führen wird und sich mit dieser Inszenierung aus Osthessen verabschiedet, spricht von „einer grandiosen Herausforderung, die Magie der Stiftsruine zu treffen“. Das Ambiente der malerischen Spielstätte scheint wie geschaffen für die Umsetzung der mittelalterlichen Sage.
Das Musical Camelot stammt aus der Feder von Jay Lerner und Frederick Loewe und war die letzte gemeinsame Arbeit der beiden nach ihrem Erfolg mit dem Musical My Fair Lady. Die (operettenhafte) Partitur ist „eine Mischung sentimentaler Balladen, burlesker und humorvoller Melodien und sujetgerechter Produktionsnummern“. Das Musical ist hier zu Lande weitestgehend unbekannt, erlebte jedoch vor einigen Jahren am Staatstheater in Karlsruhe eine recht erfolgreiche Aufführungsreihe.
Als Musikalischen Leiter konnten die Verantwortlichen ebenfalls einen ganz Großen seines Fachs gewinnen: Walter Lochmann hat an den Vereinigten Bühnen in Wien an vielen bedeutenden Produktionen, u.a. Elisabeth, mitgewirkt und hier mit Gasoy-Romdal bereits bei Mozart zusammengearbeitet.
© by Jürgen Heimann
Lesen Sie auch die Theaterkritik zur zeitgleichen Aufführung des Musicals Camelot in Tecklenburg!
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