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Miami Nights Tanz-Musical in Düsseldorf

Musical Miami Nights im Capitol-Theater Düsseldorf

Bisher habe ich es selbst noch nicht geschafft, das Tanz-Musical Miami Nights im Düsseldorfer Capitol Theater zu besuchen (und das, obwohl ich mal in einer Hobby-Latein-Formation getanzt habe...). Ganz eifrige Leser wollen natürlich gerne wissen, wie man in Nordrhein-Westfalen brasilianischen Mambo tanzt. Stammleser von MUSICAL-WORLD Florian Schmitz hat das Tanzspektakel bereits besucht und schildert hier seine Eindrücke von der Show:
Der gebürtige Wiener Alex Balga, ausgebilderter Muscialdarsteller mit Regieerfahrung am Düsseldorfer Capitol Theater bringt mit der Inszenierung und Umsetzung seiner Idee ein Muscial auf die Bühne, das sich in die Tradition der Tanzmusicals im Stile der 80er Jahre neben Produktionen wie Saturday Night Fever, Flashdance, Dirty Dancing oder Fame einreiht und sich nicht verstecken muss. Der Schauplatz ist das pulsierende Miami Beach der 80er Jahre. Die Geschichte von Laura und Jimmy, die Intrigen, Ehrgeiz, sozialen Neid und Klassenkonflikte überwinden, bietet Platz für Romantik und Dramatik. Zwei Stile finden Ihre Synthese, im Tanz und in der Liebe: der technikorietierte, kopfgesteuerte Turniertanz und der leidenschaftlich-emotionale Salsa.

Turniertaktik gegen Emotionalität

Jimmy´s Karriere als Turniertänzer steht auf dem Höhenpunkt, als er das Finale des „Miami Nights Dance Contest“ zusammen mit seiner Partnerin Jessica Diamond gewinnt. Nach einem heftigen Streit mit anschließender privater und „professioneller“ Trennung von ihr flüchtet Jimmy wütend und enttäuscht in die kubanischen Viertel Miamis („Little Havanna“). Dort trifft er auf die Popcorn-Verkäuferin Laura, die neben Ihrer Tätigkeit auch als Kellnerin in der Salsa-Bar Ihres Bruders Emilio aushilft. Zum ersten Mal kommt er durch sie in Berührung mit dem emotional-leidenschaftlichen Salsa... in beiden entflammt langsam nicht nur die Liebe zum Tanzen, sondern auch zueinander... Lauras Bruder Emilio steht der sich anbahnenden Beziehung der beiden mit Skepsis gegenüber. Auch Jimmys Mutter mutet Laura Verspottung und Beleidungen zu. Aber auch die Intrigen Jessicas läßt die Liebe der beiden nicht sterben... der Erfolg läßt sich nicht mehr aufhalten... „The Rhythm is gonna get you“!

Ein in erster Linie sehr beeindruckendes Musical wird hier im Capitol Theater Düsseldorf auf die Bühne gebracht. Packende Rhythmen bekannter Songs aus den 80er Jahren reißen das Publikum mit, das nur mehr als einmal drauf und dran ist, die gemütlichen Sessel des Zuschauerraums zu verlassen, um selbst die Hüften schwingen zu lassen. Bereits zu Beginn zeigt das Ensemble mit Gloria Estefans „Conga“ dem Auditorium, auf was man noch gespannt sein kann. Weitere Hits wie u.a. „What A Feeling“, „1-2-3“, „Let´s Dance“, „Material Girl“ oder „Holding out for a hero“ lassen sich das Publikum in das ausgehende 20. Jahrhundert zurückfühlen. Sängerisch niveauvoll und mit viel musikalischer Liebe zum Detail umgesetzt, beweisen die Musicaldarsteller gesanglich ihr großartiges Können.
 
Gerade auch tänzerisch herausragende Leistungen werden seit der Premiere gezeigt. Das Wechselspiel zwischen lateinamerikanischem Gesellschafts- und Turiniertanz (Cha-Cha-Cha, Rumba, Tango, Mambo) und dem viel freieren leidenschaftlichen kubanischen Lebensgefühl des  Salsa sind die Hauptkompenten der Choreographie. Gekonnt werden die Gegensätze und Besonderheiten der Stile von den Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne herausgearbeitet, um nicht zuletzt durch Elemente der 80´s-Jazzdance einmal mehr impulsiven Charakter zu erhalten.

Eine schlichte aber wirkungsvolle Bühnengestaltung läßt immer wieder neue Handlungsorte entstehen. Eine Drehbühne als wichtigstes bühnentechnisches Instrument wird bis zur völligen Ausschöpfung ausgenutzt. Auch die teilweise sehr kleinen und in keinster Weise aufwendigen Methoden der Darstellung erfüllen Ihren Zweck. Und wenn wir ganz ehrlich sind: Für ein Tanz-Musical wäre es auch sicherlich ungerechtfertigt und daneben, ein pompöses und aufwendiges Bühnenbild nach dem Vorbild des Phantoms der Oper zum Beispiel zu erstellen. Hier würde sich sicherlich eine Kontroverse um Form und Inhalt ergeben. Der Tanz, die Musik und der Gesang sollen eben bei MIAMI NIGHTS im Vordergrund stehen. Und genau dies hat der Regisseur Alex Balga mit seinem Team perfekt umgesetzt.

Aus dramaturgischer Sicht bemerkt man leider mitunter deutlich, dass sich die Produktion als „Hommage an die Tanzfilme der 80er Jahre“ versteht. Die Songs sind zwar passend ausgewählt, bringen den nötigen Schwung und gewährleisten Disco-Stimmung, dennoch aber merkt man, dass die Story sehr seicht um die Musik herumgeschrieben wurde, so wie es gerade paßte. Es ist unverkennbar, dass zu den bestehenden Liedern eine Geschichte gefunden werden mußte, die nun wirklich nicht neu ist. Dramaturgische Elemente aus Saturday Night Fever, Dirty Dancing, Flashdance und anderen Musical- und Tanzfilmen sind unverkennbar. Man könnte sogar fast soweit gehen, dass die Story von Miami Nights ein Abklatsch von bereits bestehenden Produktionen ist. Liegt aber der Sinn der Erschaffer in einer Art „Würdigung des Tanzfilms durch Synthese verschiedenster Geschichten zu einer Neuartigen“, so hat das Autorenteam Ihr Ziel mehr als erreicht.

Die klare Gemeinsamkeit ist das Zusammenfügen der Handlung aus der Philosophie des Tanzens als Lebensgefühl, dem Streben nach Erfolg und als notwendigstem Aspekt, dem der romantischen und erschwerten Liebe. Zwischen den Gesangs- und Tanznummern vermitteln die einzelnen Charaktere den Inhalt durch verbale Dialoge. Ein gutes Musical zeichnet sich aber dadurch aus, dass selbst die Handlung durch die Musik bzw. den daran gekoppelten Gesang erzählt wird. Bei MIAMI NIGHTS aber wäre dem klassischen Bild eines Musicals folgend die Musik nahezu überflüssig, erfüllt sie doch lediglich den Zweck einer Art „rückschauenden Betrachtung“. Der Inhalt wird letztendlich mündlich überliefert.

Nichts desto trotz kann man sich von diesem neuen Stück in Düsseldorf begeistern und mitreißen lassen. Hochwertige Tanzchoreographien werden mit guter Musik verbunden. Durchweg sehr gute DarstellerInnen gewährleisten einen hohen künstlerischen Anspruch, der in keiner Situation in Frage gestellt werden muss: Gesang, Tanz und Schaupiel auf höchstem Muscial-Niveau. Jeder, der bei einem Musicalbesuch schon einmal ins Träumen geraten ist, wird auch bei MIAMI NIGHTS eine kleine Träne im Auge haben, wenn z.B. Jimmy zwischenzeitlich von Laura abgelehnt wird, beide aber am Ende endgültig zueinanderfinden. Wieder einmal siegt die Liebe über alle Widrigkeiten des Lebens. Ein Happy End, wie es im Buche steht.

Fazit: Mit MIAMI NIGHTS wird in Düsseldorf abermals nach Grease und Cabaret gute Unterhaltung und künstlerisches Können garantiert.

Technische Daten Musical Tanz-Show Miami Nights:

Original Besetzung: Paul Kribbe
Capitol Theater Düsseldorf
Buch: Markus Haseloff, Alex Balga, Natalie Holtom, Karin Kern
Regie: Alex Bolga
Choreographie: Natalie Holtom
Aufführungsdauer: 120 min.
Uraufführung: 03. März 2001

© by Florian Schmitz, 2002

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