Anne Welte & Friends Gala 2008
Vom Zauber der Musik: Anne-Welte-Gala 2008 als mitreißendes Fest schöner Stimmen
Mit Yngve Gasoy-Romdal, Leah Delos Santos und Marc Clear
Eine Philippinin, ein Norweger, ein Brite und ein waschechtes Saarlandgewächs –was für eine internationale Personalvielfalt! Wenn „Madame Thénardier“ ruft, mag kein auch noch so exponierter Vertreter aus dem Kollegenkreis kneifen Und so sind die klangvollen Freundschafts-Treffen stets prominent bestückt – zum Entzücken vor allem auch des Publikums. Das bezeichnende Motto dieser Konzertreihe: „Anne Welte & Friends“. Und daraus ist inzwischen schon so etwas wie eine Marke entstanden. Ein fest etabliertes, jeweils im Dezember anstehendes Musical-Fest, das sich wohltuend und in mehrfacher Hinsicht von den nachgerade inflationär sprießenden und mit heißer Nadel gestrickten Singsang-Shows, die Landauf, Landab unter der „Gala“-Flagge segeln, abhebt. Leider allzu oft ist bei letzteren das Ergebnis in konzeptioneller, inhaltlicher und vor allem künstlerischer Hinsicht mehr als spärlich. Ganz anders in diesem Fall. Nicht von ungefähr erfuhr die klangvolle Veranstaltung in der ausverkauften Saarbrücker Congresshalle ihre 6. Auflage. Auf billige Effekthaschereien, Kostüm-Orgien oder ähnlichen Firlefanz konnte und kann man/frau da getrost verzichten. Und der Termin für „Nummer 7“ ist auch schon in trockenen Tüchern: der 12. Dezember 2009. Ein großes Stammpublikum ist der Gastgeberin dabei von vornherein sicher.
Anne Welte hatte auch diesmal wieder große, bedeutende Namen auf ihrer „Besetzungsliste“ notiert . Zwar „nur“ drei, aber das war völlig ausreichend. Und das Programm, das in den Vorjahren nicht selten bis kurz vor Mitternacht dauerte, war auch ein klein wenig gestrafft worden, was sich aber nicht als Nachteil erwies. Für die meisten im Saal hätte es aber dann doch ruhig länger dauern können. Denn: Mit Yngve Gasoy-Romdal, Leah Delos Santos und Marc Clear standen der „Hausherrin“ drei Hochkaräter zur Seite, die ihre Zuhörer von der ersten Sekunde an in ihren Bann zogen und die Zeit vergessen ließen. Begleitet von der exzellenten Achim Schneider-Band brannte das Interpreten-Quartett in wechselnden Konstellationen oder auch solo ein klangvolles Feuerwerk ab. Die Künstler servierten einen abwechslungsreichen Mix aus unsterblichen, aber auch seltener gehörten Musicalmelodien, wobei sie immer wieder einmal Perlen aus anderen Genres, seien es nun Pop oder Swing, einstreuten.
Eine Frau für alle Fälle
Es sollte ein zauberhafter Abend werden, ein Abend voller Emotionen und Intensität zwischen lauten und leisen Tönen und mit zum Teil recht eigenwilligen, nichtsdestotrotz aber bestechenden Interpretationen. Ihn zu eröffnen war der Gastgeberin mit „New York, New York“ vorbehalten, wobei sich erst im Laufe des Konzerts nach und nach offenbarte, über welch breites stimmliches und stilistisches Spektrum Anne Welte tatsächlich verfügt. Die sympathische Sängerin und Entertainerin wird ja zumeist für burschikose, dominante und/oder lustige Rollen gecastet, in denen sie ihre reale vokale Variationsbreite nur bedingt ausspielen kann. Hier jetzt konnte sie aus dem Vollen schöpfen und alle Register ziehen. Sie tat das denn auch mit Nachdruck. “This is my Life“ von Shirley Bassey hatte sie sich bis zum Schluss aufgehoben. Der Song hat das Zeug, zu ihrer persönlichen Hymne zu werden, während man „Gold von den Sternen selten so packend und eindringlich gehört hat wie in ihrer Interpretation. Es war Bestandteil eines ganzen „Mozart“-Blocks, den ins Programm einzubauen sich aufgedrängt hatte, da man mit Gasoy-Romdal („Wie wird man seinen Schatten los“) schon mal den Ur-Mozart und mit Marc Clear („Wie kann es möglich sein“) den Tecklenburger Fürsterzbischof Coloredo mit im Boot hatte.
Überragender Wahl-Berliner
Überhaupt war Clear die Überraschung des Abends. Der Mann ist (jenseits der Bühne) eher einer von der stillen Sorte, einer, dem die Attitüde eines Stars völlig abgeht und der sich im Kreise seiner Familie bedeutend wohler fühlt als inmitten kreischender Fans oder im medialen Blitzlichtgewitter. Im auf Vordergründigkeiten fokussierten Musical-Circus muss einer wie er wie ein Exot wirken. Und doch gehört der britische Wahl-Berliner zu den überragenden Künstlern des Musiktheaters. Dass dem so ist, nahm denn auch das Saarland-Publikum aufhorchend zur Kenntnis. Das galt vor allem für jene unter den Gästen, die ihn bislang noch nicht live erlebt hatten. Dass der „Engel aus Kristall“ bei dieser Gelegenheit noch einmal erscheinen würde, war zwangsläufig. Mit der Rolle des “Athos“ in den „3 Musketieren“ hatte weiland ja die steile Musical-Karriere dieses Ausnahmekünstlers, der zuvor überwiegend im Opernfach reüssierte, begonnen. Aber auch „Fields of Gold“ von Eva Cassidy (bekannter dürfte eher die Version von Sting sein) war nicht von schlechten Eltern, und die „Musik der Nacht“ aus dem Opern-Phantom eine Klasse für sich.
Privat und auf der Bühne ein Traumpaar
Yngve Gasoy-Romdal spielt seit Jahren in der musical-ischen Champions League. Nicht zuletzt auch sein Name dürfte es gewesen sein, der der Welte-Gala wieder einmal den schon obligatorischen Zulauf bescherte. „Mr. Charming“ aus Norwegen ist ein Künstler, der jeder Veranstaltung dieser Art Glanz verleiht. Auch wenn die Fans auf „Gethsemane“ vergeblich warteten, hatte der sympathische Top-Star mit der unverwechselbaren Stimme, der in diesem Jahr als „Che“ bei den Tecklenburger Freilichtspielen seinen Münsterland-Einstand geben wird, viele leckere Klang- und Sang-Bonbons in der Tasche – von „Sunset Boulevard“ angefangen über „Lullaby“ bis hin zu „Wie kann ich sie lieben“ aus „Die Schöne uns das Biest“. Als solches hatte der Skandinavier in Oberhausen sein Publikum verzaubert, während die „Schöne“ an seiner Seite die Frau war und ist, mit der er seit neun Jahren zusammen lebt: Leah Delos Santos.
Und die hübsche Philippinin war die Dritte im Bunde der Welte’schen Gast-Künstler. Dass es nicht nur privat harmoniert /en/, bewies das Künstler-Traumpaar mit zwei wunderschönen Duetten nachhaltig und eindrucksvoll: „Wenn das wirkliche Liebe ist“ (Bonifatius) und „Nimm mich wie ich bin“ (Jekyll & Hyde). Aber auch als Solistin zeigte die ehemalige „Miss Saigon“ ihre Klasse: Mit „Part of our world“ (The Little Mermaid), „Der Prinz ist fort“ (Mozart) oder „You’ll be in my heart“ (Tarzan) konnte sie ihre stimmlichen Stärken ausspielen.
Zwischendurch plauderten die Beteiligten, von der Gastgeberin in der Interview-Ecke befragt, zwanglos aus dem Nähkästchen – über sich, ihren Beruf, ihre Wünsche und Ziele. Auch dies so ein Element, das den lockeren, intim-familären Charakter dieser beliebten Veranstaltungsreihe beeinflusst und prägt. Schon traditionell wird diese durch das „Lied des Volkes“ aus „Les Misérables“ beschlossen. Dem großen Finale vorgeschaltet war das Kleine, wofür sich Frau Welte bezeichnenderweise das Lied „Wenn man Freunde hat“ ausgesucht hatte. An solchen dürfte es, gleiche Welle, gleiche Stelle, auch bei ihrer 7. „Friends-Gala“ am 12.12. 2009 nicht fehlen. Das ist mal sicher!
Alles mit Anne Welte auch bei Sound Of Music!
© Jürgen Heimann