Musical Ordinary Days in Münster © Stephan Drewianka
Musical Ordinary Days in Münster © Stephan Drewianka
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Premiere von „Ordinary Days – Ganz normale Tage“ von „CloseUp – Kammermusical Münster“ an der Studiobühne Münster

Handlung von Ordinary Days: Bilder einer Großstadt

Warren ist Künstler in New York, der für einen inhaftierten Kollegen die Katzen hütet und dessen Werk fortführt, indem er Lebensweisheiten auf Flyer druckt und auf der Straße verteilt („Stück Für Stück Für Stück“). Er sammelt dabei auch zurückgelassene Gegenstände und erfindet um sie eine „Stadt Hunderter Geschichten“. Dabei findet er auch eine komplette Doktorarbeit mit Notizen einer Deb, mit der er sich im Metropolitan Museum of Art verabredet. Deb, strebsame Studentin vom Land und neu in der Großstadt, aber mit festem „Leitbild“ für ihre Zukunft, wollte bereits resigniert ihrem „Professor Thompson“ beichten, kurz vor dem Abgabetermin ihre Arbeit verloren zu haben, schöpft mit Warrens Hilfe aber wieder Hoffnung – wenn sie ihn doch nur im weitläufigen Museum finden könnte.

Hierhin verschlägt es ebenfalls ein zweites Pärchen, Claire und Jason, die verliebt gerade erst wegen der bisherigen „Distanz“ von 14 Blocks ihre erste gemeinsame Wohnung bezogen haben, nur um festzustellen, dass man dabei eine ganze Menge alter Erinnerungen wortwörtlich in die Mülltonne werfen muss, da im begrenzten Wohnraum nicht genug Platz für alle Gegenstände ist („Lass Los“). Dabei merken beide, dass sie die zehn wichtigsten Dinge in New York bereits erledigt haben und fügen, um die Wogen zu glätten („Ich Bemüh Mich“), den „Samstagsausflug Zum Met“ als elftes To-Do in ihrer gemeinsamen Liste hinzu. Als der Besuch ein Flop wird und beide auf dem Weg zu einer Party über Kleinigkeiten in Streit geraten, endet dieser abrupt „Gut“ mit Jasons Heiratsantrag, doch Claire lässt ihn ohne Antwort stehen („Ich Muss Raus“).
Deb kann weder mit Kunst, noch mit der leichtfertigen Lebensart von Warren etwas anfangen, lädt ihn aber zu einem Kaffee ein, da er ihre Arbeit gerettet hat. Als ihr Professor ihre Thesen in der Luft zerreißt, wird sie erst wieder „Still“, als sie an Warrens Worte denkt und besucht ihn. Auf dem Dach des Künstlerlofts schmeißt Warren alle seiner Flyer, die niemand lesen will, vom Dach und Deb wirft ihre Doktorarbeit gleich hinterher („Duett Auf Dem Dach“).

Claire sieht auf der Straße die „Fallend“en Flyer und denkt zurück an ihren ersten Freund, der bei den Anschlägen vom 11. September ums Leben kam, erkennt aber gleichzeitig, dass er sich gewünscht hätte, sie nun glücklich zu sehen. Sie ruft Jason an und nimmt seinen Antrag an („Ich Bin Hier“). Deb und Warren treffen sich wieder im Met. Deb ist immer noch von den Gemälden überfordert und ist überrascht über Warrens Lieblingsbild, das nur ganz gewöhnliche Äpfel zeigt, doch erkennt sie schließlich auch in der Einfachheit die „Schönheit“ ganz normaler Dinge.

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Off-Broadway Musical über die Geschichte von vier jungen Menschen in New York

Das Off-Broadway Musical Ordinary Days" von Adam Gwon, das in 21 Songs durchkomponiert die humorvolle und tragische Geschichte von vier jungen Menschen im „Big Apple“ zum Thema hat, ist seit der Premiere im Jahre 2008 längst kein Geheimtipp mehr und war schon in vielen Ländern wie Australien, Frankreich, Spanien, Holland und Israel zu Gast. Die deutsche Fassung von Pascal Jounais lief bereits 2016 in Wien und München und wurde 2017 von der Bayerischen Theaterakademie August Everding umgesetzt.

Das Projekt CloseUp – Kammermusical Münster

Regisseurin Kathi Laukemper gründete mit semiprofessionellen Darstellern vom Freien Musical Ensemble Münster, WhatASound, Theater-Jugend-Orchester und dem Stadttheater Münster das Projekt „CloseUp – Kammermusical Münster“, um „Ordinary Days – Ganz normale Tage“ als mobiles Kammermusical an verschiedenen Spielstätten anbieten zu können. Nach der Premiere des Stückes am 29.04.2023 an der Studiobühne Münster folgen weitere Aufführungen, u.a. im Rahmen von „Neue Wände 2023“ am kleinen Haus des Theaters Münster oder im Lea Drüppel Theater in Haltern.

Darsteller und ihre Rollen

Die semiprofessionellen Darsteller machen ihre Sache wirklich gut. Carmen Finzel ist eine fantastische Deb mit grandiosem Minenspiel und einem guten Timing für Situationskomik. Max Wielenga steht als liebenswerter Künstler Warren ebenfalls hoch in der Gunst des begeisterten Premierenpublikums. Das „Comedy-Paar“ hat alle Lacher auf seiner Seite und die wirklich gut geschriebenen Rollen sind sehr dankbar und beide jungen Darsteller schöpfen das Potenzial der Charaktere voll aus. Egal, wieviel Text auf ihre Noten geschrieben wurde, präsentieren sie ihr Libretto klar verständlich.
Das „Drama-Pärchen“ Kira Bobrowski als Claire und Sebastian Averdiek als Jason haben es dagegen ungleich schwerer hier ähnlich hoch zu punkten wie ihre Kollegen. Zumal die abwechslungsreichen 21 Songs, souverän begleitet von Caspar Engelkes am Klavier, alles andere als leicht zu interpretieren sind und völlig ohne Dialog die recht komplexe Handlung zu 100% transportieren müssen. Für eine Pause bleibt bei dem rund 80-minütigen Einakter also keine Zeit. Der Ton von Florian Kokscht ist klar abgemischt, das Licht von Rasmus Schock stimmungsvoll für jede Szene programmiert. 

Bühne und Kostüme

Die Bühne und Kostüme (Kathi Laukemper, Sonja Roeske) weisen ein durchdachtes Konzept aus. Die Darsteller tragen beige Alltagskleidung und platzieren während des ersten Songs vier Staffeleien mit Leinwänden auf der ansonsten zunächst recht kargen Bühne. Obwohl die vier unterschiedlichen Motive bereits vorgemalt sind, verändern die Darsteller während der Vorstellung ihre Bilder, ergänzen sie mit neuen Farben und malen weiter auf ihren Leinwänden des Lebens je nach Stimmung und Gefühl mal farbenfroh bunt oder in tristen Grautönen. Dies fügt sich perfekt zum Thema Museum ein, hat aber darüber hinaus eine weitere emotionale Ebene, die es in dieser Form bei bisherigen Inszenierungen dieses Musicals noch nicht gab. Eine interessante Idee ist, dass die Zuschauer am Ende der Vorstellung die fertigen Kunstwerke gegen eine Spende ersteigern und mitnehmen können. Weitere Requisiten wie ein Sofa, Stühle, die eine U-Bahn bilden und eine Leiter, von der Warren seine Flyer vom Dach wirft werden zweckmäßig integriert. Genial gelöst ist auch die Szene im Café, bei der Deb von einer Zuschauerin in der ersten Reihe bedient wird. 

Nach dem Auftakt mit „Ordinary Days“, das im Laufe des Jahres hoffentlich noch an weiteren Spielstätten zu sehen sein wird, verspricht Projektleiterin Kathi Laukemper frei nach Warrens Flyer-Motto „Lass große Gebäude nie die Sicht auf Deine Träume blockieren“, dass die Gruppe „CloseUp“ weitere Kammermusicals inszenieren möchte, um diese spannende Spielart des Musicals weiter in Deutschland zu etablieren. Wenn sie die Qualität ihres ersten Stückes halten können, wird sich das Publikum über weitere Inszenierungen sicherlich freuen und diese dankbar annehmen.

© Text & Fotos: Stephan Drewianka; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical Fachzeitschrift Blickpunkt Musical 03-23 - Ausgabe 123
Weitere Infos zum Stück gibt es hier!
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