Next To Normal Kassel © Thomas Müller
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Premiere „Next To Normal – fast normal“ am Staatstheater Kassel

Leben in der eigenen Gedankenblase

Nach seinen Regieerfolgen der Leonard Bernstein-Klassiker „West Side Story“ (2018) und „Candide“ (2020) wollte Philipp Rosendahl als dritte Arbeit im Folgejahr gerne sein Wunschmusical „Next To Normal“ von Brian Yorkey (Deutsch von Titus Hoffmann) mit der Musik von Tom Kitt am Staatstheater Kassel inszenieren, und obwohl er eine Corona konforme Lösung für die Darsteller kreierte, musste die Premiere pandemiebedingt zwei Mal bis zum 14.10.2022 verschoben werden. Auf der Bühne von Brigitte Schima erwartet den Zuschauer ein 8 Meter hohes Stahlkonstrukt aus sechseckigen Waben, verbunden durch Falltüren und Leitern, die die sechs Darsteller immer wieder wechseln, ohne dass sie sich dabei groß in die Quere kommen oder gar lange zu zweit in einer Wabe verbleiben.

Handlung, Personen und Regiekonzept

Diana Goodman leidet unter einer bipolaren Störung und befindet sich gedanklich in ihrer eigenen, selbstgemachten Sphäre, die nicht unbedingt mit der realen Welt ihrer Familienmitglieder übereinstimmt. Tochter Natalie, Sohn Gabe und Ehemann Dan leben selbst im eigenen Haus nebeneinander statt miteinander und isolieren sich so voneinander. Selbst die von „außen“ dazukommenden Personen Henry, Natalies angehender Freund, und Dianas Ärzte Dr. Fine und Dr. Madden, dringen physisch und psychisch nicht wirklich zu Diana durch.

Hier funktioniert das Regiekonzept Rosendahls phänomenal, sogar wenn die Darsteller in der Choreografie von Constantin Hochkeppel synchron tanzen, ohne direkten Sichtkontakt zu haben. Leider verpuffen hingegen extrem wichtige Szenen, wie z.B. das gemeinsame Abendessen, das Diana zum 18. Geburtstag ihres Sohnes arrangiert, weil innerhalb der isolierten Waben keine „echte“ dramatische Interaktion der Schauspieler stattfinden kann.

Leere Bühne nach der Pause

Nach der Pause sind die Waben verschwunden und Diana liegt in einem riesigen, verkabelten Krankenbett, in dem ihr Psychotherapeut durch Elektroschocktherapie ihr Gedächtnis löscht und eine komplett leere Bühne im Nebel zurücklässt. Ein ebenfalls starkes Bild, bei dem die Familie nun versucht, Dianas Gedächtnis mit positiven Erinnerungen zu füllen. Hier interagieren die Darsteller erstmals direkt, doch obwohl Dianas Gedanken langsam klarer werden, bleibt die Bühne bis zum Ende bedauerlicherweise weiterhin leer.

Die Besetzung und Darsteller

Die Inszenierung wird getragen von einer Traumbesetzung. Andreas Wolfram spielt beide Ärzte grandios unterschiedlich, den pharmazie-verliebten „Drogendealer“ wie den elektrifizierten Rockstar. Timothy Roller ist als Henry immer bemüht, Natalies Vertrauen und Liebe zu gewinnen, die ihn aber genauso zurückstößt, wie ihre Mutter sie zugunsten des Lieblingssohnes vernachlässigt hat – eine Paraderolle für Judith Caspari. Ihr Bruder Gabe wird lebensfroh und fast überirdisch engelsgleich dargestellt von Philipp Büttner, eben genauso, wie Diana ihn sich als Traumjungen gewünscht hätte. Und Aisata Blackman ist diese Diana, die euphorisch hunderte Toastbrote schmiert, im Pillenregen badet oder sich mit einem Lächeln die Pulsadern aufschneidet. Alexander Di Capri bleibt als ratloser Ehemann die Randfigur, die ihm das Stück aufzwingt, überzeugt aber mit seiner wunderschönen Stimme.

Ton, Musik und Fazit

Während das Licht von Marie-Luise Fieker den Weg der Figuren durch das Wabenlabyrinth zeichnet und die kleine Combo des Staatsorchesters unter der Leitung von Peter Schedding sicher durch die unterschiedlichen Musikstile des Musicals begleitet, muss man zumindest am Premierenabend beim Ton von Rolf Dressler Abstriche hinnehmen. Zu viel Hall und eine schlechte Abmischung minderten die Textverständlichkeit, so dass einige Zuschauer, die das Stück nicht kannten, der Handlung kaum folgen konnten. Hier wird hoffentlich schnell nachgebessert. Für Einsteiger in die Materie ist die Produktion von „Next To Normal“ in Kassel nicht ganz einfach nachzuvollziehen, jedoch werden „alte Hasen“ an dieser Neuinterpretation ihre helle Freude haben und können viel Innovatives entdecken!

© Stephan Drewianka, © Fotos: Szenenfotos: Thomas Müller, Schlußapplaus: Stephan Drewianka; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical-Fachzeitschrift Blickpunkt Musical - 06-22 - Ausgabe 120
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Next to Normal - Die Geschichte einer fast normalen Familie

Das Musical Next to Normal“ erzählt die Geschichte einer „fast normalen“ Familie – scheinbar durchschnittlich, gewöhnlich, konventionell. Die Goodmans leben in einem schönen Haus, sind wohlsituiert, haben keine Probleme. So scheint es. Erst bei näherer Betrachtung wird sichtbar, welche Auswirkungen die psychische Krankheit der Mutter Diana auf das Familienleben hat. Sie leidet an einer bipolaren Störung – und die ganze Familie mit ihr. Von einfühlsamen Balladen bis zu mitreißenden Songs mit großen Musical-Finali bringt das mit dem Pulitzer Preis und drei Tony Awards ausgezeichnete Broadway Musical die ganze Klaviatur menschlicher Emotionen auf die Bühne. In diesem Sinne brachte es die New York Times auf den Punkt: „Next to Normal“ sei nicht einfach ein „Feel-Good-Musical“, es sei ein „Feel-Everything-Musical“.

Next to Normal 2022 in Kassel

Ursprünglich war die Premiere von „Next to Normal“ am Staatstheater Kassel bereits für Januar 2021 geplant, musste durch die Corona-bedingte Schließung aber verschoben werden. Jetzt kehrt dafür der profilierte Regisseur Philipp Rosendahl, der seit dieser Spielzeit zur Schauspieldirektion des Staatstheaters Cottbus gehört, mit seinem Team einmal mehr an seine langjährige Wirkungsstätte in Kassel zurück, wo er in der Vergangenheit u.a. „Operette“, „West Side Story“ und „Candide“ inszeniert hat.

Die Rollen und Darsteller

Für die Rolle der Diana Goodman konnte Musicalstar Aisata Blackman gewonnen werden, die zuletzt u.a. die Rock- und Pop-Ikone Tina Turner in dem Musical „Tina, das Musical“, im Stage Operettenhaus, Hamburg verkörperte. Der mehrfache Award-Gewinner Alexander di Capri ist als ihr Mann Dan Goodman dabei. Philipp Büttner, für seine Hauptrolle in „Goethe“ 2021 mit dem Publikumspreis der Bad Hersfelder Festspiele ausgezeichnet und Musicalfans u.a. aus der Hauptrolle in Disneys „Aladdin“ sowie als Galileo in „We Will Rock You“ ein fester Begriff, spielt und singt Sohn Gabe Goodman. Als Tochter Natalie Goodman wird Judith Caspari zu erleben sein, die in Kassel bereits u.a. als Maria in „West Side Story“ Furore machte und u.a. in der Hauptrolle von „Anastasia“ am Palladium Theater in Stuttgart und zuletzt als Glinda in „Wicked“ an der Neuen Flora in Hamburg begeisterte. Weitere Solisten sind Andreas Wolfram als Dr. Fine und Dr. Maden sowie alternierend Timothy Roller und Tom Schimon als Henry. Die musikalische Leitung haben Peter Schedding und Donato Deliano.

Am Freitag, 14. Oktober, um 19.30 Uhr feiert „Next to normal“ Premiere im Opernhaus. Karten für die Premiere und für die Folgevorstellungen sind erhältlich an der Theaterkasse, Tel. (0561) 1094-222, und online unter www.staatstheater-kassel.de

Next to Normal - Musical

Musik von Tom Kitt, Buch und Gesangstexte von Brian Yorkey, Deutsch von Titus Hoffmann
Original-Broadwayproduktion von David Stone, James L. Nederlander, Barbara Whitman, Patrick Catullo und Second Stage Theatre
Musikalische Leitung: Peter Schedding, Donato Deliano, Regie: Philipp Rosendahl, Bühne und Kostüme: Brigitte Schima, Choreografie: Constantin Hochkeppel, Dramaturgie: Felix Linsmeier

Mit: Alexander Di Capri (Dan Goodman), Aisata Blackman (Diana Goodman), Judith Caspari (Natalie Goodman), Philipp Büttner (Gabe Goodman), Andreas Wolfram (Dr. Fine / Dr. Madden), Timothy Roller / Tom Schimon (Henry)

Premiere: Freitag, 14. Oktober, 19.30 Uhr, Opernhaus
Nächste Vorstellungen: 22. und 29. Oktober, 2., 4., 9. und 17. November

© Pressemitteilung Staatstheater Kassel, © Fotos: Szenenfotos: Thomas Müller, Schlußapplaus: Stephan Drewianka

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