Sweeney Todd – Demon Barber of Fleet Street
Sweeney Todd: Gehacktes Menschenfleisch als Musical
Die Inszenierung des Stephen Sondheim Musical-Thrillers Sweeney Todd gelangte nach seiner Uraufführung 1979 im New Yorker Uris Theatre zu weltweitem Ruhm. So nahm die New York City Opera das Werk 1984 ins Repertoire und danach spielten beinahe alle großen Opernhäuser des englischen Sprachraums das Werk, von der Chicago Lyric Opera bis zu Londons Covent Garden. Jetzt ist an der Komischen Oper Berlin eine Inszenierung von Christopher Bond zu sehen, nach dessen Adaption Sondheim dieses Musical schrieb.
Handlung des Musical-Thrillers Sweeney Todd
Barbier Benjamin Barker, glücklich verheiratet, ein Kind, gerät in die Mühlen der Gesetzlosigkeit. Richter Turpin interessiert sich für Barkers hübsche Frau und findet Wege, den Barbier in der australischen Verbannung verschwinden zu lassen. Als Barker fünfzehn Jahre später unter dem Namen Sweeney Todd wieder am Schauplatz seiner privaten Tragödie auftaucht, hält er seine Frau für tot; seine herangewachsene Tochter ist inzwischen das Mündel seines Todfeindes Turpin. Sweeney Todd beginnt einen Rachefeldzug sondergleichen, assistiert von einer neuen Frau in seinem Leben, Mrs. Lovett, deren Pastetenbäckerei einen ungeheuren Aufschwung nimmt, seit sie sich mit Todd zusammen getan hat.
Tiefschwarzes Musical von Stephen Sondheim
Unter der Musikalischen Leitung von Koen Schoots brachte Regisseur Christopher Bond diese tiefschwarze Operette, wie sie Sondheim auch selbst bezeichnet, auf die Bühne. Die musikalischen Themen und ihre Umsetzungen sind Referenzen an die Opernklassiker der Moderne – von Alban Berg und Kurt Weill bis zu Benjamin Britten; Anklänge an Ravel, Schostakowitsch und Strawinsky sind unüberhörbar. So wird der Musicalfan von Cats oder 42nd Street auf eine musikalische Reise geschickt, die vielleicht noch Vergleiche mit West Side Story oder Das Phantom der Oper zulässt. Ein wenig Mut tut Not, jedoch fesselt die Story und die Umsetzung des Musicals Sweeney Todd von Beginn an, so dass die Komposition sich mühelos dem offenen Ohr erschließt. Kompliment auch für das Bühnenbild von Dieter Richter, der neben dem Spiel auf zwei Ebenen auch die technische Hürde des Barbierstuhles (Eigenbau) meisterte.
Die Darsteller des Musicals Sweeney Todd in Berlin
Die skurrile Figur der Mrs. Lovett verkörpert Dagmar Manzel komödiantisch perfekt, wirkt stets überdreht auf den Punkt und sorgt so für zahlreiche amüsante Momente in der düsteren und blutigen Geschichte. So betört sie mit „An der See“ den von ihr geliebten Sweeney Todd. An ihrer Seite steht Roger Smeets mit seiner Bühnenpräsenz als mordender Rächer Sweeney Todd mit faustischen Zügen. Insbesondere das Duett „Kardinal“ gipfelt in einen akustischen Liebestaumel. Irrwitziges Spiel und grandiose Stimme von Thomas Ebenstein (Tobias Ragg) bleiben ebenfalls nachhaltig in Erinnerung. Wogegen Christiane Oertel als Bettlerin und Valentina Farcas als Johanna nicht durchgängig überzeugen konnten. Mit „Ich spür dich“, dem klassischen Nessum Dorma nachempfunden, berührt Michael Nagy (Todds Retter Anthony Hope). Herausragend agierten die sechs Ensemble-Solisten in den Überleitungen zwischen den Szenen mit griechisch/weillschen Erläuterungen zum Stück vor dem Publikum.
Fazit: Die blutrünstige Feier an der Komischen Oper Berlin wird mit dieser Inszenierung des Musicals Sweeney Todd noch viele Freunde finden, Opernanhänger wie auch mutige Musicalfans!
© Fotos & Text by Manuela Kippes
Alles zum Musical Sweeney Todd im Sound Of Music Shop!