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Theater
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Jekyll & Hyde - Musical in Bremen

Faszinierender Musical-Bösewicht Jekyll & Hyde

Immer wieder faszinieren die verunstalteten Bösewichte mit Herz die Zuschauer in ganz besonderer Weise. Nun muß es aber nicht immer ein märchenhaftes Biest oder ein in Kellergewölben hausendes Phantom sein. Seit Anfang des Jahres verwandelt sich allabendlich in Bremen ein angesehener Doktor Jekyll in den mordlüsternden Mr. Hyde (diese Geschichte hat mich als promovierter Chemiker mit Hang zur Gentechnik immer schon besonders interessiert, so daß dieses Stück seit Veröffentlichung des englischen Konzeptalbums von Jekyll & Hyde sehr schnell mein persönliches Lieblingsmusical wurde).

Ultramoderne Ausstattung des Musicals Jekyll & Hyde

Als ich kurz vor der Premiere des MusicalsJekyll & Hyde eine Fernsehdokumentation sah, fiel mir die ultramoderne Ausstattung unangenehm auf: Obwohl das Stück 1885 in London spielt, beherrscht ein mit Neonröhren ausgestatteter Kopf als Rahmen die Bühne und das Labor erscheint durch Laserstrahlen kalt und unendlich groß. Doch was zunächst wie ein schriller Anachronismus wirkt, entpuppt sich im Theater als intelligenter und faszinierender Regieeinfall, der zwischendurch zu Szenenapplaus führt, die Schauspieler mit seiner philosophischen Bilderwucht aber nie erschlägt. Hier wurde offensichtlich nicht an Geld gespart - aber der visuelle Eindruck macht bekanntlich noch keinen Musicalhit.

Kraftvolles Orchester und überdurchschnittlicher Cast

Schon bei der Ouvertüre zeigt sich, daß das im Vergleich zur Broadway-Fassung um einige Instrumente aufgestockte Orchester beeindruckend kraftvoll wie selten in Deutschland aufspielen kann. In Kombination mit einem überdurchschnittlichen Cast kann der zweieinhalb stündige Musicalabend zu einem besonderen Erlebnis werden. Jeder Song ist ein kleines Juwel und ist durch die gefällige Partitur zwischen Pop und “klassischem großen Musical” eingängig (“Dies ist die Stunde” ist in der Originalversion schließlich längst ein Showstopper). Auch die Übertragung ins Deutsche ist überdurchschnittlich gut gelungen. Die Texte sind sehr gut verständlich, was bei einem nahezu durchkomponierten Stück von entscheidender Bedeutung ist, und nur selten wirken sie gekünstelt aufgesetzt oder gar peinlich.

Balladenlastiges Musical mit überraschenden Momenten

In Amerika floppte die Show, da bei den sehr schönen und häufigen Balladen auf der Bühne einfach nichts passierte - aber müssen denn gleich immer Kronleuchter zu Bruch gehen oder Hubschrauber landen, wenn Musik so wunderbar sein kann? (bei “Memory” oder “Don´t Cry For Me Argentina” steht schließlich auch minutenlang nur ein einzelner Darsteller auf der Bühne). Aber keine Angst, denn bevor man beim Musical Jekyll & Hyde mit glücklichem und zufriedenem Gesichtsausdruck zu tief im Zuschauersessel versinkt, gibt es immer wieder einen aufmunternden Kracher. Besonders eindrucksvoll gestaltet sich die 8 Minuten-Eröffnungssequenz des zweiten Aktes, in der Jekyll auf kreativste Weise seine Konkurrenten u.a. mit Champagner-Flasche, Zug oder Benzin und Streichholz ermordet (passend dazu kann sich der Besucher im Foyer später dann mit dem Badezusatz “Blutbad” eindecken). Und im Rotlichtmilieu der “Roten Ratte” gibt es für die Herren der Schöpfung auch genug zu entdecken.

Fazit: Das Musical Jekyll & Hyde in Bremen ist eine balladenlastige Großproduktion, die ausgezeichnet unterhält.

Technische Daten Musical Jekyll & Hyde:

Original Besetzung: Ethan Freeman, Lyn Liechty, Susanne Dengler
Musical Theater Bremen
Musik: Frank Wildhorn
Texte: Leslie Bricusse (deutsch von Susanne Dengler unter dem Pseudonym Melitta Edith)
Aufführungsdauer: 180 min.
Uraufführung: 19. Februar 1999
Ende: 31. Dezember 2000

© by Stephan Drewianka, Musical-World.de

Alles zum Musical Jekyll & Hyde bei Sound Of Music.

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