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Interview mit Wietske van Tongeren und Martin Pasching zur Musical goes Swing Musical-Gala

Und geflucht wird auf Deutsch!

Corinna Kleszewski traf zur “Musical goes Swing”-Musicalgala in Tecklenburg Wietske van Tongeren und Martin Pasching.

Musical-World: Wie gefällt es euch hier in Tecklenburg – ist das eine persönliche Premiere für euch?

Wietske van Tongeren: Ich war noch nie hier- wunderschön. Toll, dass auch das Publikum überdacht ist. So kann man auf jeden Fall spielen.

Martin Pasching: Ich war bislang nur als Zuschauer hier. Vor 10 Jahren habe ich in Tecklenburg schon einmal ein Stück gesehen und dann noch vor 2 Jahren „Camelot“. Das habe ich sehr genossen, weil die Atmosphäre hier auf der Burg einfach toll ist. Wäre schön, mal hier zu spielen.

Musical-World: Patrick Stanke hatte ja die Idee zu diesem Konzert. Wie war das für euch? Wie kam diese Konstellation mit den „Friends“ zustande?

Martin Pasching: Ich kenne den Patrick jetzt schon sehr lange. Die Musicalwelt ist eh eine ganz Kleine. Über das Projekt haben wir schon seit längerer Zeit geredet. Dann haben wir uns vor einigen Monaten getroffen und er hat Wietske und mich erneut gefragt. So kam alles ganz spontan zusammen. Das Swing-Projekt selber ist schon sehr lange in den Köpfen gewesen.

Musical-World: Sprechen wir über das Programm – „Musical goes Swing“. Schaut man da als Künstler in sein Repertoire oder sagt man sich, wir nutzen heute die Gelegenheit und probieren etwas aus, was wir noch nie öffentlich präsentiert haben?

Wietske van Tongeren: Für mich ist Swing eine ganz neue Herausforderung. Ich habe Swing noch nicht sehr oft gesungen. Das ist eine schöne Erfahrung, so etwas einmal mit Freunden und Kollegen zu machen. Ich sehe das so wie eine große Jamsession. Heute singe ich ein paar lustige Sachen, wie  „Ich gehör nur mir“ zusammen mit Maike, aber einfach mal ganz anders. Dass man einmal ein Musicalstück in ein neues Konzept bringen kann, macht einfach richtig Spaß.

Martin Pasching: Es ist ein komplett neues Programm. Wenn man als Musicaldarsteller zu Auditions geht, hat man so sein eigenes Repertoire, was man dann dort vorsingt. Das hier ist natürlich eine Möglichkeit, ein paar ganz neue Stücke zu singen, die man normalerweise nicht bei Auditions vortragen würde. Ich habe zum Beispiel „Sunny“ noch nie gesungen, ein tolles Stück. Oder es sind halt bekannte Sachen in einem komplett anderen Stil. Das ist auf jeden Fall mal eine lustige Abwechslung.

Wietske van Tongeren: Wir haben auch noch nie etwas gemeinsam gemacht. Wir haben zwar zusammen in einem Stück gespielt, aber halt nicht  in einem gemeinsamen Konzert gesungen. Das ist cool, wirklich sehr schön.

Musical-World: Tecklenburg hat mit seinen Inszenierungen das Niveau in den vergangenen Jahren deutlich angehoben. Wir können uns 2008 nun auf die erste „Mozart“ Freilichtbühnen-Inszenierung freuen. Wäre das nicht auch etwas für euch? Martin, du hast ja bereits Mozart-Erfahrungen in Hamburg gesammelt und die Rolle der „Nannerl“ ist ja auch sehr beliebt…

Wietske van Tongeren: Ich habe da noch keine Ahnung. Es ist wirklich ein wunderschönes Stück. Aber ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht. Wenn es sich ergeben würde, das ist schon eine Hammer-Location. Wie ich so von Kollegen gehört habe, verspricht Tecklenburg immer eine schöne Zeit. Ja, warum nicht?

Martin Pasching: „Mozart“ ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Damals den „Wolfgang“ in Hamburg zu spielen, war für mich eines der größten Dinge überhaupt. Das ist eine der „Top 3“ Rollen in meinem Lebenslauf. Wunderschöne Musik, tolle Geschichte, super Rollen – dieses Stück hat es auf jeden Fall verdient, sehr oft aufgeführt zu werden. Ich hoffe, es bleibt nicht das letzte Mal, denn ich vermisse das Musical sehr. Wenn es eine Möglichkeit gibt, hier zu spielen, bin ich der Letzte, der Nein sagt!

Musical-World: Wie habt ihr eure Liebe zum Musical entdeckt? Ich habe gelesen, du hättest du Elisabeth-Zeiten in Wien hinter den Kulissen gearbeitet und dort dann den Entschluss gefasst, auf die Musical-Bühne zu gehen.

Martin Pasching: Ich mache schon seit Teenager-Zeiten Musik, aber halt andere als Musical, außerdem  habe in einer Rock-Band Bassgitarre gespielt. Wenn unsere Sänger ausgefallen sind, musste ich halt immer ran. Irgendwann sind wir quasi bei mir als Sänger geblieben. Mit der Band hatte ich damals eine tolle Zeit, ein junger Rebell in der Wiener Rockszene.
Dann habe ich bei der Uraufführung von „Elisabeth“ in Wien hinter der Bühne als Dresser gearbeitet. So habe ich das Metier, was ich vorher nicht kannte, für mich entdeckt. Ohne diesen Job wäre ich sicher nicht so weit gekommen. Das hilft mir auch jetzt noch, weil ich die Leute, die hinter der Bühne arbeiten, gut verstehen kann.

Musical-World: Wann war bei dir der Zeitpunkt da, wo du gesagt hast, DAS möchte ich machen? Du hast ja auch schon früh im Chor gesungen, aber zu Abiturzeiten erstmal wieder andere Berufswünsche ins Auge gefasst.

Wietske van Tongeren: Genau, ich war 8 Jahre alt. Bis zum 12. Lebensjahr habe ich in einem Kinderchor gesungen. Wir haben viele Auftritte gemacht. Aber irgendwann sagen einem die Eltern, jetzt konzentriere dich auf die Schule. Dann habe ich mein Abitur gemacht, und während dieser Zeit immer wieder mal gesungen. Gut, ich dachte mir, dass ist nur etwas für ein paar Leute, aber nicht für mich – studiere lieber Jura. Als ich dann „Miss Saigon“ gesehen habe, war ich hin und weg. Ich habe so geweint, die Geschichte und die Musik kannte ich ja vorher nicht. Da dachte ich, du musst irgendetwas mit Musik in deinem Leben machen. Daraufhin habe ich einfach am Konservatorium vorgesungen. Da waren 400 Anmeldungen und ich hatte mich bereits für Jura beworben. Ich bin ausgewählt worden und sagte mir, mal schauen, wie weit es mich bringt. Ja und es hat mir bislang viel Schönes gebracht.

Musical-World: Sprechen wir über „Les Misérables“  in Thun. Du hast mit dem Stück ja schon viele Erfahrungen gesammelt. Wie war das nun, die Hauptrolle des „Jean Valjean“ zu spielen? Du hast ja bereits in Berlin als „Enjolras“ auf der Bühne gestanden.

Martin Pasching: Da war ein sehr großer Reiz. Ich liebe den „Enjolras“ – eine Top-Rolle. Ich habe es sehr genossen, in Berlin zu spielen. Als das Angebot kam, den „Jean Valjean“ zu singen, war ich auch selber überrascht. Ich habe dann darüber nachgedacht, wie ich diese Rolle anlegen würde.  Ich bin ja schon alt genug dafür. Es gibt wohl auch jüngere Valjean-Darsteller, aber vom Typ her bin ich wohl eher ein Enjolras-Typ. Für mich war das jetzt eine große Herausforderung, diesen Punkt zu finden. Als Darsteller muss man auch mal das Fach wechseln. Man kann nicht immer nur den jungen Liebhaber spielen, sondern muss auch mit der Zeit gehen und sich diesem neuen Feld öffnen. Diese Rolle zu erarbeiten hat mir persönlich sehr viel gebracht, und mir viel von mir selber gezeigt. Ich hatte da Ängste, dass es schwierig ist, gerade den älteren „Valjean“ darzustellen. Was mich besonders gefreut hat, dass dann so viel positives Feedback kam, und mir gerade der ältere „Valjean“ eigentlich ganz gut gelungen ist.
Man verabschiedet sich ja ganz oft von Rollen, wenn man da altersmäßig herauswächst. Wer weiß, ob ich noch mal den Rudolf spiele? Aber beim „Valjean“ war ich zum Schluss gar nicht so traurig. Ihn kann ich ja auch in 10 Jahren noch einmal spielen. Ich bin Thun sehr dankbar, dass ich dort diese Chance hatte.

Musical-World: Geht es für dich 2008 wieder in die Schweiz? Mit der „West Side Story“ lockt ja ein Stück, was du ebenfalls schon gespielt hast! Wäre der „Tony“ für dich ein Grund, wieder in Thun auf der Bühne zu stehen?

Martin Pasching: Der „Tony“ ist ein Grund überall hin zu gehen, aber diesmal nicht nach Thun, das weiß ich schon. Es wird sicher eine phantastische Produktion, tolle Regisseurin und klasse Leute, die dort mitmachen. Schauen wir mal. Wenn die „West Side Story“ irgendwo aufgeführt wird, bin ich der Erste, der sagt, gerne noch mal! Eines der schönsten Musicals!

Musical-World: Sprechen wir über „Rebecca“. Was hat für dich den Reiz ausgemacht, die „Ich“ zu spielen? Ist das die Wandlung, die sie während der Geschichte vollzieht?

Wietske van Tongeren: Ja, da war ein Reiz. Ich habe während der Zeit, wo ich Elisabeth gespielt habe, schon einmal gespürt, wie es ist, für Monate eine Rolle zu spielen, wo man wirklich dauerhaft auf der Bühne ist. Man muss wirklich in jeder Situation die Wandlung und die Facetten zeigen. „Rebecca“ ist ebenfalls musikalisch und schauspielerisch eine Herausforderung. Außerdem ist es wirklich schön, mit Uwe zu spielen, ich kannte ihn vorher ja gar nicht. Es macht mir sehr viel Spaß, mit ihm zusammen diese Geschichte zu erzählen. Und ich liebe Wien!

Martin Pasching: Das ist ja auch die schönste Stadt der Welt!

Wietske van Tongeren: Jetzt in Wien in der weiblichen Hauptrolle auf der Bühnen stehen zu dürfen, ist halt wirklich ein schönes Gefühl. Wir haben in der letzten Woche die Wiederaufnahme gehabt. Jetzt, nach einem Jahr, spüre ich so langsam eine Entspannung und ich kann es genießen. Mit der Zeit spürt man immer mehr Facetten, die man benutzen kann. Früher dachte ich immer, traue ich mich das? Heute sage ich mir, DAS bist DU, Wietske, DAS musst du machen! Bei einer so großen Rolle kann man wohl Jahre suchen. Maya Hakvoort hat die „Elisabeth“ in über 1000 Shows gespielt. Sie hat auch gesagt, es bleibt immer spannend. Wenn man die Rolle und die Person liebt, lässt sich immer etwas Neues finden.

Musical-World: Was die Wandlung angeht, gibt es ja gewisse Parallelen zwischen der „Elisabeth“ und der „Ich“. Welche Rolle fordert da stimmlich mehr?

Wietske van Tongeren: Ja, das finde ich auch. Gerade der 2. Akt bei „Rebecca“, da bekommt die „Ich“ die Bestätigung, dass sie geliebt wird und erwünscht ist. Da erkennt sie, ich habe keinen Grund, unsicher zu sein und setze mich nun durch. Endlich zeige ich mich und bin da. Diese Entscheidung trifft Elisabeth mit „Ich gehör nur mir“. Jetzt mache ich, was ich möchte und bin nicht mehr jedem gehorsam. Elisabeth ist da noch extremer. Bei „Rebecca“ haben wir ein „Happy Ending“. Elisabeth hingegen ist da noch spannender, und sie ist ja im Vergleich zur „Ich“  am Ende doppelt so alt.

Musical-World: „Rebecca“ 2008 – wieder mit Wietske?

Wietske van Tongeren: Wieder mit Wietske? Ich sage es selber auch mit einem Fragezeichen. Ich habe da noch keine Ahnung. Das ist noch zu weit weg. Ich weiß, dass der Wunsch da ist, und das ist sehr schön zu hören. Ich bin auf jeden Fall offen, auch für viele andere Sachen. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Nach eineinhalb Jahren braucht man vielleicht auch mal wieder neue Herausforderungen.

Musical-World: Würde dich „Rebecca“ nicht auch reizen?

Martin Pasching: Ja, sicherlich. „Maxim“ ist eine ganz tolle Rolle. Ich habe „Rebecca“ natürlich sehr oft gesehen, ein wunderschönes Stück. Ich liebe dieses Musical, schöne Musik, tolle Geschichte und es sind wirklich super Leute auf der Bühne. Klar würde ich es auch gerne spielen, vor allem gemeinsam mit Wietske auf der Bühne.

Musical-World: Gibt es eine andere Long-Run Produktion, die ihr gemeinsam vor Augen habt? Vielleicht führt es euch ja mal wieder nach Deutschland zurück?

Wietske van Tongeren: Ich würde gerne mal wieder in Holland auf der Bühne stehen! (lacht) Momentan gibt es nicht so viele Vorsingen für Stücke, wo ich sagen würde, DAS möchte ich jetzt unbedingt machen. Es wird viel wiederholt, Mamma Mia!, Blue Man Group… Das finde ich persönlich ein bisschen schade. Klar, ich verstehe das, es muss Geld verdient werden. Nur für die Künstler wird das halt mit der Zeit weniger interessant. Aber wir schauen weiter. Es gibt ja auch die Stadttheater. In diesem Jahr ist „Jekyll & Hyde“ sehr oft aufgeführt worden. Das reizt uns beide schon.

Martin Pasching: Es gibt ja wirklich wunderschöne Stücke, die leider zurzeit nicht gespielt werden. Die Stadttheater bieten herrliche Produktionen und die Regisseure trauen sich recht viel. Sie nehmen auch Stücke, die nicht so beliebt sind und führen sie auf. Es ist schwierig, zu sagen, das ist meine Traumrolle. Da gibt es wirklich sehr viele.

Wietske van Tongeren: Das finde ich auch hier in Tecklenburg sehr toll. Sie nehmen Musicals wie „Jekyll & Hyde“ und „Miami Nights“, und führen beide erfolgreich auf. Das ist ein toller Kontrast. Dazu gibt es die Pfingstgala oder dieses Konzert heute. Das ist für uns genauso ein großer Spaß wie für das Publikum. Erst das macht es wirklich schön.

Musical-World: Wir erleben in Deutschland gerade ein Routieren der verschiedenen Musicals und Shows. Ihr hattet es ja auch gerade schon angesprochen. Würden sich Stücke wie „Romeo und Julia“ oder „Rebecca“ nicht auch in Deutschland durchsetzen?

Wietske van Tongeren: Ja, sicherlich. Ich liebe Stücke wie  „Les Misérables“, „Miss Saigon“ oder „Rebecca“! Diese dramatischen Stücke ,oh ja! Es gibt sicherlich viele Leute, die mögen „Mamma Mia!“, aber ich sehe mich nicht selbst in so einem Stück. Ich habe es gesehen und es war ok. Aber es wird halt immer wiederholt. Jetzt kommt „Wicked“, geil, etwas wo wir alle sagen, endlich mal etwas ganz Großes und Besonderes. Bei Udo Jürgens wird es auch spannend, wieder etwas Neues, wo man sagt, sie trauen sich etwas. Ich finde das aber auch sehr schwierig zu beurteilen. Ein so großes Geschäft, mehrere Theater mit 2000 Plätzen, da sollten eigentlich jeden Abend viele Leute sitzen. Das Risiko mit unbekannteren Stücken ist da natürlich sehr groß. Ich hoffe, dass es in 2 Jahren vielleicht wieder anders aussieht und wir wieder phantastische Kunst erleben.

Martin Pasching: Ich finde es persönlich schade, was gerade die großen Theater angeht. So ein Stück wie die „Blue Man Group“, was sicherlich eine tolle Show ist, gehört eventuell in eine kleinere Location. Diese schönen Theater, wie zum Beispiel das am Potsdamer Platz, ist ein super Ort für tolle Stücke. Jetzt kommen die „BMG“  ja bald auch nach Stuttgart… Man sollte diese Theater den größeren Stücken lassen.

Wietske van Tongeren: Genau. Stuttgart bietet nun „Wicked“, das zieht Leute an!

Martin Pasching: Wir hoffen mal, das ist eine Phase und es geht wieder vorbei. Also, liebes Stage Entertainment, bringt bitte neue, gute Stücke!

Wietske van Tongeren: Es gibt ja auch mit „Dirty Dancing“ ein ideales Stück für Tänzer. Nur für uns wird es sehr schwierig. Was toll ist, und auch in Holland sehr viel gemacht wird, sind die Tour-Produktionen. Es ist zwar für die Mitwirkenden anstrengend, aber trotzdem super interessant. So kann man auch mal die kleinen Theater angehen. Vor allem lassen sich so auch Stücke bringen, die nicht wie „Mamma Mia!“ oder „Blue Man Group“ sind.

Musical-World: Wenn ihr auf eure bisherige Arbeit zurückblickt, was war da bislang der schönste Moment auf der Bühne?

Martin Pasching: Das kann ich so nicht sagen. Es gibt viele wunderbare Momente auf der Bühne und so schöne Rollen. Da nur eine herauszupicken, wäre nicht richtig. Ich habe den „Wolfgang“ ja schon erwähnt, oder den Tony. Da wäre noch Chris -„Miss Saigon“, aber ich kann es nicht direkt sagen, sonst würde ich einer Rolle Unrecht tun.
Schönste Momente? Es gibt halt manchmal Shows, wo du hinterher weißt, DAS war es jetzt irgendwie. Das merkt man aber meistens erst viel später.

Wietske van Tongeren: Ich war am glücklichsten im Wiener Ensemble als Zweitbesetzung „Elisabeth“. Da bin ich immer wie eine kleine Prinzessin herum gelaufen, jeden Tag mit guter Laune.

Martin Pasching: Na, du hast aber jetzt auch gute Laune!

Wietske van Tongeren: Natürlich immer! Es war halt alles so schön. Je länger man spielt, umso mehr spürt man, man will besser werden. Ich bin ein Mensch voller Harmonie, wenn die stimmt, dann klappt alles andere auch. Nach meiner ersten Elisabeth Show habe ich mich wie ein dreijähriges Kind gefühlt, was Geburtstag hat. Das war ein schönes Gefühl.

Musical-World: Anders gefragt, woran erinnert ihr euch nicht so gerne zurück?

Martin Pasching: Ich habe mir bei „Buddy Holly“ auf der Bühne mal die Achilles-Sehne gerissen. Das war sicherlich der tragischste Moment, dazu in meiner ersten Produktion und kurz nach der Premiere. Ich musste 3 Monate aussetzen. Ich dachte, du kommst neu in dieses Geschäft, bekommst eine tolle Rolle und dann das. Du siehst dann schon deine Karriere, die gerade erst angefangen hat, den Bach runter gehen. Das muss ich nicht noch mal haben. Die Sehne hält auch noch bis jetzt!

Wietske van Tongeren: Ich habe in Stuttgart und am Anfang von „Rebecca“ sehr mit meiner Gesundheit gekämpft, weil ich nicht wusste, dass ich Pfeiffersches Drüsenfieber hatte. Da kommt man an einen Punkt und denkt, warum geht es mir jetzt nicht gut? Man kämpft sich damit durch, bekommt immer mehr Symptome, die einem sagen, es geht nicht. Gerade bei einer Hauptrolle in einer neuen Produktion, da will man nicht aufgeben. Außerdem wollte ich keine Schwäche zeigen und gut sein. Das war hart. Ich habe daraus gelernt und wieder neue Kräfte gesammelt. Daran denke ich nicht gerne zurück, allerdings will ich es auch nicht verdrängen.

Musical-World: Wie organisiert man sein Privatleben, wenn der Eine gerade in Wien spielt und der Andere in der Schweiz?

Wietske van Tongeren: Oh, da hat man Gott sei Dank Skype! Japan - das ging so gar nicht. Oh, das war wirklich schlimm!

Martin Pasching: Das ist ja das Schwierige. Wenn man eine Beziehung hat, beide in diesem Job, muss Einer ja zwangsläufig mal weg. Es hält auf jeden Fall die Beziehung frisch, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Wietske van Tongeren: Schweiz ging ja noch…

Martin Pasching: Ich fand Japan in diesem Fall leichter. Komischerweise hat in Japan die Computertechnik besser funktioniert als in Thun. Das ist halt wirklich schwierig. Ich kann nicht sagen, Schatz, ich komme mal eben am Wochenende vorbei, wenn ich irgendwo in Tokio sitze. Jetzt genieße ich es erstmal, wieder in Wien zu sein. Ich habe mir jetzt absichtlich eine Auszeit genommen, und lasse es für mich mit kleinen Projekten laufen. Wir wollen den Herbst nun für uns gemeinsam haben. Wer weiß, was danach kommt. Wir werden versuchen, diese Zeiten, wo wir weg sind, so klein wie möglich zu halten. Passieren wird es sicher wieder.

Wietske van Tongeren: Ich glaube, da wächst man hinein. Martin hatte in der Schweiz so eine tolle Rolle, in die er sich phantastisch hinein gesteigert hat. Man möchte ihn ja dann auch unterstützen, daher war ich 4 Wochen dort. Ich hätte 2 Monate da sein können, ohne zu arbeiten. Man fiebert dann für den Anderen mit.

Musical-World: Wie ist es überhaupt, wenn beide Partner in derselben Branche tätig sind? Spricht man da zu Hause nur noch von der Arbeit oder versucht man gerade da, das Thema „Beruf“  nicht zu oft zu erwähnen?

Martin Pasching: Man steht nicht in der Früh auf, sagt „Martin- mach mir mal einen Kaffee“ und unterhält sich gleich über den Beruf (lacht). Natürlich bleibt das Thema nicht aus. Aber das ist ja auch eine der guten Seiten, dass man sich da versteht. Wenn ich im gleichen Job bin, dann auch auf derselben Ebene. Man versucht aber, es so weit wie möglich abseits zu halten. Aber wir haben Gott sei Dank auch viele, viele andere Themen, als nur das Musical.

Wietske van Tongeren: Man hat das Ganze so auch immer schnell geklärt und ist das Thema dann wieder los.

Musical-World: Wie schaltet ihr privat ab. Habt ihr da besondere Freizeitaktivitäten?

Wietske van Tongeren: Wir versuchen es mit Fitness!

Martin Pasching: Ja, wir machen Sport!

Wietske van Tongeren: Dreimal die Woche klappt das schon.

Martin Pasching: Es ist einfach eine normale Beziehung, wo man auch viele andere Sachen hat. Gerade jetzt auch in der Schweiz, als Wietske 4 Wochen dort war. Ich hatte zwar abends meine Proben, aber wir haben uns Wanderschuhe gekauft und sind an den freien Tagen auf in die Berge. Außerdem waren wir am See und haben einen Hubschrauber-Rundflug gemacht. Da sind wir wahrscheinlich ziemlich langweilig, stinknormal.

Musical-World: Welche Musikrichtung bevorzugt ihr privat? Du hast ja auch schon vor deiner Musicalzeit in Bands gespielt.

Martin Pasching: Nein, ich höre nur Musicals. Ich stehe in der Früh auf und höre gleich Musicals (lacht). Um Gottes Willen! Nein, ich höre diese Musik, wenn ich etwas einstudiere. Das sind immer so Phasen. Als es gerade raus kam, habe ich „Rent“ geliebt.

Wietske van Tongeren: Doch! „The Last 5 Years“ haben wir im letzten Jahr oft gehört!

Martin Pasching: Ja, schon. Aber ich bin halt so ein alter Rocker, der seine „Beatles“ auflegt, seine „Rolling Stones“ oder „AC DC“. Wenn laute Gitarren dabei sind, gefällt mir das! Wir hören aber sehr verschiedene Sachen, trotzdem überschneidet sich aber auch unser Musikgeschmack.

Wietske van Tongeren: Ja, genau. Von Country bis zu deutschsprachigen Sachen.

Martin Pasching: Ich glaube, bei „ACDC“ würdest du rausgehen, wenn ich es höre…

Musical-World: In welcher Sprache wird denn zu Hause geflucht?

Wietske van Tongeren: (Beide lachen) Alles – einfach alles wird auf Deutsch gemacht! Das war lustig, als wir zusammen gekommen sind. Da habe ich noch recht viel auf Holländisch gesprochen, gerade auch mit meiner Familie. Irgendwann sagte Martin zu mir: „Wietske, du hast heute Nacht im Schlaf auf Deutsch geredet!“ Das war der Punkt, wo auf einmal alles auf Deutsch ging. Aber -

Martin Pasching: Ich lerne jetzt Holländisch! Ich will es auch verstehen! Wietskes Mutter, eine entzückende Frau, spricht leider kein Deutsch und ich kein Holländisch! Um halt besser in ihre Familie integriert zu werden und weil es ja auch ihre Muttersprache ist, fängt in 2 Wochen in Wien nun mein Holländisch-Kurs an! Und beim nächsten Mal ist das ganze Interview auf Holländisch!

Wietske van Tongeren: Als ich nach Wien kam, dachten alle, die Wietske ist aber still. Ich habe mich nicht getraut, irgend etwas auf  Deutsch zu sagen. Dabei bin ich doch gar nicht still (lacht). Man macht halt immer noch viele Fehler, aber die Leute verstehen wohl, was ich sage.

Martin Pasching: Jetzt lernt sie mit meinem Vater wienerisch…(lacht)

Musical-World: Das Wienerische hört man auch jetzt schon...

Wietske van Tongeren: Ja, das höre ich ganz oft, wenn ich in Deutschland bin.

Musical-World: Welche Wünsche habt ihr für die Zukunft? Sowohl beruflich als auch privat?

Martin Pasching: Gesundheit. Diese ganz kitschigen, normalen Wünsche. Das Wichtigste für uns in dem Job ist es nun mal, dass mit der Stimme und dem Körper  alles in Ordnung ist. Dann natürlich das Ganze drum herum. Um uns Zwei mache ich mir keine Sorgen, wir sind sowieso happy. Die Liebe hält. Für den Job wünscht man sich tolle Rollen, wo man viel spielen kann.

Wietske van Tongeren: Das hängt auch nicht von der Größe der Rolle ab.

Martin Pasching: Es gibt auch super spannende Rollen, die kleiner sind. Wir wollen weiter mit dem Job glücklich sein und natürlich auch privat!

Musical-World: Wenn man sich so umhört, fragen alle, wann kommt der Martin denn nun wieder nach Deutschland?

Martin Pasching: Also ich liebe ja Berlin! Das ist eine tolle Stadt.

Wietske van Tongeren: Wie – besser als Wien?

Martin Pasching: Nein, das nicht. Aber wenn wir Zwei mal nach Berlin gehen könnten, dann bin ich auch dabei!

© Interview: Corinna Kleszewski; Fotos: Birgit Bernds

Produktionen mit Wietske van Tongeren und Martin Pasching bei Sound Of Music!

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