On The Town - Bernsteins Musical-Klassiker im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Musical On The Town: Drei Leichtmatrosen auf der Suche nach dem One Night Stand in New York
Am 28.12.1944 feierte das Erstlingswerk On The Town von Leonard Bernstein im Adelphi Theatre am Broadway seine Weltpremiere. Der erst 26 jährige Komponist erweiterte sein Ballett „Fancy Free“ nach der Choreografie von Jerome Robbins aus demselben Jahr zu einer jazzig-beschwingten Seemannskomödie für ein durch den Zweiten Weltkrieg ermüdetes Theaterpublikum. Durch die bissigen Texte von Betty Comden und Adolph Green wurde die moderne Frau in den Mittelpunkt des Stückes gestellt. Nur 24 Stunden Landurlaub bleibt den Matrosen Gabey, Chip und Ozzie in New York und sie wollen die Zeit mit Frauen vergnüglich verbringen. Gabey verliebt sich in ein Plakat von Miss U-Bahn Ivy Smith und die drei Freunde beschließen mit Hilfe der Taxi-Fahrerin Hildy und der Anthropologiestudentin Claire die unbekannte Schöne zu suchen. Bekannt wurde „On The Town“ auch durch die MGM-Verfilmung mit dem deutschen Titel „Heut gehen wir bummeln“ mit Gene Kelly und Frank Sinatra, in der viele Bernstein Songs jedoch durch Titel von Roger Edens und Laurie Hayton ersetzt wurden, die 1950 den Oscar für die beste Filmmusik einheimsten.
Musical On The Town in Gelsenkirchen
Seit dem 01.02.14 zeigt das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen die Originalfassung des Musicals On The Town und verbindet die gesungenen Klassiker wie „New York, New York“, „I Can Cook Too“, „Come Up To My Place“ und „Lucky To Be Me“ im englischen Libretto mit den instrumentalen Ballett-Sequenzen „Times Square Ballet“, “Imaginery Coney Island“ und „Pas De Deux“. Die gelungene Einheit aus dem von Bridget Breiner choreografierten Balletts in Traumsequenzen des exzellenten Tanzensembles und dem Schauspiel des Musiktheater-Ensembles unter der Regie von Carsten Kirchmeier unterhält kurzweilig das Publikum, obwohl hier zwei unterschiedliche Kunstformen aufeinandertreffen und die herrlichen Tanzszenen die Handlung strenggenommen gar nicht weiter bringen. Die drei Matrosen Gabey (Piotr Prochera), Chip (Michael Dahmen) und Ozzie (E. Mark Murphy) singen mit ihren Bariton-Stimmen eher opernhaft und werden von ihren emanzipierten Frauenbekanntschaften Hildy (Judith Jakob), Claire (Dorin Rahardja) und Ivy (Julia Schukowski) komödiantisch glatt an die Wand gespielt, denn obwohl die Herren eigentlich nur auf der Suche nach einem unterhaltsamen One Night Stand sind und ihre Uniformen als Frauenmagnet einsetzen, entpuppen sich die selbstbewussten Damen als pfiffige Begleitung, die ebenfalls nicht an einer lebenslangen Beziehung interessiert sind. Obwohl allen Paaren bei Sonnenaufgang klar wird, dass sie sich wohl nie wiedersehen werden, schwingt beim Song „Some Other Time“ dann doch etwas schwermütiger Trennungsschmerz mit, bevor die nächsten drei Matrosen ihren Landgang beginnen.
Umsetzung des Musicals On The Town am Musiktheater
Unter der musikalischen Leitung von Rasmus Baumann erklingt die Partitur mit der neuen Philharmonie Westfalen erfreulich frisch und jung, obwohl das Musical On The Town lange nicht die Genialität von Bernsteins Meisterwerk West Side Story mit seinen eingängigen Welthits erreicht. Die traditionellen 40er Jahre Kostüme von Renée Listerdal stehen im krassen Gegensatz zu der recht kühl wirkenden Bühne von Jürgen Kirner, der die berühmte Skyline von New York mit überdimensionalen Koffern nachgebildet hat, die die einzelnen Handlungsorte wie Hildys Wohnung, diverse Nachtclubs oder auch ein T-Rex-Skelett des naturhistorischen Museums in ihrem Inneren beherbergen und bei Bedarf aufgeklappt werden, was nach 150 min Koffer Aus- und Einpacken schon etwas enervierend wirkt. Auch wenn die Kofferkulisse surreal wirkt, entfaltet sie in den traumtänzerischen Ballett-Sequenzen auf der Drehbühne ein imposantes Eigenleben, wenn sich die Tänzer- und Tänzerinnen in den Kofferschluchten ein Katz-und Maus-Versteckspiel liefern.
Moderne Adaption eines Klassikers, der Oper und Ballett mit Jazz verbindet
Das Musical On The Town am MIR Gelsenkirchen zeigt sich als moderne Adaption eines Klassikers, der Oper und Ballett mit populären Jazz-Klängen verbindet und auch heute noch gut unterhält. Auch wenn die Handlung als Odyssee liebeskranker Matrosen auf Landurlaub auf den ersten Blick eher banal daherkommt, versteckt sich unter der Oberfläche ein Stück mit Tiefgang, dass es zu entdecken lohnt.
© Bühnenfotos: Thilo Beu; Text & Fotos Schlussapplaus: Stephan Drewianka, Musical-World.de; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical Fachzeitschrift Blickpunkt Musical 02-14 - Ausgabe 69
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