Weltpremiere Musical Das Wunder von Bern eröffnet das neue Stage Musicaltheater in Hamburg
Uraufführung Musical Das Wunder von Bern im Stage Theater an der Elbe im Herbst 2014
Stage Entertainment eröffnete seinen Theaterneubau an der Elbe mit einer Weltpremiere. Das Wunder von Bern ist ein von Stage selbst entwickeltes Musical, das auf dem gleichnamigen Film von Sönke Wortmann basiert. Die Uraufführung fand im November 2014 statt. Stage Eigentümer Joop van den Ende: „Mit dem Stage Theater an der Elbe eröffnet in Hamburg seit 20 Jahren endlich ein neues Musical-Theater. Als Premierenproduktion haben wir einen Stoff gesucht, der dem Anspruch gerecht wird, in Deutschlands Musical-Hauptstadt seine Uraufführung zu feiern. Hierbei mussten wir uns zwischen internationalen Musical-Hits oder einer Stage Entertainment Eigenentwicklung entscheiden." Nach einem internen Workshop war das Ergebnis aber schnell klar: „Das Wunder von Bern“ wird hier in Hamburg Weltpremiere feiern. Joop van den Ende: "Das Thema hat eine unglaubliche Kraft und Relevanz. Diese herzergreifende Familien-Geschichte hat alles, was ein gutes Musical ausmacht: ein gutes Buch als Grundlage, eine musikalische Bearbeitung voller großer Melodien und wunderbare Theatermomente. Kaum ein Ereignis hat die Deutschen so positiv geprägt wie dieses. Die Hoffnung der Menschen auf ein besseres Leben, eine Nation im Aufbau und ein einzigartiger Moment, der dem ganzen Land neuen Lebensmut bescherte. "Das Wunder von Bern" ist ein Stück deutsche Geschichte und berührt ganz Deutschland.“
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz verwies bei der Bekanntgabe des neuen Musicals Das Wunder von Bern auf die Bedeutung der Musicals für die Hansestadt: „Bereits jetzt ist Hamburg der drittgrößte Musical-Standort der Welt. Das wirtschaftliche Engagement von Stage Entertainment hat eine große Wirkung auf unsere Stadt: Mehrere Millionen Musicalbesucher pro Jahr übernachten hier, gehen shoppen oder besuchen weitere kulturelle Einrichtungen. Mit „ROCKY“ ist der allererste Export eines hier entwickelten Musicals an den New Yorker Broadway gelungen. Viel Erfolg auch für die neue Produktion aus Hamburg.“
Handlung und Geschichte des Musicals Das Wunder von Bern
Das Musical Das Wunder von Bern erzählt vor dem Hintergrund der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 eine bewegende Vater-Sohn-Geschichte. Es geht um eine Familie, die sich findet, eine Mannschaft, die über sich hinauswächst, und einen kleinen Jungen mit großen Träumen.
Ruhrgebiet 1954. Der elfjährige Matthias Lubanski, genannt „Mattes“, lebt mit seiner Mutter Christa und seinen älteren Geschwistern Bruno und Ingrid in einer von den Folgen des Zweiten Weltkrieges geprägten Arbeitergegend in Essen. Dazu gehört auch, dass er ohne seinen Vater aufwächst. Als Mattes geboren wurde, befand der sich bereits in russischer Kriegsgefangenschaft. Die Hoffnung auf eine Rückkehr hat die Familie im Grunde aufgegeben. Während Christa in ihrer Kneipe ihren Mann steht und Bruno und Ingrid ihr eigenes Leben leben, verbringt Mattes viel Zeit mit den Kindern des Viertels beim Fußball spielen, wobei er selbst kein besonders guter Kicker ist. Längst hat sich der Junge einen Ersatzvater gesucht: Helmut Rahn, der Rechtsaußen seines Lieblingsvereins Rot-Weiß-Essen. Die Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz steht bevor, und als einer der besten Spieler des Landes gehört Helmut alias „Der Boss“ zu den Stars der Nationalmannschaft. Mattes trägt ihm regelmäßig die Tasche zum Training und ist stolz darauf, das „Maskottchen“ seines Helden zu sein. Zumal der ihm sagt, dass er nur gewinnen könne, wenn Mattes dabei ist.
Doch eines Tages gerät Mattes’ Welt völlig aus den Fugen: Sein Vater Richard kehrt überraschend aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Doch er ist nicht mehr der Vater, den sich Matthias so sehr erträumt hat. Zwölf Jahre lang war er nicht zu Hause – jetzt ist er ein gebrochener Mann. Ein traumatisierter Kriegsheimkehrer, der weder die Selbstständigkeit seiner Frau noch die politischen Vorstellungen seines Sohnes Bruno oder die Träume seiner Tochter Ingrid akzeptieren will. Auch mit Mattes’ Begeisterung für Fußball und den Boss kann er rein gar nichts anfangen. Richard findet einfach keinen Platz in seiner Familie und der Nachkriegsgesellschaft.
Derweil ist die deutsche Nationalmannschaft unter Bundestrainer Sepp Herbergerin ihrem Quartier am Thuner See angekommen und bereitet sich auf das erste WM-Turnier mit deutscher Beteiligung seit dem Zweiten Weltkrieg vor. Zur Mannschaft gehört auch Helmut Rahn. Allerdings lässt Herberger den Boss kaum spielen. Der reagiert mit Unverständnis und ist maßlos enttäuscht. Auch Mattes im fernen Essen kann es nicht fassen. Doch selbst wenn Rahn spielen würde – hatte er nicht gesagt, er könne nur in Mattes’ Gegenwart gewinnen?
Gewinn der Fussball-WM 1954 in Bern
In der Nacht vor dem Endspiel in Bern, weckt Richard seinen Sohn, um mit ihm in die Schweiz zu fahren. Der Pfarrer hat ihm sein Auto geliehen, und so machen sich die beiden auf die Reise Richtung Endspiel. Gegen Ende der zweiten Halbzeit gelangen sie endlich ins Stadion. Im Spiel gegen die haushohen Favoriten aus Ungarn steht es 2:2. Da rollte der Ball ins Aus – und Mattes genau vor die Füße. Er hebt ihn auf und wirft ihn Helmut Rahn zu, der endlich spielen darf. Der Boss und Mattes sehen sich in die Augen. Jetzt ist alles möglich. Mit atemloser Stimme kommentiert der Reporter Herbert Zimmermann: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt… Tor! Tor! Tor! Tor!“ Und nur wenige Minuten später bricht es aus ihm heraus: „Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“
Im Stadion, in Christas Kneipe, überall im Land liegen sich die Menschen in den Armen. Deutschland, eine verunsicherte Nation, die nach einem selbst angezettelten mörderischen Krieg geächtet am Boden lag, steht wieder auf. Die Menschen finden zu sich und zueinander und sind bereit für einen Neuanfang.
© Pressetexte und Fotos Stage Entertainment
Vom Spielfilm auf die Musical-Bühne
Die Filmvorlage von Sönke Wortmann begeisterte fast vier Millionen Kinogänger und wurde mit mehreren nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem mit der Goldenen Leinwand, dem deutschen Filmpreis sowie den Publikumspreisen beim San Francisco International Film Festival und dem Internationalen Filmfestival von Locarno.
Sönke Wortmann: „Mir war wichtig, dass die Umsetzung als Musical die Emotionalität des Stoffes verstärkt. Nach einem Workshop der Musicalproduzenten von Stage war ich restlos überzeugt. Wie dieses Thema auf der Bühne umgesetzt wird ist wirklich atemberaubend. Die Dramaturgie stimmt, die Lieder kommen an den richtigen Stellen und durch die Nähe zur Bühne ist man direkt im Geschehen.“
Das Kreativteam des Stücks wird angeführt vom erfolgreichen Theater- und Filmregisseur Gil Mehmert, der auch für das Buch der Bühnenfassung verantwortlich ist. Der gebürtige Westfale lehrt als Professor an der Folkwang-Universität in Essen und wurde für sein vielfältiges Schaffen mehrfach mit renommierten Theater- und Filmpreisen ausgezeichnet. So unter anderem mit dem Rolf Mares Preis der Hamburger Theater, dem Bayerischen Filmpreis oder dem INTHEGA-Preis, dem Theaterpreis der Städte.
Für die Musik im Wunder von Bern konnten Martin Lingnau als Komponist und Frank Ramond als Liedtexter gewonnen werden. Martin Lingnau ist einer der erfolgreichsten Musiktheater-Autoren Deutschlands. Darüber hinaus komponierte der Wahl-Hamburger z.B. die Filmmusik für den erfolgreichen Disney-Film „Serengeti“ und arbeitete mit Künstlern wie Bully Herbig, Maite Kelly oder Udo Lindenberg zusammen. Frank Ramond gehört zu den besten deutschen Produzenten und Textdichtern. Von Roger Cicero über Annett Louisan bis zu Ina Müller, Santiano oder Barbara Schöneberger. Sie alle vertrauen Ramonds Gespür für das richtige Wort. Die Arbeiten von Frank Ramond wurden zigfach mit Gold und Platin ausgezeichnet. Er selbst erhielt 2007 einen ECHO als bester Produzent.
Das Musical Das Wunder von Bern schließt an eine Reihe erfolgreicher Eigenproduktionen von Stage Entertainment an („Ich war noch niemals in New York, „Hinterm Horizont“, „Rocky“), die neben erfolgreichen Shows aus dem Ausland mittlerweile die Hälfte des Gesamtspielplans des Unternehmens in Deutschland bilden und Hamburg zu einer Kreativ-Schmiede des Musicals gemacht haben.
Das Stage Theater an der Elbe
Ihr Musical-Erlebnis beginnt mit der Schifffahrt über die Elbe. Am gegenüberliegenden Ufer erwarten Sie nach dieser „kleinen Hafenrundfahrt“ das Stage Theater an der Elbe und ein einzigartiger Blick auf die Skyline Hamburgs. Das Theater ist ein architektonisches Juwel: 10.000 glänzende Edelstahl-Schindeln und eine bis zu zwölf Meter hohe Glasfassade prägen das Äußere. Innen lädt das zweigeschossige Foyer mit offener Galerie, ansprechenden Bars und zeitgenössischer Kunst zum Verweilen ein, und im wunderschönen Saal mit 1.850 Plätzen entfaltet sich für Sie Musical-Kunst auf höchstem Niveau.
© Pressetexte und Fotos Stage Entertainment
Die historischen Hintergründe eines Mythos
Der historische Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft am 4. Juli 1954 bei der WM in der Schweiz ereignete sich in einer Zeit, die stark von den direkten Folgen des Zweiten Weltkrieges geprägt war. Auch wenn die Menschen damals alles taten, um das Grauen der Zerstörungen, das eigene Leid und Elend aber auch die eigene, unfassbare Schuld zu verdrängen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ausgerechnet ein Fußballspiel zu einem der zentralen Gründungsmythen der Bundesrepublik Deutschland werden konnte.
15 Jahre zuvor hatte das Deutsche Reich unter Adolf Hitler einen der mörderischsten Kriege aller Zeiten vom Zaun gebrochen und nahezu die ganze Welt mit Mord und Terror überzogen. Eine globale Menschheitskatastrophe. Knapp sechs Jahre und Millionen Tote später lagen weite Teile Europas in Trümmern. Vor allem Deutschland selbst war großflächig zerstört. Die Aggression hatte sich massiv und mit tödlicher Konsequenz gegen den Aggressor gewendet. Deutschland war militärisch und moralisch geschlagen. Es wurde von den Siegermächten besetzt und in Besatzungszonen eingeteilt. Nun herrschten nicht nur die alliierten Militärverwaltungen, sondern vor allem Hunger, Krankheit und Tod. Zwar endete diese unmittelbare entbehrungsreiche Nachkriegszeit mit der Gründung der beiden deutschen Staaten Bundesrepublik Deutschland (23. Mai 1949) und Deutsche Demokratische Republik (7. Oktober 1949), vergessen waren Krieg und Nachkrieg im Sommer 1954 aber keineswegs.
Der verlorene Krieg, der völlige wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenbruch, Obdachlosigkeit, Vertreibung, blanke Not – all das war den Menschen des Jahres 1954 noch sehr präsent. In den Städten klafften weiterhin die Lücken der Bombenangriffe. Und in jeder Familie fehlten Väter und Söhne. Sie waren gefallen oder befanden sich noch in Gefangenschaft. Und doch: Es ging aufwärts. Zumindest wirtschaftlich. Die Hochkonjunktur, die bald unter dem Begriff „Wirtschaftswunder“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte, war in vollem Gange. Der Westen, die Bundesrepublik, entwickelte sich zur Wohlstandsgesellschaft.
Die Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz war seit Kriegsende die zweite überhaupt und die erste seit 1938, an der eine deutsche Elf teilnahm. Allein diese Tatsache war für viele Deutsche ein enorm wichtiges Signal: Das Land kehrte in Gestalt der bundesrepublikanischen Nationalmannschaft in die Normalität zurück. Überraschenderweise konnte das Außenseiterteam von Bundestrainer Sepp Herberger im Verlauf des Turniers sogar Siege feiern, auch wenn bereits in der Vorrunde mit einer spektakulären 3:8-Niederlange gegen Ungarn das vorzeitige Aus drohte. Diese galten Anfang der 50er als absolute Weltklassemannschaft. Bis zum Tag des Endspiels war Ungarn seit dem 14. Mai 1950 in 31 Länderspielen in Folge ungeschlagen. Und es schien zunächst so, als bliebe diese Siegesserie ungebrochen. Dann kam der Tag von Bern.
4. Juli 1954. Deutschland spielte erneut gegen Ungarn. Gleich in den ersten zehn Minuten der Partie musste Torhüter Toni Turek von Fortuna Düsseldorf zweimal hinter sich greifen. Doch dann gelang dem Nürnberger Max Morlock prompt der Anschlusstreffer. In der 18. Minute glich Helmut Rahn von Rot-Weiß Essen zum 2:2 aus. Und dann begann für beide Seiten eine Zitterpartie, die in der 84. Minute in den historischen „Tor! Tor! Tor! Tor!“-Rufen des Reporters Herbert Zimmermann gipfelte, als Helmut Rahn den Ball zum 3:2 über die Linie brachte. Sechs Minuten später überschlug sich Zimmermanns Stimme erneut: „Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale in Bern!“ Dies war der Moment. Das Wunder von Bern. Auf einmal schien alles vergessen. Die Grausamkeit des Krieges, die unfassbare Not der Nachkriegszeit, der Schrecken über die eigene Schuld.
Wenn es um die Frage der gefühlten Geburtsstunde der Bundesrepublik geht, ist die Meinung vieler Zeitzeugen und Historiker eindeutig: Es war der 4. Juli 1954, der Tag des Wunders von Bern. In der Folge machte der Satz „Wir sind wieder wer“ die Runde und beflügelte die Aufbruchstimmung jener Jahre. Mitten im Kalten Krieg wurde aus Deutschland eine Nation, die bereit war, sich neu zu erfinden und den langen Weg zu sich selbst zu beginnen. Dabei gab es zahlreiche Hindernisse zu überwinden, Traumata zu bewältigen und sich der Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit zu stellen. Aber das Wunder von Bern gilt bis heute als eine der Grundlagen, auf denen sich die Bundesrepublik als friedliche Zivilgesellschaft und nachhaltigste Demokratie der deutschen Geschichte entfalten konnte.
© Pressetexte und Fotos Stage Entertainment