Musical Shockheaded Peter in Kassel
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Let´s make an Opera: Shockheaded Peter (Struwwelpeter) am Schauspielhaus Kassel

Provozierend schockierendes Grusical des Struwwelpeters

Die Junk-Opera Shockheaded Peter von Phelim McDermott, Julian Crouch und Martyn Jacques erzählt episodenhaft die Kurzgeschichten von Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter als provozierend-schockierendes Grusical. Die eigenwillige Musik der Londoner Kultband The Tiger Lillies wird eigentlich von einer kleinen Band mit Schlagzeug, Balalaika, Tuba, Klavier, Akkordeon und Banjo ungewöhnlich interpretiert. Unter der musikalischen Leitung von Xin Tan zeigte das Schauspiel Kassel in sieben Vorstellungen vom 19. Juni bis 4. Juli 2013 erstmals eine Version, die komplett für das 70-köpfige Theater-Jugendorchester opulent neu arrangiert wurde.

Vorstellung mit Zirkuscharakter im Gegensatz zum klassischen Gesang und Orchester

Neben drei erwachsenen Hauptdarstellern bevölkerten 16 authentisch jugendliche Darsteller die Bühne als Zappel-Phillipp, Daumenlutscher, böser Friederich, Suppen-Kaspar, Paulinchen und fliegender Robert. Jeweils zwei Künstler als Tuchakrobaten (Rebecca Vereijken ) und Feuerspucker (Paul Krügener ) verschafften der nur rund 60 minütigen Vorstellung einen Zirkuscharakter, der im krassen Gegensatz zu der klassischen Gesangs- und Orchester-Darbietung stand, ganz zu schweigen von der derben Handlung bei der im 10 Minuten-Takt ein ungehorsames Kind ins aufgeschaufelte Bühnengrab wanderte.

Innovative Inszenierung von Shockheaded Peter mit makabrem Programm

Sonja Trebes präsentierte eine innovative Inszenierung von Shockheaded Peter, die musikalisch ganz andere Wege als das Original ging. Durch das makabre Programm führte der Schauspieler Franz Josef Strohmeier als diabolischer Direktor und Conférencier, der aus einem Tim Burton-Film entliehen sein konnte. Sein rudimentärer Gesangsstil verkörperte noch am besten den Ursprungscharakter der Junk-Opera, wie sie von den Tiger Lillies eigentlich konzipiert wurde.  Tomasz Wija als Vater und Opernsängerin Belinda Williams als Mutter interpretierten die englischen Gesangtexte, die über Video-Filmanimationen von Evgenia Gosterer ins Deutsche übersetzt wurden, opernhaft klassisch passend zur orchestralen Untermalung des Jugendorchesters, das im hinteren Bühnenteil präsent war.

Surreale Kostüme auf einer Bühne mit Grab und Kreuzen

Dies ließ den Darstellern wenig Raum auf der schwarzen Guckkasten-Bühne von Hyun Chu mit ausgehobenem Grab und Friedhofskreuzen der unartigen Kinder. Erschreckend nah am Publikum agierten daher die Protagonisten in den teils surrealen Kostümen von Isabell Heinke, die zwischen strengem Schwarz-Weiß auch extreme Farbtupfer und Matrosenanzüge für die kurzweiligen Episoden im Licht von Stefanie Dühr und Oskar Bosman wählte.

Der Zuschauer muss selbst entscheiden, ob er die in Kassel gezeigte opernhafte Konzertfassung von Shockheaded Peter der skurrilen Bandversion vorzieht. Interessant und spannend sind sicherlich beide Interpretationen.

© Text und Schlussapplaus-Foto: Stephan Drewianka; Bühnenfotos: N. Klinger / Schauspiel Kassel

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