Musical Sunset Boulevard
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Musical Sunset Boulevard mit Helen Schneider

Musical Sunset Boulevard Open-Air in Bad Hersfeld: Kein Star wird jemals größer sein

‚Jeder Film ist ein Zirkus, spannend, grell und lächerlich‘

Sir Andrew Lloyd Webbers Musical Sunset Boulevard, in Deutschland bereits vom 8.12.1995 bis 5.5.1998 im Rhein-Main Theater Niedernhausen aufgeführt, kehrt nach der Stadttheater Produktion am Theater Magdeburg im letzten Jahr erstmals als Open-Air Aufführung zurück. Das Drama um die alternde Stummfilmdiva Norma Desmond, die noch einmal auf die Leinwand zurückkehren möchte, ist vom 20.06. bis 29.07.2011 insgesamt 25 Mal in der Stiftsruine Bad Hersfeld zu sehen. Statt einer üblichen Premierenkritik folgen Sie mit Originalzitaten und Fotos der Handlung des Webber Musical-Klassikers Sunset Blvd.

Helen Schneider zurück als Stummfilm-Diva Norma Desmond

‚Mit einem Blick zünd ich Feuer an, stumm zieh ich Dich in meinen Bann und die Leinwand wird zur Welt‘

Schon bei der deutschsprachigen Erstaufführung vor rund 16 Jahren brillierte Helen Schneider in ihrer Paraderolle der labilen Diva, nun kehrt sie als Norma Desmond mit Sunset Boulevard nach Bad Hersfeld zurück, wo sie bereits 1997 als Eva Peron in Webbers Musical Evita als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.

Rasmus Borkowski als abgebrannter Drehbuchautor Joe Gillis

‚Heiss der Kopf, der Champagner lau, und das irre Spiel einer wirren Frau – doch mein Spiel sollte erst beginnen‘

Rasmus Borkowski, der nach seiner Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie August Everding schon Titelrollen in den Musicals Nullvier (Gelsenkirchen), Romeo und Julia (Wien) und 3 Musketiere (Stuttgart) spielte, tritt als abgebrannter Drehbuchautor Joe Gillis in die Fußstapfen von Uwe Kröger und überzeugt mit seinem jugendlichen Charme, einer grandiosen schauspielerischen Leistung und seiner kraftvollen Gesangsstimme.

Helmut Baumann in der Rolle des Dieners und Ex-Ehemanns

‚Madame ist Filmlegende – wie die Idole sich auch reihn, kein Star wird jemals größer sein‘

Die vielleicht tragischste Rolle im Musical Sunset Blvd. übernimmt Tänzer, Regisseur (u.a. Cabaret mit Helen Schneider am Theater des Westens in Berlin) und Schauspieler (Regie und die Rolle Zaza in La Cage Aux Folles 1985) Helmut Baumann. Als treuer Diener Max von Mayerling vergöttert der ehemalige Filmregisseur und erste Ehemann „seine“ Norma, schreibt ihre Fanpost und quartiert sogar die jungen Geliebten im Haus der Ehemänner ein.

Dramatische Autoverfolgung im Nebel grandios inszeniert

‚Gott, wo bin ich? Plötzlich stand ich in dem Garten eines Palazzos als wärs ein altes Filmdekor‘

Sunset Boulevard war in der Urfassung ein Ausstattungs-Musical mit grandiosen Filmsets und pompösen Treppen in glamourösen Hollywoodvillen. Die Bühne von Heike Meixner in Bad Hersfeld zeigt, dass es mit etwas Phantasie auch einfacher und kosteneffizienter funktioniert. Die dramatische Autoverfolgungsjagd, bei der Joe Gillis vor zwei Schuldeneintreibern flieht und schließlich auf Norma Desmonds Anwesen Zuflucht findet, wird grandios mit Nebel und zwei Lampen an einer Stange inszeniert.

Wietske van Tongeren als Betty Schäfer

‚Kids wie Sie, die davon träumen, dass sie hier ein Meisterwerk kreiern setzte ich am liebsten in den Zug nach Haus‘

Die Niederländerin Wietske van Tongeren (Ich in Rebecca, Stefanie in Rudolf, Ellen in Miss Saigon) ist Betty Schaefer, die als verkannte Regie-Assistentin davon träumt, selbst einmal ein bedeutendes Drehbuch zu schreiben, am liebsten mit Joes Hilfe. Katharina Schrade übernimmt die Rolle der Betty Schäfer alternierend.

‚Es schmerzte mich zu sehen, wie sie im Gestern lebte, so arm und so glücklich in ihrem Silberhimmel‘

Norma träumt von ihrer Rückkehr auf die Leinwand und Joe soll sie darin unterstützen, ihr gewaltiges Drehbuch für „Salome“ in eine verfilmbare Form zu bringen.

‚Ich dachte, wir kürzen den Sklavenmarkt‘
‚Kürzen? Mich?‘
‚Man will Sie nicht in jeder Szene sehen.‘
‚Doch, man will mich sehen, was sonst. Deshalb kommen die Leute ja. Legen Sie es zurück‘

‚Max wird heute das Drehbuch zu Paramount bringen. Ich habe gerade mit meiner Astroligin gesprochen. Sie hat De Milles Horoskop gelesen und sie hat meins gelesen‘
‚Hat sie auch das Drehbuch gelesen?‘

In Bad Hersfeld hält man sich in weiten Teilen an die deutsche Übersetzung von Buch und Liedtexten von Don Black und Christopher Hampton, die für die Premiere in Niedernhausen von Michael Kunze angefertigt wurden.

‚Warum bescheiden sein? Es zahlt die Dame!‘

Für ihre Sylvesterparty lässt Norma Joe im Kaschmir und Vicuna von Herrenausstatter Manfred (Claus Dam) neu einkleiden. Die Kostüme von Werner Fritz spannen sich vom 50er Jahre Chic über farbenfrohe Filmkostüme bis hin zu den ausladend glitzernden Roben für Norma, die sich für ihren Auftritt im Filmstudio aber auch ganz nach Ihrem Motto ‚die Kunst ist leis, die Wahrheit ist Schwarz-Weiß‘ in elegantes Unbuntes kleiden kann.

‚Diese Fliesen habe ich legen lassen, weil Rudi Valentino mir gesagt hat, nur auf Fliesen kann der Tango fließen.‘

‚Ich brauch keinen Saal von Menschen, keine überfüllte Bar. Hab ich nur Dich, wird es für mich ein gutes Jahr!'

‚Noch kämpfe ich gegen mein Gefühl an, doch auch wenn ich mich wehr, es ist zu spät, denn ich liebe Dich viel zu sehr.‘

Norma liebt Joe, Betty liebt Joe – diese verhängnisvollen Affären können nur in einem dramatischen Finale enden, das alle verletzt und einen tötet.

‚Mein Neujahrsvorsatz: Jetzt beweis ich, was in mir steckt, nächstes Jahr werde ich entdeckt!'

Ensemble-Nummern sind in Webbers 4-Personen-Drama eher eine Seltenheit, aber bei Arties Silvesterparty darf das Ensemble unter der Choreografie von Melissa King und Dance Captain Christian Hante zum Open-Air-Feuerwerk das Tanzbein schwingen.

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‚Und sagst Du mir, ich prostituier mich, sag ich: Natürlich, dafür kassier ich!‘

‚Außerdem, ehrlich, mag ich die Lady, ihre Verrücktheit ist nicht gefährlich. Ich lass sie zahlen und lass sie strahlen in ihrer Dämmrung.‘

‚Zu Mr. De Mille. Öffnen Sie das Tor!‘
‚Mr. De Mille ist beim Drehen. Haben Sie einen Termin?‘
‚Das ist Norma Desmond. Sie braucht keinen Termin.‘
‚Norma… Wer bitte?‘

Der Rolls Royce von Norma Desmond sorgt beim Hersfelder Publikum für Szenenapplaus, wird er doch von mehreren Darstellern effektvoll aus mehreren Einzelteilen liebevoll zusammengesetzt.

‚Uns dankt die Welt Träume aus Licht. Wir schenkten ihr Träume aus Licht. Wir sehn uns bald auf ein Gespräch. Das alte Team vor neuen Taten.‘

Norma scherzt mit Regisseur Cecil B. De Mille (Wolfgang Scheiner) und plant ihre Rückkehr ins Filmgeschäft. Unter der versierten Regie von Gil Mehmert erstrahlt „Sunset Blvd.“ als Open-Air-Einakter in neuem Glanz. Er erarbeitet mit seinen Darstellern gekonnt ein tiefschichtiges Psychodrama, dass Dank der schauspielerischen Glanzleistungen aller Hauptdarsteller locker unterhält und nie Langweile aufkommen lässt.

‚Und diesmal werd ich größer, der Ruhm wird unvergleichlich. Weil ich es will und was ich will, erreich ich. Und wenn meine Hände beben, dann nur deshalb, weil ich fühle, dies hier ist mein Leben!‘

Beleuchter Hog-eye begrüßt Norma zurück in den Paramount Studios mit einem Spot auf die fast vergessene Filmgöttin. Im Licht von Henrik Forberg erstrahlt Norma je nach Stimmung mal in warmem Gold, in abweisend-kaltem Blau oder in wahnsinnig-verstörtem Grün.

‚Jede Runzel, jeder Fleck, jeder Krähenfuss muss weg. Wir bekriegen und besiegen jedes Gramm verbotnen Speck. Selbstbezwingung ist Bedingung, denn Verjüngung ist der Zweck, dabei ist etwas Qual nicht zu vermeiden: Wer ewig jung sein will, muss eben leiden!‘

„Sunset Blvd.“ braucht auch seine komischen Momente. Nach Joes Besuch vom Herrenausstatter folgt kurz vor dem Finale die weibliche Version, in der Norma von ihren Kosmetikerinnen, Psychologinnen und Astrologinnen auf ihr Comeback, ach, Entschuldigung, auf ihre Rückkehr vorbereitet wird.

‚Ich möchte Ihnen nur Schmerz ersparen. Was immer er erzählt hat, eins sollten Sie schon wissen: Er wohnt nicht mehr bei Mutter oder in Untermiete. Er ist ein… Fragen Sie ihn, Sie Arme, Sie sollten ihn mal zur Rede stellen…‘

‚Die Geschichte ist nicht originell, ein abgedroschenes Modell, denn Joes und Normas gibt es viele. Eine ältere Frau mit sehr viel Geld, ein junger Mann, der ihr gefällt, sie frisst ihn auf mit Haut und Haaren!‘

‚Leb wohl, Norma!‘
‚Niemand verlässt einen Star!‘

‚Dies ist mein Leben. Es wird immer so sein. Etwas anderes gibt es nicht. Nur wir und die Kamera und all ihr wunderbaren Menschen da draußen im Dunkeln. Und jetzt, Mr. De Mille, bin ich bereit für die Nahaufnahme‘

© Text & Fotos: Stephan Drewianka

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