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Benefiz Musical-Konzert Elegies for Angels, Punks and Raging Queens im Ebertbad Oberhausen

Stimmen aus dem Jenseits

»Rita, wat kosten die Kondome?« - diese Frage aus einem Aids-Fernsehspot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit Hella von Sinnen und Ingolf Lück schrieb 1990 Fernsehgeschichte und rückte erstmals HIV in den Blickpunkt der deutschen Öffentlichkeit. Seitdem ist viel Zeit vergangen und auch wenn momentan Plakate mit jungem Gemüse von der Banane bis zur Zucchini in bunten Lümmeltüten unsere Innenstädte zieren, hat man den Eindruck, dass der Slogan »Gib Aids keine Chance!« lange nicht mehr den Stellenwert hat, wie noch vor mehr als 28 Jahren.

Auch in die Welt des Musicals hat das Thema Aids längst Einzug gehalten. Mit dem Musical Rent war Jonathan Larson sicherlich ein Vorreiter, der 1996 den Opernstoff von La Bohème zeitlich modern eben mit dieser Krankheit verknüpfte und der selbst am Premierenabend der Immunschwäche erlag. Bereits sieben Jahre früher hatten Komponistin Janet Hood und Texter Bill Russel die Idee zu einem Liederzyklus, der auf dem Konzept des »Aids Memorial Quilt« basierte, einem Gedenktuch bestehend aus mehr als 44000 Feldern, die an Menschen erinnern sollen, die an den Folgen von Aids gestorben sind.

Im Musical Elegies for Angels, Punks and Raging Queens, das 1990 am Off-Off-Broadway unter diesem Titel zum ersten mal aufgeführt wurde, werden in 43 individuellen Gedichten die Geschichten der an Aids verstorbenen Protagonisten erzählt. Die Toten erzählen dabei offen von ihren Erfahrungen, Ängsten und ihrem vergangenen Leben mit Aids. Ungeschützter Sex, verseuchte Spritzen, Unfälle im Krankenhaus oder die Weitergabe der Immunschwäche an das eigene Kind als Auslöser der Krankheit werden thematisiert, aber nur selten wird der Überträger angeklagt. Viel häufiger heißt das Motto einfach: »Wir haben gelebt und geliebt!« Trotzdem gibt es Kritik an Ärzten und Pharmafirmen, die auf Kosten der Patienten reich werden und die teure Therapien zumindest in Amerika für »Normalsterbliche« unerschwinglich werden lassen. Die zehn Songs, die dem textlastigen Theaterstück die Bezeichnung Musical vergönnen, unterstreichen zwar die düstere Grundstimmung, sind aber wunderschöne und hörenswerte Balladen.

In Deutschland war dieses Stück bereits im Februar 2007 in Hamburg zu sehen (siehe Blickpunkt Musical, Ausgabe 03/07, Mai-Juni 2007). Die deutsche Fassung von Daniel Witzke fand am 28. Oktober 2007 in der Reihe Musicalstars in Concert auch ihren Weg ins Ebertbad nach Oberhausen. Andreas Luketa und Markus Tüpker präsentierten ihr erstes Benefizkonzert zu Gunsten der Deutschen Aids-Hilfe und konnten für dieses Projekt namhafte Musical-Darsteller wie Monika Julia Dehnert, Mara Dorn, Conny Drese, Bernie Blanks, Ethan Freeman, Christian Alexander Müller, Marc Seitz, Kristian Vetter sowie 29 weitere Kollegen gewinnen. So viel hochkarätige Musical-Prominenz hatte das ehemalige Schwimmbad bisher nicht an einem einzigen Abend begrüßen dürfen und dementsprechend hochwertig fiel auch die schauspielerische und musikalische Leistung des Ensembles unter der Leitung von Carsten Paap aus.

Elegies ist kein Gute Laune-Musical, doch das traurigste an diesem Abend war sicherlich die Tatsache, dass das ansonsten praktisch immer ausverkaufte Ebertbad bei dieser Vorstellung nur zu dreiviertel mit ca. 300 Besuchern gefüllt war. Schade, dass dieser emotional aufwühlende und wichtige Abend kein größeres Publikumsinteresse gefunden hat ! Alle Daheimgebliebenen haben wirklich etwas verpasst, denn ein Musical soll auch aufrütteln und zum Nachdenken anregen dürfen, gerade bei einem zugegeben ungemütlichen Thema, das in unserer aufgeklärten Gesellschaft längst kein Tabu mehr sein sollte. Deshalb mein Rat für zukünftige Produktionen dieses Stücks: Geben Sie den Elegies eine Chance!

© by Stephan Drewianka; dieser Artikel erschien ebenfalls in der Zeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe 01/08, Januar -Februar 2008

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