Daddy Langbein © Sarah Jonek
Daddy Langbein © Sarah Jonek
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Deutschsprachige Erstaufführung von „Daddy Langbein“ im Loft des Theaters Bielefeld

Briefe an einen Unbekannten

1912 erhält das 18-jährige Waisenmädchen Jerusha Abbott von einem unbekannten Gönner, den sie nur als langbeinigen Schatten im Vorzimmer der Heimleitung sieht, die Chance, Literatur zu studieren. Das Stipendium ist an Regeln gebunden: Jerusha verpflichtet sich, ihrem Gönner, den sie niemals persönlich kennenlernen wird, monatlich Briefe über ihre Fortschritte im Studium zu schreiben. Jerusha vermutet in dem mysteriösen Fremden ein altes Väterchen und redet ihn deshalb in ihren Briefen mit „Daddy Long Legs“ (englisch: Weberknecht) an. Doch Jervis Pendleton ist in Wirklichkeit ein attraktiver junger Mann, den die ausführlichen und lyrischen Briefe bezaubern. Seine eigenen Regeln verbieten jedoch jegliche Antwortschreiben. Da er der Onkel einer Mitstudentin ist, lernen sich Jervis und Jerusha auf dem College kennen und beide verlieben sich. Jervis wagt es nicht, Jerusha einzugestehen, dass er ihr heimlicher Gönner ist und sie schreibt ihm weiter. Zum Abschluss ihres Studiums lädt sie Daddy Langbein ein und sie ist sehr betrübt, dass er nicht im Publikum sitzt, sondern nur Jervis…

Der Briefroman von 1912 war der größte Erfolg der Autorin Jean Webster, die als Mädchen selbst Internat und College besuchen durfte und die ihre eigenen Erfahrungen in ihrem Roman verarbeitete. Fünf Mal wurde der Stoff verfilmt, wobei der Musikfilm von 1955 mit Fred Astaire und Leslie Caron die berühmteste Adaption ist. 1990 folgte eine 40-teilige japanische Zeichentrickserie, bevor Komponist Paul Gordon 2009 eine Musicalfassung zusammen mit John Caird (Buch) schrieb. Gordon hatte ein Faible für romantische Romanklassiker und vertonte 1995 „Jane Eyre“ von Charlotte Brontë sowie die Werke von Jane Austin „Emma“ (2006), „Sense and Sensibility“ (2010) und „Pride and Prejustice“ (2018). 

Nach der Premiere von „Daddy Long Legs“ 2009 in Kalifornien folgten Produktionen in London und Tokyo (2012), Kanada (2013), New York (2015), Seoul (2016) und Buenos Aires (2018). Als „Daddy Langbein“ feierte das 2-Personen-Musical im intimen Loft am Theater Bielefeld in der deutschen Fassung von Marie-Luise Schottleitner und Martin Fischerauer seine deutschsprachige Erstaufführung am 25. November 2018.
Thomas Winter inszenierte den 85-minütigen Einakter straff und fesselnd. Die Bühne gehört mit nur wenigen Requisiten (einer Schreibmaschine auf einem Sekretär sowie einem Reisekoffer) ganz den beiden Darstellern des Abends. Jeannine Michèle Wacker, die erst nach „Heidi“ (Seebühne Walenstadt) und „Frühlings Erwachen“ (Ronacher Wien) in New York ein Musicalstudium abschloss und danach u.a. in „We Will Rock You“ (Essen, Basel) und „Kinky Boots“ (Hamburg) auf der Bühne stand oder in der ARD-Soap „Sturm der Liebe“ als Clara Morgenstern oder neben John Cusack im Kinofilm „Singularity“ spielte, schlüpft in die Rolle der Jerusha Abbott. Ihr zur Seite steht als smarter Jervis Pendleton der Kölner Gero Wendorff, der nach seiner Ausbildung an der Theaterakademie August Everding in München u.a. bei „Luther“ (Eisenach), „Artus Excalibur“ (St. Gallen), „Hochzeit mit Hindernissen“ (Bielefeld) und „Zorro“ (Rathen) mitwirkte. Beiden Darstellern gelingt es, die textlastige, durchkomponierte Partitur, die unter der musikalischen Leitung von William Ward Murta am Klavier perfekt intoniert wird, authentisch, liebenswert, ergreifend, humorvoll und kurzweilig zu präsentieren, so dass man als Zuschauer gebannt der erstaunlich komplexen Handlung bis zur letzten Minute gefesselt folgt. 

„Daddy Langbein“ beweist anschaulich, dass es nur wenig Kulisse und Kostüme (Yulia Lebedeva) braucht, um Musicalunterhaltung auf hohem künstlerischen Niveau zu bieten und dabei eine bezaubernde Liebesgeschichte zu erzählen, die nach Irrungen und Wirrungen auf ein spannendes Finale zusteuert, bei dem man sich fragt, ob Jerusha einem Mann vergeben kann, dem sie bedingungslos Einblicke in ihr Seelenleben gestattet hat und der sie gleichzeitig jahrelang über seine wahre Identität im Unklaren gelassen hat.
Ein echter Geheimtipp für romantische Musicalbesucher im Bielefelder Loft!

© Text und Fotos Schlussapplaus: Stephan Drewianka; Bühnenfotos: Sarah Jonek / Theater Bielefeld; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Fachzeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe 98, 01/19, Januar-März 2019

Pressetext: Daddy Langbein (Daddy Long Legs) in Bielefeld

Jeannine Michèle Wacker, bekannt aus Sturm der Liebe, und Gero Wendorff, zuletzt in Hochzeit mit Hindernissen in Bielefeld zu sehen, sind die Protagonisten dieses berührenden Musicals: Jerusha Abbott, ein 18-jähriges Waisenmädchen, erhält überraschend die Chance, das College zu besuchen, um Literatur zu studieren – im Neuengland des Jahres 1912 ein absolut ungewöhnlicher Vorgang, denn zum Studieren schickte man nur Jungen und wohlhabende »höhere Töchter«. Um seinen Ruf nicht zu gefährden, hat Jerushas Gönner ihr strenge Regeln auferlegt: Sie muss ihn monatlich über ihre Fortschritte per Brief informieren, darf aber seinen richtigen Namen nie erfahren, geschweige denn, ihn treffen. Da Jerusha nur einen Schatten von ihm gesehen hat, gibt sie ihm den Namen »Daddy Langbein« (engl. »Daddy Long Legs«, Übersetzung für Weberknecht) und schreibt ihm fortan mit solch großem Charme, dass Jervis Pendleton sich genötigt sieht, seine eigenen Regeln zu hintergehen. 

Jean Websters Briefroman aus dem Jahr 1912 wurde zu ihrem größten literarischen Erfolg. 1876 in New York geboren, musste sie das Schicksal ihrer Romanfigur, eine Waise zu sein, zum Glück nicht teilen, konnte aber ebenfalls Internat und College besuchen. Soziales Engagement und Themen der Frauenbewegung prägten ihr Romanwerk; sie starb bereits mit knapp 40 Jahren am Kindbettfieber nach der Geburt ihrer Tochter. 

Unter den bisher fünf Verfilmungen sticht diejenige mit Fred Astaire und Leslie Caron von 1955 heraus. In Japan erschien 1990 eine vierzigteilige Zeichentrickserie, die auf Daddy Long Legs basiert und unter dem Titel Das Geheimnis von Daddy Langbein auch in Deutschland ausgestrahlt wurde. Am 17. Oktober 2009 fand die Uraufführung des Musicals Daddy Long Legs im Rubicon Theatre im Ventura County, Kalifornien statt, gefolgt von Produktionen am Londoner West-End und in Tokyo (2012), in Kanada (2013), Off-Broadway (2015), Seoul (2016) und Buenos Aires (2018). Komponist Paul Gordon hatte als Singer-Songwriter Aufmerksamkeit, bevor er Musicals schrieb – vorzugsweise nach Romanen von Charlotte Brontë (Jane Eyre 1995) und Jane Austen (Emma 2006, Sense and Sensibility, 2015, Pride and Prejustice 2018). Bei Daddy Long Legs, für das er 2010 einen Ovation Award erhielt, arbeitete Gordon mit John Caird zusammen, der schon das Buch für sein Musical Jane Eyre geschrieben und es mehrfach inszeniert hatte. Caird war als Sohn britischer Eltern 1948 in Kanada geboren worden und hatte als Regieassistent, Schauspieler und Musiker in zahlreichen Theaterstücken mitgewirkt, u. a. an der Royal Shakespeare Company. Als freischaffender Regisseur kann er mittlerweile auf eine beeindruckende Zahl von Schauspielen, Opern und Musicalproduktionen zurückblicken, die ihn mit renommierten Komponisten, Dirigenten und Darstellern zusammenbrachten. Daneben schrieb er eigene Stücke sowie Opern- und Musicallibretti – wie Daddy Long Legs. 
 
Weitere Termine 30.11., 02.12., 09.12., 22.12.; weitere Termine in Planung 

© Pressemitteilung Theater Bielefeld

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