Let's have a Party
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Musical-Revue Let´s Have A Party in Castrop-Rauxel

Time Warp mit 100 Jahren Musikgeschichte

Das Westfälische Landestheater feiert in diesem Jahr sein 75 jähriges Bestehen und seit 25 Jahren ist Tankred Schleinschock musikalischer Leiter in Castrop-Rauxel. Höchste Zeit, diese beiden runden Geburtstage mit einer Jubiläumsrevue über 100 Jahre Musik zu feiern. Am 14. Juni 2008 läutete Let´s Have A Party mit seiner Freilichtpremiere die jährliche Veranstaltungsreihe Bühne raus! auf dem Altstadtmarktplatz in Castrop-Rauxel ein. Tankred Schleinschock inszenierte eine lockere Musikrevue als Dirigent des sechsköpfigen Lippe-Saiten-Orchesters, das im Vorjahr an gleicher Stelle schon Audrey II in ihrem kleinen Horrorladen gehörig einheizte.

Nach einleitenden Worten und dem beherzten Schlag auf einen bühnenbeherrschenden Gong schickt Keyboarder Schleinschock die hauseigenen zehn Darsteller in recht wahlloser Folge in unterschiedliche Zeitepochen und lässt die Jahrzehnte musikalisch mit einem Augenzwinkern Revue passieren. In passenden Kostümen und mit historisch durchaus korrekter Orchestrierung begibt sich das Ensemble auf eine Zeitreise in die edle Epoche von Kaiser Wilhelm II im Deutschen Reich (1888-1918), swingt mit »Bei Mir Bist Du Schön« und »Lilly Marlen« durch die dunkle Nazi-Vergangenheit rund um die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, zelebriert das Wirtschaftswunder bis 1960 mit so manchem Werbespot, rockt sich mit Elvis »Around The Clock« und feiert die deutsche Wiedervereinigung vom 3. Oktober 1990 mit Udo Lindenberg. Alles ist erlaubt in den rund 140 Minuten, wenn auch nicht alles so schmissig gelingt wie die überragende »Beatles«-Parodie, bei der die Pilzköpfe à capella ein harmonisch-klassisches »Yesterday« intonieren und anschließend von der völlig ausrastenden Queen Elisabeth (herrlich gespielt mit dem typisch britischen Akzent von Vesna Buljevic) Nachhilfeunterricht in Sachen Rock ´n Roll bekommen, die biologisch-dynamischen Indianerauftritte von Guido Thurk oder der täuschend echt parodierte Udo Lindenberg von Markus Kloster. Dazu gesellen sich romantische Friedrich-Hollaender-Chansons, ein Schuss Comedian Harmonists, ein Quäntchen Peter Kraus und eine Priese Rolling Stones. Musikalisch auf hohem Niveau, aber thematisch eher deprimierend geraten die Einspielungen von Georg Kreisler, Kurt Weill und Berthold Brecht. Für Musical-Liebhaber wird Die Dreigroschenoper mit der »Moritat von Meckie Messer« (»Und der Haifisch, der hat Zähne…«) zitiert, Josephine Baker schwingt die Hüften zu ihrem Bananentanz und ein Hair-Medley (von »Aquarius« bis »Let The Sunshine In«) repräsentiert die Hippie-Epoche der freien Liebe der 60er Jahre.

So kurzweilig diese Musikparty auch geraten ist, so schnell verklingen viele der oft unbekannten Songs, zumal nicht jedem Zuschauer die dargebotenen Zeitepochen musikalisch geläufig sein dürften. Leider stehen die einzelnen Dekaden isoliert als simple Aufzählung hintereinander und ein roter Handlungsfaden fehlt. Die zeitlich wild durcheinander gewürfelten Zeitsprünge entbehren jeglicher Logik – es ist, als ob der Dirigent auf einer Juke-Box mit 100 Jahren Musik blind seine Titel auswählt. Doch auch wenn nach dem Abend nur wenige Lieder im Gedächtnis haften bleiben, muss man die Vielseitigkeit der vorgestellten Musik lobend erwähnen. Ein netter Gag bei der Freilichtpremiere waren zudem die in unregelmäßigen Abständen einfahrenden Oldtimer, die den technischen Fortschritt des entsprechenden Jahrzehnts genauso wie die ansprechenden Kostüme von Maud Herrlein unterstrichen.

Weitere Termine dieser Musikrevue - freilich ohne das besondere Freilicht-Flair des Altstadtmarktes - sind der 24. Februar 2009 im Kurhaus Bad Hamm in Hamm (Westf.) sowie der 21. März 2009 in der Stadthalle Castrop-Rauxel.

© by Stephan Drewianka; Fotos: Volker Beushausen (5), Stephan Drewianka (4); dieser Bericht erschien ebenfalls im Abonnenten-Update der Zeitschrift Blickpunkt Musical (Ausgabe 04/08)