„Beatles an Bord“ am KATiELLi Theater in Datteln

Es ist kein Aprilscherz und trotzdem dürfen die Besucher seit dem 01.04.2023 im KATiELLi Theater in Datteln wieder herzlich lachen. Eigentlich sollte der Jungfernflug bereits Mitte März durchstarten, doch - Scherz beiseite- brach sich Chef-Stewardess Rosaly Oberste-Beulmann bei der Generalprobe die Nase, und in nur einem Tag konnte kein passender Ersatz für das ausgefallene Flugpersonal gefunden werden. Zur April-Premiere der musikalischen Komödie „Beatles an Bord“ von Autor Enrique Keil begrüßten die drei übereifrigen Flugbegleiterinnen von Jet Baguette mit dem erotisch-französischen Akzent ihre Fluggäste, pardon Zuschauer, zu einem nicht ganz reibungslosen Flug von Dortmund nach Paris.

Darsteller und ihre Rollen

Wie aus dem Bilderbuch präsentiert das Regie-Team Dorit Olmert und Bernd J. Arends drei herrliche Stereotypen mit starkem Identifikationsprofil. Da ist die rationale Babette (Stefanie Kirsten), klug, bebrillt, immer auf dem Boden der Tatsachen und mit Rat und Tat hilfreich in allen Lebenslagen. Jeanette (alternierend Stefanie Köhm), ein erotisches Feuerwerk mit Monroe-Kurven, blond und intellektuell etwas überfordert, setzt in brenzlichen Situationen auf die Waffen der Frauen. Und die sympathische, leicht übergewichtige Raclette (Ricarda Gernhardt) ist dein Kumpel in der Not, immer mit einer Tafel Schokolade griffbereit, auch wenn ihr der Mann fürs Leben noch nicht begegnet ist.

Handlung von Beatles an Bord

Und schon hebt das Theater ab zu einem kurzweiligen Trip über den Rhein-Herne-Kanal, bei dem die drei gelben Engel der Airline über Pleiten, Pech und Pannen charmant hinwegtrösten. Denn das Flugzeug ist marode und das Bord-Essen ist weit unter dem Niveau von Billig-Fliegern. Nach dem Pflichtprogramm der Sicherheitseinweisung als amüsantes Fitnessprogramm für muffelige Mitreisende steht ein abwechslungsreiches "Unter'altungsprograaam" auf der Bordagenda der „Magical Mystery Tour“. Dafür wird so mancher Klassiker der Beatles nicht nur kräftig entstaubt, sondern wunderbar neu arrangiert für drei wirklich perfekt harmonisierende Damenstimmen. Es macht Spaß, auch mal eine völlig andere Version der Welthits der vier Pilzköpfe als Tango, Reggae, Swing, Calypso oder Jazz-Version zu hören, und es tut der Freude keinen Abbruch, dass die instrumentale Musik, unüblich für das KATiELLi-Theater, ausnahmsweise mal als Playback vom Band eingespielt wird (Musikalische Leitung: Markus Richter). So haben die drei Damen als „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band” unglaublich viel zu tun, was aber auch essenziell ist, um die Fluggäste vom toten Co-Piloten im Gepäckfach oder positiven Schwangerschaftstests auf der Bordtoilette abzulenken. Auch der betrunkene Kapitän, der Süden mit Norden verwechselt und völlig orientierungslos die klapprige Flugkiste mit Triebwerkschaden gar nicht tollkühn wie ein „Yellow Submarine“ notwassern will, ist da keine Hilfe, sondern der „Fool on the Hill“. „Help“ erscheint hingegen von ganz anderer Seite, weil eine Stewardess über sich hinauswächst, und ein gutbehütetes Geheimnis bis zum Schluss bewahrt, um alle Reisenden wieder sicher auf den Boden zu bringen.

Es bleibt bei der skurrilen Situationskomik vor Lachen kein Auge trocken, was die Frage „Tell me why you cry“ dann auch abschließend beantwortet. Sollte man also die Koffer packen, ein Billig-Ticket für 35 Euro lösen und in den klapprigen Jet in Datteln einsteigen? Unbedingt und ab dem 13.05.23 feiert dann auch Rosaly Oberste-Beulmann ihr Debüt als Jeanette!

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Text & Fotos © Stephan Drewianka; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical Fachzeitschrift Blickpunkt Musical 03-23 - Ausgabe 123