Musical Kein Pardon
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Hape Kerkelings Musical Kein Pardon mit Dirk Bach 2011 im Düsseldorfer Capitol-Theater

Von Bottrop-Beach in die Glitzerwelt des Fernsehens: Kein Pardon für Heinz Wäscher

Die Fernsehsatire Kein Pardon erfreute 1993 rund 564000 deutsche Kinobesucher. Hape Kerkeling schrieb mit am Drehbuch, führte Regie und verkörperte den Schnittchenverkäufer Peter Schlönzke aus Bottrop, der sein Idol Heinz Wäscher (im Film Heinz Schenk) vergöttert und nie eine Fernsehshow der Reihe „Witzigkeit kennt keine Grenzen“ am Samstagabend verpasst. Und so kommen Mutter und Oma Schlönzke auf die Idee, ihren Sohn zu einem Talent-Casting dieser Show anzumelden. Peter fällt mit seinem "Biene Maja"-Song durch, aber Tontechnikerin Ulla besorgt ihm einen Job als Kabelhilfe. Erstmals erlebt Peter Heinz Wäscher wirklich live im Leben und statt Friede-Freude-Eierkuchen-Heiterkeit tyrannisiert der egozentrisch-eingebildete Showveteran Mitarbeiter und Produktionsteam mit seinen Starallüren. Der Schauspieler im Maskottchen-Glückshasenkostüm wird von Wäscher wegen Anstarrens gefeuert und so schlüpft Peter in das Hasenkostüm, bis ihm schließlich der Hasenkragen platzt und er den busengrapschenden Moderator während der Livesendung lautstark beschimpft. Dem Publikum gefällt der Mann im Kostüm, nach 25 Jahren wird Heinz Wäscher einfach kurzerhand gefeuert und durch den frischen Sonnyboy aus Bottrop ersetzt.
Am Ziel seiner Träume wird Peter zum neuen Fernsehstar und lässt sich immer seltener bei seiner Familie sehen. Bei einer Talkshow konfrontiert die Moderatorin Peter mit seiner Familie, doch er distanziert sich schnell von Mutter und Oma als diese anfangen, peinlich aus dem Nähkästchen zu plaudern. Schlönzke entwickelt sich schnell zu einem zweiten Heinz Wäscher mit all seinen negativen Eigenheiten – bis der Sender auch ihn vor die Tür setzt. Peter kann zurück nach Bottrop, aber wird ihn seine Familie, die er öffentlich verleugnet hat, wieder aufnehmen?

Vom Kinofilm zum Musical Kein Pardon in Düsseldorf

Basierend auf der Story des Kinofilms Kein Pardon entwickelte Hape Kerkeling zusammen mit Comedian Thomas Hermanns die Idee einer Musical-Adaption, die 18 Jahre nach der Kinofassung am 12. November 2011 im Capitol-Theater in Düsseldorf seine Weltpremiere feierte. Regie führte Alex Balga, der im Capitol-Theater bereits erfolgreich Godspell (1997), Cabaret (1999), Miami Nights (2001) und Saturday Night Fever (2004) inszenierte. Die Musik aus dem Film wurde durch weitere Lieder aus der Feder von Co-Autor Achim Hagemann, Thomas Zaufke und Heribert Feckler, der auch als musikalischer Leiter die siebenköpfige Live-Band führt, auf insgesamt 24 Shownummern aufgepeppt. Doch funktioniert die Kinosatire auch auf der Musicalbühne?

Ruhrpott-Atmosphäre

Der Zuschauer wird beim Eintritt ins Theater mit einem überdimensionalen Fernsehbildschirm begrüßt, der mit dem Testbild den Bühnenrahmen bildet. Zu Beginn der Show begrüßt Hape Kerkeling als angesäuselte Fernsehansagerin das Publikum in einer witzigen Video-Einspielung und macht die obligatorische Ansage zum Fotografie- und Filmverbot und den Aufruf zum Ausschalten der Handys zum ersten Höhepunkt des Abends. Doch auch das eigentliche Musical Kein Pardon kann sich durchaus mit anderen deutschen Großproduktionen messen. Die Vielseitigkeit der technisch voll ausgenutzten Drehbühne, die die abwechslungsreichen Bühnenbilder von Hans Peter Kudlich opulent ins rechte Licht von Andrew Voller rückt, überrascht positiv. Ob liebevoll eingerichteter Schnittchenladen, heimeliges Wohnzimmer im Gelsenkirchener Barock, in dem der Fernseher das Programm im wahrsten Sinne des Wortes ins Wohnzimmer bringt, glitzernde Showtreppen in diversen Fernsehstudios, rotierende Friseursalons, die sich fix in den Schalke-Stammtisch in der Kneipe nebenan verwandeln oder eine imposante Hausfassade, wo Peter und Ulla Klingelmännchen spielen – alles ist typisch Ruhrpott und lädt zum schmunzelnden Wiedererkennen für diejenigen Zuschauer ein, die im Ruhrgebiet aufgewachsen sind. Vielleicht verpasst der ein oder andere zugereiste Besucher den ein oder anderen Insidergag, den nur der versteht, der in Bottrop, Recklinghausen oder Herne zu Hause ist, doch die liebevolle Hommage an die Region ist in jeder Szene spürbar.

Die Darsteller des Musicals Kein Pardon in Düsseldorf

Die typische Ruhrpott-Atmosphäre muss natürlich durch die Darsteller aufgesogen und gelebt werden und dies gelingt dem Ensemble des Musicals Kein Pardon mit einem Augenzwinkern sehr gut. Eigentlich spielt der sympathische Schauspieler, Moderator und Komiker Dirk Bach (Die Schöne und das Biest, Der Glöckner von Notre Dame) als Aushänge-Star den Unsymp Heinz Wäscher. Doch der knuddelige Publikumsliebling hat auch andere Verpflichtungen, z.B. trieb sich Herr Bach während unseres Showbesuchs gerade im australischen Dschungel herum und moderierte die Sendung „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“. Anders als andere Veranstalter weist die Produktionsfirma "Mehr! Entertainment" jedoch auf die Spiel- und Nichtspiel-Termine ihres Showstars auf ihrer Internetseite hin, so dass sich kein Zuschauer beschweren kann, der Herrn Bach nicht als Heinz Wäscher erleben darf. Doch die Alternativ-Besetzung Heinz-Peter Lengkeit, der ansonsten als Opa Schlönzke auf der Bühne steht, füllt den Part als Corega-Tabs strahlender Showmoderator ebenfalls rollendeckend aus und überzeugt zudem mit einer angenehmen Gesangsstimme. Enrico De Pieri (Der Mann von La Mancha, Die 3 Musketiere), der optisch und akustisch sehr dem Kerkeling-Vorbild als Erstbesetzung des Peter Schlönzke ähneln soll, wurde von Benjamin Sommerfeld (Mein Avatar und ich, Honk!) als optisch sehr junger und schlanker Peter vertreten, der schauspielerisch und gesanglich in seinen Solo-Nummern „Kumpel Nummer Eins“ und „Willkommen beim Fernsehen“ restlos überzeugen konnte. Zusammen mit seiner Partnerin Roberta Valentini (Marie Antoinette, Wicked, Chess) als emanzipiertes Manns-Weib mit großem Herz für Außenseiter rockten sie die Bühne im „Klingelsturm“ und bei „Wild und frei“, dass es das Publikum kaum mehr auf den Plätzen hielt. Auch die anderen Charaktere waren bis in die kleinsten Ensemblerollen vorzüglich besetzt. Susanna Panzner (Sister Act, Elisabeth, Jekyll & Hyde) als alternierende Mutter Schlönzke (sonst von Iris Schumacher gespielt) verströmt wie die kauzige Oma Schlönzke (Verena Plangger) mütterliche Wärme mit einer Portion erzieherischer Autorität und beherrscht zudem den Ruhrpott-Dialekt authentisch. Claudia Dilay Hauf als Karin besticht im ersten Akt als dummes Sekretärinnen-Blondchen und lässt den Song „Käffchen“ zum Showstopper werden, während sie im zweiten Akt als gnadenlose Promi-Talkmasterin intime Geheimnisse über Peter Schlönzke aufdeckt. Gerhard Fehn, der Reinhart Brussmann (Bonifatius, Les Miserables) als schleimigen Regisseur Bertram coverte, Wolfgang Trepper als mürrischer Opa Schlönzke und vor allen Dingen auch Julian Button, der als Hardy Loppmann das gesamte Saalpublikum während der „Warm-Up“-Phase der Live-Fernsehsendung sympathisch und gar nicht peinlich zum Mitklatschen animiert, stechen aus dem exzellenten Ensemble hervor, das weiterhin u.a. mit Thomas Hohler, Arne David, Luciano Mercoli und Heike Schmitz aufwartet.

Abgerundet wird der positive Gesamteindruck des Musicals Kein Pardon durch die überraschend vielseitigen Kostüme von Mario Reichlin, die schmissige und anspruchsvolle Choreografie von Natalie Holtom, den hervorragenden Sound von Riccardo van Krugten und das stimmige Videodesign von Uwe Hesse und Felix Kawamura.

Kein Pardon: Perfekte Musical-Unterhaltung, warmherziger Humor und tolle Songs

Kein Pardon ist perfekte Musical-Unterhaltung mit warmherzigem Humor und tollen Songs, von denen die Hymnen „Das ganze Leben ist ein Quiz“ oder „Witzigkeit kennt keine Grenzen“ sogar zum Mitsingen einladen. Das Musical besticht mit den kleinen, humorvollen Nebencharakteren der kleinen Bettina mit ihrer herrischen Mutter oder der Kultfigur der Uschi Blum. Doch gerade beim Auftritt von Uschi Blum mit „Nimm mich heut Nacht“, der inhaltlich deplatziert in den ernsthafteren Szenen des Stückes wie ein Fremdkörper wirkt, zeigt sich, dass die inhaltlich verantwortlichen Comedians viel besser im Bereich Humor als im Fach ernste Dramaturgie beheimatet sind. Bei einer Szene, die eigentlich wohl zu Toleranz gegenüber Gastarbeitern im kulturellen Schmelztiegel Ruhrgebiet aufrufen soll, könnten polnische, griechische, türkische und italienische Fähnchen aus Kinderwagen, die von „Mischlingspärchen“ geschoben werden, eher missverständlich beleidigend interpretiert werden. Doch trotz dieser beiden Fettnäpfchen kann „Kein Pardon – Das Musical“ durchaus als Bereicherung der deutschen Musicalszene angesehen werden.

CD-Einspielung des Musicals Kein Pardon in Vorbereitung

Die CD-Einspielung des Musicals Kein Pardon ist in Vorbereitung, die Cast-CD wird voraussichtlich am 09.03.12 erscheinen. Dann können sich Musicalfans auch über den Rand des Ruhrgebietes hinaus an Songs wie „Bottrop Beach“, „Dat wär doch gelacht“, „Fernsehland“ oder „Mein Sohn ist beim Fernsehen“ erfreuen.

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© Stephan Drewianka, Musical-World.de; Fotos: Mehr! Entertainment, Böhme & Mardo, Jens Hauer

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