Musical Die Drei Musketiere in Tecklenburg
Musical Die Drei Musketiere in Tecklenburg
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Musical Die Drei Musketiere in Tecklenburg

Open-Air Premiere des Musicals Die Drei Musketiere: Wo ist der Sommer?

Nachdem im letzten Jahr die Sonne Nubiens bei AIDA auf einer der größten Freilichtbühnen Deutschlands untergegangen war, fragte sich das verwöhnte Tecklenburger Publikum, wie man diese erfolgreiche Produktion 2010 wohl übertreffen könnte. Seit der Premiere am 19. Juni ist klar, dass Intendant Radulf Beuleke sein hoch gestecktes Ziel mit der ersten Open-Air Inszenierung des Pop-Musicals Die Drei Musketiere von Bolland & Bolland tatsächlich erreicht haben dürfte. Nach der Uraufführung 2003 in Rotterdam fochten D´Artagnan & Co. bereits im Theater des Westens in Berlin (Premiere 06.04.2005) und im Apollo-Theater in Stuttgart (vom 12.11.2006 bis 27.01.2008).

Musical Die Drei Musketiere unter der Regie von Marc Clear

Die Freilichtbühne von Tecklenburg präsentiert in diesem Sommer insgesamt zwanzig Mal das Mantel- und Degenspektakel nach dem Roman von Alexandre Dumas Die Drei Musketiere unter der Regie von Marc Clear, der schon in Berlin und Stuttgart den Musketier Athos verkörperte und auch in Tecklenburg wieder mit „seinem Lied“ ‚Engel aus Kristall‘ auf der Bühne punkten kann. Doch Marc Clear ist längst nicht der einzige in der prominent besetzten Darstellerriege, der bereits in Stuttgart das Motto „Einer für Alle und Alle für Einen“ beherzigte: Enrico de Pieri futterte schon im Apollo-Theater als kräftig gebauter Porthos gerne eine Zwischenmahlzeit, während Jens Janke als gläubiger Aramis seinen Segen dazu gab und Stefan Poslovski als frecher Conférencier durch die Handlung führte und als schwuler Butler James mit eindeutig zweideutigen Kommentaren die Lacher auf seiner Seite hatte.

Thomas Hohler als D'Artagnan und Yngve Gasoy-Romdal als Kardinal Richelieu

Ebenfalls vorbelastet aus Berlin und Stuttgart ist der angehende Musketier Thomas Hohler, der den übermütigen Abenteurer D`Artagnan auch fast fünf Jahre nach seinem ersten Engagement immer noch spitzbübisch frech und trotzdem ungeheuer sympathisch verkörpert. In die Fußstapfen von Uwe Kröger und Ethan Freeman als Kardinal Richelieu tritt mit Bravour kein geringerer als Tecklenburgs Publikumsliebling Yngve Gasoy-Romdal.

Femke Soetenga als verruchte Milady de Winter

Femke Soetenga, die zuletzt als Florence in Chess (Essen) und als Lucy in Jekyll & Hyde auf der Bühne stand, tritt im Musical Die Drei Musketiere das schwere Erbe von Pia Douwes und Kristin Hölck in der Rolle der verruchten Milady de Winter an. Zwar gelingt ihr die Darstellung der gebrandmarkten Intrigantin stimmlich und schauspielerisch hervorragend, trotzdem vermisst man bei dem Song ‚Männer‘ den letzten Schuss prickelnder Erotik, den dieser Song in der niederländischen Originalfassung zum Showstopper werden ließ. Lisa Antoni, bestens bekannt als Mary Vetsera der Wiener Uraufführung von Rudolf – Affaire Mayerling, trotzt gesanglich als hübsche Constance ihrer Widersacherin Milady de Winter, unterliegt ihr aber laut Drehbuch am Ende doch.

Weitere Darsteller des Musicals

Wie schon in der Stuttgarter Fassung entfällt auch in Tecklenburg Constances Song ‚Gott lächelt uns zu‘, der durch eine Reprise von ‚Alles‘ ersetzt wird. Königin Anna spielt die Niederländerin Wietske van Tongeren (Ich in Rebecca, Stephanie in Rudolf), die mit dieser Rolle fast unterfordert ist und deshalb umso mehr bei ihren Songs ‚Kein geteiltes Leid‘ und dem Damen-Trio ‚Wer kann schon ohne Liebe sein‘ auftrumpft. Lars Kemter (Rent und Ich will Spaß) als König Ludwig XIII., Harald Tauber (Tutanchamun und Gustav Klimt) als Herzog von Buckingham, Anne Welte (Tanz der Vampire und Mozart!) als Cabaret-Sängerin sowie Paul Stampehl (Elisabeth und Der Schuh des Manitu) als Rochefort komplettieren den ausgezeichneten Cast, der beim Musicalpublikum keine Wünsche offen lässt.
Neben den Hauptdarstellern füllen rund 100 Statisten die imposante Freilichtbühne und lassen das Musical Die 3 Musketiere in den Ensemble-Nummern ‚Paris‘, ‚Die Jagd‘ oder ‚Der Ball‘ extrem gut aussehen, wie man sie bisher noch nie in einem überdachten Theater erleben konnte. Die Kostüme von Karin Alberti orientieren sich mit viel Leder, kardinalsroten Roben und royal-blauen Prunkgewändern an den Originalinszenierungen, kopieren diese in ihrer damaligen fast comichaften Überzeichnung jedoch nicht, sondern bleiben glaubwürdiger auf dem Boden historischer Tatsachen. Das Bühnenbild von Susanna Buller ist in seiner einfachen Zweckmäßigkeit genial auf die natürlichen Gegebenheiten der Schlossruine angepasst, die für dieses Stück eigentlich schon per se einen perfekten Rahmen bietet. Zur Ausstattung gehört dann natürlich auch D´Artagnan´s echtes Pferd Pomme de Terre und eine kleine Schenke am Rand der Bühne, die für die Überfahrt des Ärmelkanals durch Zuklappen der Seitenwände in ein Schiff umfunktioniert werden kann.
Ebenfalls eine Besonderheit für das Musical Die Drei Musketiere in Tecklenburg sind die ausgeweiteten und nahezu halsbrecherischen Fechtszenen für deren amüsante Choreografie extra der renommierte Fight Director Malcom Ranson eingeflogen wurde. Dagegen fast zurückhaltend die restliche Choreografie von Doris Marlis, die wie bereits erwähnt bei ‚Männer‘ tiefer unter der Gürtellinie hätte ansetzen müssen, bei der Glaubensfrage von Kardinal Richelieu jedoch mit Fackeln tragenden Mönchen und einem stilisierten Scheiterhaufen eine Glanzleistung abliefert. Musikalisch immer auf der Höhe des Geschehens ist der musikalische Leiter des Abends Klaus Hillebrecht, der schon bei Aida für einen satten Ton aus dem Orchestergraben sorgte. Auf die natürlichen Gegebenheiten des Spielortes angepasst werden musste auch der Selbstmord der Milady de Winter, die sich in Tecklenburg nicht von einem Turm, sondern sehr effektvoll in ein gezogenes Messer ihres Geliebten Athos stürzt.
Zuvor sinnierte Frau Winter noch über die Frage ‚Wo ist der Sommer?‘ und genau diese Frage musste sich auch das Premierenpublikum stellen, dass nach drei Stunden bester Musicalunterhaltung unter dicken Decken bei „sommerlichen“ 8 Grad extrem durchgefroren war und deshalb umso begeisterter die Chance ergriff, sich bei der verdienten Standing Ovation so richtig warm zu klatschen. Wir wünschen Tecklenburg für die weiteren Vorstellungen wärmeres Sommerwetter ohne Regen, das Einzige was dieser Produktion zum vollen Erfolg noch fehlte.

© Text & Fotos: Stephan Drewianka, Musical-World.de; Dieser Artikel erschein ebenfalls in der Musical-Fachzeitschrift BLICKPUNKT MUSICAL, Ausgabe 47, Nr.04/10, Juli-August 2010

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Tecklenburger Sommer-Plaudereien:  Femke Soetenga und Yngve Gasoy-Romdal

Holländische Navis, Adrenalin und Payback-Punkte zwischen Hauen und Stechen, grünem Tee und Latte Macchiato

Es war Sommer, nicht Winter, auch wenn der Nachname der Dame anderes besagte. Und deshalb kam Milady auch im leichten, weißen Schulterfreien. Unbewaffnet. Ungefährlich. Entspannt, Gut gelaunt. Erstaunlich für jemanden, der weiß, dass er abends sterben wird.  Aber die hübsche Niederländerin ist ein Wiedergänger, so eine Art Steh-auf-Frauchen, dem, auch wenn es sehenden Auges ins offene Messer rennt, ein paar Zentimeter Stahl nichts anhaben können. Das gehört schließlich zu ihrem Beruf, und den macht sie hervorragend. Quasi aus dem Nichts im Münsterland aufgetaucht, nötigte sie allen binnen kürzester Zeit Respekt und Bewunderung ab. Dabei ist sie gar nicht so neu im Geschäft. Wer sich nur ein kleines bisschen in der Szene auskennt, weiß , wo er nach ihren Spuren zu suchen hat. In Nordhausen und Dresden beispielsweise, oder in Essen und Hamburg, bei Jekyll & Hyde, Tanz der Vampire oder Chess. Nur einige von vielen Stationen, an denen die Sopranistin mit den verträumten, großen dunkelbraunen Augen ihre Pflöcke eingerammt hat. Den Namen der Künstlerin phonetisch korrekt auszusprechen, stellt den durchschnittlich sprachbegabten West-Germanen anfangs schon vor einige Probleme. Das muss man erst trainieren. Aber mit einiger Übung geht’s: Femke Soetenga.  Wobei die erste Silbe des Nachnamens nicht wie „Ö“, sondern wie „OU“ artikuliert wird. Dafür gibt aber dann zum Schluss als Zugabe  statt des „GA“ ein rachitisches „CH“. Dies aber nur nebenbei, für unsere sprachwissenschaftlich interessierten Onomatologen.

„Die nächste Ausfahrt rechts“

Die quirlige, lebensfrohe  Actrice mit dem offenen Lachen hat immer mehrere Baustellen – gleichzeitig, parallel. Das erfordert Planung, Weitblick und logistische Flexibilität.  Aber das in vielen Dutzenden Produktionen gestählte  „Meisje“, das nebenbei noch als Fotomodell und Sprecherin für DVD’s und digitale Museumsführer jobbt,  ist Profi genug, da nichts durcheinander zu werfen. In diesen Tagen erst hat sie eine Navigationssoftware für ihre niederländischen Landsleute besprochen, so eine Art Tulpenland-Tom-Tom. Da heißt es dann, je nachdem, wie heftig sich der Kollege verfranzt hat, unter Umständen  „Omkeren alstublieft“ (Bitte wenden!),  „De eerste afslag rechts“  (Die nächste Abfahrt rechts) oder „Stop alstublieft zo snel mogelijk, u zit op de verkeerde weg“. (Bitte halten Sie sofort an, Sie sind auf dem falschen Kurs). In dieser, nun zu Ende gehenden Saison stand Femke aber mit beiden Beinen fest im Teutoburger Wald, oder zumindest an dessen Ausläufern. Tecklenburg war für sie vorrübergehend zum  Dreh-, Angel- und Lebensmittelpunkt geworden, auch wenn vorher oder zwischendrin andernorts noch die ein oder andere Verpflichtung wartete.

Keine Angst vor langen Schatten

 An den Deutschen Sommer-Broadway war die Dozentin für Gesang und Schauspiel erstmals engagiert worden. Hätte sie Angst vor langen Schatten und großen Fußspuren gehabt, sie hätte diesem Ruf niemals Folge leisten dürfen, Aber so… Als Milady de Winter in den „3 Musketieren“ trat „Lucy Harris“ ein schweres Erbe an, das ihrer großen, populären Landsmännin Pia Douwes. Selbige hatte diesen Part bereits in der Rotterdamer Welturaufführung gespielt, und später auch in Berlin. Alle Nachfolgerinnen würden und werden sich daran messen lassen müssen. Aber kein Problem für Miss Soetenga. Unbekümmert, selbstbewusst und ehrgeizig stürzte sie sich in die Proben. Es war dies ihre erste nachhaltige Begegnung mit den Getreuen König Ludwig XIII. Begleitet und gefördert von einer auf vielen Ebenen innovativen Regie glückte ihr auf Deutschlands größter Musical-Freilichtbühne dann ein perfekter Einstand. Das Publikum liebt sie, trotz der charakterlichen Ambivalenz der von ihr verkörperten  Bühnenfigur.  Milady ist ja handlungsbedingt nicht gerade „Everybodys Darling“. Als eine von Rache getriebene, in sich zerrissene , gebrandmarkte, aber immer noch und bis zuletzt auf etwas persönliches Glück hoffende Frau wird sie schließlich zur (eiskalten) Mörderin.  Und wer hat sie dazu getrieben? Ein bigotter, machtgeiler, intriganter, selbstherrlicher und lüsterner Kardinal. Üble Typen wie  diesen hat die römisch-katholische Kirche in ihrer 2000 Jahre langen Geschichte ja nicht gerade selten hervorgebracht hat.

Die Quadratur des Stein-meiers

Das Verhältnis zwischen Ihrer Eminenz und Milady ist nicht ganz konfliktfrei und beruht, formulieren wir es zurückhaltend, nicht gerade auf Respekt, Achtung und Sympathie.  Anders ausgedrückt: Sie können sich nicht ausstehen, brauchen einander aber, um ihre jeweiligen Ziele zu erreichen. Ganz anders im realen, zivilen Leben. Da verstehen sie sich prächtig.  Und das mutet fast schon so an wie die Quadratur des Stein-meiers: Er, dessen Bühnen- Herz ja angeblich nicht aus Stein ist, sie, eine gebürtige Stein-heimerin,  zusammen auf der Freiterrasse eines Cafés im Kreis Stein-furt (dazu gehört Tecklenburg nämlich gebietspolitisch). Zufall oder nicht. Den freien Nachmittag vor der nächsten Show nutzten die beiden zu einem zwanglosen Plausch bei grünem Tee bzw. Latte Macchiato. Tecklenburger Sommerplaudereien.

Seinen scharlachroten Porpora hat der Kirchenfürst in seiner Dienstwohnung gelassen und sich in legeres Räuberzivil geschmissen. Yngve Gasoy-Romdal hat seiner reizenden Kollegin eines voraus. Er stand schon öfters auf dem Balkon des Münsterlandes im Scheinwerferlicht – zuletzt vergangenes Jahr als „Che“ in „Evita“.  Für ihn ist es aber auch erst die zweite Komplettsaison dort. „Ein Traum, hier den ganzen Sommer über spielen zu können,“  sagt er. „Ich“, mischt sich seine Kollegin ein, „würde auch liebend gerne wiederkommen“. Vielleicht wird’s ja. (Payback-)Punkte genug haben beide ja schon sammeln können.  „Diese Ruhe hier“, schwärmt der Norweger. Man sei einfach gezwungen,  runter zu kommen. Das sei wie Erholung. Abgesehen davon, in Teck auf der Besetzungsliste zu stehen, kommt in der Branche ja mittlerweile einem Ritterschlag gleich. Aber es kann auch ganz schön hart sein:  „Normalerweise hat man sechs bis acht Wochen, um eine solche Inszenierung auf die Beine zu stellen“, sagt der Nebenerwerbs-Kardinal. „Wir hatten gerade mal zwei, und dann noch mal sieben Tage, um die Show mit dem Orchester durchlaufen zu lassen“.  Dass es funktioniert hat, ohne im Endergebnis Abstriche machen zu müssen, habe auch daran gelegen, dass viele Beteiligte, samt und sonders die Musketiere in der ersten Reihe, schon über einschlägige 3M-Erfahrungen verfügten. Sonst hätte es nicht hingehauen. Er selbst und auch Milady hingegen mussten bei Null anfangen. Etwas neidisch ist der skandinavische Top-Künstler auf seine fidele Partnerin aber schon. Weil: Sie durfte fechten, er nicht.  Und einen Degen hätte er allzugerne auch geschwungen. Da wurde aber rollenbedingt nix draus, auch wenn Fighter-Coach Malcom Ransom ernsthaft darüber nachgedacht hätte. Der hatte seine Schäfchen schon eine Woche vor dem offiziellen Probenbeginn antreten lassen, um ihnen  das kleine Einmaleins des Hauen und Stechens beizubiegen.

Hoch hinaus und ganz tief runter

„Das war wunderbar“, schwärmt Femke. „Ich hatte vorher noch nie so ein Ding in der Hand. Wenn ich von der Bühne gekommen bin, war ich immer etwas außer Puste. Aber ich habe nur Spaß dabei gehabt. Eigentlich ist das Degenfechten, so wie wir es hier praktiziert haben, völlig ungefährlich, weil ihm eine exakte Choreografie zu Grunde liegt. Aber so ein gewisser Kick war schon dabei“.

Apropos Kick: Den suchen und finden die Beiden noch ganz woanders, ab- und jenseits der Bühnenbretter.  Er ist in dieser Hinsicht eher ein Luftikus, der hoch hinaus will, sie stapelt, wörtlich genommen,  tief und pflegt die entgegengesetzte  Richtung zu nehmen. Während Gasoy-Romdal ein passionierter Aeronautikfan  ist, der sich, wenn sich die Gelegenheit ergibt,  auch schon mal (als Passagier) auf ein veritables Kunstflugprogramm einlässt, ist Femke Soetenga der Faszination des Tauchens erlegen. Gluck, gluck, weg war sie! Auf des Norwegers Selbsterfahrungs-Programm stehen demnächst erst einmal Drachenfliegen und Fallschirmspringen. „Da muss ich auch mal drüber nachdenken, aber ich glaube, ich bin dabei“, insistiert seine Adrenalin-affine Kollegin. Über diese und ähnliche abgehobenen sportlichen Disziplinen könnten beide stundenlang schwadronieren, kommen bzw. kamen, was die Praxis anbelangt, in Tecklenburg mangels geeigneter Möglichkeiten aber nicht auf ihre Kosten. Dafür hat das Städtchen durchaus andere Qualitäten. Die (Gast-) Freundlichkeit seiner Menschen, beispielsweise, und die genießen die Künstler besonders.

Willkommen in einer großen Familie

„Man fühlt sofort, dass man willkommen ist“, sagen Femke und Yngve unisono.  Auch die Arbeitsatmosphäre sei eine ganz Besondere.  „Das ist ein richtiges Wir-Gefühl hier“, schwärmt die Niederländerin. Man verstehe sich als eine große Familie und lebe dies auch so. Da ist kein Platz für Eitelkeiten oder Selbstdarsteller. Die Sache zählt. Erklärtes Ziel aller ist,  einen guten Job und damit eine gute Produktion abzuliefern“. Spaß mache vor allem auch die Zusammenarbeit mit den vermeintlichen Laien, also dem großen ehrenamtlichen Chor und der Statisterie der Freilichtspiele. „Die Leute sind unglaublich engagiert und geben alles“, sagt Gasoy-Romdal. Femke: „Das fängt ja schon beim Intendanten an. Der kümmert sich um alles und sich selbst nicht zu schade, die Blumen zu gießen oder die Bühne zu fegen. So etwas überträgt sich“.

Sprachliche Tücken

Obwohl beide Künstler beispielsweise über eine gebündelte Jekyll & Hyde-Erfahrung verfügen (er als solcher, sie als Lucy), hatten sie vor Tecklenburg noch nie gemeinsam auf den Brettern gestanden, weder beim Wildhorn-Grusical, noch in einer anderen Produktion. Deutsch sprechen beide nahezu perfekt, auf der Bühne hört man nicht den leisesten Akzent heraus – auch Dank ungezählter phonetischer Trainingseinheiten.  Aber, die deutsche Sprache birgt auch gewissen Tücken und Fallstricke, wie sich die niederländische Maid schmunzelnd erinnert: „Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt erzählen soll. Das war so peinlich!“  In Hamburg war’s, ganz zu Anfang ihrer Germany-Karriere. Bei den tanzenden Vampiren in der Neuen Flora hatte die tauchende Holländerin die Rolle der „Magda“ weg.  Sowieso schön spät dran, musste sie auf dem (Rad-)Weg zum Theater kräftig in die Pedalen treten. Der Gegenwind blies heftigst und machte Bikerin zu schaffen. Atemlos und erschöpft parlierte sie den missbilligenden Blick der Garderobiere mit den entschuldigenden Worten „Ich bin fix und Fertig vom Blasen“.

Damit kennt sich auch Yngve Gasoy-Romdal auch aus. Auf der Posaune ist er ein Virtuose, spielt nebenbei Geige, Viola, Bratsche und …. perfekt Kirchenorgel. Sie hätte als Kind gerne Harfe gelernt, vergaß das aber, nachdem, der Herr Papa darauf bestand,  sie müsse das Instrument jeweils selbst mit dem Fahrrad in die Musikschule transportieren und wieder zurück. Und  die Pläne für die nächste Zeit? „Wir überlegen, was wir gemeinsam anstellen können“. Aber es könnte noch dauern, bis sich beider Wege wieder kreuzen. Femke Soetenga wird erst einmal  ihre Verpflichtungen am Theater Nordhausen und in der Staatsoperette Dresden erfüllen, wo sie in den dortigen J&H -Inszenierungen in ihrer Paraderolle als „Lucy“ zu sehen ist. Über weitere  Deals mag sie nicht reden, so lange die nicht in trockenen Tüchern sind. Yngve Gasoy-Romdal tourt ab Dezember gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Leah Delos Santos mit Jekyll-& Hyde durch Deutschland (mit an Bord sind auch die neue „Päpstin“ Sabrina Weckerlin und „Altmeister“ Reinhard Brussmann), um dann im Sommer auf dem Magdeburger Domplatz das „Biest“ zu mimen.  Tecklenburg bleibt für beide erst eine schöne Erinnerung – die sich aber vielleicht auch mal wieder auffrischen lässt. Schaun’ mer mal. 

© Text: Jürgen Heimann

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