Phantom der Oper - Musical
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Ian Jon Bourg: Der Mann hinter der Maske

Das Phantom der Oper Ian Jon Bourg im Interview

Am 03.01.06 hieß es offiziell zum ersten Mal Aloha Phantom! Der aus Hawaii stammende Ian Jon Bourg übernahm die Phantomherrschaft im Essener Colosseum Theater. Der stimmgewaltige Sänger, der schon weit mehr als eine Million Menschen als mystisches Phantom bezaubert hat, spielte sich auch in die Herzen der Essener Zuschauer. Das Publikum bedankte sich für seine herausragende Interpretation des Mannes mit der Maske mit minutenlangen Standing-Ovations und einem Meer von roten Rosen. Bourg ist nach Thomas Borchert der zweite der vier Musicalstars, die nacheinander auf der Bühne des Colosseum Theaters stehen werden. Im Laufe der Spielzeit werden auf Bourg Ethan Freeman und Uwe Kröger folgen. Bourg wird nach Uwe Kröger erneut die Maske anlegen.

Ian Jon Bourg ist ein Bühnenprofi: Sein großes Repertoire umfasst Opernpartien sowie Rollen in Operetten, Musicals und im Konzertfach. In Hamburg gab Ian sein europäisches Debüt als Phantom, eine Rolle, die er zuvor bereits in drei nordamerikanischen Produktionen gespielt hat. Danach zog es ihn auf die Stuttgarter Musicalbühnen: er stand zunächst als Graf von Krolock in Tanz der Vampire auf der Bühne und verkörperte dort im Anschluss rund 400 Mal die Rolle des Phantoms der Oper. Zwischen New York und Los Angeles, Miami und San Francisco spielte Ian in diversen Musical-Produktionen. In verschiedenen Städten der USA war er auch bei Opern- und Operettenproduktionen engagiert. Zu seinem breit gefächerten Konzertrepertoire gehören u. a. Werke von Bach, Händel, Mozart, Britten, Gershwin, Lehár und Cole Porter. Außerdem gab Ian mit dem bekannten Jazzkomponisten Dave Brubeck einige Konzerte. Neben seinen Engagements unterrichtet er an verschiedenen Schulen in den Fächern Gesang und Schauspiel.
Bei seinem Interview ließ das Langzeit-Phantom einmal alle Masken fallen.

Musical-World:
 Welche drei Begriffe fallen Ihnen zum Phantom ein?

Ian Jon Bourg:
 Erotik, Gewalt und Zärtlichkeit.

Musical-World:
 Bei der Verfilmung stand als Überschrift „Fatale Begierde“ auf den Werbeplakaten. Passt diese Bezeichnung zum Phantom und Christine?

Ian Jon Bourg:
 Es ist keine einfache Liebesgeschichte. Seine Liebe zeigt er erst am Schluss. Bis dahin soll es eine Überraschung bleiben. Christine ist ein Ballettmädchen und er ist zunächst Lehrer und Ersatzvater für sie und zum Schluss zeigt er seine Liebe wenn er sagt: „Ich liebe dich“. Zunächst hat er sich in die Musik und in ihre Stimme verliebt und erst als Raoul auftaucht merkt er, dass er in Christine verliebt ist. Dann wird sie von ihm verführt.

Musical-World:
 Wie fanden Sie die Filmversion?

Ian Jon Bourg:
 Der Film ist gut gemacht. Es gibt tolle Bilder aber man kann den Film nicht mit dem Bühnenstück vergleichen. Und viele werden sich, nachdem sie den Film gesehen haben, das Musical live auf der Bühne ansehen wollen. Genau wie bei Titanic. Der berühmte Film ist nicht zu vergleichen mit dem Musical, da wird eine ganz andere Geschichte erzählt. Beim Film ist alles sehr realistisch und bei der Bühnenfassung ist alles absichtlich überdimensional – Liebe, Rache, Wut.

Musical-World:
 Darf das Phantom nach 20 Jahren auf der Bühne so bleiben wie es ist? Ohne neuen Song?

Ian Jon Bourg:
 Ja, wo sollte ein neuer Song hinpassen?

Musical-World:
 Im Film wird auf die Kindheit des Phantoms eingegangen und erklärt, wie es zu seiner Verunstaltung gekommen ist. 

Ian Jon Bourg:
 Ich finde, das braucht man überhaupt nicht zu wissen. Das Stück funktioniert ohne das man weiss, was genau passiert ist, wie das Phantom zu seiner Deformierung gekommen ist.

Musical-World:
 Was fasziniert Sie an der Rolle?

Ian Jon Bourg:
 Diese Männerrolle ist einzigartig – durch die Darstellung und das Singen.

Musical-World:
 Ist hier in Essen etwas anders als in Ihren früheren Rollen wie z.B. in Amerika?

Ian Jon Bourg:
 Es gibt kleine Änderungen mit der Maske und Bühnentechnik. Das ist meine sechste Produktion und ich habe es schon in mehr als 25 verschiedenen Häusern gespielt. Es ist dann immer technisch etwas anders – nicht so breit oder so tief.

Musical-World:
 Sie haben auch eine Phantom-Tournee in Amerika gespielt?

Ian Jon Bourg:
 Da waren zwei Tourneen gleichzeitig – New York und San Franzisko. Die eine Tournee war wohl kleiner aber nicht abgespeckt. Die Technik war die gleiche nur das Orchester war etwas kleiner, eben für kleinere Häuser. Die erste Tournee war in grossen Städten mit grossen Theatern. Und ganz am Anfang in den ersten 2-3 Jahren haben wir nur in 4 Städten gespielt, also 9 Monate in Washington DC, Boston usw. Langsam ging es schneller, aber wir haben nie weniger als 2-3 Monate irgendwo gespielt. Und es war immer das originale Webber-Phantom.

Musical-World:
 Ist dies das beste Stück von Andrew Lloyd Webber?

Ian Jon Bourg:
 Nein, für mich ist Jesus Christ Superstar absolut das null plus ultra. Evita finde ich auch toll aber Jesus Christ Superstar bleibt für mich das beste Stück.

Musical-World:
 Wen möchten Sie daraus spielen, den Jesus oder Judas?

Ian Jon Bourg:
 Den Judas gerne.

Musical-World:
 Immer die Bösen?

Ian Jon Bourg:
 Er ist nicht böse – es ist sein Schicksal.

Musical-World:
 Wenn man so lange das Phantom gespielt hat. Sagt man dann: Phantom immer wieder gerne oder jetzt reicht es so langsam.

Ian Jon Bourg:
 Nein, so denke ich nicht. Ich habe wohl gedacht, vielleicht ist es jetzt das letzte Mal oder ich bin nicht mehr gefragt aber ich spiele diese Rolle gerne.

Musical-World:
 Wie fühlt man sich, wenn man in der Maske sitzt. Ist das eine Tortur?

Ian Jon Bourg:
 Ja, es ist nicht so angenehm.

Musical-World:
 Macht man da vieles selber?

Ian Jon Bourg:
 Man kann nicht viel selber machen. Ein bisschen schminken vielleicht, aber die Glatze und überall Plastik und Schaumteile, das ist nicht möglich, das selber zu machen. Ich lese Zeitschriften dabei. An das Phantom denke ich erst, wenn ich das Kostüm trage, dann fühle ich mich etwas anders und mit dem ersten Schritt auf die Bühne, dann bin ich da.
Und meine Aufgabe ist es, die menschliche Seite des Phantoms zu zeigen und nicht, dass man nur dieses Monster im Mann sieht. 

Musical-World:
 Es folgen noch zwei ansehnliche Darsteller, die das Phantom spielen. Uwe Kröger z.B. ist Deutschlands beliebtester Musical-Star. Fürchten Sie solche Konkurrenten?

Ian Jon Bourg:
 Nein. Aber ich vermute durch den Kinofilm wird man Vergleiche anstellen. Aber das belastet mich nicht, ich mache mir da überhaupt keine Sorgen. Es braucht keine Vergleiche – sie sollen alle 4 Darsteller genießen.

Musical-World:
 Das Phantom ist ein klassisches Stück. Jesus Christ Superstar ist ja alles andere als klassisch. Wo ordnen Sie sich ein. Sind Sie gerne ein Opernsänger oder singen Sie lieber im Musical?

Ian Jon Bourg:
 Bevor ich beim Phantom engagiert war, habe ich 50 % Oper und 50 % Musicals gesungen und das war perfekt.

Musical-World:
 Ruiniert man seine Stimme als Opernsänger wenn man mal Jesus Christ Superstar singt?

Ian Jon Bourg:
 Nein, natürlich muss man seine Grenzen kennen. Ich habe viele Kollegen aus dem Opernbereich, die überhaupt kein Musical oder Popsong singen. Und ich musste während meiner Ausbildungszeit alles singen. Beim Phantom versuche ich auch immer mal etwas anders zu klingen – diese Freiheit zum variieren haben wir Künstler. Man muss aber zueinander passen. Wenn jemand mit einer tollen Disney-Stimme poppig singt aber kein anderer auf der Bühne beim Phantom zu dieser Stimme mitsingt, dann fällt das auf.

Musical-World:
 Spielen Sie mit unterschiedlichen Christinen auch anders?

Ian Jon Bourg:
 Ja absolut. Deswegen wird das für mich auch nicht langweilig. Ich reagiere als Schauspieler genau auf Christine, was die macht. Und jede Christine spielt anders. Und manchmal ist es nur was ich sehe, weil das Publikum zu weit entfernt ist, irgend ein Blick oder eine Gestik und ich muss die Position anders spielen. Aber solange wir wissen, welche Geschichte wir erzählen müssen sind wir alle auf der gleichen Seite und können das machen. Das macht mir grossen Spass.

Musical-World:
 Was haben Sie nach dem Phantom vor?

Ian Jon Bourg:
 Mein Spielplan geht bis Ende September 2006, da kann ich jetzt schlecht was planen. Aber vielleicht gibt es dann mal ein Konzert. Gerne würde ich auch den Cervantes im Musical „Der Mann von La Mancha“ spielen – das ist eine ganz tolle Rolle.
 
Das Interview mit Partnerin Anne Görner in der Rolle der Christine finden Sie hier!

© Interview by Stephan Drewianka; Fotos: Stage Entertainment

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