Musical Frankenstein
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Deutsche Erstaufführung des Musicals Frankenstein in der Stadthalle Kleve

Der epische Kampf zwischen Geschöpf und Schöpfer - vom Roman zum Musical

Seit jeher üben Geschichten über monströse Gestalten eine besondere Faszination auf uns aus. Schon in den Märchen waren es die Bösewichte, vor denen man zwar eine Abneigung hatte, die aber gleichzeitig eine ungeheure Anziehungskraft ausüben. Moderne Märchen wie Die Schöne und das Biest, Das Phantom der Oper oder auch Jekyll & Hyde wurden nicht nur mehrfach verfilmt, sondern auch erfolgreich für die Musicalbühne adaptiert.

Auch der 1816 entstandene Roman der 18-jährigen Mary Shelley ‚Frankenstein oder der moderne Prometheus‘ gehört zu dieser Kategorie. Dabei haben die zahlreichen Hollywood-Verfilmungen ähnlich wie beim Dracula-Stoff die eigentlich recht romantische Handlung zu Ungunsten einer übertrieben grausamen Horror-Geschichte verzerrt. Abgesehen von Mel Brooks Musicalpersiflage Young Frankenstein kehren die Musical-Adaptionen von Frankenstein erfreulich häufig zurück zur literarischen Vorlage.

In Deutschland erinnert man sich vielleicht noch an die Version des Wiener Autorenteams Karsten Kammeier und Johannes Grill, die 2007 vom Freien Musical-Ensemble Münster und in Mistelbach in eigenen Inszenierungen gezeigt wurde.

Frankenstein vom Off-Broadway nach Deutschland

Ebenfalls im Jahr 2007 feierte in New York ein anderes Frankenstein Musical in der Adaption von Gary P. Cohen mit der Musik von Mark Baron und den Texten von Jeffrey Jackson Weltpremiere. Nach 25 Previews und 70 regulären Vorstellungen endete die Off-Broadway-Karriere von Frankenstein und auch eine U.S.-Tour konnte dem Musical-Monster kein langes Leben einhauchen. Selbst die Auszeichnung ‚Best Show of the Year‘ bescherte der Londoner Produktion 2009 nur eine kurze Laufzeit. Die Firma Playscripts Inc. vergibt nun die Lizenz für dieses amerikanische Stück und der TC Rheinberg sicherte sich die Aufführungsrechte.

Die Off-Broadway Produktion des Musicals Frankenstein war für 14 Darsteller und 7 Musiker konzipiert, doch der Veranstalter Thomas Placzek stellte ein ambitioniertes Team aus Amateuren und Semiprofis zusammen, die ‚Frankenstein – das neue Musical‘ mit dem 18-köpfigen Rock-Orchester Oberhausen und 20 Darstellern auf der Bühne für die Deutsche Erstaufführung am 20.04.2013 in der Stadthalle Kleve größer und imposanter präsentieren wollten, als es das Original jemals war.

Mary Shelleys Geschichte vom tragischen Monster Frankenstein

1793 rettet Kapitän Robert Walton (Niklas Ernst) in der Arktis den Wissenschaftler Victor Frankenstein (Stefan Haberkorn), der ihm seine Geschichte erzählt. Als begabter 18 jähriger Wissenschaftler muss Victor den Tod seiner Mutter (Theresa Wagner) verarbeiten und schwört an ihrem Grab, die Sterblichkeit des Menschen zu überwinden.
In Ingolstadt gelingt Victor gegen den Willen seiner Professoren die Belebung eines toten Mannes. Doch Victor schreckt vor seinem Geschöpf (Thomas Placzek) zurück und versucht, es in seinem Laboratorium zu verbrennen. Der traumatisierte Victor kehrt Wochen später nach Genf zu seinem Vater (Björn Bosbach) zurück und hört, dass sein Bruder William (Lukas Timmler) ermordet wurde. Seine Gouvernante Justine (Annika Kleimt) wird verdächtigt und erhängt.

Doch Victor erfährt von seiner noch lebenden Kreatur, dass diese für den Mord verantwortlich ist und sich weiterhin an der Familie Frankenstein rächen wird, sollte Victor ihm keine Gefährtin erschaffen. Victor verheimlicht die Arbeit in seinem neuen Labor vor seinem besorgten Freund Henry (Kai Lamers) und auch vor seiner Verlobten Elisabeth (Vera Domik). Als Henry von dem Monster umgebracht wird, tötet Victor die soeben wiedererweckte Justine und das Geschöpf schwört ewige Rache und verschwindet.

Victor heiratet Elisabeth, doch noch in der Hochzeitsnacht stirbt sie in der unbarmherzigen Umarmung des Monsters, das nun an seinen Taten verzweifelt. Jetzt ist es Victor, der das Monster durch Europa bis in die Arktis jagt. Auf dem Schiff kommt es zur letzten Begegnung zwischen Schöpfer und Geschöpf…

Die deutsche Umsetzung von Frankenstein für die Musical-Uraufführung in Kleve

Wie in semi-professionellen Aufführungen üblich, übernehmen die Darsteller auf der Bühne viele Aufgaben auch hinter den Kulissen. Vera Domik, die als zarte und verletzliche Elisabeth agiert, ist die gelungene deutsche Übersetzung zu verdanken, die mit der kraftvollen Unterstützung aus dem Orchestergraben unter der musikalischen Leitung von Stephan Langenberg wesentlich opulenter und runder präsentiert wird, als die sterile durch Synthesizer präsentierte Musik der originalen CD-Einspielung aus New York von 2008.

In der Orchesterversion bekommen Titel wie „Die Morgendämmerung“ (genial interpretiert von „Victor“ Stefan Haberkorn, der auch Regie führte) und „Meine Hände“ (bei dem das bisher grausame „Monster“ Thomas Placzek Gefühl und Reue zeigt) eine packende Intensität, die auch ohne Ohrwurmcharakter zu faszinieren wissen.
Weitere Highlights sind die Songs „So klingt das Glück“ eines blinden Bettlers (Stefan Gremme) und seiner Frau (Zoryna Khayet), bei denen das Monster kurzzeitig Unterschlupf und Geborgenheit findet, das Duett „Warum“ zwischen der Gouvernante (Annika Kleimt) und William Frankenstein (talentiert besetzt mit dem jungen Lukas Timmler), die Ensemble-Nummer „Ein freudiger Tag“ (mit Kai Lamers als Henry) und dem romantischen Liebeslied Elisabeths (Vera Domik) „Was das Herz vermag“, der in ihre Hochzeit mündet.

Kostüme und Bühne stark, Licht und Ton verbesserungswürdig

Neben der gesanglich soliden und schauspielerisch überzeugenden Darstellung der Charaktere im Musical Frankenstein fallen die über 70 historischen Kostüme ins Auge, die in unzähligen Arbeitsstunden aus 930 Metern Stoff unter der Leitung von Jürgen Weynald und Vera Domik in Handarbeit maßgeschneidert wurden. Perücken und die Maske von Mia Kolen sorgen dafür, dass sich der Zuschauer ins 18. Jahrhundert zurückversetzt fühlt. Das Bühnenbild von Björn Bosbach und Stefan Gremme sieht zwar auf den ersten Blick recht einfach aus, doch auch in die 10 x 4,5 Meter große Bühne wurden 130 Arbeitsstunden und 240 m2 Holzplatten sowie 93 Liter Farbe investiert.
Für schnelle Szenenwechsel sorgen pfiffig arrangierte und teils animierte Projektionen von Marcel Pitthan, die Schiffe im Polarmeer zeigen, Frankensteins Labor brennen lassen oder Ballsäle und Kirchen erschaffen. Ein Nachteil in der Verwendung dieser Projektionen liegt jedoch darin, dass die Darsteller im Lichtdesign von Kai Lamers praktisch nur von oben und nicht frontal beleuchtet werden können, was zwar eine düstere Stimmung schafft, die Gesichter der Darsteller aber oftmals in dunklen Schatten versteckt.
Ein weiterer Kritikpunkt während der Premiere des Musicals Frankenstein war der noch nicht eingespielte Ton: So wurden Mikrophone teils zu spät für die Darsteller geöffnet oder ein Knistern begleitete den kristallklaren Gesang der Hauptdarstellerin im ersten Akt. Schon in der Zusatzvorstellung einen Tag später, die wegen der großen Ticketnachfrage relativ kurzfristig eingeplant wurde, waren zumindest die Tonprobleme größtenteils behoben.

Die Zukunft des Musicals Frankenstein

Das neue Musical Frankenstein ist ein ambitioniertes Amateurprojekt mit Entwicklungspotential, was Licht und Ton angeht und auch wenn die Partitur nicht an klassische Hitmusicals heranreicht, vermag das Stück über rund 3 Stunden gut zu unterhalten.
Schon für den Herbst 2013 sind im Ruhrgebiet weitere Aufführungstermine geplant. Nach der begeisterten Rückmeldung der Premierenzuschauer wird dieses Stück sicherlich und zu Recht sein Publikum finden. Mit den Worten Frankensteins gesprochen: „Es lebt…!“

© Text und Fotos: Stephan Drewianka, Musical-World.de; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Zeitschrift Blickpunkt Musical (Ausgabe 64, Mai-Juli 2013)

Frankenstein - das neue Musical 2016

Eine Produktion von RUHRMUSICAL e.V. , die ihre Dernière der deutschen Premierentour im Rheinland feiert.

Bürgerhaus Bergischer Löwe, Bergisch Gladbach

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