20 Jahre Spotlight Musicals Jubiläumsgala Konzert 2024 vor dem Dom in Fulda
Happy Birthday Spotlight Musicals!
Von 2004 bis 2024 präsentierte „Spotlight Musicals“ acht Musical-Weltpremieren in 20 Jahren. So ein Jubiläum muss groß gefeiert werden! Und wenn die Zuschauertribünen und die Bühne für die Domplatzkonzerte 2024 für Künstler wie David Garrett, Zucchero, PUR, Howard Carpendale, Sting und natürlich für das Musical „Bonifatius“ bereits aufgebaut sind, kann man diesen Rahmen auch für ein Musicalkonzert als Zeitreise durch 20 Jahre Spotlight Musicals nutzen. Die Produzenten Dennis Martin und Peter Scholz haben unter der Regie von Michael Schüler ein Potpourri aus 27 Songs zusammengestellt. Präsentiert werden diese vom großen Kölner Symphonieorchester unter der Leitung von Inga Hilsberg mit dem noch größeren Chor unter der Leitung von Marcel Jahn und 14 renommierten Musicaldarstellern sowie einem Gala Ensemble aus 8 weiteren Künstlern. Anstatt sich bei dem Programm auf eine chronologische Reihenfolge der acht Musicals in entsprechenden Themenblöcken zu halten, werden die Songs kunterbunt gemischt, was prinzipiell für mehr Abwechslung nicht nur bei den Musikrichtungen, sondern auch bei den Darstellern sorgt, hat man sich doch bemüht, die Erstbesetzungen der einzelnen Produktionen zu präsentieren. Trotzdem überrascht die Titelauswahl zumindest im ersten Teil der Gala, da nicht nur „Signature Songs“ mit hohem Wiedererkennungswert zu Gehör gebracht werden, sondern auch Titel, die bei „Erkennen Sie die Melodie“ nicht unbedingt eine volle Punktzahl einfahren würden. Charmant moderieren die Produzenten Dennis Martin und Peter Scholz locker und leicht durch den Abend, geben Anekdoten und spannende Hintergrundinfos zu den einzelnen Titeln und behandeln ihr Publikum eben wie alte Bekannte, was viele Zuschauer, die bis zu 300 Aufführungen oder mehr gesehen haben, ja auch irgendwie sind. Und in diesem familiären Abend zaubert man auch einfach mal Weltstar Chris de Burgh, Mitkomponist von „Robin Hood“ aus dem Ärmel, der seine eigene Konzertreihe unterbrochen hat, um auch mal einige Strophen seiner Songs im englischen Original mitzuträllern – so etwas erlebt man nur in Fulda. Rund 6800 Besucher freuen sich auf das Geburtstagsprogramm und bei der Weitläufigkeit des Geländes kann jeder durch zwei Videomonitore rechts und links oberhalb des Orchesters und Chores die Darsteller Live und in 8K-Auflösung gestochen scharf und vor allen Dingen auch nah erleben.
Auch wenn es vom Veranstalter nicht so vorgegeben war, präsentiere ich die Songs in den Themenblöcken der acht Musicals, um den Rahmen dieses Berichtes nicht zu sprengen.
Bonifatius (Weltpremiere 2004): Mit Bonifatius fing alles an und so eröffnet Inga Hilsberg mit ihrem 50-köpfigen Orchester die Gala mit der instrumentalen Bonifatius-Ouvertüre, die schon eindrucksvoll zeigt, was den Zuschauern an differenziertem Klang eines Live-Orchesters für den Abend erwartet. Später präsentiert Sabrina Weckerlin als Alrun „Wann trägt der Wind mich fort“ als stimmgewaltige Ballade, die mit Anke Fiedler als Lioba und „Starke Frauen“ energiegeladen fortgesetzt wird. Mit „Ein Leben lang“ präsentiert sich erstmals Thomas Borchert als neuer Bonifatius dem begeisterten Publikum. Mit dem Ensemblestück „Salz der Erde“ wird nach über 3 Stunden die Musicalgala beendet, wobei der Dom auch im kunterbunten Licht der Projektoren erstrahlt, die vielleicht beste Promotion, die das Musical für seine 6 Tage später stattfindende Premiere der Open-Air Wiederaufnahme haben kann.
Elisabeth – Die Legende einer Heiligen (erstmals 2007 am Originalschauplatz in Eisenach): Hier präsentiert die original Elisabeth Sabrina Weckerlin das intime „Hol mich heim“ mit Dennis Martin am Klavier und da es im Stück um das Rosenwunder geht, gibt es gleich im Anschluss daran das von Sascha Kurth gesungene „Wunder oder Wahrheit“, womit die Legende der heiligen Elisabeth, nach der in Deutschland viele Krankenhäuser benannt sind, mit nur zwei Titeln abgeschlossen ist.
Die Päpstin (2011): Was sich „Hinter hohen Klostermauern“ in Fulda abspielt, erzählt Chris Murray mit seinem beindruckenden Operntenor, bevor „Ein Traum ohne Anfang und Ende“ mit Mark Seiberts unverkennbarer Stimme wahr wird, den Sabrina Weckerlin mit ihrem Klassiker „Einsames Gewand“ weiterspinnt, bevor beide als Johanna und Gerold „Wehrlos“ den Begeisterungsstürmen des Publikums ausgesetzt sind.
Friedrich – Mythos und Tragödie (2012 in Potsdam): Tobias Bieri trägt als junger Friedrich zunächst seinen „Sterbekittel“, bevor drei weitere Titel dieses Musicals als ein Block präsentiert werden, vielleicht weil hier in den Originalkostümen aufgetreten wird und auch der Chor in allen Titeln zum Einsatz kommt. Chris Murray schmettert sein „Sieben Jahre Krieg“ wie Kanonenkugeln ins Publikum, bevor er seinem „Ebenbild“ gegenübertritt, um dann mit Bieri und Weckerlin das harmonische „Sanssouci Finale“ als Terzett zu präsentieren.
Kolpings Traum (2013): Von diesem Stück gibt es nur den wenig repräsentativen Titel „Verraten und verkauft“, dargebracht von Ensemble und Chor. Hat der Priester wirklich nicht mehr zu bieten?
Die Schatzinsel (2015 in Brünn und Fulda): Das Musical über den Autor Louis Stevenson, dessen Leben sich mit der Fiktion seines weltberühmten Romans nahtlos verbindet, spielt in „Bristol City“, wie das Ensemble gut gelaunt feststellt. Ein bestens aufgelegter Andreas Lichtenberger zeigt einen raubeinigen, von Johnny Depp inspirierten „Pirate of the Carribean“ Long John Silver, dessen Motto „Ich mein es nur gut mit dir“ nicht ganz aufrichtig erscheint, bevor es mit Ensemble/Chor und einem fulminanten „Heihoo“ hinaus auf die raue See geht.
Der Medicus (2016): Publikumsliebling Friedrich Rau eröffnet nach der Bonifatius-Ouvertüre mit „Mein Weg“ die Gala mit dieser passenden Solo-Hymne. „Das Herz dieser Stadt“ feiert Christian Schöne in einer elektrisierenden Ensemble-Tanznummer (Choreografie des gesamten Abends: Robert Johansson). Schade dass dieses Musical nicht mehr aufgeführt werden kann, da Romanautor Noah Gordon momentan einer spanischen Musicaladaption den Vorzug bei den Aufführungsrechten gibt, da diese Version sich näher an der Buchvorlage orientiert.
Robin Hood mit Mark Seibert und Chris de Burgh
Robin Hood (2022): Das neueste Werk aus der Spotlight Musicals-Schmiede nimmt auch den größten Stellenwert des Abends ein, was auch am besonderen Gaststar Chris de Burgh liegen mag. So konkurrieren zunächst Philipp Hägeli und Mark Seibert um „Der Weg, der mir gebührt“, bevor Hägeli zur Entscheidung „Ich oder Du“ aufruft. Der Gute-Laune Hit des Abends „Komm wir lassen Fünfe grade sein“ wird getragen vom sympathischen Andre Haedicke und dem rülpsenden Sascha Kurth. Für „Freiheit für Nottingham“ sprechen sich Mark Seibert und Chris de Burgh aus, der nach kurzem Lob an Co-Komponisten Dennis Martin auch bei „Wir hab´n die Kohle“ eine Strophe auf Englisch zum Besten gibt. Höhepunkt ist aber auch das Liebesduett zwischen Marian und Robin bzw. Sabrina und Mark „Endlich frei sein“.
Der Abend der Superlativen klingt mit einem Wunsch vieler Zuschauer nach einer DVD oder BluRay der Gala aus, wurde die gesamte Show ja sowieso von einem ganzen Kamerateam in 8K Qualität gefilmt für die Live-Einblendungen auf den Bildschirmen. Sollte dieser Wusch nicht erfüllt werden (können), gibt es eventuell eine Spotlight Musicals Gala auf dem Hessentag 2026 in Fulda vom 12.-21.06.26, wir drücken die Daumen!
© Stephan Drewianka