Wie im Himmel © Stephan Drewianka
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„Wie im Himmel“ - Premiere des Musikdramas bei den Bad Hersfelder Festspielen 2024

Von der Kraft der Musik

Der schwedische Film von Kay Pollak „Wie im Himmel“ war 2005 als bester fremdsprachiger Film für den Oskar nominiert. Spannend für Musicalfans ist, dass Musicalstar Helen Sjöholm (Erstbesetzung der „Kristina fran Duvemala“, dem dritten Musical der Abba-Männer Björn Ulvaeus und Benny Andersson) im Film die Rolle der Gabriella spielt, und Gabriellas Song mittlerweile auch in Musical-Konzerten ein gern vorgetragenes Lied ist. 2018 entstand in Schweden eine Musicaladaption des Stoffes mit allen Melodien aus dem Film und neuer Musik von Frederik Kempe. Die deutsche Erstaufführung wurde Ende 2022 in Rödermark von der Musical Factory aufgeführt mit Profi Nico Müller (bekannt aus der Klassik-Pop-Formation Adoro) in der Titelrolle des Darius Dareus. Die Bad Hersfelder Festspiele führen das Stück vom 26. Juli bis 18. August 2024 als Schauspiel mit Chormusik unter der Regie von Intendant Joern Hinkel in einer deutschen Fassung von Jana Hallberg auf. Die Musik wurde von Jörg Gollasch eigens für diese Inszenierung komponiert und enthält daher keine Songs der Musicalfassung.



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Handlung des Musikdramas

Es geht um die Musik in uns. Der weltberühmte Dirigent Daniel Dareus ist überarbeitet und erleidet vor einem Konzert einen Herzinfarkt. Er muss kürzertreten und kehrt in sein idyllisches Heimatdorf zurück und wohnt dort in seiner ehemaligen Schule. Man kennt zwar den Dirigenten, doch scheint sich im Dorf niemand an den Jungen zu erinnern, der immer von allen Kindern wegen seines Geigenspiels gehänselt wurde. Ein Ladenbesitzer, der gleichzeitig der Leiter des Kirchenchores ist, bittet Daniel, seinem Chor Tipps zu geben. Obwohl sich Daniel zunächst sträubt, erkennt er im Chor einige Talente und erklärt sich schließlich bereit, den Chor zu leiten. Seine unorthodoxen Methoden fördern nicht nur Gesangstalente, sondern decken auch viele Missstände im Dorf auf, die einige Konsequenzen nach sich ziehen. Es entwickelt sich ein Drama um Akzeptanz, Ausgrenzung, kirchliche Dogmen, Gewalt in der Ehe, geistige Behinderung und die Angst vor dem Versagen in Karriere und der Liebe.

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Rollen und Darsteller

Bad Hersfeld besetzt wie üblich prominente Schauspieler. Henry Arnold ist der von Versagensängsten geplagter Dirigent Daniel Dareus, der sich gerne in Lena (Helena Charlotte Sigal mit wunderschöner Gesangstimme bei Lenas Song) verlieben würde, doch dem die Angst vor dem Tod den Spaß am Leben längst vergällt hat. Sängerin Sandy Mölling darf als von ihrem Mann Conny (Mathias Znidarec) misshandelte Gabriella zwar ebenfalls einen Song darbieten, doch leider ist diese Komposition kein Ersatz für Gabriellas ikonischen Originalsong aus dem Film, was jedoch nicht an den Gesangskünsten des Ex-„No Angel“-Stars liegt. Wolfgang Seidenberg spielt den nicht gerade einfühlsamen Arne, der nicht nur den geistig behinderten Tore (sehr authentisch dargestellt von Peter Englert), sondern auch seinen etwas korpulenteren Freund Holmfried (Günther Alt) durch respektlose Bemerkungen permanent beleidigt und demütigt, bis sich dieser endlich zur Wehr setzt. Jürgen Hartmann ist ein sehr präsenter Pfarrer Stig, der sich von seiner Frau Inger (eine charakterstarke Bettina Hauenschild) emotional entfremdet hat und dabei seine Religion an den Alkohol zu verlieren droht. Brigitte Grothum als Olga und Walter Kreye als Eric sind das ältere Paar, das nie zusammengefunden hat, und Martina Lötschert ist die gute Seele Amanda, die alles mit Humor zu nehmen weiß. 

Bühne, Kostüme und Chor

Die Bühne von Jens Kilian nutzt die Tiefe und Weite der Stiftsruine voll aus, ist mit mehreren verschiebbaren Häuserfronten multifunktional und schafft immer wieder neue Räume wie Kirche, Pfarrhaus, Schule, Laden und einen echten Birkenwald mit Schnee aus Schneemaschinen, wobei der Effekt mit dem Schnee sehr schnell verpufft. Die Kostüme von Kerstin Micheel sind alltagstauglich passend und sind in einzelnen Szenen farblich schön aufeinander abgestimmt. Bemerkenswert ist auch der 44-köpfige Chor unter der Leitung von Helgo Hahn aus der Umgebung von Bad Hersfeld, der den Jury-Hersfeldpreis 2024 bekommen hat. Der große Hersfeldpreis ging an Helena Charlotte Sigal und Henry Arnold für ihre Rollen Lena und Darius. „Wie im Himmel“ in Bad Hersfeld ist grandioses Schauspiel erster Klasse, für Musicalfans aber eventuell enttäuschend, da nicht die Musicalfassung gespielt wird und die doch recht kurzen Songs nur atmosphärisches Beiwerk zum Schauspiel darstellen, um die Szenen zu untermalen, die Handlung aber nicht voranbringen.

© Text: Stephan Drewianka; Bühnenfotos: Stephan Drewianka, Bastian Zimmermann; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical Fachzeitschrift Blickpunkt Musical 05-24 – Ausgabe 131

Alles zum Stück Wie im Himmel bei Sound Of Music!

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