John und Jen in Bielefeld © Bettina Stöß
John und Jen in Bielefeld © Bettina Stöß
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Theater
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„John & Jen“ von Close Up Kammermusical Münster

Von Geschwisterliebe zur Mutterliebe

2018 fand in Bielefeld die deutsche Erstaufführung des Musicals „John und Jen“ von Tom Greenwald und Andrew Lippa in der deutschen Übersetzung von Timothy Roller statt. Das 2-Personen Stück handelt von Jen, die im Alter von 6 Jahren einen kleinen Bruder bekommt. Beide wachsen in einer zerrütteten Familie auf, die Eltern streiten viel und John bekommt schon mal Prügel vom Vater. Jen setzt alles daran, ihren kleinen Bruder zu beschützen, doch als Jen ihr Studium in New York beginnt, verlässt sie ihren Bruder. Unter dem Einfluss des Vaters meldet sich John freiwillig zur Armee, was Schwester Jen nicht nachvollziehen kann. Beide trennen sich im Streit, bei dem es keine Versöhnung mehr gibt. Jahre später bekommt Jen einen Sohn, den sie im Andenken an ihren Bruder John nennt. Die alleinerziehende Mutter will bei ihrem Sohn alles richtig machen, und er soll behütet und sicher aufwachsen. Doch der ewige Beschützerinstinkt seiner Mutter beginnt John als Teenager zu nerven, denn er hat eigene Träume für sein Leben nach dem Schulabschluss.

Aufführung in kleinen Theatern 2024

Nach der Debütproduktion "Ordinary Days - Ganz normale Tage" 2023 zeigt Close Up Kammermusical Münster ab 21.09.2024 „John und Jen“ als semiprofessionelle Produktion und besucht bis zunächst 05.10.2025 kleine Theater in Münster, Ahaus, Haltern, Beckum, Holzwickede und Ennigerloh. Die Tournee beginnt im intimen Theater an der Meerwiese in Münster, bei der in der Abendvorstellung Jonas Bauhaus als John und Carmen Finzel als Jen auf der Bühne stehen, während bereits am Nachmittag Lydia Gebker & Sönke Westrup ihren Einstand in diesem Kammermusical unter der Regie von Kathi Laukemper gegeben hatten. Das beinahe durchkomponierte Stück mit einigen Schauspieldialogen wird musikalisch begleitet von Caspar Engelkes am Klavier, Felix Albert am Cello und Lennart Böwering an der Percussion.

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Kleider machen Leute

Ein zentrales Element dieser frischen Inszenierung sind die Kostüme, denn Kleider machen bekanntlich Leute, und so wechseln die Darsteller und sogar die Musiker praktisch für jede Szene ihr Outfit und bedienen sich dabei an Kleiderständern, die einen Großteil der Requisiten stellen und in ihrer Anordnung immer neue Räume formen. Und da ein Kleiderwechsel einiges an Zeit benötigt, holen die beiden Darsteller zwischendurch immer wieder deutlich Luft, durchbrechen dabei die Wand zum Publikum und plaudern locker mit den Zuschauern über ihre Einstellung zu Mode und stellen die zentrale Frage „Kann ich das anziehen?“. Dann wieder ein energiegeladenes Luftholen und wir sind zurück in der Handlung.

140 Minuten Drama für zwei Darsteller

Die Darsteller lassen schnell vergessen, dass es sich hier nur um eine semiprofessionelle Aufführung handelt. Man darf nicht unterschätzen, wie herausfordernd ein 140 Minuten Drama für zwei permanent auf der Bühne spielende Personen ist, die sich keine Auszeit nehmen können und sich nur auf den einen Spielpartner verlassen können, Bravo! Die doch recht ernsten Themen wie Gewalt in der Familie, Entfremdung, Tod und einer zu engen Mutter-Kind-Bindung werden durch sehr humorvolle Szenen immer wieder aufgelockert, so dass man nach einem rundum gelungenen Theaterabend mit vollgeheulten Taschentüchern das Theater verlässt und dabei den Drang nach Diskussion verspürt. Mit „John & Jen“ beweist Close Up Kammermusical Münster zum zweiten Mal, wie intensiv ein kleines Theaterstück ohne viel Drumherum sein kann – gerne mehr von dieser in Deutschland eher vernachlässigten Gattung Musicaltheater.

© Text: Stephan Drewianka

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