Premiere von „Der Geist der Weihnacht“ im Metronom-Theater Oberhausen
Das Metronom schlägt endlich wieder im CentrO
Am 12. März 2020 gingen in einem beliebten Theater in NRW die Bühnenlichter aus, dabei liegt das Metronom Theater Oberhausen strategisch günstig am beliebten Einkaufs- und Freizeitzentrum CentrO, das mit einer Gesamtfläche von 830.000 m² und 14.000 kostenlosen PKW-Parkplätzen in seinem Umfeld weitere Attraktionen wie die Rudolf Weber-Arena als Multifunktionshalle für Großveranstaltungen, ein Multiplex-Kino, das Sea Life Aquarium mit Abenteuer Park, das Gasometer als Ausstellungshalle, das Legoland Discovery Centre und das Erlebnisbad Aquapark bereithält. Eingeweiht wurde das damalige TheatrO CentrO am 24. September 1999 mit dem Peter Maffay Musical „Tabaluga & Lilli”, für das das Theater als Arena mit 1807 Sitzplätzen und dem charakteristischen grünen Drachenkopf-Dach eigens gebaut wurde. Trotz einer Überarbeitung war das Stück leider kein Publikumserfolg und wurde Ende November 2001 durch die Weltpremiere des Musicals „Vom Geist der Weihnacht“ für 6 Wochen abgelöst. Ab 2002 spielte ebenfalls mit nur mäßigem Erfolg das Musical „FMA Falco Meets Amadeus“, bevor das Theater von der Stage Entertainment übernommen wurde und nach Umbauten von 2005 bis 2020 mit Musicals wie „Die Schöne und das Biest“, „Wicked – Die Hexen von Oz“, „Ich war noch niemals in New York“, „Mamma Mia!“, „Das Phantom der Oper“, „Tarzan“, der Deutschlandpremiere von „Bat Out Of Hell“ und „Tanz der Vampire“ bespielt wurde. Danach schloss Stage Entertainment dieses wundervolle Theater und für vier lange Jahre war es ungewiss, ob sich wie beim traurigen Ende des Colosseum Theaters in Essen jemals wieder der Theatervorhang heben sollte. Zum 1. März 2024 übernahm das Live Entertainment Unternehmen Semmel Concerts das Theater und gestaltete das Foyer in einer Rekordzeit von nur 10 Wochen um. Am 30. November 2024 beendete das Theater seinen Dornröschenschlaf und wurde mit dem Klassiker „Der Geist der Weihnacht“, der im gleichen Theater vor 23 Jahren unter einem leicht anderen Namen seine Weltpremiere feiern durfte, wiedereröffnet.
Glamouröse Premiere zur Wiedereröffnung
Zu der glamourösen Premiere waren nicht nur Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz, Klaus-Peter Schulenberg (CEO des Online-Ticketshops CTS Eventim) und Dieter Semmelmann (CEO von Semmel Concerts GmbH) geladen, die vor der Vorstellung im Theater noch eine Rede hielten, sondern auch zahlreiche Prominente wie Comedian Abdelkarim, Moderatoren Sven Kroll und Nina Moghaddam, Sänger Roland Kaiser und Norman Langen, Schauspieler Birte Glang und Dirk Sonnenschein sowie Musicaldarsteller Petter Bjällö, Michaela Schober, Tamara Pascual und Verena Mackenberg (um nur einige zu nennen). Doch mit dem Verkehrschaos, das sich zum ersten Advents-Weihnachtsmarkt-Wochenende am CentrO alljährlich einstellt, hatten wohl die wenigsten Stars und Sternchen gerechnet. Und so verschob sich die Premierenvorstellung von 17:00 Uhr locker um 70 Minuten nach hinten, bis es endlich hieß „Hallo, Herr Kaiser“ im Blitzlichtgewitter der Pressefotografen und dann schnell ab in den Theatersaal.
Die Handlung als Kurzfassung
Das Musical von Dirk Michael Steffan (Musik) und Michael Tasche (Texte) unter der Regie von Benjamin Sahler und Dirk Schattner interpretiert die Charles Dickens Geschichte „A Christmas Carol“ sehr frei. Im Musical gibt es statt den drei Geistern der vergangenen, aktuellen und zukünftigen Weihnacht nur den ruhelosen Geist Marley, der seinen ehemaligen Arbeitgeber, den geizigen Ebenezer Scrooge, zu einem besseren Leben bekehren möchte. Dabei hilft ihm der Engel, die in seiner Jugend einmal die Liebe seines Lebens Belle war, bevor Scrooge sich für seine Karriere und gegen seine Liebe entschieden hatte. Auch wenn es für eine Versöhnung mit der mittlerweile verstorbenen Belle längst zu spät ist, kann Scrooge noch seinen Lebensstil ändern und zu einem gütigen und fröhlichen Menschen werden, indem er damit beginnt, seinen Angestellten Cratchit endlich so zu behandeln und zu unterstützen, wie es einem langjährigen, loyalen Mitarbeiter zusteht.
Bühne, Musik und Choreografien
Die Geschichte von „Der Geist der Weihnacht“ wird familientauglich in 16 liebevoll gestalteten weihnachtlichen Bildern mit 24 Songs und Reprisen erzählt. Beleuchtete Fensterfassaden, verpackte Geschenke und ein riesiger, geschmückter Tannenbaum mit fallendem Schnee auf der Bühne und im Theatersaal zusammen mit den bunten, geschmackvoll aufeinander abgestimmten Kostümen, die arm und reich sowie das Geisterreich klar voneinander trennen, gefallen sehr gut, während sich mir der Sinn des fliegenden Stahl-Konstrukts mit Propellern, mit dem der Engel in den Saal gleitet, nicht erschließt. Insgesamt 38 mitwirkende Darsteller, die aus einem Pool von 28 Kindern verstärkt werden, ist die Bühne immer gut bevölkert, dafür bleibt der Orchestergraben leer, kommt doch die aufwändig und professionell arrangierte Musik als Playback vom Band. Das Ensemble trällert vergnügt die schmissigen Weihnachtssongs mit den stimmigen Choreografien von Stefanie Gröning, so dass selbst ein großer Weihnachtsmuffel wie Ebenezer Scrooge irgendwann mit einstimmt.
Die Darsteller und Rollen
Die Besetzung der Hauptrollen ist durchweg gut gelungen. Felix Martin („Der Glöckner von Notre Dame“, „Hundertwasser“) überzeugt charakterlich als herrlicher Dagobert Duck-Verschnitt, der lieber sein Geld im Tresor zählt und seinen Schuldnern unbarmherzig auch zum christlichen Fest keine Rate stundet. Sein Motto „Weihnachten ist Rattendreck“ kann er lange aufrechterhalten, bis Tim Wilhelm (Sänger „Münchener Freiheit“, „Summer of love – ein bisschen Frieden“) als gutmütiger Geist Jakob Marley ihm in Traumsequenzen seiner Vergangenheit geschickt vor Augen führt, was alles in seinem Leben schiefgelaufen ist. DSDS-Gewinnerin von 2018 Marie Wegener ist sein helfender Engel, der rollendeckend viel entrückter und unnahbarer wirkt als der quirlige Marley. „Im Spiegel der Zeit“ darf Nina Barton eine gerappte Speisekarte besingen, bevor der Song „Ein Leben lang“ als Liebesballade interpretiert von Mascha Kamenskikh und Andre Naujouks wirklich ans Herz geht. Die „In Ketten geschmiedet“en Geister, die um Scrooges Bett herumtanzen, erinnern indes irgendwie an die „Carpe Noctem“-Sequenz aus „Tanz der Vampire“. Trotzdem müssen sich hier auch kleinere Kinder nicht wirklich gruseln, denn zum Finale, wenn Scrooge „Ein neues Leben“ beginnt, wird wirklich alles gut.
Was kommt 2025 ins Metronom-Theater
Im Anschluss an dieses Weihnachtsstück zeigt der neue Inhaber des Metronom-Theaters Semmel Concerts Entertainment ab dem 02. Januar 2025 Tourneeproduktionen wie Frank Nimsgerns „Zauberflöte – das Musical“, das Filmmusikkonzert „The World of Hans Zimmer“, „Elisabeth – das Musical“ in konzertanter Schönbrunn-Fassung, „Stomp“, „Grease“ und das Musical-Konzert „This is the greatest Show“. Aber eins ist jetzt schon sicher: alle Jahre wieder kehrt Ende 2025 „Der Geist der Weihnacht“ zurück nach Oberhausen!
© Stephan Drewianka