





Premiere „Im Kreis der Exen – Das Herz-Über-Kopf Musical“ 2025 im tic Kassel
Männer haben's schwer
Das Theater im Centrum (tic) in Kassel war über 22 Jahre lang ein Garant für witzig zu einem Musikstil zusammengestellten Juke-Box Musicals. Im Februar 2025 hat das Theater mit Fabian Joel Walter (künstlerische Leitung) und Juliane Wetzel (Geschäftsführung) erstmals eine neue Leitung bekommen, und am 02. Mai 2025 feierte das erste Musical von Fabian Joel Walter, der sich für Buch und Regie verantwortlich zeigte, Weltpremiere im tic. Mit „Im Kreis der Exen“ bleibt das Kasseler Musicaltheater seinem „alten“ Stil treu und präsentiert doch neue Impulse, z.B. mit einer erfrischenden Choreografie von Annika Hoffmann, die die langen Instrumentalpassagen von „Music“ von John Miles unterhaltsam mit einem Schleiertanz füllt.
Handlung Im Kreis der Exen
Dennis (Samuel Meister) ist verzweifelt, weil seine aktuelle Freundin Nina (Jessica Krüger) mit ihm am Handy schlussgemacht hat. Die karriereorientierte Powerfrau ist auf Selbstfindungssuche und meldet sich bei Frau Serafina (Angelina Saloniemi) an, die in einem „Woman´s Circle“ tief esoterische Einblicke in die weibliche Psyche verspricht – Männer sind strikt untersagt! Dennis will seine Ex aber nicht kampflos aufgeben, schnallt sich den gut ausgestopften BH um, lackiert sich die Fingernägel und meldet sich mit Lippenstift und Lidschatten als Denise ebenfalls im Kurs an. Teilnehmerin Drei ist zum Entsetzen von Denise seine Ex-Ex-Freundin Julia (Annabelle Nebe), der Dennis den Laufpass gab, weil sie viel zu anhänglich wurde. Natürlich ist Chaos in dieser Konstellation vorprogrammiert. Je mehr sich die Damen zu typischen Songs über „Männer“ (Herbert Grönemeyer) wie „It is a Man’s World“ (James Brown) über „Holding Out for a Hero“ (Bonnie Tyler) bis „It’s Raining Men“ (Weather Girls) öffnen und gleichzeitig die Herren der Schöpfung verfluchen, desto lockerer wird Denise, bis „sie“ sich im Finale des ersten Aktes in bester Drag-Manier nach einem aufpeitschenden Song enthusiastisch die Perücke vom Kopf reißt und somit enttarnt ist. Die drei echten Damen sind natürlich gar nicht angetan, dass der „Feind“ so lange ungestört ihrem Seelenstriptease gelauscht hat. Serafina setzt eine Gerichtsverhandlung an, zu dem die beiden Exen selbstverständlich eine Menge beitragen, bis das Urteil verkündet wird…
Songs, Bühne und Kostüme
Die zündende Songauswahl mit witzigen Dialogen zum nie endenden Beziehungsdrama zwischen Männchen und Weibchen, dessen Rätsel wohl niemals gelöst werden können, hat großen Unterhaltungswert, lässt bewusst kein Klischee aus und macht den Abend kurzweilig. Die Bühne von Oliver Dörr ist perfekt aufgebaut und zeigt hauptsächlich Serafinas Seminarraum im esoterischen Ambiente mit Bambus, Grünpflanzen, Heilsteinen und einer indischen Gold-Statuen-Gottheit, die als Running Gag von einem Lieferanten immer weiter zusammengebaut wird. Die Kostüme von Michaela Kirschberger charakterisieren die Darsteller auch optisch von der im Hosenanzug elegant-geschäftlich auftretenden Business-Frau Nina über Serafinas wunderschönen indischen Sari und dem verspielten Blumenkleid der naiv-liebenswerten Julia bis hin zum schlaksigen Trainingsanzug von Denise. Alle Darsteller haben den frenetischen Premierenapplaus zu Recht verdient und man darf sich nach 21 gut besuchten Vorstellungen auf eine Wiederaufnahme dieser Musicalkomödie im Herbst 2026 am tic freuen.
© Text und Fotos: Stephan Drewianka; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Zeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe





