Musical Zorro Tecklenburg 2015
Musical Zorro Tecklenburg 2015
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Tecklenburg Saison 2018 auf den Barrikaden – Patrick Stanke als Brotdieb in Les Miserables

Tecklenburg geht auf die Barrikaden. Doch den Soundtrack liefern nicht die Rolling Stones. Der ist auf dem Mist von Claude Michel Schönberg gewachsen. Statt "Street Fighting Man" erklingt das "Lied des Volkes". Derweil an den Tischen dunkles Schweigen herrscht. Die „Elenden“ mucken auf und zeigen einer brutalen Obrigkeit den Stinkefinger –ziehen aber dabei zunächst den Kürzeren. Und ein gewisser Monsieur Valjean fragt sich zum gefühlten hunderttausendsten Mal "Wer bin ich?" Mit "Les Misérables" präsentieren die Freilichtspiele in der Spielsaison 2018 einen der ganz großen und unsterblichen Klassiker des Genres, den vielleicht schönsten und packendsten der globalen Musicalgeschichte. Wenn sich damit der Kampf um die Gunst des Publikums nicht gewinnen lässt, mit was dann? 

Weltweit mehr als 52 Millionen Menschen haben sich im Laufe der Jahre von diesem bewegenden, 1980 in Paris uraufgeführten Stück zu Tränen rühren lassen. Law-&-Order-Bulle "Javert" fahndete pflichtbesessen in 38 Ländern nach einem harmlosen Brotdieb, während der von Kneipier Thénardier kredenzte Fusel überall gleich mies war.

Sternstunden im Theater am Marientor

In Duisburg war „Les Misérables“ nach der deutschsprachigen Erstaufführung 1988 in Wien von 1996 bis 1999 im eigens dafür errichteten Theater am Marientor zu sehen -  bis  Stella, die Produktionsfirma, in die Insolvenz schlitterte. Viele gestandene Musical-Stars von heute, aber auch solche, die längst in Rente sind, nutzten damals die Chance, ihr Potential  zu zeigen und den Grundstein für steile Karrieren zu legen: Jerzy Jeske als „JVJ“, Hardy Rudolz als „Javert“, Connie Drese als „Fantine“, der blutjunge Felix Martin als „Marius“ , „Maddin“ Berger als „Enjorlas“ und der unvergleichliche Tom Zahner als zwielichtiger Erlebnis-Gastronom – mit  Anne Welte als burschikose Madame an seiner Seite.   

In den vergangenen Jahren war es nun zunehmend stiller um Victor Hugos singende Romanhelden geworden. Im Londoner Westend agieren und reüssieren sie zwar unverdrossen weiter, doch in Deutschland sah es dahingehend zuletzt eher mau aus. Von einer ärgerlichen und stümperhaften Plagiats-Version mal abgesehen. Selbige hatte ein zwielichtiger Tourneeanbieter durch die Gegend geschickt, was in Folge sogar die Justiz beschäftigte, weil sich Besucher getäuscht und über den Tisch gezogen fühlten. 

Der Brite Cameron Mackintosh ist als Rechteinhaber von „Les Misérables“ ziemlich eigen, wem er die offizielle Lizenz zum Straßenkampf überträgt. Der Schotte gilt als schwieriger Geschäfts- und Verhandlungspartner. Auch weil er wohl höllische Angst davor hat, jemand könnte sein "Baby" verhunzen - wofür es ja in der Vergangenheit auch leider genügend Beispiele gab. 

Schon 2006 ein Riesen-Hit in Tecklenburg

Gegenüber den Tecklenburger Freilichtspielen hegt der Mogul solche Vorbehalte offenbar nicht, wenngleich seine Auflagen schon ziemlich strikt sind und der Regie wenig Spielraum für dramaturgische und szenarische Innovationen lassen. Die Münsterländer hatten das damals von Helga Wolf  exzeptionell inszenierte Epos bereits 2006 auf ihre große Bühne gebracht - mit einem überragenden und glänzend disponierten Chris Murray als Frontmann. Der hat seinem Nachfolger ziemlich große Fußspuren hinterlassen. Es war die weltweit erste Freilicht-Fassung dieses Stücks. Damit hatten die Lokal-Verantwortlichen dem großen Zampano auf der heutigen Brexit-Insel, und nicht nur diesem, aber eindrucksvoll beweisen können, dass der Stoff bei ihnen in guten Händen war (und ist). Wir erinnern uns: Die wuchtige Produktion erwies sich damals als Riesen-Hit. Marc Clear als Javert, Martin Berger als schmieriger Spelunkenwirt – auch diese beiden neben Murray-Valjean eine Klasse für sich. Höchste Zeit für ein Revival. 

Spannung, Erwartungsdruck und Vorfreude

Der auf dem Kreativ-Team lastende Erwartungsdruck ist enorm. Spannung und Vorfreude, wie die hiesigen Routiniers die Kurve wohl beim zweiten Mal nehmen und kriegen werden, sind entsprechend. 26-mal soll  dieses als dreistündige durchkomponierte Klassik-Pop-Oper ausgelegte Stück zwischen dem 22. Juni und 15. September 2018 am Deutschen Sommer-Broadway aufgeführt werden. Und inzwischen sind auch personelle Details bekannt geworden. Die anspruchsvolle Aufgabe, zunächst in die Sträflingslumpen und dann in den piekfeinen Zwirn des zu Ansehen und Wohlstand gekommenen Bürgermeisters Jean Valjean zu schlüpfen, haben die Spielmacher Patrick Stanke angedient und übertragen. Der Wuppertaler Allrounder genießt (nicht nur) in der südwestlich von Osnabrück gelegenen Festspielstadt hohes Ansehen. Und das nicht erst seit seiner fulminanten Mozart-Performance anno 2008.  Im Jahr davor hatte der umtriebige Künstler hier bereits  als doppeltes Lottchen in Jekyll & brilliert,  um sich dann zwei Jahre später  als ägyptischer Feldherr Radames in eine nubische Slavin zu verknallen (Aida). Stanke ließ sich bei den Freilichtspielen als „J.C.“ ans Kreuz nageln (2011) und gab den Axel von Fersen in „Marie-Antoinette“ (2012). Die Tecklenburger greifen immer wieder gerne auf diese Vielzweckwaffe zurück.  Einmal, wo auch immer, in einer großen Produktion den Valjean abzuliefern, war schon immer sein Traum. Jetzt geht er in Erfüllung.

Tatort: Kommissar Krolock ermittelt

Den die alte Ordnung mit Zähnen und Klauen verteidigenden Revolutions-Schimanski gibt mit Kevin Tarte eine weitere verlässliche Größe aus der musical-ischen Ober-Liga. Als knallharter Inspektor wird Graf Krolock i.R. sicherlich eine genauso gute Figur machen wie weiland als Obervampir im schwäbischen Transsilvanien. In weiteren Hauptrollen: Milica Jovanovic (Fantine), Florian Peters (Marius), Daniela Braun (Cosette) und David Jakobs (Enjolras). Die Regie liegt in den Händen von Ulrich Wiggers. Im Orchestergraben hat Haus- und Hof-Kapellmeister Tjaard Kirsch das Sagen, während Kati Heidebrecht für die Choreografie verantwortlich zeichnet.
Der Karten-Vorverkauf hat vor wenigen Tagen begonnen. Billetts zum Preis zwischen 35 und 45 Euro können hier geordert werden.

Keine Experimente, sondern eine klassische Inszenierung

Bereits kurz nach Bekanntwerden der neuen Spielpläne vor einigen Monaten hatte es in der Gerüchteküche zu brodeln begonnen. Man wolle das Stück völlig umkrempeln und die Geschichte, deren zeitlicher Rahmen zwischen 1815 und der gescheiterten Pariser Revolution des Jahres 1832 gesteckt ist, aus dem 17. Jahrhundert in die Neuzeit verlegen, hieß es. "Quatsch", sagt Intendant Radulf Beuleke. Les Misérables werde absolut traditionell und im Stil der damaligen Handlungs-Epoche inszeniert. Eine Verschiebung von Perspektiven oder sonstige Änderungen seien vertraglich sowieso vollkommen ausgeschlossen.

Da hätte der Mackintosh-Mann auch nicht mitgespielt. Er behält sich vor, den Tecklenburgern Lizenznehmern bis ins kleinste Detail hinein zu reden. Davon abgesehen  wäre es für jeden ambitionierten Theatermacher, der mit Herzblut bei der Sache ist, auch ein Sakrileg und somit unvorstellbar, derart leichtfertig an und in diesem sakrosankten Sujet herum zu pfuschen. Also dahingehend erst mal Entwarnung. Außerdem kommt der klassische "Les-Miz"-Plot den Bühnen-Verantwortlichen in Teck sowieso entgegen. Er beinhaltet neben dramatischen Solosequenzen und romantischen Liebesduetten vor allem eine Fülle kraftvoller Ensembleszenen, die die Hausherren dank ihres immensen personellen Portfolios mit verschwenderischer Men- (und Women-)Power opulent ausfüllen können. 

Verrückte Ritter ziehen in den Lach-K(r)ampf

Die Story ist bedrückend und in ihrer Ausprägung schwermütig. Wären die Wirtsleute nicht, es gäbe kaum etwas zu lachen. Was ja eigentlich auch nicht Sinn und Zweck des Ganzen ist. Ein mit viel Kummer, Schmerz, Enttäuschung und Melancholie angereichertes Drama. Aber damit das Publikum nicht dauerhaft in Trauer und Depression verfällt, setzten die Tecklenburger einen aberwitzigen, Comedy-haften Kontrapunkt und riskieren einen Blick auf  die schönen Seiten des Lebens. Parole: "Always look on the Bright Side of Life!" Ja da klingelt's. Monty Python lassen bitten. 

Viel Slapstick und absurde Komik

König Artus und seine verrückten Ritter ziehen in den Lach-K(r)ampf. Und ob sie dabei in unnachahmlicher Slapstick-Manier den Heiligen Gral finden oder nicht, ist völlig nebensächlich. "Spamalot" reiht eine absurde Situation an die andere. Das  Stück, das im Jahre 2004 die Bühnen-Welt erblickt hatte und bereits am Broadway, im Londoner Westend, in der Schweiz, im Kölner Musical Dome und in vielen anderen Städten und Ländern für Schenkelklopfer sorgte, basiert auf dem Film "Die Ritter der Kokosnuss" und ist eine Verballhornung des Camelot-Mythos. 17 Mal hebt sich dafür der imaginäre Bühnenvorhang. Premiere ist am 20. Juli 2018.

Nimmerland im Münsterland 

Und für die Jüngeren und ihre Eltern gibt’s ebenfalls eine volle Packung. Als Kinder- und Familienmusical ist im kommenden Jahr "Peter Pan" gesetzt. Start am 20. Mai. Nimmerland liegt dann bis zum 29. August im Münsterland. 30 Vorstelllungen stehen auf dem Spielplan.

Traditionell und offiziell wird die Saison in Tecklenburg jedoch mit der "Pfingst-Gala" eröffnet.  Am 21. Mai gibt’s ab 18 Uhr eine klangvolle Einstimmung auf die bevorstehenden Bühnenfreuden.  

© Jürgen Heimann, Fotos: Freilichtbühne Tecklenburg, Stephan Drewianka


Shrek und Rebecca am Deutschen Sommer-Broadway 2017 bei den Freilichtspielen Tecklenburg

Nach Disco und Schwert nun ein verliebter Oger und ein starkes "Ich"

An Deutschlands Sommer-Broadway gehen die Lichter wieder an. Nur noch wenige Tage zum Start in die neue Saison. Nachdem Artus vergangenes Jahr mit seinem magischen Schwert blank gezogen und Manero-Tony sich mit dem Samstagnacht-Fieber infiziert hatte, setzten die Tecklenburger Freilichtspiele in der neuen Spielzeit auf einen verliebten Oger und ein tragisches, von Daphne du Maurier erdachtes "Ich". Das zauberhafte Reich "Weit-weit-Weg" und "Manderley" haben dann identische geografischen Koordinaten. "Shrek" und das Kunze Levay-Musical "Rebecca" sollen den Theatermachern im Münsterland 2017 wieder volle Ränge bescheren. Wobei man bei Maxim de Winters zweiter und im Schatten ihrer toten Vorgängerin stehenden Ehefrau davon ausgehen kann, dass sie das locker schafft. 

Was Michael Kunze und Sylvester Levay, das kongeniale deutsch-ungarische Composer-Libretto-Gespann, anpacken, wird zu Gold. Die Werke der beiden sind Selbstläufer. Zu den bekanntesten gehören "Elisabeth", "Mozart! und "Marie-Antoinette". Kunze hatte außerdem beim "Tanz der Vampire (Musik: Jim Steinman) seine Hand mit im Spiel. "Rebecca", anno 2006 uraufgeführt, lief bereits mit großem Erfolg in Wien und Stuttgart und soll auch den Broadway erobern. Während das kolossale grüne Wesen mit den abstehenden Ohren einer Animationsfilm-Reihe von DreamWorks entsprungen ist und zwischen 2014 und 2015 die schöne Prinzessin Fional in Düsseldorf, Berlin, München, Zürich und Wien aus den Fängen des bösen Drachen befreite. In beiden Fällen handelt es sich um Nova, um Erstaufführungen. Die beiden Stücke wurden bislang nämlich noch nie unter freiem Himmel gespielt. Mit 2.300 überdachten Sitzplätzen ist Tecklenburg die größten Open-Air-Musical-Bühne in Deutschland. 

Drittes Standbein des Festspielsommers 2017 ist Aladin mit seiner Wunderfunzel. Diese Produktion ist als Familienmusical konzipiert und richtet sich ab 21. Mai vor allem an die jüngeren Besucher. Insgesamt 30 Vorstellungen stehen auf dem Spielplan. Offiziell eröffnet wird die Saison allerdings traditionell erst am Pfingstmontag, der diesmal auf den 5. Juni fällt. Das Motto wie gehabt: "Musical meets Pop". 

Nicht erShreken: Premiere ist am 17. Juni 2017

"Shrek" und sein dauerquasselnder Esel zeigen Lord Farquaad, dem fanatische Herrscher von Duloc, in Teck insgesamt 21 mal den Stinkefinger. Premiere ist am 17. Juni. Die Regie liegt in den Händen von Ulrich Wiggers, die musikalische Leitung hat Giorgio Radoja. Choreografie: Kati Heidebrecht.  Tetje Mierendorf verkörpert die Titelfigur. Weitere Akteure in dieser schräg-romantischen Freak-Show sind Dominik Hees, Roberta Valentini und Thomas Hohler. "Blendende Unterhaltung mit intelligenten Pointen, durchgeknallten Kostümen, toller Technik und viel Gefühl", urteilte die Kritik im Herbst 2014 nach der Deutschlandpremiere im Düsseldorfer Capitol-Theater. Damals führte Andreas Gergen Regie. Den Mann hätten auch die Tecklenburger wieder dafür einspannen können, doch er wurde anderweitig gebraucht. Gergen inszeniert hier stattdessen das hochkarätig besetzte "Rebecca". 

20 mal brennt Manderley

Die Story kommt, der Romanvorlage entsprechend, eher düster, dramatisch und unheimlich daher und erzählt in eindrucksvollen, schwermütigen Bildern, wie sich die "Ich" genannte Gesellschafterin nach ihrer Eheschließung auf dem stattlichen im nebligen Cornwall gelegenen Anwesen von  Manderley gegen den omnipräsenten Geist ihrer unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommenen Vorgängerin behaupten muss. Es ist ein Kabinettstückchen, bühnenreif ersonnen von zwei Meistern ihres Fachs. Die Ruinenkulissen des Theaters mit ihrer einzigartigen Atmosphäre sind wie geschaffen dafür. Und dann natürlich die Musik. Sie ist gewaltig, mitreißend, unter die Haut gehend. Halt ein echter Levay.  Da brennt die Luft. Und Manderley zum Schluss ebenfalls

Auflauf der Stars: Hochkarätige Besetzung 

Bei den Personalien haben die Tecklenburger "Burg"-Herren geklotzt. Pia Dowes, Jan Amann, Anne Welte, Roberta Valentini und Thomas Hohler stehen in der ersten Reihe. Mit der Titelrolle bei "Rebecca" wurde Milica Jovanovic betraut. Für die talentierte Aktrice eine riesige Herausforderung, aber auch eine immense Chance. Neben Andreas Gergen (Regie) gehören u.a. Tjaard Kirsch (Musikalische Leitung) und Danny Costello (Choreografie) zum Kreativteam. Die Produktion läuft vom 21. Juli (Premiere) bis 9. September. Insgesamt 20 mal hebt sich der imaginäre Vorhang. 

© Text: Jürgen Heimann, Fotos: Heiner Schäffer, Stephan Drewianka


Die Tafelrunde tanzt Disco-Fox: König Artus vom "Saturday Night Fever" 2016 in Tecklenburg infiziert

Deutschlands größte Musical-Freilichtbühne rüstet auf – Tony Manero und Merlin wollen zaubern 

Die Tecklenburger Freilichtspiele rüsten auf – programmatisch wie baulich. Deutschlands größte Freilicht-Musical-Bühne hat schließlich einen (guten) Ruf zu verteidigen. Und nach der überaus erfolgreichen Saison 2015 mit fast 100.000 Zuschauern sehen Intendant Radulf Beuleke und die Seinen die Zeit gekommen, ein kleines Sümmchen in die Infrastruktur zu investieren. Gut, es sind gleich 400.000 Euro, die der Schatzmeister locker gemacht hat – oder hat müssen. Man(n) gönnt sich ja sonst nix. Und dabei haben die Verantwortlichen vor allem bedacht, dass ihre Gäste gut bedacht sein und ein Dach über dem Kopf haben wollen. Deshalb wurde der in die Jahre gekommene den Zuschauerraum überspannende Wetterschutz, unter dem die Theatergänger seit 1993 bei Sonne, Wind und Regen Zuflucht fanden, abgerissen. Er soll durch eine neue, modernere Konstruktion ersetzt werden. Die ein oder andere Verbesserung an Sound- und Lichtanlage ist da auch noch drin.

Die Hausherren  und –frauen müssen das alles freilich aus eigener Kraft stemmen. Öffentliche Zuschüsse gibt es dafür nicht.  Sonst subventioniert das Land Nordrhein-Westfalen jedes Kasperl-Theater. Aber für kulturelle Stätten, deren Glanz weit über die Landesgrenzen hinaus strahlt und die Besucher aus allen Teilen Deutschlands anlockt, ist allen Sonntagsreden zum Trotz kein Geld da. Für den laufenden Spielbetrieb jeweils auch nicht. Das verstehe, wer will. 

Aber das ist eine grundsätzliche Frage der Kulturförderung. Während Stadt- und Staatstheater ohne immense öffentliche Stütze gar nicht existieren könnten, müssen die freien, privaten und vereinsgebundenen Einrichtungen sehen, wie sie klar kommen. Aber gerade hier, wie im Falle Tecklenburg, spielt die Musik. Hier finden die eigentlichen Innovationen des Musiktheaters statt, hier wird nicht  am Geschmack des Publikums vorbei geplant. Die große Open-Air-Bühne am Randes des Teutoburger Waldes  ist immer wieder für eine deutsche oder gar europäische Erstaufführung gut. Und das können die gesponserten staatlichen und kommunalen Spielstätten nicht von sich behaupten.

Fast 100.00 Besucher in der abgelaufenen Saison 2015

In der abgelaufenen Saison hatten neben dem Familienmusical "Die Schöne und das Biest" Sir Andrew Lloyd Webber‘s mit mehr als sieben Leben ausgestatteten CATsen sowie,  als Deutschland-Premiere,  "Zorro" auf dem Spielplan gestanden. Wobei die Miezen mit knapp 44.000 Besuchern dem maskierten Rächer der Enterbten (für letzteren wurden 22.000 Tickets verkauft) den Rang abmiauten und sogar das Ergebnis von "Joseph" aus dem Vorjahr 2014 noch toppen konnten.

Und die Weichen für die Spielzeit 2016 sind längst gestellt – in die richtige Richtung, wie es aussieht. Manero-Tony lässt grüßen. Das ist bzw. war so eine Art Fred Astaire des Disco-Booms im weißen Angeber-Anzug. Der Typ mit den "elastischen" Beinen, eine modernere Version von "Schmidtchen Schleicher", hatte sich regelmäßig das Samstagnacht-Virus eingefangen. Und im "Saturday Night Fever" wird der hüftschwingende Casanova nach längerer Pause auch im kommenden Jahr wieder schwelgen. Das gleichnamige Bee-Gees-Musical ist das erste Stück, das im Rahmen des neuen  Tecklenburger Theatersommers 2016 auf dem Spielplan steht. "SNF" wird erstmals überhaupt als Freilicht-Inszenierung präsentiert, weshalb Regisseur Ulrich Wiggers irgendwie schon Pionierarbeit leisten kann und darf. Premiere: 22. Juli 2016.  Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Klaus Hillebrecht, die Choreografie besorgt (erstmals in Tecklenburg) Hakan T. Aslan.

Wieder eine deutsche Erstaufführung mit Musical Artus

Und dann Partitur-Change. Nach den Notenblättern der Gibb-Brothers breitet der Dirigent  - in diesem Fall allerdings in Gestalt von Tjaard Kirsch - etwas ganz anderes auf seinem Pult aus. Etwas, das "der gute alte Frank" ersonnen und zu Papier gebracht hat: eingängige, spannende und dramatische Melodiebögen. Dem US-Amerikaner verdanken die Freilichtspiele schon solche Produktions-Hits wie "Jekyll & Hyde" und "Der Graf von Monte Christo". Der kreative Erfolgskomponist ist ein Garant für volle Ränge. Sein Name: Frank Wildhorn.  Dessen jüngstes Kabinettstückchen, "ARTUS Excalibur",  erlebt das Tecklenburger Publikum als deutsche Erstaufführung. 

Das packende Stück war 2014 in St. Gallen (welt-)uraufgeführt worden. Eine deutsche Erstinszenierung sollte, so der ausdrückliche Wunsch des dortigen Intendanten Werner Signer, wennschon dann in Tecklenburg über die (Freilicht-)Bühne gehen. So sei es. Es geht um Visionen und um Freundschaft, um Liebe, Magie, Glück, Hass und Verrat. Da laufen König Artus und die Ritter der Tafelrunde zu Höchstform auf. Merlin, der zwielichtige Zauberer, aber auch. Die Location in "Teck" mit ihren frühmittelalterlichen Ruinenfragmenten und Mauerresten scheint wie geschaffen für diesen Stoff, aus dem die Sagen sind… Premiere ist am 18. Juni. Auch in diesem Fall hält Ulrich Wiggers als Hausregisseur die Fäden in der Hand. Für die Choreografie steht Kati Heidebrecht gerade.

Erste Garde der deutschen Musicalszene am Start

Wer in beiden Inszenierungen auf der weitläufigen Freilichtbühne als wer oder was agieren wird, nun ja, da haben die Beuleke und Co.ziemlich genaue Vorstellungen. Und sie sind sich auch schon mit "ihren" Künstlern einig. Aber erst wenn die Verträge unterschrieben sind, werden die Personalien aus dem Sack gelassen. Der Intendant sagt aber: "Bei uns geht die erste Garde der deutschen Musicalszene an den Start!" Nach den Erfahrungen der Vorjahre glauben wir ihm das unbesehen.

Der Kartenvorverkauf für die neue Saison beginnt übrigens am 18. November. Als Kinder- und Familienstück  sind  „Die 3 Musketiere“ gesetzt.

© Jürgen Heimann, Fotos: Stephan Drewianka