Musical Shrek in Tecklenburg
Musical Shrek in Tecklenburg
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Open-Air Premiere Musical „Shrek“ auf der Freilichtbühne Tecklenburg

Freie Fahrt für Freaks in Tecklenburg

Weit, weit weg vom Spielort der Deutschlandpremiere in Düsseldorf am 19.10.14 und der anschließenden Tournee durch Berlin, München, Zürich und Wien feierte das auf dem DreamWorks Animationsfilm basierende Musical „Shrek“ am 17.06.17 seine Open-Air Premiere auf der Freilichtbühne in Tecklenburg und ist dort für 21 Vorstellungen bis zum 27.08.17 zu sehen.

Handlung des Musicals Shrek: Dicke Luft im Ogersumpf

Dicke Luft herrscht im sonst so ruhig dahinstinkenden Ogersumpf seit Lord Farquaad die Märchenfreaks ins Exil geschickt hat. Einsiedler-Oger Shrek passt es natürlich überhaupt nicht, dass Frau Holle ihre Betten in seinem schmuddeligen Vorgarten ausschüttelt. Zusammen mit einem plappernden Esel macht sich Shrek zum kleinen Lord auf, der gerne ein großer König werden will, dafür aber eine waschechte Prinzessin ehelichen muss, die dummerweise als Jungfrauen immer von feuerspeienden Drachen bewacht werden. Farquaad verspricht Shrek, die ausgesiedelten Märchenasylanten wieder in sein Königreich zu holen, wenn Shrek ihm eine blaublütige Verlobte besorgt. Mit der Hilfe von Esel, der die Drachenlady mit Sexappeal um die Hufe wickelt, gelingt es Shrek, Prinzessin Fiona aus ihrem Turm zu befreien. Auf der langen Reise zurück finden Shrek und Fiona, die bei entsprechender Mondphase ein fürchterlich grünes Geheimnis hütet, über gegrillte Ekligkeiten bis hin zu Flatulenz-Konzerten so manche harmonische Gemeinsamkeit. Doch die aufkeimende Liebe wird durch ein Missverständnis jäh im Keim erstickt, und so heiratet Fiona den kleinen Lord, in der Hoffnung, durch den ersten Kuss wahrer Liebe endlich ihren heimlichen Fluch brechen zu können, um fortan in ihrer einzig wahren Gestalt existieren zu können…

Umsetzung und Kostüme

Wer sich an die aufwändige Musical-Inszenierung in Düsseldorf erinnert, bei der eine Videoleinwand in pfiffigen Einspielungen für die märchenhaften Kulissen sorgte und drei Personen einen pinkfarbenen Drachen als riesige Puppe über die Bühne stemmten, fragt sich unweigerlich, wie Regisseur Ulrich Wiggers dieses Musical auf der kulissentechnisch recht spartanischen Freilichtbühne umsetzt. Ihm gelingt dies bravourös mit viel Phantasie und der schier unerschöpflichen Statisterie in Tecklenburg, bei der Manpower wieder einmal locker teuren Technik Schnick-Schnack schlägt. Die Zuschauer dürfen sich im grünen Ogersumpf, der von den drei Türmen Fionas und dem drehbaren Wendeschloss Lord Farquaads eingerahmt wird (Bühnenbild von Susanna Buller) über viele optische Leckerbissen freuen: ein menschlicher Wald, ein lebendes Sonnenblumenfeld, eine steppende Ratteninvasion des Rattenfängers von Hameln in der mitreißenden Choreografie von Kati Heidebrecht, der rot-blaue Hofstaat Lord Farquaards und natürlich die 21 individuellen Märchenfiguren, deren Wiedererkennungswert von Disney (Peter Pan mit Tinker Bell), über Grimmsche Märchenbuch-Illustrationen (Struwelpeter, Max und Moritz) bis hin zu Tschechischen Märchenfilmen (3 Nüsse für Aschenbrödel inklusive Erkennungsmelodie) reicht. Bei so viel Detailverliebtheit der unzähligen Kostüme von Karin Alberti sieht man gerne darüber hinweg, dass die Ogermaske von Shrek aus der Nähe wie zwei zusammengeschusterte Badehauben mit Ohrstöpseln aussieht, was sich aber spätestens ab Reihe 4 im Open-Air Amphitheater relativiert haben sollte (Maske von Elke Quirmbach und Stefan Becks). Und der Drache? Hier setzt Wiggers auf den Audrey II-Trick aus „Der kleine Horrorladen“ und personifiziert den Drachen mit Jennifer Kohl, die mit unglaublicher Soul-Stimme die Drachenlady auf einem Thron mit Drachenkopf spielt und von zwei Tänzern Luciano Mercoli und Zoltán Fekete als weitere „Drachenköpfe“ anmutig unterstützt wird.

Darsteller und Besetzung

Auch bei der übrigen Besetzung hatte Wiggers ein glückliches Händchen, auch wenn im Vorfeld Dominik Hees, der als Esel besetzt war, aber durch eine langwierige Knieverletzung komplett ausfiel, kurzfristig ersetzt werden musste. Eingesprungen ist der Tecklenburg-bewährte Thomas Hohler, der als glänzender Esel-Ersatz alle Register seines komödiantischen Registers ziehen darf und sowohl die wasserfallartigen Plapperpassagen fehlerfrei beherrscht als auch die gefühlvollen Sequenzen als immer wieder abgewiesener bester Freund emotional fesselnd darstellt. Da Thomas Hohler ursprünglich die nicht gerade knieschonende Rolle des Lord Farquaad spielen sollte, drehte Wiggers nochmals am Besetzungsrad und zauberte Robert Meyer als dunklen Mini-Lord aus dem Hut. Der 184 cm Tenor hat vielleicht die undankbarste Rolle im Musical, muss er doch die ganze Zeit auf den Knien rutschen. Doch das scheint kein Grund zu sein, diese Rolle nicht bis ins letzte Detail inklusive eines heroischen „Wicked“-Momentes zu zelebrieren. Ihm zur Seite steht die quirlige Prinzessin Fiona, die von einer Roberta Valentini gespielt wird, die dank überschäumender Spielfreunde nicht nur jeden Zuschauer elektrisiert, sondern gesanglich unter dem versierten Dirigat von Giorgio Radoja jeden dahergeflogenen Piepmatz locker zum Platzen bringt. Die Märchen-Freaks sind bestens besetzt u.a. mit Nicolai Schwab als Langnasen-Lüge Pinocchio und Dörte Niedermeier als Revoluzzer-Rotkäppchen, die auch dem Lebkuchenmann ihre Stimme gibt. Anne Welte sorgt als Frau Holle für Schnee im Sommer, die Ratten tanzen nach Christian Fröhlichs Pfeife als Rattenfänger, Mathias Meffert gibt eine Wolf-Drag-Queen, Joyce Diedrich und Michael Thurner sind Aschenbrödel und ihr Prinz, Kim David Hammann und Céline Vogt sind Hänsel und Gretel, Fin Holzwart und Sophie Blümel sind Peter Pan und Tinker Bell.

Tetje Mierendorf als Shrek

Fehlt nur noch der Esel-verachtende Held des Sumpfes: Tetje Mierendorf als Oger Shrek. Als Edna Turnblad in „Hairspray“, Bones in „Sister Act“, Heinz Wäscher in „Kein Pardon“ und Pfarrer Keuchel in „Das Wunder von Bern“ verfügt Mierendorf seit 2009 über fundierte Musicalerfahrung bei Großproduktionen. Und auch als von Esel restlos genervter Shrek oder überforderter Prinzessinnen-Versteher macht Mierendorf im Oger-Fettsuit eine gute Figur. Trotzdem scheint der Hamburger noch nicht ganz im Münsterland angekommen zu sein, denn als Zuschauer hat man nach 2 Stunden 45 Minuten bester und kurzweiliger Musical-Unterhaltung das Gefühl, dass bei Mierendorf noch ungenutztes Potential steckt, um aus der Rolle mehr herausholen zu können.

Ein Feuerwerk der guten Laune

Mit „Shrek“ präsentiert die Freilichtbühne Tecklenburg ein Feuerwerk an guter Laune und einen opulenten Start in die Saison 2017. Wer das Stück gesehen hat, stellt sich die berechtigte Frage, warum der Kartenverkauf für dieses Musical hinter dem Vorverkauf für das Highlight „Rebecca“ mit Pia Douwes und Jan Ammann ab 21.07.17 zurückbleibt. Hier muss die Mundpropaganda nach der Premiere noch für ausverkaufte Veranstaltungen sorgen, verdient hat die grandiose Show dies allemal!

© Text & Fotos: Stephan Drewianka; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical-Fachzeitschrift Blickpunkt Musical 4-17, Ausgabe 89, Juli-September 2017 

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