Musical Die Päpstin
Musical Die Päpstin
Sie befinden sich hier: Theater / Musicals M-R / Päpstin / Fulda/Hameln 2012
Theater
2001_EIS_HAM_300x250
Anzeige


Sabrina Weckerlin bezaubert auch im zweiten Jahr als Die Päpstin das Publikum in Fulda und in Hameln

Wiederaufnahme des Musicals Die Päpstin 2012 in Fulda

Nach dem Erfolg der Musical-Umsetzung des Welt-Bestsellers Die Päpstin von Donna W. Cross am Originalschauplatz im Schlosstheater Fulda von 2011 war es eigentlich selbstverständlich, dass Die Päpstin 2012 auf die Bühne zurückkehren würde. Die Frage war natürlich, welche Verbesserungen das Produktionsteam der Spotlight Musical-Produktion mit Peter Scholz (Produktion, Musik, Texte) und Dennis Martin (Musik, Texte) an der Spitze und unter der Regie von Stanislav Mosa, der das Stück letztes Jahr auch erfolgreich an seinem Theater in Brünn in Tschechien präsentierte, vornehmen würden.
Peter Scholz sprach direkt vor der Premiere der zweiten Staffel am 06.07.12 von mehr als 40 vorrangig textlichen Änderungen, die vor allen Dingen das Verhältnis von Päpstin Johanna mit ihrem Mentor und Geliebten Markgraf Gerold klarer und dramatischer herausstellen sollten. Einen neuen Song gäbe es zwar nicht, das Publikum dürfe sich aber über eine spannende Reprise freuen. Der Sound konnte dank einer komplett neuen Anlage wesentlich verbessert werden und die Übergänge zwischen den insgesamt 21 Szenen wurden mit neuer Musik unterlegt und wären deshalb nun fließender ohne die Handlung zu unterbrechen. Zugleich dankte der Produktionsleiter dem Oberbürgermeister der Stadt Fulda, dass Die Päpstin auch 2013 wieder nach Fulda zurückkehren dürfe, da für die Spielzeit 2012 die Auslastung der geplanten Vorstellungen bei weit über 90% läge und das obwohl von Mittwoch bis Sonntag täglich Doppelshows geplant sind und bei spielfreiem Montag nur der Dienstag eine Einzelshow im Spielplan vorsieht – so stehen 60 Vorstellungen bis zum 12.08.12 an, wobei das Stück kurz danach bereits in Hameln für rund einen weiteren Monat zu sehen sein wird. Für den Cast also ein Bühnenmarathon, den man von anderen Produktionen nicht kennt. Bleibt zu hoffen, dass das gesamte Team die hohe Qualität der Produktion bis zum Ende durchziehen kann. Aber die Besetzung weist größtenteils erfahrene „alte Hasen“ der Weltpremiere von 2011 auf, so dass man sich eigentlich keine Sorgen um Professionalität und Spielfreude aller Darsteller machen muss.

Sabrina Weckerlin als Päpstin

An der Spitze steht wie schon im vergangenen Jahr die überragende Sabrina Weckerlin, die zwischendurch so ganz nebenbei einen Abstecher nach Tecklenburg macht, um als französische Rebellin Margrit Arnaud dafür zu sorgen, dass Marie Antoinette einen Kopf kürzer gemacht wird. Die Münchnerin Sophie Berner vertritt als alternierende Päpstin Frau Weckerlin bei Terminüberschneidungen. Weckerlin kann als Johanna erneut sowohl schaupielerisch als auch gesanglich restlos überzeugen, vor allen Dingen durch die zielstrebigere Ausrichtung des Charakters der Johanna, die jetzt fester im Leben steht und genau weiß, was sie als Führerin der katholischen Kirche erreichen möchte. Ihre Liebe zu Gerold, der erneut vom sympathischen Schweden Mathias Edenborn verkörpert wird, ist dank der dramaturgischen Änderungen nun nicht mehr nur ketzerische Sünde, sondern erstrebenswertes, emotionales Lebensziel Johannas, was sie wesentlich menschlicher erscheinen lässt ohne ihren inneren Gewissenskonflikt versiegen zu lassen.

Weitere Darsteller und Rollen

Weiterhin darf man sich erneut über Dietmar Ziegler als weltoffenen Rabanus freuen, der als Abt von Fulda Johannas weibliche Identität im Kloster geheim hält. Bei den weiteren Hauptrollen darf man sich auf neue und dennoch bekannte Gesichter freuen: Die Dänen Claus Dam als Aeskulapius und Kristian Vetter als Johannes Vater / Papst Sergius fügen sich perfekt in ihre Rollen ein (wenn mir auch Herr Vetter mit seinen teils Slapstick-artigen Einlagen als Papst die eigentlich recht ernste Rolle etwas überstrapaziert, während er als brutaler Vater hingegen restlos überzeugt).
Im Gegensatz zum Premierenjahr wurden auch die Rollen von Johannas Mutter / Marioza  und die von Anastasius  grundlegend überarbeitet. War Isabel Dörfler 2011 noch eine strenge Mutter, bei der sich einige Zuschauer vielleicht fragten, warum "dieselbe Frau" im zweiten Akt als erotische, römische Kurtisane ihr intrigantes Gift verspritzte, legt Neuzugang Mara Dorn die Mutter wesentlich warmherziger und vor dem brutalen Vater beschützender an, während sie in ihrer Doppelrolle auch stimmlich völlig unterschiedlich im zweiten Akt als eine Marioza auftritt, die das Netz ihres Intrigenspiels weniger durch die Reize des eigenen Körpers sondern durch Raffinesse und Verstand spinnt. Anastasius war in der ersten Staffel ein über Leichen gehender Emporkömmling, der perfekt mit dem Vorzeige-Ekelpaket Christian Schöne, der dieses Jahr in einer TV-Casting-Show auf sich aufmerksam machte, besetzt war. Hier wirkt der Münsteraner Lutz Standop zunächst geradezu brav, der erst im zweiten Akt seinen wahren Charakter zeigt und einen emotional längeren und nachvollziehbareren Weg vom gläubigen Priester zum rücksichtslos-egoistischen Mörder geht. Nadja Weise als ränkeschmiedende Richild komplettiert die Riege der Erstbesetzung.
Trotz dieser erstklassigen Cast dürfte es bei einigen Ensemblemitgliedern spannend sein, diese in den Hauptrollen erleben zu dürfen, was bei dem Spielplanpensum in nicht wenigen Vorstellungen der Fall sein dürfte. Freuen Sie sich also auch auf Andrea M Pagani, Marcus G. Kulp, Leon van Leeuwenberg, Dennis Henschel, Tina Haas, Sascha Kurth, Lars Rindelaub, Tabea Grün, Andre Haedicke, Konstantin Zander und Jenny Schensker in der ein oder anderen Hauptrolle. Weitere Ensemblemitglieder finden Sie in der Auflistung hier.

Die Versprechen von Dennis Martin wurden übrigens allesamt eingelöst: Die Reprise von „Parasit der Macht“ als stimmgewaltiges Quintett ist kurz vor dem Finale ein neues Song-Highlight, die Neuausrichtung einiger Charaktere schmeichelt der Handlung, die Bühnenumbauten sind flüssig und handlungsintegriert umgesetzt und der Ton überzeugt kristallklar bis in den Rang. Das Musical Die Päpstin präsentiert auch ohne Live-Orchester und dafür zu wirklich erschwinglichen Eintrittspreisen (ab 15,90 Euro bis maximal 58,90 Euro am Samstagabend) beste Musicalunterhaltung, die so manche Großproduktion in den Schatten stellt.

© Text & Fotos: Stephan Drewianka

Alles zum Musical Die Päpstin bei Sound Of Music!

Alles zu Sabrina Weckerlin bei Sound Of Music!

Anzeige