Musical Marie Antoinette
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Musical Marie-Antoinette in Bremen

Entstehung und Umsetzung des Musicals Marie-Antoinette

Bereits in den 90er Jahren hatte Michael Kunze die vage Idee zu einem Musical über Marie Antoinette. Nach einer Musical-Premiere in Tokio wurde der Musicalautor auf einen japanischen Roman über die französische Königin aufmerksam gemacht: Shusaku Endo stellte dem Niedergang der Monarchin den Aufstieg eines armen Bauernmädchens im gleichen Alter der Königin gegenüber. In Endos Roman erleben beide Charaktere die französische Revolution aus völlig unterschiedlicher Perspektive, begegnen einander jedoch nie. Michael Kunze nahm diese Grundidee für das geplante Musical auf, verquickte aber die Schicksale beider Frauen bereits sehr früh und wollte die Charaktere möglichst häufig in direktem Konflikt aufeinander treffen lassen. Kunze sicherte sich über die Toho-Company die Rechte an der Weiterentwicklung der Romanvorlage. Durch die enge Kooperation mit Japan fand die Uraufführung des Musicals Marie Antoinette unter der Regie des renommierten Regisseurs Tamiya Kuriyama am Imperial Theatre in Tokio am 1. November 2006 statt.

Inhalt und Handlung des Musicals Marie-Antoinette

Der Illusionist und Magier Cagliostro erzählt im Rückblick die Geschichte um Macht und Intrigen am französischen Hof von Ludwig XVI. Das Bettlermädchen Margrid Arnaud verkauft auf den Straßen von Paris Veilchen und wird von einem Adligen um ihren Lohn betrogen. Sie folgt dem Betrüger bis in einen Ballsaal, wo der Herzog von Orleans ein rauschendes Fest gibt. Unter den Gästen ist auch die Königin Marie Antoinette, die sich über das Bettlermädchen lustig macht und sie beleidigt. Nach Margrids Rauswurf folgt ihr der Graf Axel von Fersen und bietet ihr eine Entschädigung im Namen der Königin an, doch diese nimmt sich nur den korrekten Lohn für ihre Blumen. Margrid sieht, wie in der Gosse eine Frau stirbt und erkennt in der herbeigeeilten Nonne ihre alte Lehrerin Agnes. Doch Agnes kann nicht verhindern, dass sich Margrid in die Hände der Bordellbesitzerin Madame Lapin begibt. Diese erkennt die verblüffende Ähnlichkeit Margrids zur Königin und möchte daraus Geld bei potentiellen Freiern schlagen. Ein Gast des Bordells ist der Herzog von Orleans. Beide verbindet der Hass auf die Königin: Margrid brüskiert sich über die Verschwendungssucht der Königin, während das Volk von Paris Hunger leiden muss, und der Herzog von Orleans verfolgt den Plan, seinem königlichen Verwandten den Thron zu stehlen, weil er die Regierungsgeschäfte wesentlich besser erledigen würde. Er nimmt Margrid mit auf einen Maskenball, wo sie tatsächlich mit Marie Antoinette verwechselt wird. Während Marie Antoinette weiter Staatsgeld für Schmuck und Schlösser ausgibt und aufbegehrende Finanzbeamte kurzerhand entlässt, betätigt sich König Ludwig XVI. lieber als Schlosser und verbessert mit Dr. Guillotin seine neueste Erfindung einer Hinrichtungsmaschine.

Fünf Jahre später verfolgen Magrid und Agnes die Schmählieder von Schaustellern über das zügellose Leben der Königin, in der auch unterstellt wird, dass der jüngst geborene Thronfolger gar nicht der leibliche Sohn des Königs sei. Die Vorstellung wird durch die Gefangennahme Madame Lapins unterbrochen, die bei der darauffolgenden Auspeitschung stirbt. Nun ist das Maß voll für Margrid – sie will sich als Revolutionärin gegen die ausländische Königin zur Wehr setzen und ruft zum Widerstand auf. Axel von Fersen trifft sich mit Marie Antoinette, um sie von seiner bevorstehenden Abreise nach Amerika zu unterrichten und warnt seine geliebte Königin gleichzeitig vor den Folgen von Margrids aufrührerischer Rede. Beide trennen sich im Streit. Der Herzog von Orleans fädelt mit Margrids Hilfe ein Komplott ein: Margrid benutzt verkleidet als Königin den Kardinal de Rohan dazu, ein extrem teures Juwelenhalsband in Auftrag zu geben. Bei einem Empfang in Versailles verlangt der Juwelier in aller Öffentlichkeit die Bezahlung des Halsbandes von der Königin, die den Erwerb natürlich abstreitet und sogar den Kardinal der Lüge bezichtigt und einsperren lässt.

Den Freispruch des Kardinals durch das Justizgericht empfindet das Volk als Verurteilung von Marie Antoinette. Leere Staatskassen führen zur Einberufung der Generalstäbe unter dem Herzog von Orleans und Robespierre, doch die Nachricht vom Tod ihres ältesten Sohnes lässt das Königspaar der Versammlung fern bleiben. In Paris wächst die Bereitschaft zum Aufstand. Margrid fleht die Wäscherinnen an, um für Brot für ihre Kinder die Bastille zu stürmen, doch erst das Geld vom Herzog überredet die Frauen zum Aufbruch. Margrid erkennt fast zu spät, dass der aufgewühlte Mob beinahe die königliche Familie ermordet hätte und kann das Schlimmste verhindern. Der Herzog von Orleans bringt die Familie ins Exil nach Paris, was auch der heimkehrende Graf von Fersen nicht zu verhindern weiß. Die Jakobiner suchen mit Hilfe des Grafen von Orleans, der sich jetzt Bürger Philippe Egalite nennt, nach Hinweisen, um den König des Hochverrates beschuldigen zu können. Margrid soll als Marie Antoinettes Zofe spionieren und die nötigen Beweise beschaffen. Ein von Axel von Fersen inszenierter Fluchtversuch der Familie scheitert in letzter Minute und die Familie wird erneut unter Arrest gestellt und später im Temple inhaftiert. Margrid bleibt als Zofe noch im Gefängnis an der Seite von Marie Antoinette, die sie bittet, Axel von Fersen einen Liebesbrief zu überbringen. Margrid trifft draußen auf das enthusiastische Volk, das die Ausrufung Frankreichs zur Republik mit den aufgespießten Köpfen von Adligen feiert. Als die fassungslose Agnes bedrängt wird, rettet Axel von Fersen sie vor dem Mob und fordert den Brief von Margrid. Doch diese ist misstrauisch, was den Inhalt des Briefes angeht und lässt ihn Agnes lesen. Die Nonne bestätigt, dass es sich nicht um einen Liebesbrief, sondern um einen Aufruf an ausländische Herrschaftshäuser handelt, die Revolution in Frankreich mit Waffengewalt aufzuhalten. Margrid behält den Brief als Beweis zum Hochverrat der Königin.

Monate später wird Ludwig XVI. nach kurzem Prozess öffentlich hingerichtet. Marie Antoinette bezichtigt ihre Zofe, ihren Brief den Revolutionsbehörden übergeben zu haben und damit das Todesurteil für den König gesprochen zu haben. Doch Margrid behauptet, den Brief immer noch zu besitzen. Außerdem hat sie Axel von Fersen zu ihr ins Gefängnis gebracht. Dieser will Marie Antoinette zu einem weiteren Fluchtversuch überreden, doch die Mutter will ihre Kinder nicht zurücklassen. Kurz darauf nehmen die Jakobiner Marie Antoinette ihre Kinder weg, um sie dem schändlichen Einfluss der Mutter zu entreißen. Margrid ist bestürzt über die Grausamkeit gegenüber ihrer ehemaligen Feindin. Der Prozess gegen die Königin beginnt und Margrid wird ebenfalls in den Zeugenstand gerufen. Doch sie verleugnet, jemals einen verräterischen Brief der Königin gesehen zu haben. Ein Journalist beschuldigt Marie Antoinette der Blutschande mit ihrem eigenen Sohn, doch sie appelliert an alle Frauen, sich mit ihr gegen diese Lüge zu solidarisieren. Aber das Urteil über die Königin ist bereits gefällt. Agnes warnt Margrid, sich nicht zu der Königin zu bekennen, die Jakobiner suchen nur einen Grund, auch Margrid zu verhaften. Auf dem Weg zum Schafott stürzt Marie Antoinette und Margrid hilft der ehemals so stolzen Königin auf. Margrid hat endlich gelernt, zu verzeihen, doch für das Schicksal der Königin kommt diese Einsicht zu spät…

Der Zauber der Musik

Die komplexe Handlung wurde kurzweilig von Sylvester Levay vertont. Der Komponist, der unzählige Songs u.a. für Katja Ebstein und Udo Jürgens geschrieben hat und in Hollywood für über 100 Filme die Musik schrieb, schaffte für Marie Antoinette einen passenden musikalischen Rahmen. Während für die japanische Urfassung noch viel in Dialogpassagen dem fernöstlichen Publikum erklärt werden musste, konnten für die europäische Premiere in Bremen rund 30 Minuten gestrichen werden. Das Musical Marie Antoinette ist bis auf einen Streit zwischen Marie Antoinette und Axel von Fersen praktisch durchkomponiert und kommt als musikalisch sehr geschlossenes Werk daher, das trotz einer Nettospielzeit von immerhin 180 Minuten kurzweilig ohne große Längen zu unterhalten weiß. Der musikalische Bogen reicht von großen Ensemble-Nummern des Volkes über rhythmisch moderne Popstücke bis hin zu romantischen Balladen und einem harmonischen Schlaflied. Der Musicalfreund wird sicherlich die Handschrift des Autorenteams wiedererkennen. Parallelen zu Elisabeth finden sich genauso wie musikalische Hinweise zu Mozart! und Rebecca. Doch mit Marie Antoinette zeigen Komponist und Texter, dass ihnen die innovativen Ideen noch lange nicht ausgegangen sind und schaffen so manches Highlight, dass sich künftig im Repertoire vieler Musicalkünstler wiederfinden dürfte.

Cagliostros „Illusionen“ eröffnen gleich zu Beginn das Stück mit einem musikalischen Knallbonbon ähnlich wie Luigi Lucheni in Elisabeth. „Langweilen will ich mich nicht“ charakterisiert die Königin als egoistische Vergnügungssüchtige, während das intensive „Blind vom Licht“ von Margrid über die Unzumutbarkeit der Situation der Bevölkerung gleich beim ersten Hören unter die Haut geht. „Still, still“ ist das Wiedererkennungslied von Margrid und Agnes – harmonisch finden sich hier zwei Stimmen im Duett einer eingängigen Melodie einer Spieluhr. Interessant, dass die Reprise dieses Liedes im zweiten Akt Margrid und Marie Antoinette ebenfalls zusammenführt. „Gib Ihnen alles, was sie woll`n!“ entführt in das raue Geschäft mit weiblichen Reizen und das Bordell Madame Lapins erinnert stark an Frau Wolfs Salon aus Elisabeth. Der Song „Ich weine nicht mehr“ etabliert sich als echter Showstopper des ersten Aktes – nach einem solchen musikalischen Leckerbissen, der durch seinen kraftvollen Aufbau restlos überzeugen kann, wird man bei anderen Stücken eigentlich summend in die Pause entlassen. Doch „Marie Antoinette“ geht weiter und liefert noch im ersten Akt nach dieser Hymne ans Volk gleich zwei überzeugende Balladen. Nach dem Solo „Die Frau, die er liebt“ schließt sich gleich noch das Duett „Gefühl und Verstand“ zwischen Marie Antoinette und Axel von Fersen an. Der Ohrwurmcharakter dieser romantischen Ballade entspringt aus einer Melodie, die immer dann zu tiefen Tönen führt, wenn der Zuhörer eigentlich erwartet, höhere Töne zu hören und endet in einer vermeintlichen Dissonanz, die an den beindruckenden Schlusston von „Ich gehör nur mir“ aus Elisabeth erinnert, abgemildert durch fast kitschig wirkende Harfenklänge. Ich wünsche diesem Song einen ähnlichen Erfolg wie dem Blockbuster aus Elisabeth, das Potential ist in jedem Fall vorhanden!

Weitere Highlights finden sich im zweiten Akt mit dem beschwichtigenden „Gott sieht uns zu“ von Schwester Agnes, „Das Einzige, was richtig ist“ vom verliebten Axel von Fersen, der mit „Weil ich dich retten kann“ schließlich doch vor der aussichtslosen Situation kapitulieren muss, oder dem zynischen „Der Pariser Schnitt“ über die neuen Methoden des Volkes, sich des Adels zu entledigen. Marie Antoinette hat mit „Erst im Leid bin ich ganz ich“ vor ihrer Hinrichtung einen letzten großen Auftritt, bevor das Ensemble mit „Jenseits aller Schmerzen“ von einem Wiedersehen in einer anderen Welt träumen darf. Mit diesen Songs und den passenden Texten schaffen Kunze/Levay erneut das beste Rüstzeug für einen spannenden Theaterabend eines DramaMusicals wie es ihn nach Les Miserables in dieser intensiven Form lange nicht gegeben hat!

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Traumbesetzung für die Hansestadt

Beim Casting für die Deutschlandpremiere von „Marie Antoinette“ in Bremen bewiesen die Verantwortlichen ein sicheres Händchen und besetzten die Hauptdarsteller des Musicals mit einer exzellenten Auswahl der vielleicht talentiertesten Darsteller, die es z.Zt. in Deutschland gibt. Obwohl das Musical eigentlich „Marie Antoinette“ heißt, soll hier zunächst die Rolle der anderen „MA“ im Stück gewürdigt werden: Sabrina Weckerlin verkörpert die Rolle der Margrid Arnaud restlos überzeugend und lässt keine Wünsche offen. Schauspielerisch meistert die charismatische junge Dame den Wandel von der Volksaufhetzerin zur mitleidvollen Freundin der Königin mit Bravour. Sabrina Weckerlin, die schon als heilige Elisabeth in „Elisabeth – Legende einer Heiligen“ ihre stimmlichen Qualitäten zeigen durfte, übertrifft ihre bisherigen Leistungen in der Rolle als Margrid Arnaud noch und legt mit ihrer kraftvollen Interpretation von „Ich weine nicht mehr“ die Latte fast unerreichbar hoch für alle folgenden Sängerinnen, die sich an diesem Song in Zukunft versuchen werden!

Roberta Valentina hat es im ersten Akt als eigentliche Titelheldin Marie Antoinette schwer, mit Weckerlins Talent mitzuhalten. Doch mit dem Wandel von der zickigen, verwöhnten Göre zur Mutter, die wie eine Löwin um ihre Kinder kämpft, darf auch Roberta Valentina zeigen, dass sie die Initialen der Musicalproduktion zu Recht tragen darf. Im zweiten Akt kann sie deutlich stärker punkten und nutzt die ihr gebotenen Chancen. Eine interessante Alternative zu Roberta Valentina dürfte sicherlich auch die quirlige Maricel als alternierende Besetzung für Marie Antoinette bieten, die als Juwel vom Nil bereits im Musical „AIDA“ ihren königlichen „Sinn für Stil“ beweisen durfte. Eine stimmliche Überraschung war ebenfalls Maike Switzer als Schwester Agnes Duchamps, die mit ihren wenigen Liedern in Erinnerung bleibende Akzente setzten konnte. Bettina Meske ging in ihrer Rolle als Madame Juliette Lapin als liebenswürdige und doch geschäftstüchtige Puffmutter im Rotlichtmilieu voll auf – ihr frühzeitiges Ableben bereits kurz nach ihrem ersten Auftritt war ein bedauerlicher Verlust.

Bei dieser geballten Frauenpower darf man vermuten, dass die Männer in dieser Produktion zu blassen Randgestalten verkommen. Zumindest für die Rolle Louis XVI trifft diese Aussage allein der Rolle wegen zu. Doch Tim Reichwein weiß dem blassen Monarchen, der sich am liebsten als Handwerker vor seinen Pflichten als König drückt, sympathisches Leben einzuhauchen. Ethan Freeman, der in Bremen bereits als „Jekyll & Hyde“ brillierte, ist als diabolischer Ränkeschmied und allwissender Erzähler wie in jeder Musicalproduktion eine schauspielerische wie stimmliche Bereicherung, dem hier die Spielfreude an dieser Rolle und den kleinen Zaubertricks bis in die letzte Reihe anzumerken war. Patrick Stanke überzeugte als verliebter Axel von Fersen mit seiner wunderbaren Samtstimme, die zusammen mit Roberta Valentini beim Duett „Gefühl und Verstand“ lange nach der Vorstellung noch im Gedächtnis klingt. Einzig Udo Eickelmann als Vertretung für Erstbesetzung Thomas Christ konnte in der Rolle als Herzog von Orleans stimmlich nicht ganz seinen Kollegen das Wasser reichen. Hier hätte man sich als alternierende Besetzung gern Marc Clear (dessen „Engel aus Kristall“ bei „Die 3 Musketiere“ für Gänsehaut sorgte) gewünscht, der in Bremen ebenfalls in der Rolle des Cagliostro zu sehen ist.

Das Ensemble bereichern weiterhin Hans Neblung als Kardinal de Rohan, Fernand Delosch als Charles Boemer sowie Susanne Panzner als Madame Lamballe. Es bleibt abzuwarten, ob nach Ende der Spielzeit in Bremen am 31. Mai 2009 ein ebenfalls so erstklassiges Ensemble auf die anschließende Tournee von „Marie Antoinette“ gehen wird. Allein schon dieser Cast lohnt einen Besuch im Musical Theater Bremen!

Licht und Schatten

Wie schon bei der japanischen Erstaufführung führte auch bei der deutschen Premiere Tamiya Kuriyama Regie. Sieht man sich an, wie die Takarazuka-Version des Musicals „Elisabeth“ schillernd und bonbonfarben für den japanischen Markt umgearbeitet wurde, durfte man zumindest leichte Bedenken gegenüber einem japanischen Regisseur haben. Doch Tamiya Kuriyama lieferte mit „Marie Antoinette“ eine erstklassige Regiearbeit ab, die – sollte es sie denn tatsächlich in dieser Form geben – westlichen Ansprüchen genügt. Schnörkellos und zielstrebig erzählt er die komplexe Geschichte in einfachen und verständlichen Bildern. Zwar hat ein unbedarfter Musicalbesucher, der keine Vorkenntnisse in französischer Geschichte besitzt, Schwierigkeiten, jede Einzelheit der Halsbandaffäre im Detail nachzuvollziehen, aber das trübt den positiven Fluss der Geschichte um die beiden Frauen nur gering. Eine Frage bleibt aber bis zum Schluss offen: sind Margrid Arnaud und Marie Antoinette nur Seelenverwandte oder haben sie tatsächlich denselben leiblichen Vater? Im Stück gibt es zahlreiche Hinweise darauf: die äußerliche Ähnlichkeit beider Frauen, die gleichen Initialen der Namen, die Tatsache, dass die Zahlungen für Margrids Ausbildung im Kloster mit dem Tod des österreichischen Königs schlagartig eingestellt wurden, wodurch Margrid als Bettlerin endete, die Tatsachen, dass beide Frauen als Kinder mit demselben Schlaflied zu Bett gebracht wurden und dem rätselhaften Spruch von Marie Antoinette, als sie kurz vor ihrer Exekution Margrid ein Amulett mit den Worten „Das ist von Vater“ überreicht…

Peter J. Davison entwickelte ein einfaches und doch sehr effektvolles Bühnendesign, das für die anschließende Tournee wohl transportabel sein musste. Seine Ballsäle sind trotzdem prunkvoll genauso wie der exklusive Shop in Paris beim Song „Der Pariser Schnitt“. Seine Armenviertel als krasser Gegensatz zum Pomp der Königin im dunklen Licht von Manfred Voss wirken bedrohlich genauso wie die stilisierte Guillotine am Ende des Stückes. Die Drehbühne des Theaters wird für Umbauten häufig genutzt ohne dass dies unangenehm auffällt. Pfiffig wurde die Szene in Madame Lapins Etablissement umgesetzt, indem die Kostüme von Frauke Schernau, die sich ansonsten geschichtlich korrekt am opulenten Rüschenstil der französischen Oberschicht orientieren und wahre Augenweiden sind, im Freudenhaus plötzlich modern mit aufreizenden Kleidern sowie schicken Anzügen und Krawatten aus ihrem historischen Rahmen fallen – Bordelle sind wohl zeitlose Einrichtungen. Einzig die kurz darauffolgende Maskenballszene überzeugt von den gezeigten Kostümen, die nur eine Zusammenstellung aller bereits verwendeter Kostüme im Stück sind, nicht wirklich (hier vermisst man dann doch etwas einen Maskenball wie im „Phantom der Oper“…)

Bernd Steixner als musikalischer Leiter treibt sein Orchester zu Höchstleistungen ohne dabei die deutlichen Stimmen aller Darsteller zu übertönen. Athanasios Rovakis geht mit der Soundabmischung im Theater vorbildlich um, so dass auf allen Plätzen eine extrem gute Textverständlichkeit herrscht, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die aber leider in vielen Theatern nicht zur Realität gehört.

Nun liegt es nur noch am Publikum, aus „Marie Antoinette“ im Musical Theater in Bremen den Erfolg zu machen, der das Stück in dieser Besetzung zu 100% verdient hätte. Die Stadt Bremen hat leider nicht den Ruf einer erfolgreichen Musicalmetropole, zudem wurde bereits vor der Premiere angekündigt, dass nach der Spielzeit im festen Hause eine Deutschlandtournee durch ausgewählte Städte stattfinden wird. Ob jedoch die hohe Qualität der Produktion „auf Tour“ gehalten werden kann, mag bezweifelt werden. Sicherlich werden Ihnen dann aber einige Darsteller der Erstbesetzung nicht mehr begegnen und dies wäre sicherlich ebenfalls ein Qualitätsverlust.

Zur Premiere wartete die Produktion bereits mit einer Highlights-CD auf, die 13 musikalische Höhepunkte (in leider nur knapp 35 Minuten) präsentiert. Hoffentlich wird hier noch eine Gesamtaufnahme und eventuell eine DVD der Show in Bremen folgen – auch in dieser Beziehung sollte das Schwester-Musical „Elisabeth“ als Vorbild dienen. Musicalfans wären für diese Andenken sicherlich sehr empfänglich…

© by Stephan Drewianka, Musical-World.de; Fotos Bühne & Backstage: Ingo Wagner (9), Jörg Landsberg; Fotos Schlussapplaus: Stephan Drewianka (8)

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