Musical Kuss der Spinnenfrau
Musical Kuss der Spinnenfrau
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Kuss der Spinnenfrau - Musical in Dortmund

Hinter Gittern, Musical Kuss der Spinnenfrau im Opernhaus

Klaus-Dieter Köhler hatte den Mut, als erster in NRW das Musical Kuss der Spinnenfrau, das seine Uraufführung am 20.10.1992 am Shaftsbury Theatre in London feierte, am Opernhaus in Dortmund zu inszenieren. Und so hieß es am 24.01.2009 erstmalig Vorhang auf für das Stück von John Kander und Fred Ebb (Chicago, Cabaret). Das Stück basiert auf dem erfolgreichen Roman des Argentiniers Mauel Puig von 1976 und erzählt die Geschichte des homosexuellen Luis Alberto Molina und des marxistischen Revolutionärs Valentin Arregui Paz in einer Gefängniszelle.

Die Handlung des Musicals Kuss der Spinnenfrau

Molina sitzt wegen der Verführung eines Minderjährigen, Valentin, weil er seine politischen Ziele notfalls auch mit Gewalt dursetzen will. Molina pflegt Valentin nach dessen Folterung gesund und erzählt ihm Geschichten von seinem Idol, der Filmdiva Aurora. In diesen Geschichten vergessen die so unterschiedlichen Männer ihre eigene missliche Lage und fliehen in die glamouröse Glitzerwelt des Films mit garantiertem Happy-End. Im krassen Gegensatz dazu steht die unheimliche Figur der Spinnenfrau, dessen Todeskuss alle Gefängnisinsassen permanent bedroht. Molina wird vom Gefängniswärter mit dem Gesundheitszustand seiner Mutter erpresst, Valentin auszuspionieren. Doch Molina findet nach erster heftiger Ablehnung durch Valentin Gefallen an ihm und Valentin schätzt schließlich doch die aufopfernde Pflege durch seinen Zellengenossen. Als Molina wegen guter Führung entlassen werden soll, bittet Valentin ihn mit einem Kuss um die Weitergabe von wichtigen Informationen. Molina telefoniert mit Valentins Freundin und wird dabei verhaftet. Wieder zurück im argentinischen Gefängnis wird er vor den Augen Valentins gefoltert und soll endlich die Informationen preis geben. Doch er weigert sich, seinen Freund zu verraten und wird vom Gefängniswärter erschossen. In den Armen des geliebten Valentin empfängt Molina den letzten Kuss der Spinnenfrau.

Tony-Award prämiertes Musical mit gesellschaftskritischem Hintergrund

Der Musicalhit Kuss der Spinnenfrau mit dem politischen und gesellschaftskritischen Hintergrund bescherte dem Stück sieben Tonys und eine lange Spielzeit in London und am Broadway. In Wien fand die Premiere der deutschsprachigen Übersetzung von Michael Kunze 1992 am Raimund Theater statt. Nur wenige deutsche Stadttheater wagten bisher die Aufführung des brisanten Stoffes – eigentlich zu Unrecht, wie auch die Neuinszenierung in Dortmund eindrucksvoll demonstriert. Denn wer sich nur düstere Gefängnisatmosphäre in schwarz-weißen Klamotten vorstellt, vergisst die kunterbunte Traumwelt der Phantasie von Molina, die den Zuschauer mal im Sambarhythmus in den brasilianischen Karneval, mal ins verschneite Russland entführt. Die krassen Gegensätze von Realität und Phantasie setzt Wolf Wanninger mit seiner genial konzipierten Bühne eindrucksvoll um. Das in kaltes Blau getauchte Gefängnis mit der zentralen Zelle von Valentin und Molina steht im Mittelpunkt des Geschehens. Wie im Zoo müssen die Zuschauer die Hauptdarsteller durch Gitterstäbe beobachten. Doch sobald Molinas Phantasie zur Wirklichkeit wird, weichen die Gitterstäbe einer Showtreppe und dem Glitter von Hollywood. Ruth Groß kann hier tief in die Kostümkiste greifen und für so manches optisches Highlight sorgen. Plötzlich wird in der Choreografie von Jürgen Heiss und Adriana Naldoni getanzt und gesteppt, was das Zeug hält, bevor eine heulende Sirene die knallbunte Traumblase jäh zerplatzen lässt und den grauen Gefängnisalltag zurückkehren lässt (Licht: Ralph Jürgens). Ein weiterer optischer Leckerbissen sind die Fieberträume Molinas im Morphiumrausch auf der Krankenstation, wo ihm die Ärzte als Nosferatu-Vampire erscheinen.

Die Darsteller des Musicals Kuss der Spinnenfrau

Die schmissige Musik des Musicals Kuss der Spinnenfrau, die diesmal ganz ohne die ansonsten für Kanders so typischen Jazzelemente auskommt, erklingt unter der musikalischen Leitung von Ralph Lange kraftvoll und opulent von der Dortmunder Philharmonie vorgetragen. Etwas getrübt wurde der Genuss der Musik jedoch in der Tatsache, dass der Ton für die Sänger häufig zu spät aufgezogen wurde oder Aussetzer aufwies. So verebbte in der besuchten Vorstellung das grandiose Quartett »Liebes« zu einem mit Knacksern durchsetzten Song mit nur drei Stimmen. Ansonsten sorgen alle Darsteller für einen gut unterhaltenden Abend mit kurzweiligen 180 Minuten: In der Rolle des leicht tuntigen Molinas brilliert Lokalmatador Hannes Brock mit einer gehörigen Portion Sinn für »Stil und Dekor«, der aber auch zum Nachdenken anregt, wenn er über sein gespaltenes Verhältnis zur Mutter (Johanna Schoppa mit »Es ist keine Schande«) oder seine unerfüllte Liebe zum Kellner und Familienvater Gabriel (Stephan Boving mit »Gabriels Brief«) singt. Sein Gefängniskumpane Valentin wird von Andreas Wolfram eindrucksvoll zwischen homophobem Hass (»Nur bis hierher«), sehnsüchtiger Liebe (»Meine erste Frau«) und Begeisterung für seine politischen Ansichten (»Am Tag danach«) gespielt. Beide Männer verbindet schließlich die Flucht in die Traumwelt von Aurora sowie die Bedrohung durch den Kuss der Spinnenfrau. Beide Rollen werden von Gilda Rebello verkörpert, die sich als düstere Spinnenfrau akrobatisch an ihre Opfer heranschleicht oder mal aristokratisch arrogant, mal brasilianisch freizügig über die Bühne wirbelt. Rebellos Steckenpferd ist der Tanz und das sieht man ihr in jeder Minute ihrer Darbietung an. So vermag sie spielend leichte Unzulänglichkeiten ihrer Stimme zu kaschieren, die jedoch nie wirklich ins Gewicht fallen und selbst dem Schlusston des Titelsongs gibt sie im wahrsten Sinne des Wortes eine eigene Note. Ihr Dialekt, den sie in der Rolle der Russin Tatjana komödiantisch auf die Spitze treibt, passt perfekt zu den verschiedenen Charakteren der Schauspielerin Aurora und verleiht der Spinnenfrau ein züngelndes Zischen. Die restlichen Darsteller mit Amrei Wasikowski als charmante Freundin Marta und Andreas Becker als brutalem Gefängnisdirektor mit seinen beiden Aufsehern Raimund Wissing und Simon Karsten komplettieren mit dem Herrenchor als Gefängnisinsassen und dem Ballett die Darstellerriege in Dortmund.

Leider war das Publikumsinteresse an dieser sehenswerten Neuinszenierung des Musicals Kuss der Spinnenfrau bisher eher mäßig. Ob dies am Thema des Stückes liegt oder an der Tatsache, dass das Musical in Deutschland relativ unbekannt ist, sei einmal dahingestellt. Das Musical Kuss der Spinnfrau in Dortmund hat seine Chance verdient, gesehen zu werden, denn Aurora macht so manches Wunder wahr!

© Text & Fotos: Stephan Drewianka, Musical-World.de

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