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Heiße Ecke - Das St. Pauli Musical in Hamburg

Musical Heiße Ecke -  Das St. Pauli Musical: Kitschig, charmant, sexy, ehrlich und mitreißend

Das Musical Heiße Ecke im Schmidts Tivoli direkt auf der Hamburger Reeperbahn ist wieder einmal mehr ein Beispiel dafür, dass die oft innovativen, überraschenden und die Musical Landschaft bereichernden Impulse nicht unbedingt immer von den Branchenriesen, sondern nicht selten gerade aus den kleineren Spielhäusern kommen. „Keine Frage: Der Kiez wird mit dieser Produktion kulturell um einiges attraktiver“ urteilt auch Die Welt. Die durchweg gute Auslastung belegt das. Anfang Februar ging in dem kleinen Theater am hiesigen Spielbudenplatz die 100. Musical-Show über die Bühne. Das Stück soll hier noch bis Ende des Jahres gespielt werden.

Liebe, Leid und Träume auf der geilen Meile

Es ist eine Liebeserklärung an die geile Meile - liebenswert, humorvoll, kitschig, lasziv und ehrlich. Während der gut zweieinhalbstündigen Show schlüpfen gerade mal neun Darsteller in über 50 (!!) verschiedene Rollen. Und dies überzeugend und mit einer solchen Spielfreude, dass sich das Publikum dem nicht entziehen kann. Die Zuschauer werden mitgenommen auf einen 24-stündigen Streifzug durch das Rotlicht-Viertel, werden Zeuge von Liebe, Leid, Hehlerei, Prostitution, Betrug, Spielsucht und wehmütigen Erinnerungen. Das Bühnenbild und auch das Ambiente der Inszenierung sind für den eigentlichen Musical-Besucher zunächst gewöhnungsbedürftig. Der anfängliche Argwohn verfliegt jedoch schnell, wenn man die Stimmung und die eingängigen Melodien auf sich wirken lässt. Die mit viel Gefühl von Martin Lingau komponierten und von Heiko Wohlgemut getexteten Songs gehen direkt ins Ohr.

Musical Heiße Ecke: Kurzweilig, aber keineswegs jugendfrei

Die Produktion Heiße Ecke - Das St. Pauli Musical bietet Kurzweil pur. Thomas Matschoß hat mit dieser Inszenierung der Reeperbahn ihr eigenes Musical direkt auf den Leib geschrieben, all inclusive. Mit viel Fingerspitzengefühl nimmt Matschoß in seiner Geschichte aber auch kein Blatt vor den Mund. Die einzelnen Szenen und zum Teil auch die Inhalte der Lieder sind nicht unbedingt jugendfrei - eben eine authentische Schilderung des Lebens auf dem Kiez.
 In dem Stück „Komm Baby“ wird der Alltag der Prostituierten auf der Reeperbahn geschildert. Allerdings mit einer solchen Ironie, dass sich hier selbst zart besaitete Zeitgenossen eines Lachens sicher nicht erwehren können. Einfach genial. Erzählt werden ferner die Geschichten von Margot, der Spätschicht in der Heißen Ecke, dem drögen Ehepaar Günther und Lotte, dem sich findenden Liebespaar Lisa und Lars, dem Polizist Brummer, den Huren Nadja, Sylvie und Natascha und vielen, vielen mehr. Das Publikum macht während der Aufführung mit derart vielen unterschiedlichen Personen Bekanntschaft, und dennoch ist der Handlungsstrang zu keiner Zeit verwirrend. Jede einzelne Szene ist klar strukturiert und durch eine überdimensionale Uhr oberhalb des Bühnenbildes auch zeitlich genau festgelegt.

Hochwertige Musical-Unterhaltung ohne hohen Anpruch

Mit Sicherheit stellt die Produktion in keinster Weise den Anspruch, sich mit den großen und namhaften Musicals zu messen. Dies wird auch in dem Lied „Irgendwann“ klar zum Ausdruck gebracht, in dem sich junge Musical-Darsteller in die Welt der Stars und Sternchen des Genres träumen. Jedoch ist hier auch qualitativ hochwertige Unterhaltung garantiert. Und dies nicht etwa durch spektakuläre Bühnenbilder und Effekte, sondern auf ganz eigene und liebenswerte Art und Weise. Während des gesamten Stückes wird auf einen Bühnenumbau gänzlich verzichtet. Und gerade deshalb wirken hier die Darsteller um so mehr. Die Ausdruckskraft und der Charme der einzelnen Rollen kann somit deutlich hervorgehoben werden.

Locker, ungezwungen und einfach herrlich

Für das ganz besondere Flair sorgt hier natürlich auch das exzellente Original Tivoli Orchester unter der Leitung von Martin Lingau, das oberhalb der Bühne in zwei einzelnen Aufbauten untergebracht ist, und die eigenwillige Anordnung der Sitzplätze an den kleinen, scheinbar wahllos im Raum verteilten Tischchen. Vor der Show und in der Pause haben hier die Zuschauer die Möglichkeit Getränke zu bestellen. Ungewöhnlich, aber zum Stück und dem Ambiente passend. Locker, ungezwungen, einfach herrlich.

© by Christine Krentscher

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