Falco Meets Amadeus
Falco Meets Amadeus
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Theater

Technische Daten:

Original Besetzung Musical Falco Meets Amadeus: Axel Herrig, Martin Moss, Hans Alberts
TheatrO CentrO Oberhausen; Musik und Texte: J. Hölzel, Bolland & Bolland, W.A. Mozart; Aufführungsdauer: ca. 150 min.; Uraufführung: 4. April 2002





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Falco Meets Amadeus - Musical in Oberhausen

Falco Musical folgt Tabaluga

Nachdem der kleine grüne Drache Tabaluga seine Flügel traurig im eigens für dieses Stück konzipierten TheatrO am CentrO am Oberhausener Einkaufszentrum eingepackt hatte, blieb es bis Dezember 2001 still in der eindrucksvollen Stahlkonstruktion mit dem grünen Drachenkopf-Dach. Doch nach dem kurzen, aber erfolgreichen Weihnachts-Musical vom Geist der Weihnacht zieht am 4. April wieder Leben in die verwaiste Bude ein, wenn für ca. 1 Jahr dort Falco seinem antiken Alter Ego Amadeus allabendlich begegnet. 5 Tage vor der offiziellen Premiere des Musicals besuchte ich die Vorpremiere der Show, die von Elmer Ottenthal von Berlin, wo sie am 13. Mai 2000 uraufgeführt wurde, in den Ruhrpott geholt wurde.

Erster Eindruck im Theater

Vor dem Theater schmücken relativ kleine Plakate die triste Fassade, im Foyer schwebt eine überdimensionale E-Gitarre über der Haupttreppe und an den Wänden kündet ein Warhol-verzerrter Mozart von dem zu erwartenden Ereignis. Ansonsten ziert die Musical-Spielstätte eine erschreckende Unpersönlichkeit und betonlastige Kühle, die nicht gerade Theaterstimmung aufkommen lässt. Bleibt zu hoffen, dass bis zur tatsächlichen Premiere des Musicals Falco Meets Amadeus zumindest ein Merchandising Shop mehr Atmosphäre aufkommen lässt. Im Theater selbst ist fast alles beim Alten geblieben: Vor der normalen Hauptbühne zieht sich ein langer und neu verbreiterter Laufsteg in die beinahe kreisförmige Publikumsarena, zwei kleine Satelittenbühnen direkt im Publikum sind noch genauso vorhanden wie die riesigen Projektionswände beidseitig der Bühne, aus der hoch oben zwei weitere Plattformen ausgefahren werden können. Zahlreiche Scheinwerfer lassen auf ein aufwendiges Lichtdesign hoffen. Doch besonderes Aufsehen erregen mehrere Kamerateams von RTL: Die gesamte Show soll aufgezeichnet werden (ich muss sogar meinen Platz räumen, da ich den Blickwinkel der Kamera einschränke - aber wenn dabei ein besserer Platz herausspringt, warum nicht?).

Story um egoistischen Starkult, Seitensprünge und Verrat

Mit 10 minütiger Verspätung (die Kameraleute mussten noch das Licht abgleichen) beginnt die Musical-Show mit einem kleinen Falco-Knirps, der darauf hinweist, dass Bild- und Tonmitschnitte nicht erlaubt sind (was machen die surrenden RTL-Kameras eigentlich?) und sich mit einer ultra-coolen Handbewegung durch das gegelte Haar fährt und damit die Sympathie des Publikums für sich gewinnt. Doch diese Ansage bleibt für lange Zeit die letzte deutliche Aussage des Musical-Nachmittags. Das Buch von Burkhart Driest mit den ach so tiefsinnigen gereimten Dialogen in einem Mix aus unverständlichem Wiener Englisch verdeutlichen nicht gerade die wirre und konstruierte Story aus drogenvernebeltem, egoistischen Starkult, Seitenspung-Exzessen, Verrat und Betrug durch Manager und Presse und der Pakt mit dem Teufel in Form eines weiblichen Kommissars, die dem verkannten Genie Falco nicht die wahre Liebe gönnt.

Verwirrende Handlung mit langatmigen Dialogen

Obwohl im Vorfeld der Produktion mit noch verrückteren Kostümen und spektakulärerer Inszenierung als in Berlin geworben wurde, hat man unglücklicherweise an der verdrehten Handlung kaum etwas verändert, denn gerade hier hätte Nacharbeit investiert werden müssen. Und so ziehen sich schauspielerisch sicherlich anspruchsvolle, aber für das Publikum schnell ermüdend lange Dialogsequenzen durch den ersten Akt, ohne die Handlung auf der Bühne adäquat zu erläutern oder zügig voranzutreiben. Es bleibt mir in Bezug auf die Handlung nur der Verweis auf meine DVD-Kritik zu FMA, denn ohne ein erläuterndes Programmheft, welches zur Vorpremiere noch nicht erhältlich war, sind mir weitergehende Einblicke in den wirren Handlungsablauf leider durch die Bühnenshow versagt geblieben. Einzig wenn der arme Diener Joseph das Auto waschen oder das Baby wickeln muss, kommt bei den Dialogpassagen so etwas wie Humor auf die Bühne.

Modernisierte Falco Hits und beeindruckende Tanzszenen

Aber wenn die Dialog-Duelle zwischen Falco und Mozart eine kurze Pause einlegen und ein Falcohit in modernem Arrangement so üppig aus den Boxen donnert, dass dies unmöglich allein der Verdienst des auf der Bühne arrangierten kleinen Orchesters sein kann (Herr Ottenthal ist seit Gambler und Gaudi bekannt für seine beeindruckenden Orchesteraufnahmen, die bei diesen Produktionen gänzlich vom Band kamen), vergisst der Zuschauer schnell die Längen des Stückes. In prachtvoll choreographierten Tanzsequenzen, die so manchem Videoclip von MTV die Show stehlen, zeigt sich mit einem enthusiastisch engagierten Cast die eigentliche Qualität des Musicals: Auf den Punkt perfekt dargeboten, werden die Klassiker der 80iger Jahre von “Der Kommissar” über “Sound Of Music”, “Titanic” bis zu “Out Of The Dark” und “Coming Home” zu einem optischen Leckerbissen.

In phantasievoll wechselnden Kostümen in stimmungsvoll wechselndes Licht getaucht, machen besonders die erotischen Knaller “Jeanny” und “Push! Push! Push!” im wahrsten Sinne Lust auf mehr! Hier zeigt sich auch die Besetzung der Hauptakteure, die schon in Berlin überzeugten, als Glücksgriff: Axel Herrig ist als “Egoist” Falco ein beängstigend gutes Double des verstorbenen Idols und Enfant terrible Martin Moss zeigt in “Dance Mephisto”, dass er den “Raab der Woche” als durchgeknallter Schreihals, den phonetisch schon lange niemand mehr verstehen kann, zurecht verdient hat, trotzdem aber noch höllisch gut sein kann, wenn ein diabolischer Manager dargestellt werden muss, der eine Kathedrahle mit braven Hochzeitsgästen im Nu in eine Hölle mit orgastischem Gelage in Lack und Leder verwandeln kann. In den Tanzsequenzen wurden alle Register der neuen Spielstätte gezogen: aus den Seitenbühnen erscheinen leicht bekleidete Damen, an die Projektionsflächen werden Filme eingespielt, die teilweise ans “Blair Witch Project” erinnern, und im Himmel schwebt Amadeus an Seilen über dem Publikum, die noch vor nicht allzu langer Zeit Tabalugas Mond oder Lillis Herz durch die Lüfte zogen.
Beim Vorpremieren-Publikum und mir ist der Funke (besonders im zweiten Akt) dann also doch noch übergesprungen: Standing Ovations und langer Applaus sowie die lauthals vorgetragenen Rufe nach einer Zugabe mussten vom Abendspielleiter schließlich mit dem Kommentar: “Wir sind auf so eine begeisterte Publikumsreaktion leider noch nicht vorbereitet! Eine Zugabe ist aus technischen Gründen nicht möglich, Frohe Ostern!” beendet werden. Die Zukunft wird zeigen, ob FMA Oberhausen endlich den ersehnten Erfolg eines großen Musicalhits bescheren kann - und vielleicht gibt es dann auch die ersehnte Zugabe!

Fazit: Neben unerträglichen Dialogen in verwirrender Handlung bietet das Musical Falco Meets Amadeus grandiose Gesangs- und Tanzeinlagen, die für alle Unzulänglichkeiten des Buches entschädigen.

© by Stephan Drewianka, Musical-World.de

Lesen Sie auch die Darstellerinterviews mit Natacza Boon (Ensemble/Kommissar/Tod) und Nicolaus Hagg (Amadeus).

Alles zum Musical Falco Meets Amadeus bei Sound Of Music!

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