Musical Evita
Musical Evita
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Technische Daten:

Musical Evita, Musikalische Leitung: Yoel Gamzou, Inszenierung: Tom Ryser, Bühne: Silvia Merlo, Ulf Stengl, Kostüme: Uta Meenen, Choreografie: Lillian Stillwell, Dramaturgie: Christa Hohmann

Mit Julia Klotz (Eva Perón), Bernhard Modes (Juan Perón), Henrik Wager (Che), Christian Alexander Müller (Magaldi), Runette Botha (Peróns Geliebte), Abraham Singer (Evas Bruder),  Mitgliedern des Tanzensembles, dem Opernchor des Staatstheaters Kassel, dem Jugendchor CANTAMUS u.v.a.m.

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Premiere des Musicals Evita am Staatstheater Kassel

Musical Evita am Staatstheater Kassel: Black Swan Peron

Sir Andrew Lloyd Webbers musikalische Abrechnung mit Argentiniens Nationalmythos Eva Peron feierte vor 35 Jahren seine Uraufführung im Prince Edward Theatre in London. Evita wurde nur 33 Jahre alt, das Musical hat den Mythos zumindest an Lebenszeit längt eingeholt. Vielleicht ist es an der Zeit, dem Musical frischen Wind einzuhauchen und es modern mit völlig neuen Impulsen auf die Bühne zu bringen. Der Schweizer Tom Ryser, der in Basel bereits My Fair Lady und Hair unkonventionell inszenierte und in der Kasseler Innenstadt im Jahr 2004 mit 160 Darstellern und seinem Stück „Wirrklichkeit – eine Choreografie des Alltags“ für Verwirrung sorgte, generalüberholte den beliebten Musical-Klassiker Evita. Das Staatstheater Kassel zeigt seine Neuinterpretation seit dem 26. Januar 2013 im Opernhaus.

Das Musical Evita beginnt im Jahr 2012 in einer typischen argentinischen Kneipe, in der der betrunkene Che von Argentiniens Glanzzeit träumt und in einer Rückblende von Eva Duartes Aufstieg von der Kellnerin bis zur einflussreichen First Lady erzählt. Das Bühnenbild von Silvia Merlo und Ulf Stengl bleibt während des gesamten Stückes konstant und ändert sich nicht. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass altbekannte Szenen wie der Kinosaal, in dem Evitas Tod bekannt gegeben wird, die Totenfeier an Evitas Sarg, das Benefizkonzert im Stadion, bei dem Eva erstmals auf Juan Peron trifft, die berühmte Balkonszene an der Casa Rosada oder das Schlafzimmer Perons, in dessen Bett sich Evita zunächst hochschläft und später vom Krebs gezeichnet dahinsiecht, in der Kasseler Inszenierung fehlen und durch andere Regieeinfälle ersetzt werden. Es fällt Schnee in der argentinischen Kneipe, wenn um Evita getrauert wird. Ein Erdbeben erschüttert das Bühnenbild und hinterlässt zahlreiche Leichen, über die Evita siegesbewusst zu ihrem Juan Peron schreitet.

Ein weiteres Highlight vergangener Evita-Produktionen sind die praktisch für jeden Song wechselnden Kostüme der Hauptdarstellerin, doch Ryser verzichtet bewusst auf die Modepuppe Evita. Die Kostüme von Uta Meenen erfüllen eher einen sinnbildlichen Zweck als das Publikum optisch zu befriedigen. So befreit sich Eva schnell von ihrer Kellnerinnen-Uniform in ein freizügiges Negligé, mit dem sie ihre diversen Liebhaber umgarnt, bis sie der Geliebten Perons das Kleid und die Perücke vom Körper reißt, um in ihre Fußstapfen zu treten. Doch Schuhe und Kleid wollen einfach nicht passen, da helfen auch keine Socken im Dekolleté: Evita ist einfach noch nicht reif für Ihre Rolle als Staatschefin. Eins darf natürlich nicht fehlen und so darf auch Kassels Evita ihren Showstopper „Don´t Cry For Me Argentina“ zu Beginn des zweiten Aktes im eleganten weißen Kleid singen, wenn schon nicht auf einem Balkon, so doch wenigstens inmitten des ihr zu Füßen liegenden Volkes. Kurz danach helfen ihr vier Ballerinen, von denen zwei von Männern getanzt werden und die Evita mit passender Frisur wie zwei Zwillingspaare ähneln, in ihr eigenes Ballett-Tutu, das dem schwarzen Schwan aus Schwanensee gleicht. Bis zu ihrem Tod ist Evita nun der Black Swan, immer begleitet von ihren vier Ballett-Schatten, hin- und hergerissen zwischen göttlicher Madonna und machtgieriger Hure. Andere Kostümeinfälle, wie die langen roten Röcke der gehobenen Gesellschaft und die langen braunen Röcke des Militärs, erschließen sich dem Publikum nicht.

Rainbow-Tour von Evita mit Schwanensee-Ballett

Wo sich die Kasseler Evita in Bühnenbild und Kostümen zurückhält, protzt sie beim Einsatz personeller Mittel. Der komplette Opernchor, der Jugendchor Cantamus, das Ballett, akrobatische Bewegungskünstler und die Statisterie lassen das Ensemble neben den Hauptdarstellern auf über 100 Personen anwachsen! Diese imposante Menschenmenge sorgt in den zahlreichen Massenszenen für Gänsehaut beim Publikum, wie man es in einem Stadttheater so nur selten erlebt. „A New Argentina“ lässt den Theatersaal beim Finale des ersten Aktes erzittern wie zuvor das Erdbeben und der zweite Akt beginnt mit dem begeisterten argentinischen Volk, das „Peron“-Parolen verkündend durch die Parkettreihen zieht und so das Publikum durch die unerwarteten „standing ovations“ selbst zum Miteiferer Evitas werden lässt, bevor sich das Ensemble vor dem Orchestergraben versammelt und zu den Tönen von „Don´t Cry For Me Argentina“ andächtig niederkniet, um die Göttin Evita in ihrer Mitte zu empfangen. Ein weiteres Highlight ist Evitas Rainbow-Tour durch Europa rund um Zeitung lesende Kritiker, bei dem das Schwanensee-Ballett auf Spitze begeistert mit den Fähnchen der Länder winkt.

Die ausgezeichnete Wahl an Gästen lässt die Hauptdarsteller im Gewimmel des Ensembles nie untergehen. Ex-Phantom Christian Alexander Müller singt sich mit seinem einzigen großen Song „On This Night Of A Thousand Stars“ nachhaltig in die Herzen des Publikums und hinterlässt nicht nur durch sein goldglänzendes Sakko einen ebensolchen Eindruck – Schade, dass er bereits nach 20 Minuten als Evas Geliebter ausgedient hat. Für die rebellisch rockigen Töne sorgt mühelos Henrik Wager, der dem Kasseler Publikum durch die Konzerte „Queen“ und „Swing In Concert“ noch sehr gut in Erinnerung ist. Aus den Reihen des Opernchores singt Bernhard Modes einen klassisch angehauchten Juan Peron, dem man gern sein etwas steifes Schauspiel nachsieht. Als Perons Geliebte gewinnt Runette Botha aus dem Opernstudio ihrem Song „Another Suitcase In Another Hall“ ebenfalls neue Aspekte ab. Julia Klotz, auf die Regisseur Ryser bereits als Eliza in der Baseler My Fair Lady setzte, überzeugt als Evita schauspielerisch wie gesanglich, wenngleich sie auch in einigen hohen Passagen noch etwas unsicher wirkt. Dass sich Evita in Kassel nicht so deutlich vom gewöhnlichen Staßenmädchen in die mondäne Dame von Welt mit politischen Ambitionen verwandelt, ist der neuen Rolleninterpretation Rysers zuzuschreiben.

Gesungen wird die durchkomponierte Rock-Oper komplett in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Zuschauer sollten sich besser vor dem Theaterbesuch näher mit dem Inhalt und Libretto des Stückes auseinandersetzen, denn ein zu intensiver Blick auf die eingeblendeten Texttafeln lenkt zu stark vom Geschehen auf der Bühne ab. Da hier die neue Londoner Fassung gezeigt wird, fehlt auch nicht der neue Titel „You Must Love Me“, für dessen Interpretation Madonna in der Evita Verfilmung von 1996 den Oscar für den besten Filmsong erhielt. Das Staatsorchester Kassel, das durch eine Band mit E-Gitarre, E-Bass, Keyboard und Schlagzeug verstärkt wird, punktet unter der musikalischen Leitung von Yoel Gamzou. Die Choreografie von Lillian Stillwell setzt dazu auch optisch die passenden Akzente.

Fazit: Das Musical Evita in Kassel überzeugt durch Klasse und Masse und kann auch Zuschauern, die das Stück bereits aus anderen Inszenierungen gut zu kennen glauben, viel spannend Neues und Innovatives bieten. Das Premierenpublikum zollte langanhaltenden Beifall und war sich mit Che einig: „Oh What A Circus, Oh What A Show“!

© Text & Schlussapplaus-Fotos: Stephan Drewianka, Musical-World.de; Bühnen-Fotos: N. Klinger

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Handlung des Musicals Evita

Geboren als Maria Eva Duarte, uneheliches Kind armer Eltern auf dem Land, flieht Eva als Jugendliche mit einem Tango-Musiker nach Buenos Aires. Durch ihre Affären mit immer einflussreicheren Männern bieten sich ihr immer neue Gelegenheiten zu gesellschaftlichem Aufstieg, die Eva geschickt zu nutzen versteht. Im machthungrigen Armee-Oberst Juan Perón findet sie schließlich ihr männliches Pendant: An seiner Seite wird sie zur Präsidenten-Gattin und Volkstribunin. Durch ihr soziales und politisches Engagement und öffentlichkeitswirksame Reden gewinnt Evita, wie sie bald liebevoll genannt wird, die Sympathien des Volkes. Wie eine Heilige wird sie verehrt, obwohl die Gier nach Macht, Wohlstand und Anerkennung, gepaart mit der Korruption des „Peronismus“, zunehmend ihr schillerndes Wesen trüben. Tragischer Höhepunkt ist das Zurückziehen ihrer Nominierung als Vizepräsidentin, als sie schon von schwerer Krankheit gezeichnet ist. „Don’t Cry For Me Argentina“ ist wohl der berühmteste Song aus dem Musical Evita. Tatsächlich haben Millionen Argentinier tief getrauert, als Evita mit nur 33 Jahren starb. Im Musical wird Evitas märchenhafter Aufstieg begleitet von Che. Diese fiktive Figur, unverkennbar eine Anspielung auf Che Guevara, kommentiert als Erzähler und moralischer Gegenspieler Evitas in Rückblicken die Stationen ihres Lebens.

Hauptdarstellerin Julia Klotz als Evita

Julia Klotz (Eva Perón) legte 2006 ihre Diplome als Musical-Darstellerin und Gesangspädagogin an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig ab. Sie ist Preisträgerin des Bundeswettbewerbs Gesang sowie des Publikumspreises Kilian. Nach dem Studium war sie zwei Jahre lang Mitglied des Schauspiel-Ensembles am Theater Heilbronn und bewies dort ihre Vielseitigkeit u.a. in Rollen wie Josepha Vogelhuber in Im Weißen Rössl, als Gwendolen Fairfax in Bunbury oder als Charity in Sweet Charity. Es folgten Engagements u.a. als Eliza Doolittle am Landestheater Linz, als Luise Mayer bei dem Schweizer Musical Heidi, bei We Will Rock You am Apollo Theater und als Julia de Weert in Der Vetter aus Dingsda. Vergangene Spielzeit übernahm Julia Klotz die Partie der Eliza am Theater Basel, war in der Uraufführung White! The Beatles! am Theater Heilbronn sowie in Ganz oder gar nicht – The Full Monty am Theater Dortmund zu erleben und wirkte außerdem bei der RTL-Serie Alles was zählt mit. In dieser Spielzeit ist sie an der Staatsoper Hannover für die Rolle der Lois Lane/Bianca im Musical Kiss me, Kate engagiert.

© Staatstheater Kassel

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