Musical Elisabeth - Legende einer Heiligen
Musical Elisabeth - Legende einer Heiligen
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Elisabeth - Legende einer Heiligen

Musical-World fragt nach bei Sabrina Weckerlin, Peter Scholz und Dennis Martin

Vor der Premiere des Musicals Elisabeth, Legende einer Heiligen, in Marburg sprachen wir mit dem Kreativteam hinter dem Musical des Jahres 2007. Peter Scholz und Dennis Martin, die gemeinsam für Buch, Komposition und Liedtexte des erfolgreichen Musicals verantwortlich sind, verraten uns die Hintergründe zur Entstehungsgeschichte des »Heiligen-Musicals« und berichten über die nötigen Änderungen, die das Stück in Version 2.0 spendiert bekommen hat. Hauptdarstellerin Sabrina Weckerlin spricht über ihre Rolle als heilige Elisabeth, ihr Engagement in Stuttgart sowie ihre Pläne für die nahe Zukunft.

Wie man eine Heilige perfektioniert

Sabrina Weckerlin: Eine Heilige spielt man nicht, es kommt auch niemand >heilig< auf die Welt. Alle Heiligsprechungen erfolgen erst nach dem Tode. Die Menschen leben also nicht in dem Bewusstsein, heilig zu sein, sondern ihre ausgeprägte Leidenschaft und ihr unermüdlicher Einsatz, Menschen zu helfen, zeichnen sie aus. Mit diesen Gedanken bin ich auch an die Rolle der heiligen Elisabeth heran gegangen. Ich spiele also eigentlich keine Heilige, sondern eine starke Frau, die sich in ihrer Zeit zu behaupten wusste und sich von allen Ketten und Moralvorstellungen befreit hat. Lange vor den ersten Proben gab es ein Foto-Shooting in Eisenach, wo wir auch auf der Wartburg waren. Dort zu sein, wo Elisabeth die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hat, war sehr beeindruckend. Die ganze Stadt ist gezeichnet durch Elisabeth, man kommt praktisch an jeder Ecke mit dem Thema "Heilige Elisabeth" in Berührung. Dort gibt es viele Menschen, die einem unendlich viele Geschichten und Anekdoten aus der Zeit, in der sie lebte, erzählen können. Es ist fast so, als hätte Elisabeth erst gestern dort gelebt. Somit musste ich auch nicht tausende von Büchern über ihr Leben lesen, sondern habe mich einfach nur mit vielen Menschen unterhalten. Letztendlich geht man zusammen mit dem Regisseur auf die Reise, einen Charakter zu entwickeln. Reinfried Schießler hat uns allen aber sehr viel Freiraum gelassen, was dadurch eine sehr tolle, inspirierende und intensive Arbeit war.

Noch bis Mitte November spiele ich in Stuttgart bei Wicked – Die Hexen von Oz alternierend die Rolle der >bösen Hexe des Westens<. In erster Linie sehe ich Elphaba aber nicht als bösen Charakter. Böse Charaktere sind für mich z.B. Kardinal Richelieu in Die Drei Musketiere, Scar in Der König der Löwen oder auch Bruce Ismay in Titanic, die von Anfang an schon klar als böser Charakter etabliert werden. Aber bei Elphaba überschlagen sich die Ereignisse als immer mehr Dinge passieren, die sie wütender und verzweifelter machen. Für den Zuschauer ist dies eine emotionale, nachvollziehbare Reaktion. Hinter jeder Rolle steht eine Geschichte und die muss spannend sein. Dabei ist es mir egal, ob die Figur böse, gut oder sogar eine Heilige ist. Es geht immer um die Frage, warum ein Charakter ist, wie er ist und das ist spannend zu entdecken.

Ende Januar 2009 werde ich bei der Weltpremiere des Musicals Marie Antoinette in Bremen in die Rolle der Margrid Arnaud schlüpfen. Sie ist die Gegenspielerin von Marie Antoinette. Margrid Arnaud steht symbolisch für das arme Pariser Volk, das verhungert und auf der Straße leben muss. Eben das genaue Gegenteil von Marie Antoinette, welche in Saus und Braus lebt und nicht für ihr Volk einsteht. Ich freue mich schon, zusammen mit so erfahrenen Kollegen wie Ethan Freeman auf der Bühne zu stehen. Das ist eine großartige Gelegenheit, da man so viel dabei lernen kann. Und ich freue mich auf weitere Herausforderungen im nächsten Jahr, ohne mich jetzt bereits auf weitere Rollen oder Stücke festlegen zu wollen.

Peter Scholz: Elisabeth – Die Legende einer Heiligen wird es 2009 vom 03. bis 19. Juli wieder in Eisenach geben. Und zusätzlich kommt das Stück erneut vom 28. bis 30. Dezember zurück in die Stadthalle von Marburg. Bei der Entstehung des Musicals war viel Zufall dabei. In Fulda hatten Dennis Martin und ich unabhängig voneinander die Idee, zum Bonifatius-Jubiläum ein Musical zu schreiben. Mit dem bekannten Erfolg konnten wir dieses Projekt umsetzen. Dann stand drei Jahre später 2007 der 800ste Geburtstag der heiligen Elisabeth mit der großen Landesausstellung in Thüringen vor der Tür. Ich hatte den Staatssekretär für Kultur zum Musical Bonifatius eingeladen, weil wir das Stück auch gerne in Erfurt machen wollten. Er machte uns darauf aufmerksam, dass das Elisabeth-Jahr noch viel größer gefeiert wird und die Bedeutung dieser Heiligen noch größer sei als die von Bonifatius. Wir haben zusammen mit ihm die historische Figur der heiligen Elisabeth recherchiert und herausgefunden, dass sich ihr Leben perfekt für die Umsetzung als Musical eignet. Dann ging alles ganz schnell: Zusammen mit dem Kultusministerium konnten wir das Landestheater Eisenach als Spielort gewinnen, wo wir 121 ausverkaufte Vorstellungen in zwei Jahren spielen konnten.

Wir haben noch viele Ideen für weitere Projekte, aber wir wissen, wie riskant dieses Geschäft ist und wie schnell man bei einem Misserfolg von der Bildfläche verschwinden kann. Man muss immer ausverkauft sein, damit sich ein Musical finanziell rechnet, gerade wenn man die Qualität so hoch halten will, wie wir es anstreben. Hier in Marburg hatten wir ja wieder eine absolut erstklassige Besetzung. Es ist anstrengend, einen hochwertigen Cast terminlich unter einen Hut zu bringen, was auch ein Grund ist, warum wir so selten spielen. Aber wenn wir spielen, weiß das Publikum, was es für sein Eintrittsgeld erwarten kann. Im Fall der Rolle der Elisabeth war uns schnell klar, dass dieser Part vom musikalischen wie auch vom Schauspiel sehr schwer sein würde. Elisabeth ist bereits im Alter von 24 Jahren gestorben. Wir suchten also nach einer jungen Darstellerin, die aber bereits über genügend schauspielerische Tiefe verfügte, um sich in diese Figur hineindenken zu können. Wir sind dann sehr schnell auf Sabrina Weckerlin gestoßen, die aber schon super im Geschäft war und nur schwer zu kontaktieren war . Die Überzeugungsarbeit funktioniert bei uns immer über die Musik, die den Darstellern dann direkt auf den Leib komponiert wird. Die Geschichte hat Sabrina in ihrer darstellerischen Tiefe ebenfalls komplett überzeugt, und sie liebt dieses Stück und versucht diese Rolle, immer wenn wir spielen, zu übernehmen. Schon in Eisenach spielte Sabrina neben der Elisabeth weiterhin die Elphaba in »Wicked«, und wir versuchten sie, wenn nötig, mit einer guten alternierenden Besetzung zu vertreten.

Nach dem ersten Jahr in Eisenach wurden für die Wiederaufnahme 2008 einige Änderungen am Stück vorgenommen. Das ganze Team ist von der Grundeinstellung her der Auffassung, dass alles, was mir machen, alles andere als unfehlbar ist. Nach der »Elisabeth«-Premiere haben wir genau die Publikumsreaktionen analysiert, man redet mit Darstellern und sieht sich Videoaufzeichnungen an und versucht dort zu optimieren, wo es nötig ist. Vom ersten auf das zweite Jahr war es bei »Elisabeth« ein großer Schritt. Es war uns wichtig, deutlich mehr Geschwindigkeit zu haben und die doch sehr komplizierte Geschichte an einigen Stellen merklich zu vereinfachen. Im Gegensatz zu »Bonifatius«, wo es einen neuen Song in der zweiten Staffel gab, hatten wir bei Elisabeth zu viel Material, das wir noch gestrafft und gekürzt haben. Mit dieser neuen Version sind wir jetzt sehr zufrieden, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass wir für 2009 noch etwas ändern werden.

Dennis Martin: Ein Musical entwickelt sich immer bis zu einem Punkt, in dem es gut funktioniert. Selbst bei Les Miserables fehlten in der Urfassung noch komplett alle Hit-Titel, für die es heute berühmt ist. Wir haben keine wesentlichen Änderungen bei »Elisabeth«, sondern viele kleine Detailänderungen im Stück vorgenommen. Vor der Premiere ist man immer mit Betriebsblindheit geschlagen. Nachdem wir uns das Stück dann etwas entspannter ansehen konnten, haben wir einige vorrangig dramaturgische Verbesserungsoptionen erkannt, die wir im zweiten Jahr umgesetzt haben. Wir konnten uns von den Problemen distanzieren, die die Adaption einer historischen Persönlichkeit mit sich bringt. Anders als bei einer fiktiven literarischen Vorlage ist die Umsetzung einer historischen Persönlichkeit für das Genre Musical nicht einfach. Gerade bei einer Heiligen gibt es Punkte, die nicht so einfach zu verarbeiten sind, wenn sie z.B. Wunder gewirkt hat. Es gibt die Heilige und die geschichtliche Figur der Elisabeth, und beide Darstellungen derselben Figur gehen teilweise sehr extrem auseinander. Diese Zusammenführung war unsere große Herausforderung und genau dieses Thema haben wir dann mit den beiden Figuren Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach zum Leitfaden unseres Stückes gemacht. Der Konflikt der unterschiedlichen Darstellung einer Person war die Diskussionsgrundlage für unser Stück.

Nach dem ersten Aufführungsjahr haben wir die komplexe Handlung vereinfacht und um 20 Minuten gekürzt. Wir glauben, dass diese Kürzungen dem Stück zu Gute gekommen sind. Im Finale haben wir jetzt einen anderen Schwerpunkt gesetzt, der die Handlung wieder auf die Hauptfigur fokussiert. Momentan haben wir uns voll auf Elisabeth konzentriert, obwohl es auch weiterhin Nachfragen zu »Bonifatius« gibt. Wir haben konkrete Pläne, auch Bonifatius wieder zu spielen, obwohl das Jubiläum nun schon länger zurück liegt. Natürlich sind solche Jubiläen vom Marketing her sehr gut geeignet, solche Projekte auf die Beine zu stellen, weil das Interesse an diesen Personen gerade im Premierenjahr besonders hoch ist. Unsere Zuschauer haben ja nicht nur Interesse, ein Musical zu besuchen, sondern wir haben hier auch Gäste, die eine persönliche Affinität zu dieser historischen Persönlichkeit haben und die Spaß daran haben, die Geschichte einmal in diesem Kontext erzählt zu bekommen. Das macht es für uns spannend, aber natürlich auch besonders schwierig, weil wir völlig verschiedene Zielgruppen unterhalten müssen. Wir wollen uns aber nicht den Stempel aufdrücken, wir sind die >Heiligen-Musical-Macher<. Ganz im Gegenteil, es gibt viele spannende Stoffe, die uns ebenfalls interessieren. Wir hoffen, demnächst mit einem neuen Projekt an die Öffentlichkeit gehen zu können, aber dazu ist es jetzt noch zu früh…

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35.000 Euro Spende von Deutschlands erfolgreichstem Historienmusical für José Carreras Leukämie Stiftung

Musical Komponist Dennis Martin und Produktionsleiter Peter Scholz überreichten bei der Fernsehgala freudig den zweiten Scheck an José Carreras für die Leukämie Stiftung. Bereits im letzten Jahr wurden 22 000 Euro von den Darstellern des Musicals Elisabeth – Die Legende einer Heiligen gesammelt. Die Zusage des Komponisten Dennis Martin, in diesem Jahr die 35 000 Euro anzustreben, konnte tatsächlich erfüllt werden. "Das Team der spotlight Musicalproduktion und die Darsteller des Musicals sind sehr stolz auf diesen Erfolg" übermittelt Peter Scholz. Mit großem persönlichem Einsatz haben die Darsteller von Deutschlands erfolgreichem Historienmusical nach jeder Vorstellung die Spenden der Besucher eingesammelt, die mit großer Freigiebigkeit die Aktion unterstützten.

Die José Carreras Stiftung fördert Forschungsprojekte, um die Blutkrankheit Leukämie zu erforschen und zu heilen. Die Macher des Musicalhits „Elisabeth – Die Legende einer Heiligen“ über die Heilige Elisabeth von Thüringen als Urheberin der Caritas in Europa unterstützen seit Jahren verschiedene Einrichtungen, die im Besonderen Kindern und Schwerkranken helfen. Auch in den Spielzeiten 2009 vom 3.7. bis 19.7. sowie vom 26.12. bis 30.12. werden wieder Spendensammlungen durchgeführt.

© Fotos & Text by Stephan Drewianka, Musical-World.de

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