Musical AIDA © Stage Entertainment
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Lesen Sie auch unsere Berichte über die Aida Musicals im Colosseum Theater Essen (2003-2005), in Scheveningen/NL (2001) und auf der Freilichtbühne Tecklenburg (2009)!


Backstage hinter den Kulissen des Musicals Aida im Colosseum Theater Essen


Geschichte und Handlung des Musicals Aida

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Musical Aida vom Broadway nach Scheveningen

Vom Nil an die Nordsee

AIDA – bekannt als berühmte Oper von Guiseppe Verdi, die als Auftragsarbeit zur Eröffnung des Suezkanals am 24.12.1871 in Kairo seine erfolgreiche, aber umstrittene Premiere feierte. Operndiva Leontyle Price schrieb über ihre Paraderolle ein Kinderbuch, für das der Disneykonzern die Rechte erwarb. Nach dem sensationellen Erfolg vom „König der Löwen“ plante Disney mit dem Team Elton John und Tim Rice zunächst einen weiteren Zeichentrickfilm, der auf diesem Kinderbuch basierte. Doch die Herren John und Rice entwickelten mit der tragischen Geschichte um die ultimative Aufopferung für die Liebe zweier Menschen bis in den Tod ein Popmusical für Erwachsene.

Nach dem sensationellen Erfolg von AIDA am Broadway, der mit vier Tonys (Musik, Hauptdarstellerin, Szenendesign und Beleuchtung) und einem Grammy ausgezeichnet wurde, sicherte sich die Stage Holding unter Joop van den Emde die Aufführungsrechte und präsentierte am 21. Oktober 2001 die europäische Premiere im niederländischen Scheveningen bei Den Haag. Ähnlich dramatisch wie die Story von AIDA gestaltete sich die Produktion des Stückes. Bereits ein Jahr vor der Premiere, als im Fortis Circustheater noch die erfolgreiche Produktion von „Elisabeth“ spielte, die jetzt im Essener Colosseum zu sehen ist, begann das Casting für AIDA. Während die Rollen der Amneris mit Antje Monteiro („Jeans“ und „There ´s No Business Like Show Business“ in den Niederlanden sowie Solokarriere mit Pop und Soul als „Zangtalent 1998“), Frans van Deursen als Zoser (neben Musicals auch Synchronsprecher von Zeichentrickfilmhelden wie Shrek, Hercules oder dem Prinz von Ägypten) und Boygroup-Idol Bastiaan Ragas als Radames (Ex-Leadsänger von „Caught In The Act“, Rolle in der deutschen Fernsehsoap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“) recht zügig besetzt werden konnten, tat man sich bei Hauptfigur Aida schwer.

Holland sucht seine Aida

Drei Kandidatinnen blieben nach dem ersten Vorsingen in engerer Wahl: Chaira Borderslee, die bereits Theatererfahrung aus „West Side Story“, „Miss Saigon“ und „Fame“ mitbrachte, Carolina Dijkhuizen, die als Background-Sängerin im Bereich HipHop/R&B einen Namen hatte, und Leona Philippo, Mitglied der Nits und von Arling & Cameron. Die Produzenten sahen in jeder Kandidatin eine potenzielle Aida und so wurden alle drei zu einer speziellen drei monatigen Musicalausbildung nach Amsterdam geschickt. Das letzte Casting direkt am heiligen Broadway in New York brachte dann den Ausschlag für die charismatische 27 jährige Chaira Borderslee. Für alle Hauptdarsteller war AIDA die erste große Musicalrolle überhaupt und während der Proben war der Konzert-gewöhnte Bastiaan Ragas überrascht, wie körperlich anstrengend das Musicalgeschäft tatsächlich ist - mehr über das Making Of von AIDA in Scheveningen gibt es auf DVD!.

Doch die Mühen haben sich gelohnt, denn Joop van den Emde war am Premierenabend begeistert über die phantastische Leistung dieser jungen Darsteller. Am 23. April 2002 erhielten Bastiaan Ragas als bester Darsteller und das Musical AIDA für die beste Produktion den niederländischen Musical Award in Amsterdam. Nach der kuren Sommerpause wird ab dem 22. August Bastiaan Ragas nicht mehr als Radames zu sehen sein, da er sich u.a. mit Pia Dowes, Stanley Burleson und Henk Poort auf die Premiere des neuen niederländischen Musicals “3 Musketiers” vorbereitet, das im März 2003 Premiere im neuen Luxor Theater in Rotterdam haben wird.

Modenschau und Skavenarbeit

Nach fast einem Jahr Spielzeit in dem 1768 Zuschauer fassenden Theater an der Nordsee können die Schauspieler immer noch mit ihrem grandiosen Minenspiel überzeugen, wenn auch mittlerweile ihre Stimmen im Vergleich zur CD-Aufnahme aus dem letzten Jahr gelitten haben. Chaira Borderslee hat als Aida während des ersten Aktes in 11 von 12 Szenen auf der Bühne zu stehen und die gesanglich anspruchsvollen Passagen zu bestreiten. Zudem ist Elton Johns Musik - im krassen Gegensatz zu seinen Kompositionen für „Der König der Löwen“ -  primär auf das Verhältnis der drei Hauptdarsteller ausgerichtet, wobei man imposante Ensemblenummern leider viel zu selten präsentiert bekommt (rühmliche Ausnahme ist das Gänsehaut-Finale des ersten Aktes mit dem Gospel-Song „Gezegend Nubie“).

Elton John sagte in einem Interview, dass das Titellied von AIDA „Elaborate Lives“ bzw. „Verwarrend Bestaan“, das zunächst der Titel des Musicals werden sollte, sein bisher bester Song geworden sei. Doch auch in der zweiten Liebesballade „Ergens In De Sterren“ überwiegen die eher lauten Töne, wo es eigentlich um zärtliche Nähe gehen sollte... AIDA ist nun einmal ein Popmusical, bei dem ein kräftiges Schlagzeug vorherrscht – Anklänge an orientalische Musik mit den typischen Instrumenten vermisst man genauso wie bombastische Orchesterarrangemente, die an Verdis berühmten Triumphmarsch erinnern würden. AIDA ist im Vergleich zu anderen Rockopern nicht durchkomponiert und die Handlung wird durch Dialogpassagen vorangetrieben – zum Verständnis der Show sind daher durchaus gute Kenntnisse der niederländischen Sprache angebracht.

Für humoristische Elemente sorgt einzig und allein die auf Äußerlichkeiten fixierte Amneris in deren Rolle Antje Monteiro mit viel Spaß gleich einer holländischen Veronika Ferres aufgeht. Ihr „was zieh ich heut nur wieder an“-Song „Mijn Pakkie An“ ist der eigentliche Höhepunkt des Musicals und mit der extravaganten Modenshow mit den auf Elton John´s Spleen abzielenden überdimensionierten Kopfbedeckungen ein einmaliges Highlight des Abends. So werden auch die 19 ausgefallenen Abendroben der Pharaonentochter zum weiteren heimlichen Star des Musicals.

Die Bühne selbst ist oftmals nur mit wenigen Requisiten außergewöhnlich leer. Die spektakulär einfache optische Wirkung der Show setzt auf das ausgeklügelte Lichtdesign von Natasha Katz, das mit seinen hunderten mehrfarbigen Spots AIDA in einen Traum aus Karmesin und Purpur tränkt. Hinzu kommen geschickt plazierte Stoffbahnen, die mal ein täuschend echtes dreidimensionales Gefängnis vorgaukeln, mal drei rote Segel der ägyptischen Flotte sind oder sich mit nur wenigen „Handgriffen“ vom violetten Nil in einen Basarbaldachin und anschließend in ein Beduinenzelt verwandeln können.


Das Theater als Kunstwerk

Künstlerisch wertvoll ist neben den stimmungsvollen Themenrestaurants mit orientalischen Gerichten die ausgedehnte Kunstsammlung zeitgenössischer ägyptischer Künstler aus Kairo, die im Theaterfoyer zu besichtigen ist.

Fazit: Das Musical Aida bietet einen unvergesslichen Theaterabend, auch wenn man am Ende der 160 minütigen Show keinen Ohrwurm mit nach Hause nimmt.

© by Stephan Drewianka, Musical-World.de; Theaterfotos: Stephan Drewianka; Produktionsfotos: Joop van den Emde Theaterproduktion

Weitere Informationen über AIDA bei den CD-Kritiken und bei den DVD-Kritiken!

Alles zum Thema Aida bei Sound Of Music.