Starlight-Express Darsteller Dolan Jose
Starlight-Express Darsteller Dolan Jose
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Interview mit Dolan Jose: Musical Starlight Express

Musical-Darsteller Dolan Jose: Starlight Express statt West End

Dolan Jose: Ich wurde auf den Philippinen geboren, bin in Hollywood zur Schauspielschule gegangen und habe in Kanada auf der Bühne gestanden. Vor Starlight Express habe ich bereits in einigen Musicals gespielt. Mein erstes Engagement war in Hello Dolly, danach Pirates Of Panzance und My Fair Lady, in Kanada war ich Tyrone in Fame und spielte bis 1994 ein Jahr lang in der Originalbesetzung von Miss Saigon im Ensemble. In Toronto machte in dieser Zeit das Vortanzen für die deutschen Musical Produktionen von Cats und Starlight Express mit und ich bekam vom Starlight Express ein Angebot mit sehr grossen Möglichkeiten für mich. Wenn man in Nordamerika als Musicaldarsteller arbeitet, ist immer der Broadway oder Hollywood das größte Ziel. Mein Ziel war immer das West End in London, ich bin vorher aber nie in Europa gewesen und deshalb habe ich diese Gelegenheit ergriffen.

Besonderheiten des Musicals Starlight Express in Bochum

Dolan Jose: Das Arbeiten in Deutschland unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen internationalen Großproduktionen, da auch hier in Deutschland das gesamte kreative Team aus der Originalproduktion stammt, und die kommt meistens aus London oder New York. Selbst die Besetzung ist hier international. Starlight Express in Bochum, London und Las Vegas ist von der Grundidee der Story natürlich gleich, die Namen der Züge, deren Verhalten und welcher Zug in welchem Rennen gewinnt, waren immer schon an die spezielle Mentalität des Landes angepasst, in dem Starlight Express spielt. Starlight Express ist aber aus einem ganz anderen Grund ein ganz besonderes Musical: Während man in anderen Shows höchstens mal zwei Jahre am Stück spielt und die Show anschliessend für immer verlässt, ist es beim Starlight Express anders. Hier müssen die Darsteller erst Rollschuhlaufen lernen, nicht jeder Darsteller kann die harten Anforderungen dieser anstrengenden Show bestehen. Neben dem üblichen Schauspiel, Gesang und Tanz kommt neben dem Erlernen der deutschen Sprache für die internationalen Darsteller noch zusätzlich das Rollschuhlaufen hinzu. Auch wenn viele Darsteller die Show mit müden Knochen nach einem Jahr verlassen, kommen die meisten nach einigen Jahren wieder zum Starlight Express zurück. Das ist wie in einer grossen Familie und sicherlich auch der Grund, warum ich bereits seit neun Jahren mit dabei bin!

Der Aufstieg zum Dance Captain Assistant beim Starlight Express war wirklich eine Überraschung für mich. Ich war nicht als Erstbesetzung sondern in vielen Rollen tätig. Unsere choreographische Leiterin machte mich mit dem Dance Captain bekannt und schlug mich für diese Arbeit vor. Für eine solche Aufgabe sollte man eigentlich Anfang 30 sein, ich fühlte mich mit 22 eigentlich noch zu unerfahren. Trotz meiner neuen Aufgaben habe ich auch in den nächsten neun Jahren immer wieder auf der Bühne gestanden. Aber ich habe die Verantwortung für die Choreographie und beobachte die einzelnen Nummern und die Darsteller sehr genau während der Proben, damit sich keine Fehler einschleichen. Die einzelnen Stücke werden in einem Probenraum mit den beteiligten Personen geprobt, nur die großen Ensemble-Nummern und für die Rennen müssen wir direkt in der Halle üben. Starlight Express gibt es seit 14 Jahren und in diesen 14 Jahren kann man nicht immer dieselbe Choreographie zeigen.

In dieser Zeit wurde ständig etwas modernisiert, weil sich auch der Stil des Tanzens änderte. Jedes Jahr wurde der Sound des Keybords leicht modifiziert und auch die Tanzschritte wurden den neuesten Entwicklungen angepasst. Insbesondere in diesem Jahr wurden aber alle vier Rennen komplett überarbeitet. Sie sind jetzt schneller, dramatischer – und auch gefährlicher. Wir haben für die besonderen Effekte extra einen Stuntman engagiert, der in Japan gearbeitet hat. Bisher hatten wir nicht die richtigen Leute, um einen Salto live in der Show zeigen zu können. Neben diesem Kunststück fährt unser Stuntman in anderer Maske in voller Fahrt gegen eine Wand – ohne dass ihm etwas passiert.

Neue Darsteller in der Show müssen dies natürlich nicht können. Wenn ein neuer Sänger zu uns kommt, kann er meist nicht einmal Rollschuhlaufen. Zunächst lernt man das Rollschuhlaufen bei unserem Skating Captain, der bringt wirklich jedem das Laufen bei! Er vermittelt den Darstellern das Gefühl, wirklich das Laufen auf Rollschuhen lernen zu wollen. Dabei appelliert er an den Stolz des Darstellers, etwas können zu wollen, was andere nicht ohne weiteres erlernen können. Das motiviert ungemein, gerade weil unsere Show extrem anstrengend ist. Trotzdem muss nicht jeder Darsteller ein Spitzensportler sein oder jeden Tag ins Fitness-Studio gehen. Die Show ist eine körperliche Herausforderung und das Tanztraining hält die Darsteller von alleine fit. Das schmerzvolle Einlaufen eines neuen Rollschuhpaares dauert für die Darsteller ca. drei Monate und während dieser Zeit lernen sie ihre komplette Rolle. Doch bis man sich in seiner neuen Haut wirklich wohl und „zu Hause“ fühlt, vergehen meist mindestens drei weitere Monate, in denen der Neuling aber auch schon auf der Bühne vor Publikum spielt.. Erst nach 8, 9 Monaten hat man sich mit seiner Rolle so richtig identifiziert und kann auch Spaß haben. Für viele Darsteller ist nach einem Jahr das Engagement abgelaufen, doch viele kommen nach einer Pause wieder zum STARLIGHT EXPESS zurück.

Anfang 2002 erlebten wir dann die Insolvenz der STELLA. Vor zwei Jahren gab es schon einmal ein Insolvenzverfahren. Das wurde als „normal für ein Theater“ heruntergespielt. Als es dann wirklich ernst auch für den STARLIGHT EXPRESS wurde, war es für und ein richtiger Schock. Man hatte sich an die kleinen Probleme gewöhnt, der Kartenverkauf lief mal besser mal schlechter, aber dann kam das endgültige „Aus“ – da waren wir trotzdem völlig überrascht. Für einige Wochen haben wir ohne Lohn und in völliger Ungewissheit einfach weiter gespielt, das war ein sehr unangenehmes Gefühl. Viele der neuen und alten Kollegen haben dabei mitgemacht. Einige Leute, mich eingeschlossen, sind schon so lange beim STARLIGHT EXPRESS dabei, wir sind wie eine grosse Familie. Aber trotz des guten Willen war die Stimmung hinter der Bühne grauenhaft, auch wenn die Show perfekt wie immer ablief. Aber dann kam ja die Hilfe aus Düsseldorf und alles konnte so weitergehen wie bisher, oder zumindest beinahe wie bisher.

Wir spielen seit Mitte 2002 die neue Version des STARLIGHT EXPRESS. In England wurde die Rolle des Caboose gestrichen, die in Deutschland ungewöhnlich populär bei den Fans ist. Es wurde tatsächlich darüber gesprochen, die Rolle auch in Bochum zu streichen, doch die Fans lieben Caboose. Es hätte mit den Fans wirklich Probleme gegeben und so ließ man sie unverändert – so existierten inhaltlich bis zur Schließung der Show in England und der Fassung in Las Vegas mehrere Versionen von STARLIGHT EXPRESS, was für eine Großproduktion von Andrew Lloyd Webber sehr ungewöhnlich ist. Bei uns werden auch ständig die Maske und die Kostüme zeitgemäß angepasst und weiterentwickelt. Die Theaterleitung bleibt zusammen mit Choreographin Arleen Phillips immer am Ball und modernisiert ständig die Show. In dem Jahr, als das Inline-Skating modern wurde, haben wir versucht, die Rollschuhe gegen Inline-Skates auszutauschen. Leider hat das nicht funktioniert, da die Darsteller auf die Stopper der Rollschuhe während den Tanzsequenzen angewiesen sind, denn auf den Stoppern kann man auch stehen und einige Tanzschritte gehen. Außerdem war die Standfläche der Inline-skates für die gefährlichen Rennen zu klein und zu unsicher, so sind wir bei den Rollschuhen geblieben.
Andrew Lloyd Webber hat für den neuen STARLIGHT EXPRESS auch zwei neue Songs geschrieben. Rusty hat den Song „Crazy“ dazubekommen. Ohne dieses neue Lied wirkte Rusty im ersten Akt immer sehr verletzbar und unentschlossen. Mit „Crazy“ zeigt Rusty zwar, dass er nicht gerade die modernste Lok ist, aber dass er trotzdem den Mut besitzt, den anderen Zügen zu beweisen, was in ihm steckt. „Next Time You Fall in Love“ ersetzt während der Show das sehr beliebte „Du Allein“ – das romantische Liebesduett zwischen Pearl und Rusty. Wenn ich ehrlich sein soll, war „Du Allein“ mein persönlicher Lieblingssong in der Show und zu Beginn war ich mit dem neuen Duett nicht zufrieden. Doch je häufiger wir dieses Lied geprobt und einstudiert haben, desto mehr fing ich an, diesen Song zu mögen. „Du Allein“ wird aber wegen seiner Beliebtheit immer noch zu Beginn des ebenfalls neu überarbeiteten Mega-Mixes am Ende der Show zu hören sein.

Diese Saison wird mein letztes Jahr beim STARLIGHT EXPRESS sein. Ich habe hier in Bochum viele wertvolle Erfahrungen gemacht und neue Kontakte aufgebaut. Ich würde sehr gerne „Angel“ in „Rent“ spielen, weil mich auch dieses Stück fasziniert. STARLIGHT EXPRESS ist eigentlich eine sehr einfache Story, die durch die wahnsinnigen Effekte in der großen Halle mächtig Eindruck auf die Zuschauer macht. „Rent“ könnte in so einer riesigen Halle gar nicht funktionieren. Dieses Stück hat unglaublichen Tiefgang und lebt von der intimen Wechselwirkung des Schauspielers mit dem Publikum - das ist ebenfalls toll. Für mich gibt es kein Limit, wenn es um die Anzahl der Zuschauer geht. Wenn mich ein Thema anspricht, kann auch eine kleine Produktion mit nur wenigen Zuschauern einem Darsteller genauso viel geben wie ein Mega-Musical.

Ich bin sehr gerne beim STARLIGHT EXPRESS – es ist eine gute Show und selbst nach 9 Jahren liebe ich es immer noch, in verschiedenen Rollen auf der Bühne zu stehen oder mir die Show als Zuschauer anzusehen. Gleichzeitig würde ich aber auch gerne für einige Wochen in einer kleinen Produktion mit nur wenigen Darstellern zu spielen. Ich hatte mal eine Band, die sich aber aufgelöst hat, während ich beim STARLIGHT EXPRESS beschäftigt war und nicht mehr so viel Zeit in andere Projekte investieren konnte. Ich habe aber noch Kontakte zur Musikbranche und habe erst vor kurzem ein Demo gemacht. Ich wäre gerne ein Popstar und wenn ich besser die deutsche Sprache beherrsche, würde ich gerne als Moderator für VIVA oder MTV vorsprechen. Andererseits möchte ich nie den Kontakt zum Publikum verlieren, den dir ein Musical geben kann. Mit den Kontakten, die ich beim STARLIGHT knüpfen konnte, möchte ich auch probieren, mal ans West End in London zu kommen.

© Interview & Fotos by Stephan Drewianka

Alles zum alten und neuen Starlight Express bei Sound Of Music!

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