Thomas Borchert - Musicalstar
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Musical-Star Thomas Borchert im Interview zu seinem Weihnachtskonzert: Von Besinnlich bis Beflügelt

Thomas Borchert: Ich gebe immer 100 Prozent!

Musical-World: Kein Weihnachten im Ebertbad ohne ein Konzert von Thomas Borchert. Wer beim Konzert Borchert Besinnlich dabei sein möchte, muss sich immer schnell entscheiden. Was ist das Geheimnis des Erfolges, das diese besinnlichen Solokonzerte so heiß begehrt macht?

Thomas Borchert: Was ist das Geheimnis? Das können wahrscheinlich am besten die Zuschauer beantworten. Ich bin selber davon überwältigt, wie gut das ankommt. Es liegt dem Ganzen ja eine Idee zu Grunde. Ich hatte mir gedacht, man müsste mal deutsche Weihnachtslieder in einem anderen Kontext bringen. Heutzutage ist es ja so, dass es oftmals nur die amerikanischen Weihnachtslieder gibt, auch in Deutschland. Wir werden ja richtig veramerikanisiert. Aber das soll nicht heißen, dass die nicht schön sind, aber wir haben ja auch eigene Weihnachtslieder, und zwar sehr Schöne, die in der letzten Zeit leider immer mehr zu kurz kommen. Selbst bei Familie X unterm Weihnachtsbaum erklingen die amerikanischen Songs. Daher sollte man den deutschen Liedern mal wieder Tribut zollen. Ich habe quasi eine Neuauflage gemacht. Vielleicht liegt da eines der Geheimnisse an diesem Abend. Nämlich, dass ich diese Weihnachtslieder nicht in ihrer herkömmlichen Art und Weise spiele, sondern meinen eigenen Stil präsentiere. Dadurch sind sie, wie ich finde, nicht weniger besinnlich. Aber vielleicht können sich die Menschen diesen Liedern dann wieder, im moderneren Gewand, mehr öffnen. Ob ich nun etwas Jazziges oder Poppiges daraus mache, oder sie, je nach Stimmung nur ein wenig verändere, es ist bei mir ja auch immer ein kleiner Improvisationsfaktor dabei, die Lieder werden nie ganz gleich klingen.

Musical-World: Wird es am 15.12.2007 Änderungen im Programm im Vergleich zu 2006 geben? Bei diesem Konzert erwartet uns ja mit Andy Bieber ein Special Guest!

Thomas Borchert: Das ist natürlich eine Sache, über die ich mich sehr freue. Wir haben schon beschlossen, dass wir unbedingt mal einen Duett-Abend machen müssen. Wir treffen uns immer irgendwie zwischendurch und haben schon vor Jahren gesagt, Mensch- wir müssen mal zusammen singen. Unsere Stimmen harmonieren so schön miteinander. Das werden wir ja dann heute Abend auch präsentieren. Der Andy ist im Moment auch furchtbar viel unterwegs, genauso wie ich. Die Vorbereitung war daher auch sehr lustig, über E-Mail und Telefon. Aber ich finde so was ganz schön, denn ich mag ja Spontanitäten. Das ist die eine Geschichte. Der Rahmen wird aber bleiben. Das heißt, ich bringe deutsche Weihnachtslieder, begleite sie selber am Klavier. Dann wird es, aus Zugeständnis vielleicht, auch das eine oder andere amerikanische Lied geben. Außerdem sind auch persönliche Lieder dabei, die eventuell zur besinnlichen Stimmung passen. Dann wird es natürlich, wie im letzten Jahr, die Musical-Blöcke geben. Ebenso nicht zu vergessen die Weihnachtsgeschichten. Das ist ein Programmpunkt, der auch in jedem Jahr immer wieder dabei sein soll. Man kann sich darauf einstellen, dass man diese Form des Abends immer wieder bekommen wird.

Musical-World: Alle guten Dinge sind bekanntlich drei. In Ihrem Fall kann man auch behaupten, gleich vier, Oder sagen wir gleich fünf, wenn wir das Weihnachtskonzert 2008 auch noch mit einbeziehen. Im Mai 2008 gibt es ja schon ein Wiedersehen – Strictly Musical. Wie wird sich dieses Programm von den bisherigen unterscheiden?

Thomas Borchert: Ich möchte nicht zu viel verraten! Ich bin da noch gar nicht in der richtigen Vorbereitung, weil im Moment noch so viele andere Sachen anstehen. Daher werde ich mich im neuen Jahr, zusammen mit Marina Komissartchik, die auch wieder dabei sein wird, darum kümmern. Was an dem Abend wahrscheinlich neu sein wird, man weiß ja bei mir nie wirklich, ist, ich habe mir vorgenommen, wie der Titel schon sagt, strictly Musicals zu singen. Ich werde auch komplett von Marina begleitet werden. Es ist etwas anderes geplant, nicht Thomas Borchert, der hinter dem Flügel sitzt und improvisiert. Marina wird die ganze Zeit am Piano sein und es soll ein rauschender Musicalabend werden, mit allem, was das Herz begehrt. Ich werde mir, nach Lust und Laune, die schönsten Musicallieder aussuchen, die ich erstens gesungen habe, und zweitens, noch nie gesungen habe, aber endlich mal singen möchte. Es wird sicher die eine oder andere schöne Überraschung dabei sein, mit der die Leute gar nicht rechnen werden.
Ich wurde über Jahre immer wieder angesprochen, warum ich nicht mal einen richtigen Musicalabend mache. Nach meinen Soloabenden habe ich sogar Zuschriften bekommen, dass manche Leute schon fast sauer waren und meinten, wir wollen doch auch mal Musical hören. Es war ja eigentlich immer vorher beschrieben, entweder war es Borchert beflügelt mit eigenen Songs, oder „Spontainment“, wo es nur reine Improvisation gibt. Ich habe dann, mit einem Zwinkern im Auge, dieses neue Programm Strictly Musical genannt, damit diese Leute, die schon so lange darauf warten, endlich mal auf ihre Kosten kommen.

Musical-World: Wie entstehen überhaupt die einzelnen Ideen zu diesen Konzertabenden?

Thomas Borchert: Das entsteht eigentlich zu Hause am Klavier, oder auf dem Klo, in der S-Bahn oder auf dem Fahrrad, beim Spazieren gehen. Es ist genauso wie bei Ideen zu Songs. Das sind einfach Sachen, die kommen. Da ich immer mal wieder eine neue Idee habe, die aufflackert, gehe ich der auch nach. Ich setze diese auch meistens in die Tat um. „Spontainment“ ist so entstanden. Ich dachte mir, ich improvisiere eigentlich immer soviel, warum gehe ich nicht jetzt noch einen Schritt weiter. Das ist natürlich die Hammer-Herausforderung. Wahnsinniger geht es ja nicht mehr, als auf die Bühne zu gehen, komplett ohne jede Vorbereitung.
Dass dieses Experiment tatsächlich gelungen ist, hat mich unheimlich glücklich gemacht. Darum gibt es auch immer wieder neue Solo-Projekte von mir, weil mir das einfach großen Spaß macht. Ich brauche immer wieder die Herausforderung und natürlich auch den Ausgleich zum normalen Bühnenleben, wo man ja in Rollen schlüpft. Wenn ich hier vor mein Publikum trete, bin ich einfach Thomas Borchert pur. Da komme ich jetzt auch wieder zurück zum Geheimnis. Ich denke, da liegt es wahrscheinlich auch. Purer geht es wohl nicht, als so auf die Bühne zu kommen. Denn ich mache den Leuten ja nichts vor, ich bin wirklich Thomas, der mit den Menschen da draußen gemeinsam einen schönen Abend haben möchte.

Musical-World: Wäre da auch etwas zu einem eigenen Musical im Kopf?

Thomas Borchert: Ich habe mich bisher noch nicht richtig da dran gewagt. Ideen gibt es eigentlich genug. Ich muss mich nur trauen. Ich habe da viel Respekt vor Leuten, die das mit hoher Qualität machen. Alleine schon so einen Bogen zu beschreiben. Das ist was ganz anderes, als einen 3- oder 4-Minuten-Song zu schreiben. Vorstellen kann ich es mir aber. Ich habe ja noch ein bisschen Zeit, vielleicht kommt es irgendwann, und dann mit dem richtigen Partner. Ich bin nicht so größenwahnsinnig und sage, das mache ich dann alles alleine. Wenn die richtige Idee da ist, würde ich mir einen Partner suchen, mit dem ich das dann gemeinsam schreibe.

Thomas Borchert mit Aufregung und Nervosität vor dem Auftritt

Musical-World: Auf uns im Publikum wirkt das Ganze immer sehr gefestigt und routiniert. Ist man als Künstler oben auf der Bühne nach so vielen Erfahrungen  immer noch aufgeregt?

Thomas Borchert: Oh Ja! Das können Sie sich gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich immer bin. Das ist ja das Lustige. Ich glaube es immer selber nicht, wenn ich dann so ein Feedback bekomme, und die Leute sagen, das wirkt so locker und ruhig, ich bin wahnsinnig nervös, vor jedem Auftritt. Das können Sie mir glauben. Bei „Spontainment“ war es so, dass ich eine Stunde vorher in der Garderobe saß und eigentlich in dem Moment verflucht habe, was ich da vorhabe. Was tust du dir nur an? Du gehst da nun gleich raus, hast kein Konzept, gar nichts. Was ist, wenn dir überhaupt nichts einfällt? Ich wundere mich tatsächlich selbst immer wieder, dass es dann so souverän rüberkommt.

Wenn es irgendwann mal so sein sollte, dass diese Aufregung ausbleibt, dann müsste ich aufhören. So schwer das auch ist, das gehört dazu. Ich glaube, das geht jedem Darsteller so. Man ist immer voller Selbstzweifel und stellt alles in Frage. Das ist Realität. Wenn man dann auf der Bühne ist und merkt, das Publikum empfängt einen mit offenen Armen, dann gibt sich das und es macht nur noch Spaß. Wenn man ganz relaxt da rausgehen würde, kann es nicht mehr wirklich gut sein. Ich bin ein Perfektionist, auch in der Improvisation. Damit stelle ich sehr hohe Anforderungen an mich selbst, egal was ich auch mache. Wenn ich als Krolock die Bühne betrete, dann versuche ich es jedes Mal so zu tun, als ob ich es das erste Mal mache. Nur so kann das Ganze die Qualität haben, die es hat. Ich gebe immer 100 Prozent!

Thomas Borchert über seine Rolle im Musical Dracula in Graz

Musical-World: Lassen wir mal das Jahr 2007 Revue passieren. Das war ja wieder ein Jahr der Vampire. Da hätten wir auf der einen Seite Berlin und auf der anderen Graz. Das Musical Dracula konnte diesen Sommer in Graz einen großen Erfolg verbuchen. Viele wünschen sich dieses Stück auch auf einer deutschen Bühne. Wie sehen Sie da die Chancen?

Thomas Borchert: Das kann ich überhaupt nicht beantworten. Die CD ist in Planung, aber da gibt es noch nichts Spruchreifes. Ich weiß, aber auch nur vom Hörensagen, dass es Bestrebungen gab, das Stück auch in Deutschland aufzuführen. Aber bisher habe ich da noch nichts Konkretes gehört. Dieses Stück hat Potential. In St.Gallen war es schon ganz gut, in Graz dann noch besser, und es ist noch viel drin. Ich glaube, dass man da noch mehr rausholen kann. In Graz fand ich es von unserem Regisseur Andreas Gergen ganz toll umgesetzt. Er hatte dort mit ganz vielen Umständen zu kämpfen, Open Air ist auch immer zusätzlich schwierig. Aber gerade dort, und es war ja das erste Mal, hatten wir alle mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. Die ganze Zeit war direkt hinter der Bühne eine riesige Baustelle. Wir konnten kaum proben und es ist uns eine Menge Zeit verloren gegangen. Unter diesen schlimmen Umständen hat der Andreas Gergen etwas ganz Tolles daraus gemacht. Ich denke, wenn er jetzt die Chance hätte, das irgendwo anders noch einmal zu machen, mit mehr Zeit, dann glaube ich, kann das alles noch besser werden.

Musical-World: Darauf warten die deutschen Fans…

Thomas Borchert: Wollen denn meine Fans, dass ich die Zähne nie wieder los werde? (Lacht)
Irgendwann muss ja auch mal Schluss sein mit den Hauern.

Musical-World: Aber in Graz gab es ja keine Vampirzähne!

Thomas Borchert: Ist das nicht toll? Der Andreas und ich haben wirklich lange darüber gesprochen. Wollen wir sie benutzen? Brauchen wir sie überhaupt? Wir sind letzten Endes übereingekommen, dass wir sie eigentlich nicht brauchen. Das Witzige ist, ich habe nicht einen Menschen gehört, und ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die es gesehen haben, warum hast du denn keine Zähne gehabt? Man hat sie nicht vermisst und ich bin richtig stolz darauf, dass wir das so durchgezogen haben. Ich finde das noch viel spannender, wenn man es nicht sieht. Es ist ja auch ein ganz anderes Stück als Tanz der Vampire. Da ist alles ein wenig überzogen, es ist ja auch eine Persiflage. Da holt man irgendwie mit den Zähnen 5 Meter weit aus, um in den Hals zu beißen. Bei „Dracula“ soll das alles ja realistischer sein, natürlicher und auch erotischer. Da kommt der Dracula langsam, streichelt den Hals und nähert sich langsam mit dem Mund. Dann geht langsam das Licht aus. Es ist ein wenig wie bei Hitchcock, es wird nicht alles gezeigt und das macht es besonders spannend. Jeder weiß mit seiner Phantasie genau, was da jetzt passiert. Das ist viel schöner, da ist viel mehr Gänsehaut, als wenn jetzt immer alles auf den Präsentierteller gepackt ist.

Musical-World: Wir haben vor kurzer Zeit Uwe Kröger eine Frage gestellt, die viele Musicalfans beschäftigt. Da wäre nämlich der Wunsch nach einem gemeinsamen Thomas Borchert / Uwe Kröger Konzert. Was halten Sie von dieser Idee?

Thomas Borchert: Also möglich ist alles. Wir haben wohl beide noch nie daran gedacht, so etwas zu tun. Es ist jetzt auch nicht in Planung. Uwe ist ein unglaublich viel beschäftigter Mann, und ich bin es ebenfalls. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Möglich wäre das schon. Es ist ja auch genauso, wie ich es heute mit Andy gesagt habe. Da sind so viele Sachen, die man noch gerne machen möchte, und es gibt so viele Kollegen, mit denen ich gerne gemeinsame Projekte machen würde. Das wird sich einfach zeigen. Ich glaube da auch ein bisschen an das Schicksal, wenn es so sein soll, dann wird es passieren.

Lieblingsrollen und Musicals von Thomas Borchert

Musical-World: Welche Rolle wäre ein Grund, überall hin zu gehen? Ich habe da mal etwas von dem „Javert“ gelesen…

Thomas Borchert: Ich hätte beinahe vor einigen Jahren den Javert am Westend spielen können. Dort hatte ich Auditions gemacht und das Angebot stand eigentlich. Gemeinerweise bin ich aus meinem damals bestehenden Vertrag nicht heraus gekommen. In London ist es nämlich so, dass sie ganz kurzfristig planen. Es passiert, dass man Auditions macht und wird dann gefragt, ob man in 2 Wochen anfangen kann. Das war damals einfach nicht möglich. Ich fand das sehr schade. Aber wie ich ja schon sagte, es hat einfach noch nicht sein sollen. Es wird für irgendwas gut gewesen sein. Ich versuche, für das was kommt, ganz offen zu sein und nicht zuviel zu forcieren. Wenn das eine nicht passiert, OK, dann ist der Weg wieder frei für etwas anderes. Ich bin da nicht so negativ. Der Javert wäre interessant, ist aber momentan nicht ganz oben auf meiner Liste. Das kann sich aber auch ändern. Ich finde nach wie vor den „Valjean“, von der Persönlichkeit der Rolle, viel interessanter. Was nicht ist, kann ja noch werden. Der Javert ist ja relativ alterslos, den kann ich auch noch in 10-15 Jahren spielen. Als ich den Valjean gespielt habe, war ich noch wahnsinnig jung. Es wäre sehr spannend, jetzt zu schauen, wie es sich anfühlt, erneut an die Rolle heran zu gehen.

Musical-World: Was steht denn ganz oben auf der Liste?

Thomas Borchert: Was Musical-Rollen angeht, würde es mir sehr viel Spaß machen, Musical-Klassiker zu spielen. Ich komme ja jetzt so langsam in das Alter, wo das mit den Charakterrollen in klassischen Musicals auch geht. Es wäre für mich sehr interessant, dann zum Beispiel mal einen Mann von La Mancha oder Gigi zu spielen, ein wunderschönes Stück. Ich habe natürlich noch ganz viele andere Sachen, die ich gerne machen möchte, unter anderem auch den MacBeth. Das ist nach wie vor für mich, eigentlich fast seit meiner Kindheit, ein Traum. Ich liebe Shakespeare, und habe es auch schon gespielt. Das möchte ich auch weiterhin, zwischen Musical und Schauspiel keine Grenzen ziehen. Mein nächstes Projekt zum Beispiel ist „Novecento- Die Legende  vom Ozeanpianisten“. Das hat am 29.April in Hamburg Premiere und ist ein reines Schauspielstück, ein Ein-Akter. Da bin ich ganz alleine mit ganz viel Text auf der Bühne. Soviel zum Thema Herausforderung. Wie gesagt, wenn es eine Traumrolle gibt, dann MacBeth, vielleicht wird es ja irgendwann davon ein Musical geben? Vielleicht schreibe ich ja das Musical MacBeth? Wer weiß?

Thomas Borchert als Graf von Monte Christo in St. Gallen

Musical-World: Bleiben wir beim Thema Herausforderungen! St. Gallen 2009 Der Graf von Monte Christo. Wird es dann erneut den Grafen von Thomas Borchert geben?

Thomas Borchert: Ja, den wird es geben! Ohne Zähne- aber einen Grafen! Ganz genau, das erfüllt mich auch mit sehr viel Stolz. Ich kann gar nicht sagen, wie mich das berührt hat, als Frank Wildhorn zu mir gesagt hat, Thomas, ich schreibe ein Stück für deine Stimme. Diese Rolle schreibe ich dir auf den Leib, weil ich dich in dieser Rolle und in meinem neuen Stück sehen möchte. Das ist so unglaublich. Ich fühle mich so geehrt. Dieses Gefühl kann ich nicht mit Worten ausdrücken, dass ein so großartiger Komponist etwas für mich schreibt. 2009 wird es dann soweit sein und ich bin jetzt schon aufgeregt!

Rückhalt im Privatleben bei der Familie

Musical-World: Was macht Thomas Borchert, wenn er mal nicht auf der Bühne bzw. am Klavier sitzt?

Thomas Borchert: Öh, Moment (lacht). Gibt es da eigentlich noch Zeit? Ich sitze natürlich auch privat gerne am Klavier, aber selbstverständlich habe auch ich ein Privatleben. Das ist ganz klar erfüllt vom Familienleben. Ich glaube, das geht wahrscheinlich fast jedem so, gerade wenn man in einem Bereich arbeitet, in dem man sein halbes Leben lang herum zigeunert. Da braucht man diesen Familienrückhalt. Ich bin gesegnet, weil ich eine so wunderbare Frau habe, mit der ich einfach unglaublich glücklich verheiratet bin. Das ist mein Rückhalt. Jede Minute, die ich an Zeit zur Verfügung habe, versuche ich mit ihr zu verbringen. Sie ist Geigerin und wenn sie ein Konzert hat, muss sie ja auch immer wieder wo anders hin. Wir versuchen dann auch, es so hinzukriegen, dass auch ich bei ihren Konzerten dabei sein kann, oder sie halt auch bei mir mitkommt. Das geht natürlich nicht immer. Viel Zeit bleibt ja ansonsten nicht. Weihnachten ist jetzt für uns auch ein wichtiges Zusammentreffen der ganzen Familie. Wir feiern da wirklich alle gemeinsam. Das muss sein, weil man sich im Laufe des Jahres sehr wenig sieht.

Ansonsten treibe ich ein bisschen Sport, laufe sehr gerne und liebe lange Spaziergänge. Das mache ich dann auch meistens, wenn es möglich ist, mit meiner Frau gemeinsam. Wir leben ja in Hamburg und lieben die Elbe. Frischluft ist für mich einfach das Zauberwort. Wenn ich Zeit habe, muss ich raus. Ich verbringe irrsinnig viel Zeit in Theatern, staubigen, dunklen Räumen, in Zügen oder im Flugzeug. Manchmal hat man echt das Gefühl, ich muss jetzt in ein Sauerstoffzelt. Bei der wenigen Zeit, die bleibt, ist mir das alles sehr wichtig. Es ist immer wieder ein Geschenk, wenn man mal 2 Tage am Stück, vielleicht auch noch zusammen, frei hat. Bei „Dracula“ war das gemeinsame Engagement  ein ganz großes Geschenk. Man soll jetzt nicht glauben, dass es passiert, weil Thomas Borchert eine Hauptrolle spielt. Ich sage ja nicht, meine Frau ist Geigerin, kann ich die vielleicht noch mitbringen? Das geht natürlich nicht und das würde ich auch nie tun. So etwas finde ich auch furchtbar. Meine Frau würde das im Übrigen auch gar nicht zulassen. Da hat sie, verständlicherweise  auch ihren Stolz. Sie arbeitet freiberuflich, spielt die verschiedensten Musikstile und macht Kammermusik mit einem Quartett. Außerdem spielt sie auch hier und da in diversen Musicals. Ich gehe zum Vorsingen und Vorsprechen, sie geht zum Probespielen, bzw. Vorspiel, wie man es nennt. So ist es immer, und so war es auch bei Dracula. Ganz egal was man da für einen Namen hat. Ich werde morgen auch wieder bei Auditions dabei sein, verrate aber jetzt nicht, welche es ist. Aber ich werde auch wieder vorsingen müssen, und sage jetzt müssen, weil ich da noch nervöser bin, wie vor so einem Abend wie heute. Man muss sich immer wieder neu unter Beweis stellen. Ganz egal, wie viel man auch schon gemacht hat, das bleibt nicht aus. Wir müssen alle, für jede Rolle, die wir haben wollen, vorsingen und vorsprechen, und zittern dann, ob wir sie auch bekommen.

Thomas Borcherts Engagement für Kinder

Musical-World: Sie engagieren sich sehr stark für Kinder. Was sollte da Ihrer Meinung nach verändert bzw. mehr getan werden? Das Thema Kinderarmut in Deutschland verliert ja nicht an Aktualität.

Thomas Borchert: Ich erlebe da Deutschland immer noch als sehr kinderfeindlich. Das ist ja in südlichen Ländern ganz anders. Da werden die Kinder und die Großeltern in das Leben integriert. Bei uns ist das irgendwie ganz komisch. Die Kinder und auch die alten Menschen sind so ein bisschen außen vor. Das ist etwas, was auf jeden Fall verbesserungswürdig wäre. Ich habe aber das Gefühl, dass da schon ein bisschen etwas passiert. Es geht wirklich um einen allgemeinen Umgang. Die Skandinavier sind uns um einiges voraus, was die Kinderbetreuung angeht. Dort funktioniert es richtig, das wird, wie ich glaube, auch staatlich bezuschusst. Man braucht da nicht zu bangen, ob man einen Betreuungsplatz für sein Kind bekommt oder nicht. Die gehen da ganz anders mit um. Wir müssen auch daran denken, dass bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage, der Arbeitslosigkeit und Hartz4, alles kaum noch zu machen ist. Bei dem was alles kostet, bei den Lebenserhaltungskosten, Wohnung oder Auto, das Grundrauschen, wie ich es immer nenne, das alles ist so extrem hoch. Da kann man nicht so einfach sagen, Moment mal, die Frauen sollen mal schön zu Hause bleiben. Diese alte Rollenverteilung ist für viele einfach nicht möglich, weil  man sich das nicht leisten kann. An dieser Stelle muss etwas passieren. Da muss Unterstützung kommen. Es gibt ja inzwischen auch schon Firmen, die sogar eigene Kinderkrippen haben. Da geht man dann zur Arbeit und kann sein Kind dort lassen. In solche Dinge muss Bewegung rein. Da muss sich etwas ändern!

Musical-World: Ein Leben ohne Musik – was wäre das für Sie?

Thomas Borchert: Kein Leben!

© Text: Corinna Kleszewski; Fotos: Stephan Drewianka

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