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Musical Die Geschichte meines Lebens - The Story of My Life 2014 in Wien

Regisseur Sascha Oliver Bauer und Hauptdarsteller Andreas Bieber im Interview

Das Musical „Die Geschichte meines Lebens“ (The Story of My Life) von Neil Bartram (Liedtexte und Musik) und Brian Hill (Buch) erzählt von der lebenslangen Freundschaft zweier sehr unterschiedlicher Männer.

MOVING STAGE Productions bringt dieses warmherzige 2-Personen Musical als deutschsprachige Uraufführung am 22. Oktober 2014 im Theater Center Forum Wien auf die Bühne. Die deutsche Übersetzung stammt von Daniel Große Boymann (Autor von „Spatz und Engel“ und Übersetzer u.a. von „Monty Python’s Spamalot“), der auch in die Rolle des Autors Thomas Weaver schlüpft und einen Nachruf auf seinen toten Freund Alvin Kelby (Andreas Bieber) schreiben soll, was ihn auf eine gedankliche Reise in die Vergangenheit führt.

Weitere Vorstellungen finden am 23.-25.-10., 27.10., 2.-6.12.2014 statt.

Wir stellten jeweils sechs Fragen an den Regisseur Sascha Oliver Bauer und an den Hauptdarsteller Andreas Bieber von "Die Geschichte meines Lebens".

6 Fragen an Regisseur Sascha Oliver Bauer:

Musical-World: Worum geht es im Musical DIE GESCHICHTE MEINES LEBENS und was macht dieses Stück zu etwas Besonderem?

Sascha Oliver Bauer: Das Besondere ist, dass die Handlung sekundär ist. Dieses „Kammermusical“ funktioniert genauso wie ein Sprechtheaterstück. Nicht die großartige Handlung sondern das was besprochen, das was verhandelt wird, ist das Großartige: Beerdigung. Zwei Freunde. Einer tot, der andere erfolgreicher Autor. Eben dieser soll aufgrund eines Versprechens aus Kinderzeiten einen Nachruf halten. Unfähig dazu erscheint im sein verstorbener Freund und erinnert ihn an vergangene Tage. Wo? In seinem Kopf, in seinem Herzen .. Überall und Nirgends.

Musical-World: Wurde das Stück als deutschsprachige Erstaufführung  aus dem amerikanischen Original an den europäischen „Markt“ angepasst oder ist die Geschichte der Männerfreundschaft universell und nicht regional gebunden? Gab es feste Vorgaben, oder durften Sie nach eigenen Vorstellungen frei Regie führen?

Sascha Oliver Bauer: Ausser dem Titel eines Songs, der sich auf Männerrasierer bezieht denen es in Europa an Bekanntheit fehlt, gab es keine Anpassungen.

Auch feste Vorgaben hatten wir nicht und mussten uns keinesfalls an die Original Produktion halten. Dann hätte ich das glaube ich auch nicht inszenieren wollen. Ich bin kein „Copy & Paste“ Regisseur. Jedoch ist das Stück in seiner Schlussendlichen Konsequenz so dicht gebaut, dass sich einige Dinge zwangsläufig ähneln. Auch bildet die Männerfreundschaft hier für mich nur eine Reflexionsebene. Ich sehe da etwa eine Spiegelung der Tatsache, dass wir nie aus uns alleine das sind was wir sind. Jegliche Beziehung in unserem Leben macht das aus uns was wir dann schlussendlich „Ich“ nennen. Es beginnt bei unseren Eltern, Familie, Freunden, Lehrern, etc. etc. Keiner kann von sich behaupten er ist das was er ist aus sich selbst heraus. Damit meine ich jetzt Positives wie Negatives! Das zeigt das Stück auf eine wunderbar philosophische Weise. Es könnte auch jegliche andere Beziehungsform gezeigt werden. Die Männerfreundschaft empfinde ich für dieses Stück nicht als wesentlich, sondern die Autoren haben sich für (es sind ja zwei befreundete Männer) einen für sich nachvollziehbaren Weg gewählt. Es könnten auch zwei Frauen oder auch ein Fuchs und eine Ente sein.

Musical-World: Darsteller Daniel Grosse Boymann hat selbst die deutsche Übersetzung geschrieben. Wie ist das Ergebnis ausgefallen und wie zufrieden sind Sie mit der deutschen Textfassung? Gab es Änderungen und wie weit durften sich die Darsteller am Prozess der Entwicklung des Stückes beteiligen?

Sascha Oliver Bauer: Daniel hat da unglaublich viel Herzblut investiert und eine wie ich finde unglaublich gute Übersetzung geliefert. Grundsätzlich haben wir generell alles im Team diskutiert und dazu gehörte auch die ein oder andere Textstelle. Es ist ja Luxus für alle Beteiligten (auch für den Verlag) eine Neuübersetzung sozusagen direkt „am Gerät“ auszuprobieren und gegebenenfalls funktionierende Alternativen zu erarbeiten. Es war mir wichtig das gesamte Team einzubinden, denn es ist ein absolutes Schauspielerstück. Es ist Daniels und Andreas’ Stück. Ich bin da in meiner Funktion als Regisseur eher schmückendes Beiwerk und kann lediglich als Sortierer und Unterstützer benannt werden. Abschließende Entscheidungen treffe jedoch dann schon ich alleine, wobei ich bestrebt bin, dass mit dieser Lösung alle einigermaßen zufrieden sind.

Musical-World: Wie wichtig sind Zuschauerreaktionen in einen so intimen Zweipersonen-Musical? Wird es nach der Premiere eventuell noch Änderungen geben, oder ist das Stück, so wie es bei der Generalprobe steht für die weiteren Vorstellungen verbindlich?

Sascha Oliver Bauer: Kann Theater verbindlich sein? Nein, ich hoffe immer, dass so ein Stück ein bisschen eine Eigendynamik entwickelt. Sicher wird sich das ein oder andere noch leicht verändern. Ob der Lacher wirklich dort an der Stelle kommt wo man es angenommen hat merkt man ja erst nach ein paar Vorstellungen und reguliert dann als Schauspieler. Ich ermutige immer jeden Kollegen mit seiner Figur weiterzugehen. Weiter zu suchen. Absprachen die wesentlich für die Rollen und Stückentwicklung beschlossen sind bleiben selbstverständlich verbindlich. Wir machen nun ja aber kein „Schachbrett- Malen nach Zahlen Theater“. Das lebt ja schon und das ist gut so ...

Musical-World: Was für eine Rolle spielt das Bühnenbild für die Rückblenden bzw. für die Gefühlswelt des Autors Thomas Weaver?

Sascha Oliver Bauer: Eigentlich überhaupt keine. Ich habe da mit Bühnenbildner Sam Madwar gemeinsam einen eher undefinierbaren, surrealen Schauplatz gewählt. Fern von jeglichem Naturalismus bedienen wir uns des einfachsten, aber am schwersten hervorzukitzelnden Mittels: der Imaginationsfähigkeit des Zuschauers.

Musical-World: Sind nach der Spielzeit in Wien weitere Produktionen des Stückes in Vorbereitung, eventuell auch für Deutschland und welchen Anteil werden Sie dann als Regisseur daran haben?

Sascha Oliver Bauer: Ja wir liebäugeln schon mit einer Fortsetzungsserie in Deutschland. Wenn diese Folgeproduktion durch die Moving Stage Reihen angestoßen wird, werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit wieder als Regisseur eingebunden sein und empfände es als Bereicherung diese „kleine“ Variante gemeinsam mit Daniel und Andreas für eine größere Bühne zu adaptieren bzw. „Neuzuerfinden“. Vielleicht suchen die beiden aber auch nach einem anderen Regisseur und bringen das Stück mit diesem auf die Bühne. Oder ich mache das Stück noch mal mit zwei anderen Schauspielern, oder oder oder. Da gibt es ja zig Modelle und ist ja auch immer ein bisschen eine Frage der Verfügbarkeit von uns allen. Aber ich denke (ich spreche da jetzt einfach mal für Andreas Bieber und Daniel Grosse Boymann mit) mal, dass da schon der Wunsch da ist diese Arbeit gemeinsam weiter voranzutreiben. Und so böse war ich diesmal glaub ich nicht. Aber nur diesmal ;-)


6 Fragen an Darsteller Andreas Bieber:

Musical-World: Wie ist es, die Erinnerung an einen toten Freund zu spielen? Wie wird der Charakter des toten Alvin für den Zuschauer verständlich eingeführt?

Andreas Bieber: Das Thema finde ich grundsätzlich sehr spannend, und ich hab vor nicht langer Zeit selbst einen sehr engen Freund verloren. Dieser mischt sich aber und Gottseidank! ziemlich oft noch immer in mein Leben, mein Denken, mein Empfinden ein. Als wär er noch da, und nicht selten muss ich laut lachen über seine, wie zu Lebzeiten, humorvollen Kommentare. In "DGML" spiele ich nun so eine Rolle: Alvin, der sich staendig in Tom's Gedanken einklinkt, sie aufmischt, zerwühlt und dabei ordnet. Dass mein Charakter in Toms Kopf stattfindet wird gleich zu Beginn des Stückes deutlich gemacht: "Hier in deinem Kopf stapeln sich tausende Geschichten". Und Alvin befindet sich ebenfalls "hier" in seinem Kopf.

Musical-World: Was fasziniert Dich an dieser Rolle? Geht das Selbstmord-Thema an die Substanz? Wie identifiziert man sich mit so einem Charakter?

Andreas Bieber: Auch wenn es plausibel scheint...: ob Selbstmord oder vielleicht doch ein Unfall bleibt bewusst offen und unbeantwortet. Worum es hier geht, ist nicht diese Frage bzw. die Antwort darauf, sondern darum, sich am Ende einer Reise bewusst zu werden, was man dabei eigentlich wirklich erlebt hat. Und manchmal wird einem das erst klar, wenn etwas vorbei ist. Dennoch, ja, das Stück berührt mich sehr. Ein Abschied dieser Art tut, trotz einer wunderbaren Erkenntnis am Ende, auch weh.

Musical-World: Wie ist das Verhältnis von Dialog und Musik im Stück? Was sind Deine musikalischen Highlights bzw. Lieblingssongs und wie unterscheiden sie sich von „herkömmlichen“ Musicals?

Andreas Bieber: Ja, das ist in der Tat hier etwas spezieller: es gibt nicht viele komplette Songs, die durchgesungen werden, stattdessen fließen hier fast ununterbrochen die Dialoge mit der Musik ineinander. Man singt eine Strophe, dann kommt gesprochener Text, dann singen wir weiter etc. Die Musik ist auch sehr erzählerisch komponiert. Das gefällt mir hier sehr gut, weil man dadurch eben am Inhalt bleibt, also an den Geschichten, die wir ja erzählen. Es gibt aber auch Passagen, die wie ein kompletter herkömmlicher Musical-Song gebaut sind: Toms Schmetterling z.B. mein favorite ist der eher wieder etwas geschachtelte, aber sehr dynamische "Unabhängigkeitstag".

Musical-World: Die CD-Produktion zum Stück würde als Crowdfunding-Projekt erfolgreich finanziert. Was ist dabei das Besondere und warum war das notwendig?

Andras Bieber: Nun, um es klar zu sagen: das ganze ist eine NO-budget Produktion, wir arbeiten also alle umsonst. Zumindest finanziell, denn künstlerisch ist die Sache für mich eine große Bereicherung! Eine CD zu produzieren kostet allerdings einfach Kohle: das Studio, die Rechte der Autoren am Werk, Musiker Arbeitsaufwand und Produktionskosten, Druck, Pressung etc. Durch das crowdfunding wurde es aber möglich gemacht, dass wir die Aufnahme unserer deutschsprachigen Erstaufführung machen können. Jeder, der die CD einfach nur vorbestellt hat, hat bereits dazu beigetragen, dass diese produziert werden kann.

Musical-World: Würdest Du diese Rolle in weiteren Produktionen des Stückes erneut übernehmen wollen, eventuell dann mit anderem Regisseur, der anders inszeniert?

Andras Bieber: Ja sicher, ich hatte ursprünglich auch Gedanken und Pläne dahingehend für Berlin, aber leider hat ein deutscher Verlag mit einer anderen (geplanten aber noch nicht mal angefertigten!) Übersetzung, die Rechte dort geblockt. Was schade ist, denn die Übersetzung von Daniel Große Boymann ist eine der gelungensten Arbeiten, die mir auf dem neueren Musicalsektor begegnet sind. Aber ich hab auch den Gedanken, das Stück mal zu inszenieren, gar nicht selber zu spielen- einfach weil es ein toller Stoff ist. 

Musical-World: Was kommt für Dich nach DER GESCHICHTE MEINES LEBENS?

Andras Bieber: Lustigerweise - aber das stand weder vorher fest, noch hat das eine mit dem anderen zu tun - kommt mein neuer Solo-Abend im Februar raus und heisst "So kann das Leben sein". Man glaubts nicht, aber ich mach das jetzt seit 30 Jahren und da gibts bissl was zu erzählen und trällern und überhaupt... Für zwei andere Musical-Produktionen hab ich ein Angebot, warte aber grad noch, ob ich in Berlin nochmal "Ich war noch niemals in New York" bekomme, meine Audition ist Ende November, das würde sich nämlich überschneiden. Also Daumendrücken und Abwarten angesagt ;-)

© Stephan Drewianka, Musical-World.de, Fotos:   Andrea Peller, Rolf Bock, Konstantin Zander, MOVING STAGE. Productions


Verschiebung der Premiere von „Die Geschichte meines Lebens“ (DSE)

Leider waren wir gezwungen, die Premiere der deutschsprachigen Erstaufführung von DIE GESCHICHICHTE MEINES LEBENS am 22.10.14 sowie die weiteren für Oktober geplanten Vorstellungen abzusagen. Grund ist eine nie dagewesene doppelte Erkrankung beider Darsteller: Bei Andreas Bieber eine Luftröhrenentzündung und bei Daniel Große Boymann eine massive Stimmbandentzündung. Wir haben bis zuletzt nach einer Möglichkeit gesucht, die Vorstellungen im Oktober zu retten, doch beide Darsteller wurden von ihren Ärzten mit absoluten Auftrittsverboten belegt, was auch sinnvoll ist, um längerwierige Erkrankungen zu vermeiden.
Neuer geplanter Premierentermin ist der 2.12.2014, die Dezember-Termine bleiben wie geplant (2.-6.12.) im „Theater Center Forum“ in Wien. Die verlorenen fünf Vorstellungen von Oktober werden zu einem späteren Zeitpunkt, wahrscheinlich Anfang 2015 an einer anderen Spielstätte nachgeholt. Wir werden darüber gesondert informieren.