Musical Wo Liebe Ist
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Premiere des Kammer-Musicals Wo Liebe Ist in der Bleckkirche Gelsenkirchen

Kammer-Musical Wo Liebe ist: Schlags nach bei Shakespeare

Wo Liebe Ist heißt das neueste Projekt des Musiker-Duos Plan B!, das am 15. Juni 2008 im stilvollen Rahmen in der Bleckkirche direkt gegenüber des Gelsenkirchener Zoos, der ZOOM Erlebniswelt, seine Premiere feierte. Die inhaltliche Verquickung zweier tragischer Frauenschicksale aus Hamlet und Romeo und Julia frei nach William Shakespeare als kleines Kammermusical für eine Person mit dreiköpfiger Band ist dem Kreativ-Team von Plan B! gelungen. Die Frage, wie wir in der heutigen, technisierten und gefühlsarmen Welt Liebe wahrnehmen, beschäftigte den Autoren Michael Walter und den Komponisten Mario Stork für rund ein Jahr.

Das Musiker-Duo von Plan B

Stork, der noch vor seinem Abschluss an der Folkwang Hochschule in Essen lieber als Komponist, Arrangeur, Pianist und Sänger in der Gelsenkirchener Szene aktiv wurde, hatte bereits im Jahr 2000 Erfolge mit seinem Musicalprojekt »Für den Glauben« sowie mit der Vertonung von Heinrich Heines »Deutschland. Ein Wintermärchen« im April 2007, das er zusammen mit Herpes Gugushi, dem zweiten Mann hinter »Plan B!«, geschrieben hat. Herpes Gugushi alias Michael Walter ist als Musiker, Komponist, Autor, Lyriker und visueller Künstler seit 2004 in Gelsenkirchen tätig, u.a. auch in der erfolgreichen vierteiligen Theatersitcom über den fiktiven Fußballverein »TSV Emscherbruch 06« am Consol Theater in Gelsenkirchen.

Inhalt und Handlung des Kammer-Musicals Wo Liebe ist

Die zwei klassischen Modelle von Liebe, wie sie Julia und Ophelia empfinden, waren zunächst als zwei isolierte Einakter geplant, konnten durch eine Traum -Rahmenhandlung jedoch geschickt zusammengebracht werden und bilden in der finalen Version des Kammermusicals eine Einheit, die die Frage aufwirft, ob diese Art der Liebe antiquiert oder immer noch aktuell ist.

Hamlet zieht sich nach dem Tod des Vaters immer mehr von seiner Frau Ophelia zurück. Diese erlebt im Traum die erstrebenswerte Liebe zwischen Romeo und Julia, die sich auf einem Maskenball begegnen und gleich heimlich heiraten. Doch Romeo tötet in einem Duell Julias geliebten Vetter Tybalt und wird verbannt. Julia soll sich mit dem Grafen Paris vermählen und trinkt deshalb ein Schlafmittel, das sie in Todesstarre versetzt. Romeo sieht seine Julia tot und begeht Selbstmord, grade in dem Augenblick, in dem Julia wieder ihre Augen aufschlägt.

Bevor Julia den Freitod wählen kann, erwacht Ophelia ebenfalls aus ihrem Traum in ihrer eigenen, traurigen Realität. Hamlet versucht nur noch den Tod seines Vaters aufzuklären. Ist der Bruder von Hamlets Vater Claudius, der nun Hamlets Mutter liebt und Dänemark als neuer König regiert, in den Tod seines Vaters verwickelt? Ophelia zerbricht an ihrer Einsamkeit in den kalten Mauern von Schloss Helsingör. Sie steigert sich in Wahnvorstellungen hinein und versinkt schließlich in den Fluten eines Flusses…

Die 25jährige Sopranistin Anne Becker verkörpert die beiden Charaktere der Julia und Ophelia in einer Person. Grandios haucht Anne Becker, die an der Folkwang Hochschule und an der Bochumer Ruhr-Universität Musik- und Theaterwissenschaften studierte und seit 2006 ihre Ausbildung an der »Stage School for professional artists« mit Schwerpunkt Gesang weiterführt, den beiden Shakespeare-Heldinnen gefühlvoll und stark das Liebes-Leben ein. Im ersten Akt schwelgt sie in den romantisch-klassischen Melodiebögen für die Rolle der Julia mit der Unterstützung des Komponisten Mario Stork am Klavier, Melanie Kreiter an der Flöte und Helmut Hühn an der Violine.

Aus den 11 Songs des ersten Teils bleibt insbesondere die Ballade des Titelthemas »Wo Liebe ist – das war schön« im Ohr. Im zweiten Akt schwenkt das Thema zu den düsteren Wahnvorstellungen Ophelias. Neben wenigen Gesangstiteln dominiert nun deutlich der gesprochene Dialog von Michael Walter, aber auch hier klingt der tragische Schlusssong »Das Leben ein Fluss« auch noch nach der Vorstellung im Gedächtnis weiter. Becker versteht es, durch ihre Schauspiel-Ausbildung der thematisch anspruchsvolleren Rolle der Ophelia ebenfalls die nötige Tiefe und Eindringlichkeit zu vermitteln.

Vom Bekanntheitsgrad liegt »Hamlet« beim Publikum sicherlich weit hinter dem Shakespeare-Hit »Romeo und Julia«, und es ist eine Herausforderung für nur eine Person, die komplexe Handlung mit all ihren Ränken und Intrigen am Hofe von Dänemark allgemeinverständlich herüberzubringen. Aber auch diese Klippen umschifft Anne Becker mit spielerischer Leichtigkeit. Nicht zuletzt trägt auch der Spielort in der fast intimen, kleinen Bleckkirche zum stimmungsvollen Gesamteindruck bei, wenn Julia vor dem Altar aus dem Giftkelch trinkt oder Ophelia in blau-grünen Tüchern im Fluss ihr Schicksal findet. Die Idee, beide Frauen zu ihren Spiegelbildern sprechen zu lassen, verstärkt den Eindruck der Reflexion und schafft gleichzeitig imaginäre Gesprächspartner, die es Anne Becker erlauben, mit anderen Personen in einen Dialog zu treten.

Nach drei erfolgreichen Aufführungen im Juni sollte dieses Kammermusical nicht in der Versenkung verschwinden. Über neue Termine informiert Sie der Künstler auf seiner Homepage http://www.mariostork.de

© by Stephan Drewianka; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Fachzeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe 05/08, Herbst 2008

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