Musical-Show 230 Volt © Stephan Drewianka
Musical-Show 230 Volt © Stephan Drewianka
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„230 Volt – Garantiert (Ver)Wechselspannung“ Premiere im Theater an der Niebuhrg in Oberhausen

Musical Switch: Körpertausch durch Starkstromschlag

Fußballfan Tom Kowalski (Markus Psotta) zieht mit seiner hochschwangeren Frau Jenny (Patricia Psotta) in ein „Ehrenwertes Haus“ („Ich war noch niemals in New York“), in dem „Ordnung“ (Original „Downtown“ aus „Der kleine Horrorladen“) herrscht. Doch die Bewohner stellen sich als skurril heraus: Da lebt die Prostituierte Eva Gina (Kira Maxein), die „Männer“ („Die 3 Musketiere“) empfängt, Tür an Tür mit Versicherungsvertreter Herrn (Roland) Kaiser (Alexander Janacek) und dem „Sweet Transvestite“ („Rocky Horror Picture Show“) Simon Chérie (Alexander Palm als köstlicher Conchita Wurst Aufschnitt). Auch die Hauseigentümerin und Psychologin Dörte Gestenmeyer-Hagenbeck (Nadine Esser) ist nicht ganz „Klar“ (Jan Delay) im Kopf und zieht sich mit ihren singenden Hanfpflanzen gerne mal eine Tüte rein („Wir kiffen“, Stefan Raab). Während Jenny sich auf das Baby freut („Auf diesen Tag hab ich gewartet“ – „Tarzan“), will Tom nach einem Stromausfall, der die WM-Übertragung im Fernsehen gefährdet, am Sicherungskasten den Strom wiederherstellen und erzeugt einen „Flash“ (Queen), der die vier übrigen Bewohner die Körper tauschen lässt, da sie gerade mit Elektrogeräten hantieren. Herr Kaiser wird zu Simon Chérie, der jetzt Eva Gina wird, während diese den Körper von Dörte Gerstenmeyer-Hagenbeck übernimmt, die zu Herrn Kaiser wechselt. Klingt kompliziert, ist es auch…

Als Tom sein Missgeschick bemerkt, erinnert er sich an den Film „Zurück in die Zukunft“ und will ihnen per Blitz und Stromkabel „230 Volt in Sekunden“ („American Idiot“) durch die Körper jagen, um den Körpertausch rückgängig zu machen. Doch just beim „Stromschlag“ („Headlong“, Queen), hängen auch noch seine Frau und er am Kabel und das ist „Ein Rock´n´Roll zu viel“ („Starlight Express“). Jetzt ist Herr Kaiser in Toms Körper, der sich in Jennys schwangerer Hülle befindet, die als Eva Gina ihr Baby vermisst. Eva steckt in Herrn Kaisers Kleidern und Dörte und Simon switchen in den jeweils anderen und alle sind sich einig „Nein es reicht („It´s my life“, Bon Jovi) und Tom (also Herr Kaiser) fragt sich „Wie kann es möglich sein“ („Mozart“). Um in ihre alten Körper zu kommen, muss „Der Weg“ („Chasing Cars, Snow Patrol) zurückgenommen werden: jeder nimmt das Elektrogerät vom ersten Stromschlag in die Hand und Tom löst noch einmal am Sicherungskasten einen „Flash“ aus. „Was uns hier heut geschah“ („River Deep Mountain High“, Tina Turner) lassen alle zurück in ihren eigenen Körpern Revue passieren, denn „Es zählt nur das jetzt“ („Rent“).

Musikalische Komödie mit Identitätswechseln

Identitätswechsel sind in Film und Fernsehen ein beliebtes Komödienthema. Markus Psotta entwickelte aus dieser Idee des gesamten 230 Volt-Kreativteams (Kira Maxein, Nadine und Thomas Esser, Patricia Psotta) die Rahmenhandlung für einen amüsanten Musical- und Rock-Abend mit 20 passenden Songs. Alle sechs Rollen haben so unverwechselbare Charakterzüge, dass die inneren Figuren in ihren neuen, äußeren Hüllen immer gut erkennbar bleiben – sei es durch Gestik und Mimik oder durch sprachliche Besonderheiten, wie schwäbischem Dialekt. Die hohe Schauspielkunst aller Mitwirkenden besteht natürlich darin, die neue Rolle wirklich überzeugend zu übernehmen und das klappte bei den drei ausverkauften Vorstellungen im Theater an der Niebuhrg vom 24. bis 26. Oktober ausgezeichnet. Ob schwules Händchen, proletenhaftes Gehabe, erotisches Flair, ökologischer Naturalismus, schwangerschaftliche Gefühlsregungen oder antiseptische Genauigkeit – alles wurde perfekt mit jedem neuen Stromschlag auf den nächsten Darsteller übertragen, was beim Publikum kein Auge trocken ließ. Die „EventStage Veranstaltungstechnik & Showproduktionen“ (Thomas Esser mit Christoph Bayer, Kristian Weber-Friske, Dennis Borecki) sorgte mit gelungenen, instrumentalen Halbplayback-Einspielungen für einen satten Sound und ein atmosphärisches Licht.

Erneut ein gelungener Angriff auf das Zwerchfell

Nach den drei Teilen der „Reflection“-Musicalgalas und „Ladylike“ ist dem Team mit 230 Volt erneut ein gelungener Rundumschlag auf das Zwerchfell gelungen, nach dem man im Jahr 2015 im Spielplan der Niebuhrg erneut Ausschau halten sollte. Und wer dieses Stück bereits kennt, dürfte sich über den musikalischen Junggesellenabschied „Brautalarm“ am 14. und 15. März 2015 in der Kleinstädter Bühne Sterkrade (Lito-Palast) freuen.

Text und Fotos: Stephan Drewianka; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical-Fachzeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe 73, 6/14 November 2014-Januar 2015