Musical Atlantis © Stephan Drewianka
Musical Atlantis © Stephan Drewianka
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Musical Atlantis am Stadttheater Ratingen

Poseidons Inferno oder wie Atlantis im Meer versinkt

Die Creative Arts Group e.V. (CAG) wurde vom engagierten Hobbymusiker Timo White 2007 als Amateur-Musicalverein im Großraum Düsseldorf gegründet und führte bereits fünf Musicals auf. Nach „Greater Than Gold“ (2008), „Joseph And the Amazing Technicolor Dreamcoat“ (2009), „Evita“ (2011), „Jesus Christ Superstar“ (2012) und „Jekyll & Hyde“ (2013) schmiedeten die rund 100 Vereinsmitglieder Pläne zur Umsetzung des dänischen Musicals Atlantis von Peter Spies (Musik), Thomas Høg und Sune Svanekier (Text), das von 1993 bis 2005 recht erfolgreich in Dänemark spielte und nach einem Abstecher über Polen (2003) auch nach Deutschland kam (deutsche Erstaufführung mit den Texten von Daniel Call 2008 am Gymnasium Laurentianum in Warendorf und 2012 an der Musikschule Langenfeld). 

Atlantis als kulturell hochentwickelte Insel wurde vor 2400 Jahren vom griechischen Philosophen Platon als idealer Staat beschrieben, der durch den Hochmut und die Gier seiner Herrscher nach Reichtum und Macht die Götter erzürnte, bis Poseidon die Stadt im Meer versenkte. Der Mythos Atlantis wurde im dänischen Musical neu erzählt. 

Handlung des Musicals Atlantis

Nach einer Prophezeiung ist Atlantis dem Untergang geweiht, sollte König Atlas keine männlichen Nachkommen bekommen. Seine Tochter Adalena weigert sich, den vom Vater bestimmten Prinzen zu heiraten und flieht aus dem Palast. Bevor sie von Soldaten vergewaltigt wird, rettet der Halbwaise Silvan die Prinzessin und beide verlieben sich. Adalena gesteht Miranda, dass sie sich verliebt hat, doch da Miranda als Geliebte des Königs schlechte Erfahrungen mit der Liebe gemacht hat, rät sie ihr ab, sich mit Silvan einzulassen. Der erfolgreiche Heerführer Jabbadoor, der nicht mehr Poseidon, sondern Belzebub anbetet und der Liebe abgeschworen hat, will sich als Thronfolger anbieten, aber Atlas lehnt ab. Jabbadoor plant die Ermordung des Königs und als sein Diener Zan-Zan vom Liebeskummer Silvans erfährt und Silvan wegen eines Kusses mit Adalena eingesperrt wird, befreien Jabbadoor und Zan-Zan Silvan und überreden ihn, König Atlas zu töten. Als Silvan dazu nicht fähig ist, tötet Jabbadoor den König und beschuldigt Silvan, der in die Berge flieht. Jabbadoor überzeugt das Volk, ihn als Kriegsheld zum König zu krönen und führt Belzebub als einigen Gott ein. Miranda versucht die Gunst Jabbadoors zu erlangen, der jedoch von Adalenas Schönheit gefangen ist, die sich ihm hingibt. Damit hat Jabbadoor seinen Schwur gegenüber Belzebub gebrochen und auch Adalena glaubt nicht wirklich, dass Silvan ihren Vater ermordet hat. Sie schleicht sich zu der im Kerker eingesperrten und gefolterten Mutter Silvans, Salene, die ihr den wahren Mörder König Atlas nennt, bevor sie stirbt. Die eifersüchtige Miranda überzeugt Adalena davon, Silvan sei gestorben und da Adalena bereits schwanger ist, willigt sie in die Heirat mit Jabbadoor ein. Silvan kommt direkt vor der Zeremonie zurück und es kommt zu einem tödlichen Duell mit Jabbadoor, das Adalena mit der Drohung unterbricht, ihr ungeborenes Kind in ihrem Leib mit einem Doch zu töten. Jabbadoor lässt die Liebenden ziehen, doch schwört auf Rache und will sie verfolgen. Doch dann schlägt die Wut Poseidons über Atlantis und dem Volk des falschen Gottes gnadenlos zu…

Die 43 Szenen des Musicals, das mit 50 definierten Rollen eine echte Herausforderung für die Laiendarsteller des Musicalvereins darstellte, wurde in einer acht-monatigen Probephase auf die Beine gestellt, bevor sich am 09. Mai 2014 zum ersten Mal für insgesamt nur vier Aufführungen der Vorhang im Stadttheater Ratingen für Priester und Sirenen heben konnte. Dabei konnte die Creative Arts Group unter der künstlerischen Leitung von Annette Florin und Dieter Kiesewetter nicht nur auf ihr großes Ensemble aus Schauspielern, Sängern und Tänzern zurückgreifen, sondern auch mit ihrem imposanten, 30 köpfigem Live-Orchester unter musikalischer Leitung von Timo White auftrumpfen. Da das Musical ursprünglich nur für großes Schlagwerk und Stimmen komponiert wurde, schrieben drei Studenten aus Dortmund (Lennart Woltering, Stefan Kutscher und Philipp Recklies) „Atlantis“ im Rahmen ihrer Diplomarbeit für großes Orchester um. Und das Ergebnis konnte sich hören lassen, was selbstverständlich ebenfalls an den jungen Darstellern lag. 

Darsteller des Musicals Atlantis

Dieter Kiesewetter (ausgebildeter Schauspieler und Theaterpädagoge in Koblenz) spielte den dunklen Bösewicht Jabbadoor, Thomas Heyl (Sozialarbeiter, Erzieher und Tänzer beim TV Gronau) seinen liebenswerten Gegenpart Silvan. Beide Hauptdarsteller sammelten in den letzten beiden Musicals der CAG erste Erfahrungen in kleineren Rollen. Hanna Krikcziokat (Doktorandin der physikalischen Chemie) stand als hübsche Adalena zwischen den beiden rivalisierenden Männern. Obwohl es ihre erste Rolle auf der Bühne war, überzeugte die junge Darstellerin mit ihrer natürlichen Anmut. Im Gesangsduett mit Doria Joch (Grundschullehrerin) als rachsüchtige Miranda kam echtes Gänsehautfeeling auf, zusammen mit Monika Owart (Architektin) als gefolterte Mutter Silvans (Salene) gab es einen gelungenen „Streit der Frauen“. Alexander Rösner (Realschullehrer) ließ als Priester Koptos bei „Hoch Atlantis“ aufhorchen. André Bickel (im realen Leben „singender“ Eismann) gab schauspielerisch einen amüsanten Diener Zan-Zan, der einige Lacher verbuchen konnte. Bernd Appolt schließlich regierte als Atlas den zum Untergang verurteilten Inselstaat. 

Regisseurin Mira Deuster, die in der CAG Aufführung von „Evita“ noch selbst auf der Bühne stand, führte die Darsteller sicher durch die Handlung des Liebesdramas, Catherine Roth ließ das Ensemble in ihrer Choreografie über die Bühne von Monika Owart, Klemens Werner, Holger Meckenstock und Peter Schulz-Owart tanzen. Zum stimmigen Bühnenbild steuerten Thomas Heyl und Dorina Joch in Zusammenarbeit mit dem Kostümfundus der Deutschen Oper am Rhein Requisiten und Kostüme bei, Haare (Manon Lamer) und Maske (Lars Giesen) strahlten griechische Eleganz aus. 

Es soll nicht verschwiegen werden, dass sich neben den imposanten Klängen aus dem Orchestergraben die ein oder andere schräge Note mischte, vielleicht einmal eine Geste auf der Bühne schauspielerisch etwas übertrieben oder hölzern wirkte und auch ein Gesangspart knapp am perfekten Ton vorbeischoss. Trotzdem bot „Atlantis“, gerade weil es in Deutschland ein nahezu unbekanntes Musical ist, eine willkommene und spannende Abwechslung vom Einheitsbrei der Stadttheater und dem ewigen Rotationsbetrieb der „großen“ Musicalproduktionen in Deutschland. Als reines Amateur-Musical, das eben „nur“ in der Freizeit neben alltäglichen Jobs entstand, stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Zuschauer wurden obendrein gut unterhalten. Zudem gingen alle Einnahmenüberschüsse des gemeinnützigen CAG-Vereins in diesem Jahr an den Düsseldorfer „gutenachtbus“ von vision:teilen, der als mobiles Ess- und Sprechzimmer Obdachlosen und Armen nachts auf der Straße hilft.

Nach erfolgreicher Spielzeit des Musicals Atlantis präsentiert die Creative Arts Group e.V. als nächstes Musicalprojekt Die 3 Musketiere.

© Text und Fotos: Stephan Drewianka, Musical-World.de; dieser Bericht erschien ebenfalls in der Blickpunkt Musical Ausgabe 71, Nr. 04/14, Juli-September 2014

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